Mein Haithabu-Besuch (18.09.2010)

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Bradwar

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Ich hatte das große Glück in der letzten Woche an einem internationalen Projekt der Universität Hamburg teilzunehmen, bei dem es darum ging mit verschiedenen Sensoren interessante Teilgebiete der Schlei http://de.wikipedia.org/wiki/Schlei zu scannen und zu analysieren. Also genau das Gebiet in dem ich meine zukünftige Darstellung ansiedeln will. Die Daten, die während dieses Projektes erfasst wurden, werden kostenfrei der Archäologie zur Verfügung gestellt. Eine tolle Sache dachte ich mir, und gleichzeitig die Möglichkeit Hobby und Beruf zumindest kurzfristig unter einen Hut zu bringen. Ich hab natürlich die Chance genutzt und meinen Aufenthalt dort mit einem Besuch im Haithabu-Museum abgeschlossen. Die Ausstellung: Ich muss sagen, dass ich ein klein wenig enttäuscht gewesen bin von der Ausstellung. Es wurden weder Schuh- noch Textilienfunde ausgestellt, dafür aber jede Menge Waffen und Schmuck. Im Nachhinein betrachtet natürlich auch verständlich, da ein Museum vielleicht einfach nicht die (finanziellen) Möglichkeiten hat, ALLE seine Funde für eine Ausstellung entsprechend zu präparieren und auszulegen. Mal ganz davon abgesehen, dass der Standard-Besucher wohl auch eher gelangweilt wäre. Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet war es durchaus eine gute Ausstellung. Nach dem Motto: klein aber fein. Man ist relativ schnell durchgegangen, dafür wird das was ausgestellt wird, sehr schön dargeboten. Auch werden sehr stark Darsteller der Living-History mit eingebunden, die auf Bildern und kleinen Filmen dem Besucher eine dreidimensionalere Vorstellung des alten Haithabus geben. Den Eintrittspreis von 3,50 € für Studenten empfand ich als sehr niedrig, da dieser sowohl für die Ausstellung als auch für das Museumsdorf galt. Trotzdem gebe ich nicht die volle Punktzahl, ich hatte einfach mehr Funde erwartet. Die ausgestellten Handwerks- und Handelserzeugnisse zusammen mit der Erklärung der Herstellung verschiedener Waren war wiederum sehr gelungen, also: Bewertung: 4/5 Das Museumsdorf: Kurzinfo: Man hat innerhalb des noch bestehenden Schutzwalls von Haithabu sieben Gebäude aus der Wikingerzeit originalgetreu wieder aufgebaut, um den Besuchern einen realen Einblick in die damalige Lebensweise zu geben. Das Dorf hat mir sehr gut gefallen. Da ich am Samstag dort war, war es auch gut bevölkert. Sowohl von Rentergruppen als auch von Darstellern :) Man sieht den sieben Häusern an, dass sehr viel Arbeit und Mühe in deren Aufbau hineingesteckt worden ist. Und auch die direkte Umgebung der Häuser wurde dabei nicht vergessen: Befestigte Wege, ein kleiner eingefasster Bachlauf, ein Garten in dem Pflanzen und Kräuter der Zeit wachsen und nicht zuletzt der begehbare Pier am Ufer. Mit ein wenig Fantasie konnte ich mir gut vorstellen, im alten Haithabu zu stehen. In meiner „zivilen“ Kleidung hab ich mich allerdings ein wenig fehl am Platze gefühlt, es wird Zeit das ich mit meiner eigenen Darstellung anfange! Und hier komme ich jetzt auch zu dem für mich persönlich wichtigen Minuspunkt: Ich beschäftige mich zwar erst seit kurzer Zeit mit Haithabu, hatte aber bei den Darstellern, die dort die Häuser bevölkerten teilweise das Gefühl, dass diese nicht hundertprozentig authentisch gekleidet waren. Trinkhörner am Gürtel, Lederhosen, ein Vendel-Helm und Feuerwehrstiefel gehören für mich(!) nicht in eine Museumsdarstellung. Bei einem Mittelaltermarkt ist das alles kein Problem, aber hier hätte ich mir da etwas anderes gewünscht. Das von den Darstellern präsentierte Handwerk fand ich jedoch klasse! Perlenmacher, Fischer, Drechsler, usw. war sehr interessant und beeindruckend zu sehen. Auch waren ausnahmslos alle der Darsteller sehr freundlich und immer bereit mit den Touristen zu reden, zu erklären und zu demonstrieren. Die Häuser konnten alle (zumindest die großen, die kleinen waren wohl einfach zu klein *g*) betreten werden. Sehr dunkel kann man sagen, aber die Schlafstätten in den Häusern sahen ungemein gemütlich aus, mmh… :) Schade, dass es nur sieben Häuser sind! Vielleicht wächst Neu-Haithabu ja in Zukunft noch weiter an. Trotzdem gebe ich auch hier wieder nicht die ganze Punktzahl. In einem Museum verlange ich 99% Authentizität. Und auch den Vekaufsstand (Leder, Felle, Trinkhörner) hätte ich auf einen Markt geschoben und dort lieber weggelassen. Bewertung: 4/5 Alles in allem aber ein sehr gelungener Tag und ich werde mit Sicherheit wiederkommen. P.S. An der Kasse können sehr schöne Schmuck-Repliken und eine Menge Bücher erworben werden. Ich bin jetzt stolzer Besitzer des „Schaufenster einer frühen Stadt“. Gabs da sehr billig :)
 
