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Diesen Thread möchte ich Personen und Ereignissen der Kirchenhistorie widmen, und Euch mit einigen Kuriositäten bekannt machen. Beginnen möchte ich mit Sixtus V, bekannt auch als der Papst, „der die Bibel umschrieb“ : Papst Sixtus V (1585-1590) war vor seiner Wahl ein Franziskaner-Kardinal mit dem wohlklingenden Namen Felice Peretti di Montalto geboren im Jahre des Herren 1521. Sein Erscheinen während der Treffen des Kardinalskollegiums unter seinem Vorgänger Gregor XIII (1572-1585), war spektakulär und eindrucksvoll, nämlich deswegen,weil er nichts tat. Nichts, außer gramgebeugt und scheinbar dem Tode nahe, hustend und keuchend den Versammlungen beizuwohnen und gutmütig und friedliebend alle Beschlüsse abzunicken. Alle Welt war vom nahen Ende dieses „traurigen“ Kardinals überzeugt, und jeder im Kardinalskollegium erwartete jeden Augenblick die Todesnachricht. Dann starb aber plötzlich jemand anderes, nämlich im Jahre 1585 Papst Gregor XIII Höchstselbst. Zum Konklave erschien auch Kardinal Montalto, wie immer mit traurigem, trübem Blick, sich auf Krücken mühevoll in das Konklave schleppend, mit flüsternder Stimme und der Rücken krumm und gebeugt. Und da war er, in den Augen der anderen 42 stimmberechtigten Kardinäle, der „neue“ und ideale Papstnachfolger. Ideal, so dachten sie alle, ihn zu wählen, und dann als Marionette zu gebrauchen. Montalto wurde also gewählt, und noch in derselben Sekunden mussten die Kardinäle ihren Irrtum erkennen, als der neue Papst Sixtus V sich reckte und streckte, und mit den Worten „ jetzt bin ich Caesar“ die Krücken fortschleuderte und mit donnernder Stimme das „Te deum“ anstimmte, wie sein Biograph Leti schrieb. Sixtus V ging während seiner Regierungszeit durch einige Ereignisse in die Geschichte des Heiligen Stuhls ein: Er ließ die Kuppel des Petersdoms bauen, baute die Vatikanische Bibliothek und ließ den Obelisken im Zentrum des Petersplatzes durch hunderte von Arbeitern in einer Präzisionsarbeit aufstellen. Er war so aktiv, dass ihm seine Zeitgenossen den Spitznamen „der geweihte Wirbelwind“ gaben. Aber was hatte es mit der Bibel auf sich ? Sixtus war ein Papst der seine Autorität auch auf das geschriebene Wort ausdehnte und zensierte und änderte wo er nur konnte und auch wollte. Wer als Autor nicht parierte, fand seine Werke schneller auf dem Index wieder als er dachte, und somit hielten sich alle Autoren auch mit ihren Äußerungen und Schriften sehr bedeckt. Die Bibel,(Vulgata) ursprünglich im 4. Jhd. durch Hieronymus ins aus dem griechischen ins Lateinische übersetzt, ist durch das unzählige Abschreiben und Kopieren im MA fehlerhaft geworden. Durch Luthers Bibelübersetzung in die Deutsche Sprache hatten die Reformierten eine verlässliche Bibelausgabe, die Katholische Kirche nicht. Aber nach dem Tridentinischem Konzil war die Bibel maßgeblich für die kathol. Theologie und das Konzil gab eine korrigierte Neuauflage in Auftrag. Nur keiner der nachfolgenden Päpste konnte sich dafür erwärmen, bis auf Sixtus. 1588 wurde Sixtus die Neufassung durch den Vorsitzenden der Bibel-Kommission, Kardinal Carafa, vorgelegt. Mit beeindruckendem Ergebnis : Carafa wurde von Sixtus aus dem Raum geworfen, mit den Worten er könne es wesentlich besser machen als Carafa, und das würde er ihm auch sofort beweisen. Danach gab Sixtus als erstes eine Bulle heraus, in dem er sich zur einzigen Person erklärte, der über die Echtheit der Bibeltexte entscheiden dürfe. Sixtus übersetzte jetzt Tag und Nacht nach Lust und Laune, ergänzte wo es ihm richtig erschien, ließ ebenso ganze Passagen weg und änderte auch Titel von Psalmen. Somit waren gemäß seiner Bulle, nach Fertigstellung seines ersten Opus im Jahre 1590 sämtliche „alten“ Bibelausgaben ungültig. Bei der Durchsicht des ersten Exemplars entdeckte Sixtus aber eine Unmenge von Druckfehlern, weil die Drucker mit dem „Wirbelwind“ nicht mithalten konnten. Also wieder machte er sich an die Arbeit und „verschlimmbesserte“ noch ein wenig mehr. Mit der Bulle „ Aeternus Ille“ wurden jetzt auch die Drucker rigoros und unter Strafandrohung angewiesen, die Bibel nur original des Päpstlichen Wortlautes zu drucken, um eine einheitliche Ausgabe zu schaffen. Die Kardinäle waren geschockt als sie die ersten Exemplare in den Händen hielten. Aber der Herr schien wohl ein Einsehen mit seiner Kirche zu haben und Sixtus starb kurze Zeit später. Seine Nachfolger , insbesondere Gregor XIV (1590-1591) hatte nun die Aufgabe Schadensbegrenzung zu betreiben.Und das geschah in einer außergewöhnlichen Form, indem er sämtliche ausgelieferten Exemplare zurückkaufen ließ, um diese dann zu vernichten. Gleichzeitig wurde eine neue, revidierte Fassung gedruckt. Das Dilemma war nur: Nach Sixtus Bulle war quasi seine Bibel „unfehlbar“. Man dachte sich nun schnell eine kleine Täuschung aus, indem man im Vorwort schrieb, es sei zwar die Sixtus-Bibel, aber Sixtus selbst hätte aufgrund der vielen Druckfehler durch die „Eile“ der Drucker die Neuauflage befohlen. Und diese Neuauflage wurde somit 1592 durch Clemenz VIII (1592-1605) als durch Papst Sixtus V „selbst legitimierte“ Bibelausgabe in den Handel gebracht. Ein "frommer Betrug " also. Quellen: J.Wittig: "Das Papsttum" , 1913, Hansa Verlag; A.Wucher: "Die Päpste", 1991, Herder Spektrum; P. de Rosa: " Gottes erste Diener" 1988, Knauer Verlag