Keine Ringfunde in Haithabu?

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Hendrik1975

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Ich bin gerade ein wenig irritiert. Seit längerem recherchiere ich schon nach (Männer-)Schmuck aus Haithabu. Fibeln jeder Art gibt's haufenweise. Anhänger ebenfalls. Ketten - wird schon dünner. Hals- und Armreifen - auch sehr überschaubar. Ringe - null. Nada. Niente. Kann es wirklich sein, dass in ganz Haithabu bisher nicht ein einziger Ring gefunden wurde? In Gotland beispielsweise sind zahlreiche Stücke gefunden worden, ebenso in vielen anderen Wikingerzentren. Für die Schmuckherstellung gab's in Haithabu sogar ein eigenes Handwerkerviertel, und dennoch anscheinend keinen einzigen Fund? Auch keinen einzigen Ring, den mal irgendjemand verloren hat? Mußten etwa beim Besuch der Stadt auch fremde Händler ihre Ringe ablegen? Oder habe ich bisher irgendwas übersehen? Hat jemand von Euch da vielleicht Infos?
 
Hallo Hendrik 1975, gerade habe ich deinen Thrad gelesen, leider kann ich dir aus dem Stehgreif keinen Fund nennen. Müsste daztu meine umfangreiche Literatur durchsehen. Aber es ist auch noch nicht alles beschrieben was in Haithabu bzw. im Landesarchiv von Schleswig Holstein bzw. in Schloss Gottorf im Archiv liegt. Aber bevor ein an derer diesen Scherz absetzt, ich habe da in Haithbu mal einen Ring verloren - den müsste man eigentlich schon gefunden haben. Ich werde mal ernsthaft in miener Lektüre schauen, aber die Ringe aus Gotland und aus anderen Funden sind doch auch recht schön. Es ist doch nur allzu unnötig alles aus einem Fundort oder noch genauer aus einem Fundplatz tragen zu wollen, selten sind Gräber so umfangreich das wir die komplette Ausstattung in einem Grab finden und einen Toten will ich auch nicht darstellen. Natürlich soll das sich zu anderen Funden zu orientieren und zu öffnen nicht dazu führen alles wild miteinander zu mischen. Grüße sendet Olegsson
 
@Olegsson - Das 'Öffnen' sehe ich in einem derartig weit verzweigten Handelszentrum wie Haithabu recht entspannt. Die Gotland-Ringe sind sehr schön, sind gut belegt, die Handelsbeziehung ebenfalls. Von daher begehe ich - meiner Meinung nach - keinen großen Stilbruch, einen solchen Ring als Fremd-Element zu nutzen ;-) Ich war und bin halt nur sehr verwundert. Seit rund hundert Jahren werden dort hunderttausende Objekte gefunden, und jeder Furz und Feuerstein wird bis in alle Einzelheiten dokumentiert. Einzig und allein Ringe nicht? Selbst in "Der Metallschmuck von Haithabu" von Tobias Capelle - keine einzige Silbe. Entweder gab es bis in die Sechziger wirklich keinen Fund (fände ich unwahrscheinlich), oder niemand hat - im Gegensatz zu allen anderen Fundorte - darüber berichtet. Ebenso unwahrscheinlich. Selbst in der Neuauflage von "Spurensuche Haithabu" werden nur zwei Drahtringe gezeigt, die zur Befestigung / Aufhängung dienen. Falls Du was findest, sag bitte Bescheid :)
 
Interessehalber: Hast du Belege dafür, dass Fingerringe von Männern als Schmuck getragen wurden? Wenn ich mich recht entsinne, waren viele Ringe Teil von Hortfunden.
 
Weder Belege dafür noch dagegen. Oftmals lässt jedoch der Stil bzw. das Aussehen eines Schmuckstücks Rückschlüsse darauf zu, ob eher Männern oder Frauen zugehörig. Es gibt und gab immer schon Schmuck, der eher männliche oder auch weibliche Attribute trägt. Ist bei weitem kein Beleg und lässt auch viel Interpretationsspielraum, würde mir jedoch ausreichen.
 
Kleiner Nachtrag (hab vorhin nur fix zwischen Tür und Angel geschrieben): von der Antike bis zur Neuzeit haben sowohl Männlein als auch Weiblein Ringe getragen. In vielen Wikinger-Zentren wurden Ringe gefunden. Diese waren teilweise neu bzw. Rohlinge, teilweise mit deutlichen Tragespuren. Dies lässt auf aktive Verwendung schließen, weniger auf reine Beute aus Raubzügen oder als ausschließliche Handelsware. Was davon nun exakt Männern oder Frauen zuzuordnen ist, ist selbstverständlich reine Spekulation. Bestes Beispiel sind doch die zahlreichen Fibelfunde in den Gräbern. Bestimmte Fibeln wurden nur in vermeintlichen Frauengräbern gefunden. Allgemein akzeptierte Schlussfolgerung daraus - diese Fibeln wurden auch zu Lebzeiten von Frauen getragen. Aber auch das ist eigentlich nur eine Annahme, kein echter Beleg. Niemand weiß wirklich, ob es reine Grabbeigaben waren, oder ob sie auch im Alltag verwendet wurden ;-) Deswegen reicht mir persönlich ein belegter Fund mit ausreichenden maskulinen Attributen aus, um ihn in meiner Darstellung als meine eigene Interpretation der Vergangenheit zu nutzen.
 
