Liturgische Farben

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A

AvK

Guest
Wie wir ja alle wissen, haben wir nun die Fastenzeit. Wenn wir also in den nächsten Tag eine katholische Kirche betreten, so werden wir die Farbe "Violett" vorherrschend finden ( auch einige evangelische Gruppierungen benutzen übrigens diese Farben...). Was hat es damit für eine Bewandnis ? Nun, eine gewisse Farbsymbolik hat schon immer für die Menschen eine gewisse Bedeutung gehabt. Für die Kirche sind die sog. liturgischen Farben seit dem 13.Jhd. belegt und seit dem Tridentiner Konzil im Missale von 1570 an zwingend festgelegt. Mit den Farben werden seither bestimmte Tage, Abschnitte oder Besonderheiten im Jahreskreis ausgedrückt. Sollte also jemand einen Geistlichen authentisch nachstellen wollen, so muß er sich auch Gedanken über die aktuelle liturgische Farbe machen. Also z.B. ein "Grün" in der Fastenzeit ist ein "No go" ! Hier also mal die Farben und ihre Bedeutung: Weiß: Farbe der Festlichkeit,der Reinheit und des Lichtes, findet Verwendung für die Herrenfeste Ostern, Weihnachten, Epiphanie (6.Jan.), Darstellung des Herrn, Himmelfahrt und das Christkönigsfest, aber auch für die Jungfrauenfeste. Bekannt ist das Weiß aber auch für die Taufe, Erstkommunion oder auch die Aufnahme in einen Orden. Gold: besondere Farbe der Festlichkeit, also der Hochfeste und kann das sonst übliche Weiß ersetzten. Das Weiß ist aber nach wie vor die offizielle liturgische Farbe dieser Tage. Rot: Farbe des Feuers und des Blutes, also der Märtyrer, sowie des heiligen Geistes der Liebe und der Königswürde. Verwendet wird das Rot an Pfingsten, am Palmsonntag und zu Karfreitag, sowie an den Märtyrer-Gedenktagen. Grün: Farbe der Hoffnung,des Wachstums, der Ruhe. Es ist symbolisch eine Mischung aus Gelb = Farbe der Vergangenheit und Blau=Farbe der Zukunft und soll an die Schönheit von Gottes Schöpfung erinnern. Verwendet wird das Grün an allen Sonntagen des Jahreskreises die keine eigene Bedeutung haben. Rosa: Farbe der Morgenröte und des Optimismus. Sie soll an den Auferstehungsmorgen erinnern und wird verwendet am 3. Sonntag im Advent, dem Sonntag "Gaudete, sowie am 4.Sonntagder österlichen Fastenzeit, dem Sonntag "Laetare". Schwarz: Farbe des Todes und der Trauer, wird bei Begräbnissen und Trauergottesdiensten verwendet. Schwarz kann aber auch durch das Violett ersetzt werden. Violett: Farbe der Buße und der Umkehr und wird verwendet in der Adventzeit und der österlichen Fastenzeit. Diese liturgischen Farben findet man an den entsprechenden Tagen sowohl in der Farbe des Messgewandes (Kasel oder Dalmatik) und der Stola, aber auch alle Altarparamente wie z.B das Kelchtuch (Velum)und die Ministrantenkleidung sind in der gleichen Farbe gehalten. Hier auch noch zur Veranschaulichung der kirchliche Jahreskreis, aufgeteilt in 3 große Blöcke wie der Weihnachtsfestkreis,der Osterfestkreis und die "Zeit im Jahreskreis":
606px-CathLitYear.png
Anm.: Einige evangelische Kirchen, wie z.B. die Lutherische Kirche benutzen diese liturgischen Farben ebenfalls und zeigen damit den entsprehenden Teil des Kirchenjahres an. Und auch wenn einige von euch Nicht-Christen sind, so ist es vielleicht doch für den Einen oder Anderen doch interessant mal etwas zur Bedeutung dieser Farben gelesen zu haben... ^^ Quelle: " Der Sakristanendienst " herausgegeben von der AG der Sakristanenverbände, Herder -Verlag 2005 ; http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/66/CathLitYear.png/606px-CathLitYear.png
 
Diese liturgischen Farben findet man an den entsprechenden Tagen sowohl in der Farbe des Messgewandes (Kasel oder Dalmatik) und der Stola, aber auch alle Altarparamente wie z.B das Kelchtuch (Velum)und die Ministrantenkleidung sind in der gleichen Farbe gehalten.
Bei Ministrantenkleidung ist das nicht unbedingt der Fall. Manche Gemeinden haben für ihre Messdiener sogenannte Alben, mönchsähnliche Gewänder in hellem Grau oder Creme. Diese werden mit einer Kordel, der Cingula, gegürtet. Manchmal haben diese Cingulas die verschiedenen liturgischen Farben und können dann jeweils passend für den Tag gewählt werden. In einigen Gemeinden ist die Cingula aber auch schlicht weiß. Die Meßdiener sehen dann zu jedem Anlaß gleich aus. In andere Gemeinden tragen die Ministranten "Mehrteiler", bestehend aus einem Talar und einem Rochett, auch kombinierbar mit einem "Schultercape". Der Talar, ein ärmelloses knöchellanges Gewand, wie auch das Schultercape sind in den verschiedenen liturgischen Farben gehalten. Das Rochett, ein Chorhemd, ist weiß. Aus finanziellen Gründen haben viele Gemeinden allerdings nur zwei verschiedene Talarfarben, z.b. schwarz oder lila für Fastenzeit und Beerdigungen und rot oder grün für den Rest des Kirchenjahres. Anno, hast Du eine Ahnung, seit wann es Meßdienergewänder gibt? Meine Info ist ab ca. 1000 - aber ob das stimmt? :whistling:
 
