mondspeer
Well-known member
Hallo miteinander, ich war ja im April in der Toskana unterwegs. Dabei habe ich mich u.a. auch mit den Pilgerwegen der Gegend beschäftigt, zumal in Staggia (einem Ortsteil von Poggibonsi) die Rocca di Staggia Sennese steht, eine der Burgen, die die dortigen Pilgerwege bewachten. Das die vielen Zypressen, die das Bild der Toskana so prägen auch als Reisemarkierungen dienten, war mir neu. Wenn an einer Wegkreuzung mehrere Zedern standen, dann war die Abzweigung des Pilgerweges mit zwei Bäumen markiert, die anderen Abzweige mit maximal einer. Was mich darüber hinaus fasziniert hat, war die Info, dass die Burgherren verpflichtet waren, reisenden Pilgern (Trink-) Wasser zu geben. Wenn die Burg in Kriegszeiten ihre Pforten nicht öffnen wollte, gab es extra neben der Tür eine Rinne, in die von innen Wasser gegossen wurde. Der Pilger konnte dann außen an der Burgmauer an einer Öffnung das durchlaufende Wasser trinken oder in seine Flasche füllen. Coole Idee. Außerdem gab es entlang der Pilger-Routen auch Krankenhäuser, bzw. Herbergen mit Krankenversorgung. Die waren mit einem besonderen Zeichen versehen, einer "Gruccia" (Krücke). An manchen Häusern in der Toskana ist das Zeichen heute noch zu sehen. Dann handelt es sich vermutlich um Häuser, die im Mittelalter als "Krankenhaus" für Pilger dienten. Gruccia Es gibt mindestens zwei Versionen davon, die linke zeigt die "Krücke" noch deutlicher und scheint die ältere Version zu sein. Diese Hinweise haben mir erst so richtig klar gemacht, was für eine große Bedeutung Pilgerstraßen im Mittelalter hatten und wie aufwändig das organisiert war. Hoffe, das ist hier an der richtigen Stelle, ansonsten bitte verschieben. Viele Grüße, Gerald