Lena
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Bin da grade über einen interessanten Artikel gestolpert (kann allerdings nicht beurteilen, wie fundiert das ist): Zähne putzen, Ohren waschen Körperpflege war im Mittelalter kein Fremdwort - Serie: Teil 6 Körperpflege war im Mittelalter keine unbekannte Tätigkeit. In jeder Stadt gab es öffentliche Wasser- und Heißluftbäder, in denen man ein Bad nehmen konnte. So standen im Spätmittelalter den Lübeckern 16 Bäder zur Verfügung. Badestuben gab es auch in den Dörfern, und manches Kloster hatte eine, oder wenigstens einen Raum, in dem ein Badezuber aufgestellt werden konnte. Wie die zeitgenössischen Quellen belegen, waren die Badegänge bei der Bevölkerung sehr beliebt. Ob Mann, ob Frau oder Kind, alle haben gern gebadet. Nach dem Bad konnte die Gelegenheit einer weiteren Körperpflege wahrgenommen werden. In einer gemütlichen Atmosphäre wurde man rasiert, die Haare wurden gewaschen, gekämmt und nach Bedarf geschnitten, die Nägel gepflegt. Sehr oft zeigen die Bilder Personen beiderlei Geschlechts in einem Badebottich, die vom Bader und seinen Badmägden bewirtet werden, zusammen speisen und sich unterhalten, Musik hören oder scherzen. In privaten Bädern wurden die Gäste vom Hausherrn in einer Badewanne sitzend empfangen. Sie wurden, nachdem sie in die Wanne gestiegen sind, sogar von dem Gastgeber und seiner Gemahlin als Geste der Gastfreundschaft selbst bedient. Neben der hygienischen und gesellschaftlichen Rolle hatten die Badestuben im Mittelalter auch medizinischen Service anzubieten. Die Bader übten wund-ärztliche Tätigkeiten aus, sie ließen zur Ader und behandelten kranke Zähne. Nicht umsonst wurden die Barbiere auch Zahnknacker genannt. Ein Teil der Körperpflege ist die Mundhygiene gewesen. Schon seit der Antike bemühte man sich um saubere Zähne und bekämpfte den Mundgeruch. Bereits die Griechen wußten allmorgendlich nach dem Aufstehen ihre Zähne mittels eines rauhen Leintuches zu reinigen. Die Römer bestreuten die Stoffläppchen mit fein pulverisiertem Bimsstein und mit Marmorstaub, um die Zähne zum Glänzen zu bringen. Gegen den Mundgeruch kauten sie aromatische Kräuter oder Hölzchen. Zum Entfernen der Speisereste benutzten sie Zahnstocher. Im Mittelalter war das Instrumentarium zur Zahnpflege und auch die Methode sehr einfach und hat sich seit der Antike nicht geändert. Mit Wein gespült Die Zähne wurden mit Lappen, vielleicht mit Zutaten von Salz, Alaun oder einem kreidigen Zahnpulver, geputzt, der Mund mit Wein gespült. Auf der Schwelle zur Neuzeit wurde das Instrumentarium durch das Erfinden einer Zahnbürste ergänzt, welche in späteren Jahrhunderten die Mundhygiene revolutionierte. Der hier vorgestellte Fund wurde 1953 in einem Brunnen in der Breiten Straße 64 gefunden. Es handelt sich um ein Hygienebesteck, das aus einer Zahnbürste, einem Zahnstocher und einem Ohrlöffel besteht. Die drei Teile wurden aus einem gleichen, weißen Knochenmaterial ausgesägt und mit einem Kupfer- oder Messingstift zu einem Set zusammengenietet. Die Enden der drei Instrumente sind im Bereich der Nietstelle mit gleichförmigen Kerben verziert. Eine weitere Verzierung aus sechs kleinen Kerben befindet sich auf der Oberfläche der Zahnbürste. Die 9,1 Zentimeter lange Bürste besteht aus einer 5 Millimeter starken Platte, welche in der Griffpartie leicht verengt ist. Die nicht erhaltenen Borsten waren in elf Löchern mit einem Kupfer- oder Messingdraht befestigt. Darauf weist die grüne Verfärbung hin. Der Zahnstocher ist mit 5,8 Zentimeter ein wenig kürzer. Er wurde aus einer Platte zu einem spitz zu laufendem Stab sorgfältig zugearbeitet. Der Ohrlöffel, dessen Vorbild sicherlich aus der Römerzeit stammt, ist mit 6,1 cm fast gleich lang, hat aber ein löffelförmiges Ende. Dieses im nordeuropäischen Fundmaterial einmalige Besteck ist wegen seiner Handlichkeit als "Reiseset" anzusprechen und wurde vermutlich in der Zeit um 1500 hergestellt. Mieczyslaw Grabowski M. A. Bereich Archäologie Am 19. Oktober 2000 hat die Bürgerschaft beschlossen, im Beichthaus des Burgklosters ein Archäologisches Museum einzurichten. Für die Sanierung des Gebäudes waren bereits vorher insgesamt 3,2 Millionen Mark bei der Possehlstiftung, bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und über Städtebauförderungsmittel eingeworben worden, so daß der städtische Haushalt nicht belastet werden muß. Das Archäologische Museum soll mit einer Sonderausstellung im Herbst 2002 eröffnet werden. Zur Einstimmung und Vorbereitung wird der Bereich Archäologie in der Stadtzeitung ausgesuchte Funde oder Fundgruppen vorstellen - und zwar jeweils in der letzten Ausgabe des Monats. Der erste Teil wurde Ende Mai veröffentlicht. Die Funde werden immer in Form einer kleinen Ausstellung im Foyer des Rathauses zu sehen sein. Diesmal ist der Fund vom 30. Oktober bis zum 25. November 2001 ausgestellt. ------------------ Quelle: Lübecker Stadtzeitung (http://stadtzeitung.luebeck.de/suche/artikel/id/12882; dort ist auch ein Foto des beschriebenen Reisesets zu sehen) Ausgabe vom 30. Oktober 2001