Ligaturen Merowingische Minuskel

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Ulrich

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Ich muss mich gerade mal ein wenig ablenken..... Ich hab´ da mal eine Frage an die Schriftgelehrten unter euch. Am Montag haben wir ein neues Auto bekommen. Wie sein Vorgänger soll auch dieses Auto einen Namen bekommen. Aufgrund seiner Farbe haben wir uns für den Namen "Swarti" (isl. der Schwarze) entschieden. Das bisherige Fahrzeug hatte seinen Namen "Njördr" in Runen am Heck stehen. Bei Swarti wollen wir dieses aber in merowingischen Minuskeln des 7.- 8 Jhdrt. schreiben. Nun mein Problem: Hier gibt es eine Ligatur für die Buchstabenfolge "rt" und eine Ligatur für die Buchstabenfolge "ti". Dieses kommt ja beides vor und ich kann nur eine verwenden. Aber welche? Zum besseren Verständnis habe ich mal ein Bild in meine Galerie hochgeladen. Merowingische Minuskel
 
Jetzt mal ohne das Dilemma lösen zu können, aber das, was mir zuerst einfiel: Kann das rt / ti Problem vielleicht daran liegen, dass die merowingischen Minuskel nicht für die Lautfolgen des Isländischen ausgelegt sind? Die Merowingische Minuskel ist doch eine Regionalschrift, irgendwo im Vogesenraum (Kloster- Kirchenlatein?) zuerst aufgekommen, wenn ich mich richtig erinnere. Vielleicht kam dort sprachlich die Lautfolge rti gar nicht auf, sodass die südlichen Minuskelschreiber da nie in Konflikt kamen. ?( EDIT: Elias Wessen schreibt in seinem Buch "Die nordischen Sprachen", dass Island die angelsächsische Minuskel verwendete und parallel die karolingische Minuskel, wobei Wessen expliziet betont, dass erstere für die Mundarttexte genutzt wurde, weil sie eben noch Sonderzeichen besaß und die Karolingische Minuskel nur für die lateinischen Texte benutzt wurde.
 
Achso, und falls es dir nicht ums Belegte, sondern ums Ästhetische ging: Ich würde das rt binden. ;) Aber danke für dein Problem! Das fasziniert mich gerade auch :D Jetzt weiß ich, dass die alten Isländer gescheite Köpfe waren - da hat ein gewisser Ari um Zwölfhundert eine Grammatik des Isländischen verfasst (Islendingabók) und stand vor dem selben Problem: Hübsche angelsächsische/karolingische Minuskeln, aber leider konnten sie nicht immer die isländischen Laute wiedergeben. Für seine Lösung müsste man jetzt dieses Islendingabók haben.
 
Kann das rt / ti Problem vielleicht daran liegen, dass die merowingischen Minuskel nicht für die Lautfolgen des Isländischen ausgelegt sind?
Die Überlegung ist nicht schlecht. :thumbup:
und falls es dir nicht ums Belegte, sondern ums Ästhetische ging: Ich würde das rt binden. ;)
Ich würde dann eher das "ti" bevorzugen weil dieses ja eine eigenständige Silbe bietet. Außerdem sieht das ganze Wort dann auch "runder" aus. Aber mir würde es schon um eine gewisse Belegbarkeit gehen. Um ehrlich zu sein ist auch eine Spur altsächsisch drin. :D Der Isländer hätte das Wort wohl eher mit "v", also "Svartie" geschrieben. Bei den Altsachsen wurde das "w" mit 2x "u" dargestellt. Daher ja auch das englische Wort "Doubleyu" für das "w". In der merowingischen Minuskel sieht das "w" ebenfalls wie zwei "u" aus.
 
Diese verwirrende uu-Geschichte... :D Davon mal abgesehen, diese merowingische Minuskelschrift fällt ja auch in eine Zeit, wo sich in vielen Sprachen einiges tut. Vor allem (aber nicht nur) in den romanischen Sprachen. Immerhin bewegen wir uns ja damit in der Zeit, wo auch das Vulgärlatein seine Blüte hat. Lateinische Wörter werden passend gemacht. Vielleicht hat die Sonderligatur von rt und ti auch etwas damit zu tun? Es geht dabei um Lautwandel - gerade auch des Buchstabens t in Kombination mit nachfolgenden (Halb)Vokalen wie z.B. i. In Kombination zu einem i verschleift das t in Sprachen zu einem Zischlaut. Deutsch: Generation... Generatsion. Englisch: generation ... "genereyschen" Französisch: generation ... generasio(n) (die schöne nasale Endung...;) ) Stichwort: Romanische Palatalisierung HYPOTHESE: Vielleicht gab es für diese "Sonderlautfolge" einfach eine Sonderligatur um die Aussprache kenntlich zu machen? Solche Dinge passieren ja oft, wenn es plötzlich zu wenig Buchstaben für zu viele Laute gibt: Wir haben da heute noch im Angebot das au, ei, ie, ck... fest Buchstabenverbindungen, die eine bestimmte Aussprache implizieren. Das Argument mit der Silbenschrift finde ich nicht so schlüssig, weil wir eigentlich keine Silbenschrift haben. Unsere Wörter bestehen zwar aus immer wiederkehrenden Silben, ja, aber unsere Schrift ist auch damals schon eine Lautschrift gewesen. Silbenschrift bedeutet ja, dass es für jede Silbe nur ein Zeichen gibt. Ich fand die rt Schreibweise aus Sicht des Schreibflusses ansprechender. Nicht soviele Drehrichtungswechsel drinn. Eigentlich ist das auch der Sinn einer Kursivschrift: Schnell, flüssig, in einem Zug schreiben können. Aber wenn man sich Originale ansieht, weiß man, warum der gute Karl auf seiner Schreibrefom beharrt hat! :thumbsup:
 
obs belegbar ist? Aber die Ligatur ti macht Sinn, einfach swar te in heutiger Schreibweise, wobei ja in dem Fall invielen niederdeutschen Dialekten das e ins i geht und das w ins ua, so das Dein Auto dann zu mindest im Niederdeutschen Schwarze/ r/s hieße, so erstmal geschlechtsneutral
 
Dann kann Ulrich auch gleich swarte als Wort nehmen und umschifft dieses Problem damit elegant. :p Im etymologischen Wörterbuch der germanischen Primäradjektive von Heidermanns steht schwarz ohnehin als "swarta" bzw. sogar dann schon "swarz" drinn. ;) Das z ist wiederum ein deutlicher Hinweis auf eine Lautverschiebung des t-Lautes zu ds --> z .
 
naja, die hätten zu merowingers Zeiten aber eben wohl uu und i geschrieben ...
 
Swart im altsächsischen oder für ganz schwarz allswart , wobei das das Problem von swarti nicht löst ... Der arme Wagen , bzw. wagan oder sambok ... :rolleyes:
 

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