Mein erstes Wikinger-Gewand

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@HannaChristine, @Wolfram von der Oerz, @Hendrik1975: Danke für die Tipps! :danke Dass ich das Gewand zum Nähen auf links lege, ist mir schon klar. Bei einem einfachen Heftstich oder einem Überwendstich, der die beiden offenen Stoffkanten 'jenseits des Heftstichs' versäubert, kommt man mit der Nähnadel ja auch immer auf der linken (beim Nähen außen liegenden) Stoffseite heraus. Bei der Kappnaht kommt man bei der 2. Naht (in meiner Zeichnung Saumstich) aber auch auf der rechten (beim Nähen innen liegenden) Stoffseite heraus und muss von dort auch wieder einstechen. Durch die 1. Naht (in meiner Zeichnung Heftstich) ist der Ärmel aber schon zur Röhre genäht. Ich stelle es mir einigermaßen tricky vor, bei jedem Stich in diese recht schmale Röhre hineingreifen und von innen nach außen stechen zu müssen. Vielleicht such ich mir für diese Naht doch noch ne andere Variante zur Kantenversäuberung...
Interessant werden dann die Ganzen Nähte wie an der Schulter oben oder unter den Achseln Bzw. bei Keilen wenn drei Nähte aufeinander stoßen 8o
Gut, dass ich bei diesem 1. Versuch auf Geren verzichtet habe. ^^ Ganz zu schweigen von den Trapezen unter den Achseln! 8|
Normaler Weise nähst Du die Ärmel erst einmal fertig ohne die Enden am Handgelenk um später die Passende Länge zu haben (Menschen sind nicht spiegel symetrisch). Genau so auch Vorder mit Rückteil und später werden dann die Ärmel mit den Armauschnitten verbunden.
Die Methode, die Ärmel zum Schluss einzusetzen, war mir auch schon begegnet. Ich tendiere jedoch dazu, es mal mit der Methode von Hendrik zu versuchen, da ich dann die Verbindung zwischen Ärmel und "Korpus" relativ einfach als Kappnaht ausführen können müsste.
 
Noch ein paar Tipps zu den Nähten: Wenn Du die Tunika nur zu Veranstaltungen trägst, brauchst Du die Nähte im Grunde überhaupt nicht zu versäubern. So schnell ribbelt sich das - Dank moderner Webtechnik - echt nicht auf. Unversäuberte Nähte wären übrigens sogar belegt ;-) Möglichkeit 2: die offenen Kanten einfach der Länge nach mit einem Überwendstich versäubern. Geht schnell, hält erstaunlich gut, und lässt sich ebenfalls belegen. Möglichkeit 3: Schmetterlingsnaht. Also per Heftstich die Nähte, dann jeweils die eine Kante des Stoffs nach rechts, die andere nach links legen. Jeweils der Länge nach die Kante mit dem Stoff darunter mit Überwendstich fixieren. Ebenfalls belegt, hält super, und hat zwei weitere Vorteile: zum einen werden die Nähte sehr flach, und zum anderen knubbelt da nicht so viel wie bei einer geschlossenen Kappnaht. Einziger Nachteilm: Du nähst jede Naht im Grunde drei mal. Einmal die Naht selbst, und dann rechts und links noch einmal zum Versäubern. Also viel Fleißarbeit, die sich durch eine tolle Optik aber echt bezahlt macht. Deine geschlossene Kappnaht lässt sich zwar belegen, ist aber im Verhältnis zu den anderen Möglichkeiten mit die seltenste. Denk mal an die Stelle genau unter der Achsel. Da treffen vier Nähte in einem Punkt aufeinander (Seite der Tunika, Längsnaht des Ärmels, plus je eine Seite vom Ansatz des Ärmels an der Tunika). Bei der Kappnaht liegen dann mit einem mal 10 (!) Lagen Stoff übereinander. Bei Deiner 'gekürzten' Version immer noch 8 Lagen. Das ist kacke zu nähen und gibt einen sehr dicken und festen Knubbel. Bei der eben geschilderten Möglichkeit 3 wären es gerade einmal 3 Lagen... Das macht echt einen großen Unterschied. Als Möglichkeit 4 kannst Du nach dem Zuschnitt jedes Teil zuerst mit einer einfachen (offenen) Kappnaht ringsum versäubern, dann aneinander legen, und statt mit Heftstich mit einem Überwendstich zusammen nähen. Das gibt der gesamten Tunika eine größere Flexibilität als bei z.B. der geschlossenen Kappnaht, die recht steif wird.
 
