Benno
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Am Niederrhein gebräuchliche Münzen Ende des 13. Jhdt. Seit dem Untergang des Ottonischen Herrscherhauses im 11. Jhdt. war das unter den Karolingern eingeführte einheitliche Münzwesen zerfallen. Das Recht, Münzen zu prägen, einst Regalie d.h. Königliches Vorrecht, wurde an mehr und mehr Fürsten, aber auch Städte verliehen. Diese prägten ihre eigenen Münzen mit zum Teil stark schwankendem Wert. Die meisten von ihnen wurden nur innerhalb des Gebietes angenommen, in dem Sie geprägt wurden, sodass z.B. ein reisender Kaufmann oft gezwungen war, gegen eine saftige Gebühr versteht sich, sein Geld in das lokal übliche einzutauschen. Der Wert einer mittelalterlichen Münze entspricht ihrem Materialwert, also dem Gehalt an Edelmetall, meist Silber. Die Prägung dient lediglich als Garantie für besagten Gehalt und dafür, dass das Edelmetall nur mit leichteren Metallen (bei Silbermünzen Kupfer, bei Goldmünzen Silber) versetzt ist und nicht etwa mit Blei, dass das Gewicht der Münze erhöhen und dadurch auf einen höheren Edelmetallgehalt schließen lassen würde. Zählweisen: Die Mittelalterlichen Münzen werden in Rechenmengen zusammengezählt, die den Umgang mit höheren Beträgen erleichtern. Diese bleiben allerdings den Großteil der Zeit rein Theoretische Größen und finden keine Entsprechung in einer real existierenden Münze. (So bringt mir zum Beispiel die Angabe: „Ich verkaufe mein Landgut dem Stift Essen für 8 Schillinge" gar nichts, wenn ich nicht weis, von welcher Münze 8 Schilling gemeint sind.) Es gibt zwei verbreitete Zählsysteme: Das in England und Frankreich verbreitete Pfund-, und das in Deutschland verbreitete Mark-System. In beiden Fällen bilden 12 Münzen einen Schilling. 12 Schillinge bilden in Deutschland eine Mark. In England und Frankreich hingegen bilden 20 Schilling ein Pfund. Die einzelnen Münzen und ihr Wert untereinander: Bei der recht Chaotischen Situation des europäischen Münzwesens im fraglichen Zeitraum, kommt uns unfreiwillig das veraltete Rechensystem mit Römischen Zahlen auf Linien zugute. Ohne Dezimalsystem muss nämlich jede krumme Zahl in zuweilen sehr komplizierten Brüchen geschrieben und berechnet werden. Um die Verwaltung und den Geldwechsel einfacher zu machen bemühte man sich also, die verschieden Münzen so im Wert anzulegen, dass sie sich leicht und sauber durcheinander teilen ließen. Die folgende Liste kann natürlich nur eine grobe Auswahl der geläufigsten Münzen des Fraglichen Zeitraumes darstellen. Pfennige Der Kölner Pfennig Die auch als Kölner Denar bekannte Münze ist vom 12. bis durch den Großteil des 13. Jhdt. DIE Leitwährung am Niederrhein. Erst nach der Schlacht von Worringen 1288 und der darauf folgenden Stilllegung der erzbischöflichen Münzstätte in Köln verliert er schlagartig an Wert und Bedeutung. Der Kölner Denar enthält ca. ein Gramm Silber und besitzt eine gewisse Vorbildfunktion für andere Münzen. Er soll uns auch hier als Leitwährung für die Angabe des Wertes der anderen Münzen dienen. Der Sterling/ der Brabantiner In England war das Königliche Münzregal ungebrochen und so bestand das gesamte Hoch- und Spätmittelalter hindurch eine einheitliche Währung, die den Sterling-Penny zu einer International geschätzten Münze machte. Der Sterling fand auf dem Kontinent viele Nachahmungen, deren für unsere Zeit und Region bedeutendste der Brabantiner