Mittelalterliche Wehrmühlen

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Sigurdur

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Oberfranken
In Wikipedia bin ich gerade zufällig auf eine Wehrmühle gestoßen. Mittelalterliche Befestigungsanlagen wie Burgen, Wehrtürme und auch Wehrkirchen kennt ja eigentlich jeder. Diese stark befestigten Mühlen waren mir bis dato allerdings unbekannt. Kennt jemand in Deutschland vergleichbare Objekte ? http://de.wikipedia.org/wiki/Wehrmühle_Bagas Im Belagerungsfall weiterhin Getreide zu Mehl zu mahlen macht zwar Sinn, jedoch wie bringe ich dann das Zeugs zu einer benachbarten Burg; kann der Müller dann selber backen , ggf. in einer Wehrbäckerei ?! Oder dienten diese Anlage eben nur zum Schutz wohlhabender Müllerfamilien vor Räuberbanden o.ä. ?
 
Ich könnte mir vorstellen, dass eine Wehrmühle Teil einer Stadtmauer ist, wo ein Fluss in oder aus der Stadt fließt. Aber so, einfach in freier Natur?
 
Hmm evtl kommt Wehr nicht von wehren, :shoot sondern man kann die Wasserzufuhr in einem Wehr regeln ? In der mittelalterlichen kölner Stadtmauer war so weit ich mich erinner auch eine Windmühle. Zons hatte glaub ich auch die Mühle in der Mauer, auch Zons liegt am Flüsschen. Macht ja Sinn, so nutzt man die Wasserkraft und hat dennoch den Schutz der Stadt.
 
Der Einwand von Silvia erscheint mir schlüssig zu sein. Allerdings wenn man sich den Bau betrachtet und den historischen Kontext berücksichtigt in dem sie erbaut wurde, ist ein wehrhafter Charakter nicht zu übersehen. Möglicherweise ist der Standort damals von strategischer Bedeutung gewesen. Prinzipiell scheint es sich aber um einen Einzelfall zu handeln.
 
Einige dieser Wehrmühlen sind aus ihrer Lage im Land heraus entstanden z.B. wurden als Muhlenfuß befestigte Erderhöhungen erichtet die auch als Durchfahrt genutzt wurden. auf beiden seiten ein starkes Tor muss ein Angreifer erst den hügel hoch um durch eine Tür in den Mühlenraum zugelangen so boten diese Mühlen Schutz für die Bevölkerung die keinen zugang zu andern Anlagen hatte und der Müller hatte eine größere Verteitigungsgruppe gegen marodierende Soldaten. Wir haben hier in der Gegend auch mindestens eine Wehrmühle ich mach dann mal ein Foto und stells rein wenn ich das nächste mal vorbei fahre.
 
Auch wenn es reine Spekulation ist. Könnte vielleicht das Gebäude als Wohnturm genutzt worden sein. Anschließend dann als Mühle ? Man müßte die Geschichte des "Hauses Albret" sich genauer ansehen. Jerome :)
 
Zons hatte glaub ich auch die Mühle in der Mauer, auch Zons liegt am Flüsschen.
Also die Zonser Mühle gibt es noch immer. Allerdings wird die nicht vom Flüsschen Rhein betrieben, sondern ist eine Windbetriebene Mühle.
 
@Thies *vor die Stirn klatsch* jau - ich hatte da so ein Bild vorm inneren Auge - stimmt das hatte Flügel,kein Wasserrad.
 
Zu der französischen Wehrmühle kann ich nichts sagen. Die ist so massiv ausgeführt, dass ich es für einen Einzelfall halte. Allerdings sind Mühlen (egal ob Wind- oder Wasser-) die Hightech-Einrichtungen des Mittelalters und Müller wichtige Spezialisten: Anlegen und Pflegen künstlicher Wasserbauten (Wehre, künstliche Mühlbäche), Kraftübertragung inklusive Richtungswechsel und Aufsplitten mit Holz als Werkstoff (genaues Gefühl für Fließ- und Drehmoment, damit nichts bricht), Umgang mit Mehlstaub in einer Zeit der Beleuchtung und Heizung mit offenem Feuer (und ohne mehr Atemschutz als einem feuchten Tuch), vom Lehnsherrn meist monopolisierte Engstelle im Produktionsweg des lebenswichtigen Brotes, ständige Instandsetzungsarbeiten, sowie Lebensgefahr bei Betriebsunfällen und drohende Gehörschäden durch Geräuschpegel. Walk-, Schrot-, Hammer- und Stampfmühlen sind da auch nicht besser als Kornmühlen. Einen guten Müller anzuwerben (gerade wenn der Vorgänger eines gewaltsamen Todes gestorben ist) und eine mechanisch anspruchsvolle Konstruktion wie eine Mühle wieder aufbauen zu lassen kostet Ressourcen. Deshalb wird angenommen, dass die meisten Mühlen zumindest über eine Art Palisade als Einfriedung oder entsprechend schützende Wasseranlagen verfügten, wenn sie nicht nahe an einer Siedlung oder Burg lagen. Wer die Mühle seines Feindes niederbrennt, der schädigt ihn empfindlich. Wer dazu noch den Müller und seine Gesellen erschlägt, der kann einen kleinen Adeligen in echte Existenznot bringen (allerdings sollte man das vermeiden, wenn man selbst das Land übernehmen möchte, denn dann hätte man ja selbst auch keinen Müller). Es macht also auf jeden Fall Sinn eine Mühle zu befestigen. Diese massive Ausführung nach Donjon-Art halte ich aber für eine Sonderform eines im 100-jährigen Krieg evtl. stark umkämpften Gebiets. Anscheinend hatte da jemand keine Lust mehr seine Mühle alle paar Jahre wieder aufzubauen und einen neuen Müller anzuwerben. Ich kenne jetzt ehrlich gesagt keine "Mühlengrabungen"... Das wäre mal ein interessantes Forschungsthema...
 

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