Unversäuberte Nähte traue ich mich bei Leinen nicht (zumal ich hoffe, dieses Gewand ausgiebig tragen zu können :D ). Aber vielleicht probiere ich - zumindest für die Naht unten am Ärmel - die 2. Variante (offene Kanten mit Überwendstich versäubern). Davon hab ich auch noch eine Variante entdeckt, bei der die Schnittkanten nach innen (also zur Heftnaht hin) eingegklappt und dann mit Überwendstich gesichert werden (siehe http://www.familia-ministerialis.de/naehte.html Variante 11). Ich werde aber wohl erstmal den Stoff bestellen und dann ein paar Probenähte machen, um zu sehen, wie sehr die unterschiedlichen Varianten jeweils auftragen und wie steif oder flexibel die werden. Und noch ne ganz andere Frage: womit lässt sich der Schnitt gut auf dem Leinenstoff anzeichnen? Farbige Schneiderkreide? Oder ein völlig unauthentischer Sublimationsstift?
 
Und bitte: keine Orknähte in Kontrastfarbe! :D
Keine Sorge! ^^ Außerdem hab ich im Zusammenhang mit Wikis noch nie von Orks gehört. Dann schon eher Draugr. :D
 
Grobe, unsaubere Nähte, weil: das Middelalda war ja so primitiv und da ging das nicht besser. Marled
 
Die bereits zuvor erläuterten Nähte finden sich sehr oft, meist in stark kontrastierenden Farben, an Kleidung von "Wikinger" Darstellern oder solchen die sich dafür halten. Ursache meinem Eindruck, dass einer vom anderen abschaut und ohne Recherche nach macht. Tlw. finden sich wirklich schöne, oft sogar komplett mit Hand gearbeitete Kleidungsstücke aus hochwertigen Stoffen darunter. Die mit den leider recht häufig zu sehenden Nähten zumindest meiner Ansicht nach verunstaltet bzw entwertet werden. :wacko:
 
Wobei ich mich gerade frage, ob es nicht sowas wie schön gearbeitete Ziernähte in kontrastierenden Farben gegeben hat. Muss ich bei Gelegenheit mal nach recherchieren... Für ein Untergewand dürfte sowas aber eh kein Thema sein.
 
Es liegt nicht daran das es soetwas nicht gegeben hat sondern daran das es zu exessiv genutzt wird und gerade beim Kontrast auch noch die unregelmäßige Ausführung sehr auffällt. Ähnliches gilt für die tollen großflächigen wikingischen Motive die aufgestickt oder genäht werden.
 
@Fifill - Ja, das gibt es schon, allerdings dezent, sauber gearbeitet, und stilvoll. Als - nach meinem Geschmack noch hübschere - Alternative wurden bisweilen auch Nähte mit farblich abgesetzten Kordeln oder dünnen Flechten abgedeckt. Für Haithabu gibt's beispielsweise einen Abnäher an einem Trägerrock der mit einer 2-3mm breiten zweifarbigen Flechte aus 6 Strängen überstickt wurde.
 
