Bradwar
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Ich hatte das große Glück in der letzten Woche an einem internationalen Projekt der Universität Hamburg teilzunehmen, bei dem es darum ging mit verschiedenen Sensoren interessante Teilgebiete der Schlei http://de.wikipedia.org/wiki/Schlei zu scannen und zu analysieren. Also genau das Gebiet in dem ich meine zukünftige Darstellung ansiedeln will. Die Daten, die während dieses Projektes erfasst wurden, werden kostenfrei der Archäologie zur Verfügung gestellt. Eine tolle Sache dachte ich mir, und gleichzeitig die Möglichkeit Hobby und Beruf zumindest kurzfristig unter einen Hut zu bringen. Ich hab natürlich die Chance genutzt und meinen Aufenthalt dort mit einem Besuch im Haithabu-Museum abgeschlossen. Die Ausstellung: Ich muss sagen, dass ich ein klein wenig enttäuscht gewesen bin von der Ausstellung. Es wurden weder Schuh- noch Textilienfunde ausgestellt, dafür aber jede Menge Waffen und Schmuck. Im Nachhinein betrachtet natürlich auch verständlich, da ein Museum vielleicht einfach nicht die (finanziellen) Möglichkeiten hat, ALLE seine Funde für eine Ausstellung entsprechend zu präparieren und auszulegen. Mal ganz davon abgesehen, dass der Standard-Besucher wohl auch eher gelangweilt wäre. Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet war es durchaus eine gute Ausstellung. Nach dem Motto: klein aber fein. Man ist relativ schnell durchgegangen, dafür wird das was ausgestellt wird, sehr schön dargeboten. Auch werden sehr stark Darsteller der Living-History mit eingebunden, die auf Bildern und kleinen Filmen dem Besucher eine dreidimensionalere Vorstellung des alten Haithabus geben. Den Eintrittspreis von 3,50 € für Studenten empfand ich als sehr niedrig, da dieser sowohl für die Ausstellung als auch für das Museumsdorf galt. Trotzdem gebe ich nicht die volle Punktzahl, ich hatte einfach mehr Funde erwartet. Die ausgestellten Handwerks- und Handelserzeugnisse zusammen mit der Erklärung der Herstellung verschiedener Waren war wiederum sehr gelungen, also: Bewertung: 4/5 Das Museumsdorf: Kurzinfo: Man hat innerhalb des noch bestehenden Schutzwalls von Haithabu sieben Gebäude aus der Wikingerzeit originalgetreu wieder aufgebaut, um den Besuchern einen realen Einblick in die damalige Lebensweise zu geben. Das Dorf hat mir sehr gut gefallen. Da ich am Samstag dort war, war es auch gut bevölkert. Sowohl von Rentergruppen als auch von Darstellern Man sieht den sieben Häusern an, dass sehr viel Arbeit und Mühe in deren Aufbau hineingesteckt worden ist. Und auch die direkte Umgebung der Häuser wurde dabei nicht vergessen: Befestigte Wege, ein kleiner eingefasster Bachlauf, ein Garten in dem Pflanzen und Kräuter der Zeit wachsen und nicht zuletzt der begehbare Pier am Ufer. Mit ein wenig Fantasie konnte ich mir gut vorstellen, im alten Haithabu zu stehen. In meiner „zivilen“ Kleidung hab ich mich allerdings ein wenig fehl am Platze gefühlt, es wird Zeit das ich mit meiner eigenen Darstellung anfange! Und hier komme ich jetzt auch zu dem für mich persönlich wichtigen Minuspunkt: Ich beschäftige mich zwar erst seit kurzer Zeit mit Haithabu, hatte aber bei den Darstellern, die dort die Häuser bevölkerten teilweise das Gefühl, dass diese nicht hundertprozentig authentisch gekleidet waren. Trinkhörner am Gürtel, Lederhosen, ein Vendel-Helm und Feuerwehrstiefel gehören für mich(!) nicht in eine Museumsdarstellung. Bei einem Mittelaltermarkt ist das alles kein Problem, aber hier hätte ich mir da etwas anderes gewünscht. Das von den Darstellern präsentierte Handwerk fand ich jedoch klasse! Perlenmacher, Fischer, Drechsler, usw. war sehr interessant und beeindruckend zu sehen. Auch waren ausnahmslos alle der Darsteller sehr freundlich und immer bereit mit den Touristen zu reden, zu erklären und zu demonstrieren. Die Häuser konnten alle (zumindest die großen, die kleinen waren wohl einfach zu klein *g*) betreten werden. Sehr dunkel kann man sagen, aber die Schlafstätten in den Häusern sahen ungemein gemütlich aus, mmh… Schade, dass es nur sieben Häuser sind! Vielleicht wächst Neu-Haithabu ja in Zukunft noch weiter an. Trotzdem gebe ich auch hier wieder nicht die ganze Punktzahl. In einem Museum verlange ich 99% Authentizität. Und auch den Vekaufsstand (Leder, Felle, Trinkhörner) hätte ich auf einen Markt geschoben und dort lieber weggelassen. Bewertung: 4/5 Alles in allem aber ein sehr gelungener Tag und ich werde mit Sicherheit wiederkommen. P.S. An der Kasse können sehr schöne Schmuck-Repliken und eine Menge Bücher erworben werden. Ich bin jetzt stolzer Besitzer des „Schaufenster einer frühen Stadt“. Gabs da sehr billig
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