Kleeblattfibeln

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Torben

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HInweis: Das pdf enthält die angesprochenen Grafiken, Grabüläne, alle Bilder aus SHM, die legalen Download-Artikel und einen Absatz über "Frontal geöffnete Schürzenkleider". Bei meiner „Birka-Recherche“ bin ich nun beim Thema „Kleeblattfibeln“ (KbF bzw. KbFbn) angelangt. In diesem Fall sind Dank „Archäologie der Aneignung. Zum Umgang mit Dingen aus kulturfremden Kontexten“ von Stefan Schreiber (Forum Kritische Archäologie 2 (2013)) schon alle Fragen zu diesem Thema beantwortet. Wie gewohnt habe ich dennoch alle relevanten Informationen für mich und andere Darsteller/Reenactor/Interessierte zusammengefasst.#_edn1 Mir geht es wie immer, welche groben Schnitzer kann ich/man in der Präsentation eines mehr wie 1.000 Jahren alten Schmuckes vermeiden, welche Fragen sind ungeklärkt oder gar Mythos. War es ein exklusiver Frauenschmuck?[ii] Kann ich es als derglasperlenmacher verantworten[iii] ein OK, zu geben, wenn jemand zwischen paarig getragenen KbFn aus Zinn/Blei eine Glasperlenkette von mir trägt und denkt das ist historisch korrekt?[iv] Mir stellt sich dann der die Frage was der persönliche Anspruch ist. Für einen Markt, Museum oder ein Nordländer? Ggf. aus dem Großen Heer?!?!Dies bitte im Bezug darauf, wie die Person dann mit dem interessiertem Publikum umgeht. Zu unterscheiden sind die KbFn nach den Kunststilen der Pflanzen- und Skandinavischen Ornamentik. Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um Produkte skandinavischen Ursprungs. Die erste Gruppe ist importiert, die zweite Gruppe ist die skandinavische Eigenproduktion, vom Schwertgurt zur Frauentracht (s.o., S. Schreiber, 2013).Wie dieses „Kulturfremde Ding…“ seinen Einzug in die skandinavischer Tracht fand, ist nicht mein Thema, es zählt zu den:
 

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  • Kleeblattfibeln.pdf
    691,3 KB
Fakten S. Schreiber unterscheidet zwischen „karolingisch“ und „wikingisch“. Diese Begriffe wurden in seiner Arbeit als „raum-zeitlicher Begriff verwendet“ - für karolingisch bezieht er sich „räumlich…vor allem auf das heutige Frankreich und Deutschland“. Zeitlich meint „karolingisch“ das Frühmittelalter vom Ende der Merowingerzeit (Mitte des 8. Jh. N. Chr.) bis zum Beginn der Ottonenzeit (ca. 900 n. Chr.). … Entsprechend wird auch „Wikingerzeit“ als raum-zeitlicher Begriff verwendet. Hier sind Skandinavien und Teile Groß Britanniens in der Zeit von Mitte des 8. Jh. n. Chr. b. 1066 n. Chr. bezeichnet.“ (S. 86). Im skandinavischem Raum (Alt-Dänemark (was Teile des heutigen Schleswig-Holsteins umfasst), Schweden, Norwegen) finden sich nur acht karolingische KbFn mit pflanzlicher Ornamentik, bis auf ein Exemplar aus Husbey (Trondelag, N T 8256) handelt es sich um Hort- oder Depotfunde. Diese ursprünglichen Gürtelbeschläge sind nach S. Schreiber nur an neun weiteren Orten zu finden, dies in Italien, Tschechien, Slowakei, Deutschland, Kroatien, Ungarn und der Ukraine. Insgesamt finden 133 KbFn in skandinavischen Gräbern. 90 davon mit anderen Fibeln vergesellschaftet. S. Schreiber gibt dazu folgende Übersicht: Es zeigt sich, das:
  • kleine KbFn nur einmal alleine, dreimal vergesellschaftet mit anderen Fibeln gefunden wurden