ist. Diese von Herzog Johann 1. von Brabant nach dem Sieg im Limburgischen Erbfolgestreit herausgebrachte Münze trat die Nachfolge des Kölner Denars an. Sterling, Brabantiner und Kölner Denar sind etwa gleichwertig. Der Heller Friedrich Barbarossa hatte in Schwäbisch Hall eine Münze ins Leben gerufen, die sich schnell über halb Europa verbreitete und bis heute wohl die Bekannteste des deutschen Mittelalters ist. Durch den zunehmenden Geldverkehr wurde eine neue, leichtere Münze notwendig, die auch für den Alltag tauglich war. Der Heller hatte einen geringen Silbergehalt und eine denkbar einfache Prägung: Auf der einen Seite eine Hand, auf der anderen ein Kreuz. Drei Heller sind einen Kölner Denar wert. Der kleine Turnuspfennig Auch in der Französischen Stadt Tours wurde ab der Mitte des 13. Jhdt. ein Pfennig geschlagen, dessen Silbergehalt so gering war, dass die Münze schwarz war. Er wurde deshalb auch als Schwarzer Turnuspfennig oder als Möhrchen bezeichnet. Der kleine Turnose ist etwa Gleichwertig mit dem Heller. Abschließend seien noch diverse Westfälische Pfennige erwähnt, die nur regional Bedeutung hatten und sich im Wert am Kölner Denar und nach dessen Niedergang am Brabantiner orientierten. Groschen Die großen Beträge, mit denen im Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter gehandelt wurde, machten Höherwertige Münzen zunehmend nötiger. 1295 wurde in Tübingen ein Landgut für 2000 gezählte Pfund, also 480000 Einzelmünzen verkauft! Die Oberschicht behalf sich damit, in der entsprechenden Menge Silberbarren zu zahlen, aber für den Alltag war das wenig praktikabel. In Italien werden bereits Anfang des 13. Jhdt. die sog. Grossi (Ital. Für Groß) geprägt. In Deutschland setzt sich diese Entwicklung aber erst im 2. Viertel des 14. Jhdt. durch. Eine Groschenmünze gibt es jedoch, die schon in unserer Zeit für unsere Region von Bedeutung ist. Der Königsturnose 1266 lässt Ludwig der Heilige, König von Frankreich in Tours eine neue, schwere Münze prägen. Der „Große, königliche Turnuspfennig“ findet rasche Verbreitung an beiden Seiten des Rheins und besitzt eine außerordentlich hohe Kursstabilität, die ihn bis in die Mitte des 14. Jhdt. zu einer beliebten Leitwährung macht. Der Königsturnose ist 4 Kölner Denare wert und stellt damit den ersten tatsächlich geprägten Schilling, zu einer existierenden Münze dar, denn er entspricht exakt 12 kleinen Turnosen. Goldmünzen Seit dem Ende des Römischen Reiches hatte Silber Gold als Zahlungsmittel verdrängt. Doch der steigende Geldverkehr in Europa machte in der Wende von Hoch- zu Spätmittelalter höherwertigere Münzen erforderlich, als man sie aus Silber in praktischer Größe prägen konnte. (falls Interesse besteht: Gold hat im fraglichen Zeitraum etwa den zwölffachen Wert von Silber) Ludwig der Heilige ließ um 1270 den ersten Goldschild prägen, der jedoch bis zum Beginn des 14. Jhdt. kaum Beachtung fand, und daher an dieser Stelle ignoriert wird. Wie so oft, übernahm Italien die Vorreiterrolle. Italienische Gulden 1252 werden erstmals sowohl in Florenz, als auch in Genua Goldmünzen aus ca. 3,5 Gramm reinem Gold geschlagen. 1284 folgen die wertgleichen Dukaten aus Venedig. Der Goldflorin oder Florentiner Gulden ist die seit Ende des 13. Jhdt. nördlich der Alpen erfolgreichste der drei Münzen. Ein Florentiner, Genueser oder Venezianer Gulden entspricht 42 Kölner Denaren, also dreieinhalb Schilling.