Mara
Well-known member
In meiner Galerie befindet sich ein Wollsurcot, an dessen Ärmel- und Halsausschnitt gestickte Motive eines Wappentiers zu finden sind.
Phelan fragte mich, zu welcher Zeit denn Frauen Wappen an ihren Gewandungen getragen haben. Ich habe mal recherchiert und folgendes herausgefunden "Eine Dekortechnik, von der im Mittelalter überreichlichen Gebrauch gemacht wurde, war das Besticken. Vor allem ungemusterte Seidenstoffe wurden durch Besticken mit bunten Seidengarnen und vor allem mit Gold- und Silberfäden optisch aufgewertet. Beliebt war auch das Besticken mit kleinen Perlen oder Korallen. Bei den Kleidern beschränkten sich diese Dekorationen normalerweise auf unterschiedlich breite Streifen um den Halsausschnitt und an den Gewandrändern. Diese goldbestickten Partien, in die manchmal sogar Edelsteine eingearbeitet waren, nannte man in Frankreich orfreis (von mlat. aurifisium = goldenes Fries). Nur Prunkgewänder, wie die sog. Adlerdamatika des deutschen Kaiserornats und verschiedene Krönungsmäntel, aber auch einzelne Meßkaseln wurden mehr oder weniger flächendeckend bestickt. Beliebt waren heraldische Motive wie Löwen und Adler, aber auch religiöse Motive. ...... .....Außer reinen Stickarbeiten gab es auch die Kombination mit Stoffapplikationen.... ...Neben Stickereien, die man entweder direkt auf den Stoff oder aber auf separate Besatzstücke anbrachte und nachträglich applizierte, wurden auch gemusterte Borten für den Gewandschmuck verwendet. Bei der Herstellung dieser Borten kam verstärkt die Brettchenweberei zum Einsatz, insbesondere für schmalere Borten...." Auszug aus Ulrich Lehnard "Kleidung und Waffen der Früh- und Hochgotik 1150 - 1320, S. 54. Auf S. 17: steht noch, dass in der Übergangszeit zwischen Romanik und Gotik die Kleider oft mit breiten Borten, Stickereien und aufgenähten Edelsteinen geradezu überladen waren, während vom Ausgang des 12.-Anfang des 14. Jh. die Dekoration zurückhaltender wurde. Der Besatz beschränkte sich meist auf wenige schmale Borten, mit denen der Halsausschnitt und manchmal auch der untere Saum von Ober- und Untergewand eingefasst waren. Lediglich die Enden der eng anliegenden Ärmel des Untergewandes waren bisweilen mit breiten Borten eingefasst. U. a. verweist Lehnard auf Grabfiguren, die um 1270 entstanden sind und an Hals, Rocksaum und Ärmelabschlüssen mit Goldborten verziert und zusätzlich mit Edelsteinen belegt und mit Blüten bestickt sind. Phelan bat mich, da dies doch fuer alle interessant waere, es mal ins Forum zu stellen. PS. Bitte nicht wundern, dass ich im Moment auf Umlaute bzw. einige Interpunktionen verzichten muss, aber meine Tastatur spinnt gerade total. Muss mal meinen Admin anrufen.