34 KbFn wurden einzeln gefunden 6 KbFn wurden vergesellschaftet mit einzelnen kleinen Drittfibeln gefunden 90 KbFn waren mit Ovalspangen vergesellschaftet. Nur bei 26 Bestattungen fanden sich hierbei weitere (Viert-) Spangen.#_edn1 Nur in einem Fall wurden zwei KbFn paarig als Ersatz der OVSn angetroffen. Achtung: dies ruft nicht dazu auf, das jede Wikinger-Darsteller/in sich darauf berufen kann, es hätte, könnte und wäre denkbar und ebenso wie die „Kettensäge von Haithabu“, Denn, „die waren ja nicht Dumm..“… Der Fakt ist: der Fund stammt aus Lettland. Das hat mit Wikingern nicht wirklich was zu tun. Meine Meinung: Das Argument „zugezogen“, „gehandelt“ und andere seit Geburt des Hobbys geltende Ideen und Mythen haben nichts mit Grabfunden zu tun. Und ok, Grabfunde nichts mit dem wirklich damaligen Leben. Die Summe der Funde gibt nur die damaligen Modetrends, wohl auch der Ethnizitäten wieder. Heute ist die Welt vernetzt, wesentlich größer als der „Einzugsbereich“ eines Skandinavier/s/in des 8. & 9. Jh. Die Materialen und Möglichkeiten sind vielfältiger. Es gibt das digital geschriebene Wort. Der Ideenaustausch und die Akzeptanz anderer Ideen ist m.E. nicht mit der Welt von vor 1.000 Jahren zu vergleichen. (zurück) Zur Freude der Männer: bei sechs Bestattungen wurde entweder durch das Inventar, bei einer Bestattung hiervon sogar ein anthropologisch als männlich bestimmtes Individuum nachgewiesen. Hier fanden sich die KbFn im Bereich der rechten Schulter. Dies ist identisch mit der Verwendung der Ringspangen in Männergräbern von Birka und auf Gotland. Hier es an der Zeit, zwei für Darsteller im allgemeinen Fundorte zur weiteren Diskussion heran zu ziehen. Haithabu U. Arents und S. Eisenschmidt haben14 KbFn in „Die Gräberfunde von Haithabu“ (2010) vorgestellt. Zur Trageweise, die in sechs Fällen nachweisbar war, dient folgendes Schaubild, nur die Bestattungen 80 und 108 gelten aus einwandfrei weiblich, Bestattung 97 ist „nicht gesichert“. Da an anderen Orten durchaus Männer mit KbFn bestattet wurden, ist dies in 5 (oder 6) Fällen auch für Haithabu vorstellbar (Anm.: nicht verbindlich). Gesichert für die weibliche Tracht ist somit die Trageweise mittig der OVSn im Brustbereich. (Die relevanten Tafeln aller Bestattungen befinden sich im Anhang. Quelle hierzu war die Dissertation U. Arents, Die Gräberfunde von Hatihabu, 1992, Mirco-Fiche). Die KbFn aus den Gräbern 25, 80 und 112 sind Ausnahmsweise nicht aus Bronze sondern aus Zinn oder eine Blei-Zinn-Legierung gegossen. (!) Anm.: Die Typen/Gruppen erfolgen nach J. Petersen „Vikingtidens smykker“ (1928). Der nur in Norwegisch zur Verfügung stehende Text mit Tafeln/Typen/Abb. ist im Anhang beigefügt. Birka Nach Birgitta (Kleeblattfibeln, Birka II:1, 1984) waren in Birka 20 Exemplare vertreten. B. Hårdh hat die KbFn in 7 Gruppen, nach Petersen, nach Verzierungen gegliedert:
  • Spiralornamenten (JP 88, JP 90 u.a.; Bj 465, 466, 517, 605A, 642, 843A, 968, 1062)
  • Fibeln mit reinem Flechtbandschmuck (Bj 738, 860 A, SHM ohne Inv. Nr.)
  • Fibeln mit U-förmigem Schmuck in der Mitte der Zipfel (JP 92, 94; Bj 468, 631, 841)
  • Fibeln mit U-förmigem Schmuck mit Furchen- und Punktkreisverzierung (Bj 55)
  • Fibel mit Furchen- und Punktkreisverzierung (Bj 559)
  • Fibeln mit Tierornamenten (JP 97, 98, 115; Bj 480, 839, 882, 954, 1159, SHM 463:9c, SHM 5208:68)
  • Silberfibel mit Filigranschmuck (Bj 507).