@Urs, stimmt, manche Gemeinden sparen bei der Ministrantenbekleidung. Selbst im Hohen Dom von Köln tragen die "Minis" rote Talare. Ich wollte aber meine Beitrag nicht bis ultimo ausweiten, daher habe ich das mal ein wenig unter den Tisch fallen lassen. Seit wann es Ministrantengewänder gibt müsste ich mal recherchieren, mir fällt spontan eine Abbildung aus der Schedelchronik von 1493 ein, aber das ist halt 15.Jhd. Bildquelle : Einzelblatt aus Schedels Weltchronik , Nürnberg 1493, Privatbesitz
 
zu den Ministranten kann ich als einer sagen / vielmehr ehemaliger da ich etwas faul bin :rolleyes: also Von den Farben haben wir alle da nur werden sie eigentlich nie wirklich benutzt meist nur schwarz und nur zu besonderen Feiertagen des Kirchenjahres dementsprechend mal rot... das ganze wird jetzt aber nicht mehr sooo ernst genommen ^^ EDIT: unsere Kirche wird glaub ich urkundlich das erste mal im 16Jhd. erwähnt und dazu gabs nen Kupferstich mit Minis welche Gewänder tragen. Muss ich mal unseren Pfarrer fragen ob man das mal anschauen dürfte :thumbsup: LG Benvik
 
Jepp, also wie schon gesagt die Minis tragen meistens einen Talar in einer liturgischen Farbe die sich die Gemeinde leisten kann, also in vielen Fällen rot, grün und schwarz (passt zu allen mögl. Gelegenheiten) und dazu das weiße Rochett. Wenn ich in meiner Gemeinede mal spontan "ministriere", dann passt mir als Erwachsener eh nur der schwarze Priester-Talar und das Priester- Rochett. In "modernen" Gemeinden tragen die Minis tatsächlich auch einfache , "neutrale" Alben und ein kostengünstigeres Cingulum in der entsprechenden Farbes des Jahreskreises. Wichtiger ist aber die Farbe der Priester-Kasel, der Diakonen-Dalmatik, oder des priesterlichen Chor-Rockes. Auch das Kelchvelum muß zwingend die liturgische Farbe des Jahreskreises haben, so sieht es jedenfalls das Missale Romanum vor. Übrigens zur Erklärung der bisher verwendeten Fachbegriffe für Nicht-Katholiken: Der Talar ist das bodenlange Untergewand z.B. des Priesters, darüber wird, in der Heiligen Messe oder anderen liturgischen Handlungen, das sog. Rochett getragen. Das Rochett ist ein weißes Oberteil aus Leinen, z Tl. mit Spitzenbesatz verziert. Hierzu eine Abbildung eines Thuriferars, eines Weihrauchträgers, im Ministrantendienst mit Talar und Rochett:
Priest_or_seminarian_with_censor.jpg
 
"Für die Kirche sind die sog. liturgischen Farben seit dem 13.Jhd. belegt ..." Für einen Beleg würde ich mich interessieren. Denn gehört und gelesen habe ich solche Aussagen schon öfter. Aber in welcher Kleiderordnung, in welchem Gesetz stand das? In welcher Region galt dies ab wann? Ich frage deswegen so genau nach, weil es beispielsweise ja auch diesen Mythos gibt, dass Gelb die Hurenfarbe war. Denn das ist ja so pauschal auch nicht richtig. Das war von Stadt zu Stadt unterschiedlich, welche Bänder oder Schleier welche Farbe haben sollten um eine Prostituierte kenntlich zu machen.
 
Was in der Farbskala oben aus nachvollziehbaren Gründen fehlt, ist Blau, die Farbe der Reinheit (Wasser!) und die Farbe Mariens. In älteren Darstellungen wird Maria oft mit blauem Mantel oder Tuch dargestellt. Da mich das Thema auch interessiert, hatte ich mal eine halbherzige Recherche angefangen. Einer der gefundenen Links war dieser hier: http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_5528.html Natürlich auch kein Beleg. Immerhin gibts eine Quellenangabe. Und dieser hier: http://www.symbolforschung.ch/suntrup_liturgische_farben
 
Danke für die Links, Susanna. Ich gebe zu, ich habe beide jetzt nur quergelesen. Aber mein Eindruck ist, dass die erwähnten Vorschriften darauf abzielen, den Priestern etc. die Farben vorzugeben, die zu bestimmten Festen benutzt / getragen werden sollen. Was ich darin nicht lese, ist ein Verbot für den Rest des Volkes / Adels, bestimmte Farben nicht tragen zu dürfen. Das bestätigt zunächst meinen Verdacht, dass die Aussage "Du darfst für eine Mittelalterdarstellung kein Lila oder Violett tragen, weil die Farbe der Kirche vorbehalten war." nicht richtig ist.
 