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... wir nutzten eine private frühsommerliche Norddeutschland-Bereisung u.a. auch für Haithabu... ist zwar definitiv nicht meine Zeit, aber ein Muss für alle Geschichtsinteressierte. Mein Fazit: Museum: Sehr gut gestaltete Ausstellung, sehr anschaulich, sehr gute Präsentation, sehr schönes Gebäude... ahnungslose (und mäßig freundliche) Menschen im Shop... zur Bewertung der Inhalte ist mein Wissen zu knapp... ich fühlte mich sehr gut informiert am Ende und hatte reichlich gesehen für den zivilen Eintrittspreis. Siedlung: Das typische Freilanddorf, wie in ähnlicher Form überall zu sehen... nichts, wo ich überrascht war. Hätte ich mir etwas mehr Erläuterung zum dörflichen Leben und im Inneren vor allem mehr Licht gewünscht... Leihtaschenlampen??? Wir hatten Pech mit dem Wetter... die (zwei) armen Händler trotzten Nieselregen und Kälte und boten ihren Kram an... hier hätte ich gern mehr Zeithistorisches/ Belegtes gesehen und schließe mich dem Thread-Ersteller an: Bitte keinen Touri-Tand und (in jedem Fall) authentischere Kleidung im Museum.
 
Das Fehlen von jeglichen Funden die in den Kleidungsbereich fallen, dass werfe ich auch der neuen Ausstellung vor. Auch wenn ich der neuen Ausstellung ein paar neue Schmankerl zugestehe. Die alte Fand ich aber trotzdem um einiges besser. Von der musealen Darstellung/ Presentation ist die neue Ausstellung zwar top, aber inhaltlich fand ich die alte besser. Zum Dorf: Normalerweise weiß ich nur von sehr authentischen Darstellern, welche für das Dorf zugelassen werden. Diese konnte man in der Bootshalle zum Beispiel auf den Videos sehen. Konnte da auch einige bekannte Gesichter wiedererkennen. Ansonsten für alle Schleswigfahrer: Besucht auch Schloss Gottdorf und schaut euch die Nydamhalle mit den Thorsberg- und Nydam-Funde an!
 
Mein Fazit von Haithabu : Ich bin enttäuscht, ich hatte mehr erwartet und in Erinnerung. Der Boden (jaaa...) verursachte nach nur zwei Minuten Anwesenheit üble Kopfschmerzen, er knarzte, knackte, quietschte, war so laut das man nicht einmal in Zimmerlautstärke sich verständigen konnte, geschweige denn sich auf das Gezeigte konzentrieren konnte. Weniger Technik, mehr Funde bitte! Ansonsten sehr kleine aber feine Ausstellung, an manchen Stellen sehr ausbauenswert. Ich vergebe ein 3/5 ;) , mag aber auch daran liegen, ich war als Kind das letzte mal dort und nun, wo mich das Thema immer mehr reizt, wieder dort und hatte es ausführlicher, größer in Erinnerung. Das Dorf war sehr schön gemacht, für die zuvielen Touris die unangenehm drängelten und schubsten konnten sie ja nüscht. Negativ hier...der Garten, tssss.... die brauchen unbedingt einen Schausteller der den Garten bestellt... *unschuldig pfeifend Bewerbung tipp* Aber sowas fällt auch nur mir auf und zählt daher nicht :D 4/5 !
 
Mein Besuch ist nicht mehr ganz frisch, es war im September letzten Jahres (2012). Was meine Vorschreiber berichten, kann ich bestätigen. Die Ausstellung ist lohnend, ohne Zweifel, aber nicht groß. Textilien vermisse ich auch sehr. Auch bei Dorf und Händlern habe ich den gleichen Eindruck: die Häuser sehen überzeugend echt aus, soweit ich das berteilen kann, auch und vor allem die Inneneinrichtung; das gilt aber nicht für die Händler und ihre Waren. Ein oder zwei Verkaufszelte waren geschlossen und machten einen leicht verwahrlosten Eindruck (eingerissene Plane). Auch von mir 4/5. Jetzt habe ich hier zwar nichts Neues beigetragen, ich kann nur berichten, dass alles immer noch so ist wie bereits berichtet wurde :|
 