Sie schrieb:
  • das Mittelstück der Fibel ist in den allermeisten Fällen deutlich von den breit U-förmigen Zipfeln abgegrenzt (Ausnahmen wenigstens Bj 507, 559), es ist oft gewölbt und auf der Rückseite entsprechend ausgehöhlt
  • Spuren von Vergoldung ist an wenigstens elf der KbF wahrzunehmen, also ungefähr bei der Hälfte; nur bei einer sind Vorder- und Rückseite vergoldet(Bj 605)
  • in einem Fall ist die Vorderseite mit Weissmetall (Zinn, Blei, Silber bzw. Legierungen) belegt (Bj 559), bei einer anderen Fibel (Bj 631) die Rückseite
  • Nadelhalter, Nadelrasten und Anhängerösen auf der Rückseite sind in der Regel beim Guss hergestellt und zeigen keine Spuren einer nachträglichen Befestigung, somit sind dies keine sekundären Verwendungen wie bei den ursprünglich karolingischen Riemenverteilern
  • die Kleeblattfibel Bj 631 hat auf der Rückseite des einen Zipfels eine unvollständige Nadelrast und einen stark beschädigten (abgefeilten) Nadelhalter an einem anderen. Der dritte Zipfel weist Reste einer Anhängeröse auf und daneben ein abgenutztes Bohrloch. Arbman deutete den Gegenstand als einen Schmuckanhänger, aber die noch wahrnehmbaren, wenn auch fragmentarischen Vorrichtungen zum feststecken zeigen, dass es sich ursprünglich um eine Fibel gehandelt hat (Sekundäre Verwendung: Anhänger. s. Tafel.)
  • es gibt horizontal und schräg sitzende Nadeln zur Befestigung der KbFn. Alle KbFn mit horizontal sitzender Nadel (Gruppen 1, 2, 5) haben eine gegossene Anhängeröse.
  • vollständige Fibeln mit schräg sitzender Nadel der Gruppen 3 und 4 haben ein Loch in einem der Zipfel (funfact)
  • die KbFn kommen in den Gräbern von Birka gewöhnlich zusammen mit anderen Fibeln vor. Nur in vier Fällen tritt sie allein auf (Bj 468, 631, 882, SHM ohne Inv. Nr; Abb 10:1). Sieben Gräber enthalten ausser der Kleeblattfibel ein Paar ovaler Schalenspangen (Bj 456 (Anm.: d. Autors: tatsächlich: Bj 465), 466, 507, 559, 605A, 839, 843A). Sechs Gräber enthalten zusätzlich zu dieser Kombination noch eine weitere Fibel, und zwar entweder eine große Ringspange (Bj 480, 954, 1062), eine kleine Ringspange (Bj 1159) oder kleine runde Spangen (Bj 517, 968). In drei Gräbern ist die Kleeblattfibel nur mit einer kleinen runden Spange kombiniert (Bj 642, 783, 841). In Bj 860A lag eine Kleeblattfibel zusammen mit ovalen Schalenspangen, einer großen Ringspange und einer Bügelfibel.
  • die Mehrzahl der Kleeblattfibeln, die in Birka in datierbaren Fundkombinationen ausgegraben wurden, stammen aus der JBS. Von diesen gehören sechs zur Gruppe 1 (Bj 465, 517, 605A, 843A, 968, 1062). Durch Analogieschluss lässt sich eine weitere Fibel aus Gruppe 1 (Bj 642) und vielleicht auch eine Fibel aus der Gruppe 5 (Bj 882) der JBS zuordnen. Auf die ÄBS lässt sich nur die Fibel der Gruppe 4 (Bj 559) mit einer gewissen Sicherheit datieren.
Fakt: die Datierungen sind aufgrund weniger datierbarer Funde sehr „schwammig“. U. Arents erstellte 1992 eine Übersicht ähnlich der Funde aus Haithabu. Hiernach sind es 14 KbFn i.V.m. OVSn. Allerdings bestehen zwei Mängel[ii]
  • Bj 466: es gibt weder einen Grabplan noch eine Beschreibung der Lage der Beigaben Birka I:Texte
Bj559: es lagen sämtliche Beigaben östlich der Zähne. (Quelle Birka I:Texte) Unabhängig davon, sind für zwölf Bestattungen die KbFn mittig der Brust in Kombination mit OVS angetroffen. Rechts auf bzw. bei der Körperseite wurde die KbF zweimal angetroffen, mittig des Körpers mit einer anderen Spange dreimal. Anmerkungen: Grab 860 A: Eine Doppelbestattung, zwei Frauen. Der Schädel „a“ liegt weitab der Bestattungen, der Schädel „b“ liegt mittig zwischen den Beigaben der beiden Frauenbestattungen. Das Messer „7“ könnte daher durchaus an der KbF befestigt gewesen sein. (s. Grabplan in der Anlage. Die Angaben, auch zu den weiteren Beigaben, werden an andere Stelle weiter besprochen. Dies ist eine Memo für weitere Diskussionen) Grab 642: auf der rechten Körperseite finden sich zwei Eisengewichte und eine Schere (8,9), auf der linken Seite ein Messer. Dieses könnte auch an den bronzenen Ringspange (7) befestigt gewesen sein. Für eine reelle Interpretation der Lage und Verwendung der Beigaben ist der Grabplan nicht übersichtlich genug. t?