Hurra! Der Stoff ist da! :heupf1 Und mittlerweile auch endlich das Nähgarn. :rolleyes:
Leinengarn+Stoff.jpg
Es sind der ungebleichte, aber vorgewaschene Leinenstoff von Tolko (Artikel-Nr. 188234) und das ebenfalls ungebleichte Leinennähgarn von Nehelenia Patterns. Passen farblich tatsächlich perfekt! :) Gestern und heute morgen habe ich dann erstmal ein paar Probenähte gemacht - und dabei gleich wieder wertvolle Erfahrung gesammelt. ^^ Hier meine erste Heftnaht mit nach innen eingeschlagenen und dann per Überwendstich versäuberten Kanten:
Heftnaht_vers%e4ubert.jpg
Mit dem Heftstich hatte ich mich leider an der etwas schrägen Schnittkante statt an der Webstruktur orientiert. Schon gleich wieder was dazugelernt ^^ Auf Rechts gedreht sieht man zum Glück so gut wie nichts mehr von den leichten Unregelmäßigkeiten:
Heftnaht_von_rechts.jpg
Der Stoff ist so leicht, dass die nach innen eingeschlagenen Schnittkanten so gut wie gar nicht auftragen. Daher werde ich diese Naht wohl für die meißten Verbindungsnähte verwenden. Lediglich für die Nähte, mit der die Ärmel am Rumpfteil angenäht werden, will ich eine Kappnaht verwenden. Hier mein zweieinviertelter (und erster zufriedenstellender) Versuch einer Kappnaht: Schritt 1: Die Heftnaht
Kappnaht_Schritt1.jpg
Schritt 2: 2x umgeschlagen und festgesteckt
Kappnaht_Schritt2.jpg
Schritt 3: Umgeschlagene Kante mit Saumstich festgenäht
Kappnaht_Schritt3.jpg
Dabei muss man allerdings aufpassen, dass man nicht versehentlich eine Stofflage zu viel mit annäht:
Kappnaht_ups.jpg
Ups! 8| Das war der viertel Versuch, bei dem ich die halbe Saumstich-Naht nochmal aufmachen musste. Mit nem dicken Papierstreifen im zu nähenden "Ärmel" gings dann gut. Und dank der Orientierungslinien für die Nähte, die ich zuvor mit einem Sublimatstift auf den Stoff gezeichnet hatte, war das Nahtbild diesmal auch hinreichend gleichmäßig, um mich (zumindest für dieses Experimentierobjekt) zufriedenzustellen. Hier die Kappnaht auf Rechts:
Kappnaht_von_rechts.jpg
Nun werde ich mir die Nahtbeigaben ausrechnen, die Stoffteile zurechtschneiden und dann Nadel und Faden schwingen... :D PS: Keine Ahnung, weshalb die Bilder mal wieder blockiert werden. Hatte sie diesmal extra auf 600x600 (oder kleiner) runterskaliert. ?(
 
Schaut doch schon mal gut aus ;-) Leinen kann man übrigens hervorragend und rücksichtslos bügeln - also alle Nähte hinterher breit und flach auslegen und mit dem Bügeleisen plätten. Dadurch fällt der Stoff dann auch schöner. Bin schon auf das komplette Ergebnis gespannt :)
 
Sehr schön gemacht!! :wiki4 Leinen kann man auch schon vorher auf Kante bügeln dann wird das Nähen noch einfacher. Meist muss man nicht einmal bügeln ;)
 
Grobe, unsaubere Nähte, weil: das Middelalda war ja so primitiv und da ging das nicht besser. Marled
Alles klar, danke schön für die Erklärung Marled! Treffend erklärt, mit den primitiven Leben damals. Fifill: Bin echt schon auf das fertige Gewand gespannt!
 
Du solltest den Stoff vor dem Vernähen unbedingt noch waschen am besten bei 60° (ich wähle für Leinen immer das Kochprogram). Das Programm jedenfalls ohne Schleudern wählen und den Stoff tropfnass auf die Leine hängen, sonst sind Knicke vorprogrammiert. Und danach auf der höchsten Stufe (Leinen sic!) bügeln! Marled
 
Du solltest den Stoff vor dem Vernähen unbedingt noch waschen am besten bei 60° (ich wähle für Leinen immer das Kochprogram). Das Programm jedenfalls ohne Schleudern wählen und den Stoff tropfnass auf die Leine hängen, sonst sind Knicke vorprogrammiert. Und danach auf der höchsten Stufe (Leinen sic!) bügeln! Marled
Das ist in diesem Fall nicht nötig, da der Stoff bereits beim Hersteller vorgewaschen wurde und nur noch max. 2% Krumpf haben soll. Habe deswegen extra nochmal bei TOLKO nachgefragt. Da es sich ohnehin um ein sehr weit geschnittenes Gewand handelt, probiere ich es bei diesem nun bewusst ohne erneute Vorwäsche aus, um damit Erfahrung zu sammeln.
 
Das mag sein das der Stoff vorgewaschen ist aber der Stoff schrumpft immer noch und das nicht schlecht Wie schon erwähnt auch nicht gleichmäßig.
 
Ich kann mich nur @Wolfram von der Oerz anschließen. Eine bekannte hat es ebenfalls so gemacht. Genäht und dann gewaschen. Ergebniß war, das es rechts einen cm eingelaufen war und links fünf. Sah etwas komisch aus und das Kleid war nicht mehr als solches zu gebrauchen.
 

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