Verzeiht mir, dass ich diesen Thread ausgrabe, aber ich war vor 2 Wochen auch dort und will euch meine Eindrücke schildern. Zuerst das Positive: Die Ausstellung als solche fand ich gelungen. Das was ausgestellt war, war schlüssig und nachvollziehbar. Die Räume selbst waren gut strukturiert und quasi nach Themen sortiert. Dazu viele Funde (logisch) und Verwendungsweisen. Auch sehr gut fande ich, dass sie verschiedene Exkurse gezeigt haben, z.B. wie in etwa die Perlenherstellung funktioniert. Die Schiffshalle war auch sehr informativ und gut ausgarbeitet. Außerdem gut fande ich die Präsentation der Geschichte Haithabus. Zum Negativen: Richtig, richtig schade fande ich, dass kein einziges Textil ausgestellt war. Kein einziger Fetzen, keine Schuhe, gar nichts. Das Hauptaugenmerk lag auf den Eisenfunden und auf den Holz- und Knochenfunden. Die Perlen waren natürlich auch da. Auch der Bogen wurde nicht gezeigt, was ich auch sehr schade finde. Wie schon gesagt, war das was augstellt war gut strukturiert. Bis auf den vorletzten Raum (vor der Schiffshalle). Dort ging es um Handelsbeziehungen von Haithabu. In der Mitte des Raumes war eine U-Förmige Vitrinenwand, in die man auch reingehen konnte. Von innen und von außen war diese teilweise vollgestellt durch Funde, die in Haithabu gehandelt wurden. Mann wusste irgendwie gar nicht, wo man hinschauen soll. Und dieser eine Raum eben total anders als die anderen. Meine Freundin, die Kulturwissenschaft studiert, hatte an der Austellung selbst auch noch einige Kritikpunkte, aber für mich als "normalen" Besucher war sie schlüssig. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Ausstellung für das große Publikum doch recht gut ist, für die LH'ler leider zu wenig an Informationen. Was ich von der alten Ausstellung kenne sah wesentlich besser aus. Lg, Sartir
 
Ja, in der neuen Haithabu Ausstellung sind keine Textilien und kein Leder zu sehen, obwohl in Haithabu ein sehr vielfältiges Fundspektrum existiert. Dies wird von vielen fachkundigen Besuchern bemängelt. Es war nicht im Interesse der Leitung der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen diese Funde ins Museum zu integrieren. Schafft Abhilfe: Schreibt Briefe, tut Eure Meinung gegenüber der Stiftung kund. Fordert die Funde zurück ins Museum... Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf Schlossinsel 1 24837 Schleswig [email protected]
 
Dann hänge ich mich noch mit dran, ich war vorige Woche dort. Das man die Textilien nicht zeigt, finde ich schade. Was man hätte tun können, wären Schautafeln anbringen, zB im Weberhaus anstelle des räudigen verstaubten Teppichs auf dem Gewichtswebstuhls. Das ergibt ein ganz falsches Bild für den Besucher, der dann wieder mit dem Gedanken "im Mittelalter trug man Sackleinen" nach Hause geht. :( Danke Jonst, da denke ich mal drüber nach.
 
Du hast völlig recht Jonst. Rückmeldung an Schloss Gottorf finde ich auch sinnvoll. @Silvia eines der Probleme ist auch die Zeit. Ich habe eine Bekannte, die würde dort sehr gerne weben zeigen, aber sie sagt auch: ich schär doch nicht auf und fange an zu weben, muss am Ende der Belebung abbrechen und wenn ich das nächste mal zur Belebung fahre ist es genauso vergammelt wie vorher. Das kann ich gut nachvollziehen, Arbeit für die Katz.
 
Hallo Karin, ich verstehe was Du meinst, da hätte ich auch keine Lust zu. Dennoch sehe ich das Ganze genau anders herum aus Sicht des Besuchers, der keine Ahnung hat. Die Kritik gilt nicht den Darstellern, die Häuser dauerhaft aus zu statten ist nicht Aufgabe der Darsteller, sondern des Museums. :( Auch war mir nicht bewusst das dort ein Werk einer Belebung hing, sollte ich also Jemanden auf die Füsse getreten sein, tut mir das sehr leid. Dennoch das dort gewebte Stück ist sehr grob und auf Taille gewebt und vermittelt einen vollkommen falschen Eindruck. (ich könnte es am Gewichtswebstuhl nicht besser,aber darum geht es nicht) Eben weil es so staubt, wäre man mit ein paar Farbtafeln gut bedient, denn selbt wenn man einen feinen Stoff am Webstuhl hätte, wäre dieser nach drei Tagen unansehnlich und nach drei Wochen hätte er die Farbe von feinem Sackleinen.
 
Ich finde die Idee mit den Farbtafeln sehr gut. Die zwei Leute, die im Museum arbeiten schaffen es nicht, das Gewebe zu pflegen (abzuhängen, zuzuhängen etc.). Das ist illusorisch. Es wird aufgeschlossen, zugeschlossen und Reparaturarbeiten geleistet. Mehr geht da nicht. Insofern wäre man mit Ansichtstafeln sehr gut bedient.
 

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