 
Skandinavien U. Maixner befasste sich jedoch nicht nur mit den Grabfunden, sondern auch mit Streu- und Depotfunden. Für Skandinavien ermittelte sie 2005 (Die kleeblattförmigen Fibeln der Wikingerzeit aus Skandinavien, 2005) 549 Exemplare. Inklusive der Funde aus Island, den Britischen Insland, Aland, Alt-Lünbeck, Polen, Lettland und Russland ergibt dies einen Bestand von fast 600 KbFn. Die Arbeit thematisiert primär die Herstellung, das Handwerk und „die Möglichkeiten Identifizierung von Handwerksstätten“, sowie „den Rezeptionsprozeß auf stilistischer und funktionaler Ebene“. Auch wenn diese Dissertation mit vielen Schlaglichtern und unzähligen Tafeln eine beeindruckende und hochanspruchsvolle Arbeit ist – ich wollte nicht derkleblattfibelgießer.de werden. Daher bleibt dieses Werk an dieser Stelle nicht unerwähnt, jedoch außer der Nennung der wirklich beeindrucken Fundzahl unberücksichtigt. Chronologie Gruppe 1, 5850 – 900/950 n. Chr., Jüngere Birka-Stufe Gruppe 3850 – 900 n. Chr., Älteste und früheste jüngere Birka-Stufe, „nicht auszuschließen ist, das dieser Fibeltyp über einen längeren Zeitraum beleibt war und noch bin das 10. Jhr. hinein Verwendung fand (Maixner, 2005, 190) Gruppe 4Ältere Birka-Stufe Fazit: Die Lage der KbFn in den Gräbern von Birka und Haithabu unterscheiden sich nur gering. I.d.R. treten sie als Drittfibel auf. In Haithabu ist die Trageweise mit einer anderen einzelnen Fibel nicht vertreten, in Skandinavien gesamt jedoch ist dies achtmal der Fall. Nicht der Standard, aber nicht unmöglich. Es ist bei der Verwendung einer weiteren Fibel neben KbFn oder auch der KbF mit OVSn und einer vierten Fibel kein verbindlicher Modetrend zu erkennen, welches die weitere Fibel war und ob diese Fibel ober oder unterhalb der KbF getragen wurde. [iii] https://www.mittelalterforum.com/#_ednref1 Wenn Luxus, dann Luxus? Wer sich OVSn leisten konnte und noch etwas drauflegen wollte – und konnte (!), hatte dann auch noch eine KbF. Ist die KbF damit ein Prestigeobjekt? Wenn diese nur aus Zinn/Zinn-Blei war und nicht aus Bronze und versilbert und vergoldet…Das Thema habe ich nicht verfolgt, die Funde aus sind zu selten. Und sehen ja wie Silber aus. [ii] Ich liebe es Originallektüre zur Hand zu haben, oder: Vertraue Niemals einer Statistik die du nicht selbst gefälscht hast. Wobei, mir unterlaufen mit Garantie nicht nur Grammatik- und Rechtschreibfehler. Mindestens, dennoch… [iii] Toller Satz, ich bin Stolz auf mich. Alle Klarheiten beseitig
 
Halo Torben und die Runde der Forenteilnehmer, ein sehr epfehlenswertes Buch das von Dir erwähnte zu den gegossenen Kleeblattfibeln, der genaue - vollständige Titel lautet Univeritätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie, Aus dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel Band 116 Die gegossenen Kleeblattfibeln der Wikingerzeit aus Skandinavien von Birgit Maixner 2005 in Kommission bei Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn. ISBN 3-7749-3318-9 "Ein Titeldatensatz ist bei der Deutschen Bibliothek unter http//www.ddb.de erhältlich." Es sind unter anderem Herstellungsmerkmale, Fundkarten, Nadelaufbauten und natürlich wie von Dir beschrieben hunderte Kleeblattfibeln abgebildet enthalten. Übrigens habe ich dieses Buch leider 2 mal gekaugt und nun schon einige Zeit in meiner Bibliothek und würde ggf.eines verkaufen, ich möchte meinen Einkaufpreis des Archäologischen Buchahndel von 115 € dafür haben - falls jemand Interesse hat. Dann bitte per PN
 

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