In welcher Region galt dies ab wann?
Hier im Beitrag ist die katholische Kirche gemeint. AvK schreibt weiter oben ab dem 13.Jh und seit dem Tridentiner Konzil im Missale von 1570 an zwingend festgelegt. Daher kann man bei kirchlichen Belangen auch sehr häufig von überregionalen Regeln und Vorgehensweisen ausgehen.
Was ich darin nicht lese, ist ein Verbot für den Rest des Volkes / Adels, bestimmte Farben nicht tragen zu dürfen. Das bestätigt zunächst meinen Verdacht, dass die Aussage "Du darfst für eine Mittelalterdarstellung kein Lila oder Violett tragen, weil die Farbe der Kirche vorbehalten war." nicht richtig ist.
Davon hat hier auch niemand gesprochen (oder hab ich das auf die Schnelle überlesen) und so war es auch definitiv nicht. Lieben Gruß Ollie
 
Nein, davon hatte hier auch niemand gesprochen. Ich hatte nur etwas in Frage gestellt, was als "Allgemeinwissen" immer wieder behauptet wurde (auf Märkten, nicht in diesem Thread), nämlich dass man niiieeemals ein lila oder violettes Kleid tragen dürfe, weil es ja die Farbe der Kirche war. Und wie so viele Dinge hat sich auch dies offenbar als verkehrt dargestellte Halbwahrheit entpuppt.
 
Jain, ich könnte mich jetzt auch nicht erinnern, dass es irgendwo ein Verbot gab bestimmte Farben zu tragen weil sie eben aus kirchlichen Gründen sozusagen "blockiert" wurden. ABER! Es gibt Farben, die tatsächlich dem Adel und Klerus vorbehalten waren und zwar weniger aus Grüden irgendwelcher Vorschriften, denn aus Grüden der finaziellen Mittel. Strebe ich eine einfache Darstellung an, ist es abwegig ein dunkles Blau oder Lila zu tragen, denn dies waren schlicht und ergreifend Farben die sehr teuer waren. Das gleiche gilt auch für bestimmte Grüntöne (in diesem Fall Doppellfärbung mit Indigo) so wird zum Beispiel im Erec Enites adelige Herkunft, obwohl sie zunächst als Pferdemagd auftritt durch ein grünes Kleid gekennzeichnet. :bye01
 
In älteren Darstellungen wird Maria oft mit blauem Mantel oder Tuch dargestellt.
Man sollte aber nicht vergessen, daß die blaue Farbe ( Färberwaid ), wie auch Braun- oder Grautöne, die dominierende Farben des MA waren. Aber eben vorwiegend für das einfache Volk. Daher ist "Blau" kein Element der liturgischen Farben.
 
Delrio: Lies doch bitte ALLE Beiträge durch, dann wirst du feststellen, dass deine Aussage nicht richtig ist. Denn du gehst von dem gleichen Missverständnis aus, dass ich auch hatte. Liturgische Farbe bedeutet, dass diese Farbe eine Bedeutung INNERHALB der Kirche hatte und nicht, dass die Farbe für die Kirche stand.
 
Ich habe schon alle Beiträge gelesen. Aber vielleicht habe ich mich etwas mißverständlich ausgedrückt: Blau ist und bleibt nach wie vor die Farbe Mariens, der Reinheit und des Wassers und ist auch im MA vertreteten. Aber die Farbe Blau ist heutzutage bis auf wenige Ausnahmen in der Katholischen Liturgie unüblich geworden und nach dem Vaticanum II durch das "weiß" ersetzt worden.Nach 1965 sind nur 5 Liturgische Farben üblich, die AvK oben bereits oben genannt hat. Richtig ist auch die Aussage, daß diese Farben seit dem MA belegt sind und nach dem Tridentinum ab 1570 im Missale Romanum vereinheitlicht wurden. Liturgische Farbe bedeutet aber, im Sinne des Wortes, daß diese Farben zur Gestaltung der liturgischen Handlungen eine symbolische Bedeutung haben. ( s.a. Beiträge von AvK) und hat in der Tat nichts mit einer Kirche oder Konfession zu tun.
 
Die Farbgebung in der Malerei hat nichts mit den liturgischen Farbe zu tun. Auch wenn bestimmte Farben eine Bedeutung haben, so bestimmt die Farbe der Kleidung in der mittelalterliche Darstellung auch die Person. Maria wird immer in rot und blau gemalt, gibt man ihr eine Wicke oder eine Lilie in die Hand verändert das schon die Bildaussage! Auch Heilige, Evangelisten etc. haben ihre festen Attribute. Das dient(e) der Wiedererkennung (imho). Von der Verwendung der Farben in der Malerei lassen sich aber sicher keine Regeln für den Alltag oder die liturgische Verwendung ableiten.
 

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