Mal ganz dumm: ist bei den Ringfunden auch ein Innendurchmesser angegeben ? .... daraus würde sich die Frage männlich oder weiblich auch ableiten lassen ... ausser alle Frauen haben die Ringe am Daumen getragen ;-)
 
Ich frage nur, weil mir keine Ringfunde aus männlichen Gräbern bekannt sind.
 
@askalon bei denen aus Birka teilweise ja. Wenn ich es recht im Kopf habe, schwankt das zwischen 18-23 mm. Also durchaus gängige Größen, die je nach Finger bei beiden Geschlechtern passen könnten. Ich such nachher daheim mal die Funde mit Größenangabe raus.
 
Hmm, kennt Ihr das auch? War gerade auf historiska.se unterwegs um die Ringe zu vergleichen. Parallel dazu Birka I offen gehabt, um die Beschreibungen zu lesen. Dort dann auch den Querverweisen gefolgt. Darüber dann in Birka III festgelesen und nach fast drei Stunden festgestellt, dass man über der spannenden Lektüre völlig die eigentliche Recherche vergessen hat :D
 
Hallo Hendrik, ja das verztteln und finden weiterer spannender Beschreibungen, geht mit sowohl im Internet als auch bei meinen Büchern so. Und wie schnell ist wieder nichts geschaft aber der Tag ist um. Eben auch wegen der Sache mit den Ringen, habe nun eine Großteil meiner Haithabubücher duch " Archäoogische Fundberichte und Offa Ausgaben. Bisher konte ich nur die Perldarhtringe und Ringe für die Fibeln finden, sowie Ringe für Zaumzeuge aus Eisen, SChmuck Fingerrichge wurden in diesen Büchern nicht beschrieben oder ich habe sie überblättert. Aber ggf. liegen Ringe im Archiv in Haithabu bzw. im Landesarchiv Schleswig Holsteins in Schloss Gottoarf oder in Kiel und warten darauf das Geld für die Aufarbeitung und Publikation frei wird. Ich kenne eine Fundstelle in NRW da wartet man schon seit etwa 1970 Jahren auf das benötigte Zeit und das Geld, für die Funde aus ca. 800 - 1000 Gräbern aus dem Frühmittelalter bereit gestellt wird. Erst hatte der leitende Ausgräber das Recht auf Auswertung und Publikaton und er konnte dies nicht leisten, und bisher ist kaum etwas ist aufgearbeitet und Publiziert. Geschätzte Kosten für die Archäologische Aufarbeitung laut einer Landesarchäologin in 2016, 250000,00 € nur für diese Funde. Nun da wundert es nicht das diese Funde im Archiv verrotten, auch dies kommt immer wieder vor wenn das Geld für eine sachgerechte Lagerung fehlt. Erzählt bekommen und selbst einmal gesehen. Oder wie es mit Keramik schon passiert ist - so wurde es mir mündlich mitgeteilt z.B.: ein Fund von ca.:1500 Bartmannkrügen, wurde wegen fehlender Gelder für Aufarbeitung und Lagerung und bereits vorhandenem Fundgut mit einem Bagger pulverisiert. Anstelle das Gesetz für solche Außnahmen zu lockern und diese Krüge zur Finanzierung von Schulen, Kindergärten oder Schlicht zur erhaltung des Museeums an interessierte Personen zu veräußern - somit legt man auch den llegalen Handel mit Raubkeramik lahm. Aber nein es wird einfach mal vernichtet was zu viel ist. Auf einer Baustelle in 2005 südliches NRW bei der ich selbst beteiligt war, sagten die Archäologen das unser Bagger bitte schön über die restlichen minderwertigen Römischen Funde und Gräberrste fahren möge, dies wurde dann betrachtet bis alles gemust war. Doch das ist eine andere Geschichte. Grüße senet Olegsson :wiki4
 
In den "Eisenfunden von Haithabu" habe ich inzwischen ein (!) Fragment eines Rings gefunden, treffenderweise aus Eisen ;-) Ist etwas ungewöhnlich und schon irgendwie besonders, weil alle anderen Ringe der anderen Fundorte aus Gold, Silber, oder Bronze waren (zumindest was ich bisher gesehen habe). Ich schreibe einfach mal das Museum direkt an, vielleicht haben die ja noch was im stillen Kämmerlein, was bisher nur noch nicht veröffentlicht wurde.
 

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