Moin moin, liebes Forum. Ich muß mich einigen hier vielleicht kurz vorstellen, denn bislang war ich zwar schon eine Zeit lang hier "passives Mitglied", habe mich aber noch nicht zu Worte gemeldet. Einigen in der HoMi-Szene in NRW und Hessen bin ich unter dem Anmeldenamen bekannt. In S-H dürften wir wahrscheinlich den meisten noch eher unbekannt sein, was sich hoffentlich bald ändert. Im wahren Leben höre ich zumeist auf den Namen Christian. Mittlerweile betreibe ich dieses Hobby mit meiner Frau seit 2009 auf einem längst nicht museumsreifen, aber hoffentlich doch immer noch steigendem Level. Meine Darstellung ist die eines Ordensbruders und Wundarztes des Ordo Hospitalis. Im realen Leben, dieser Punkt wird hier noch etwas Bedeutung bekommen, bin ich seit nunmehr 20 Jahren Rettungsassistent mit diversen Fach- und Führungsweiterbildungen und habe u.a. in dieser Funktion auch Einsatzplanungen für größere Veranstaltungen erstellt und diese auch weiter betreut. Für kleinere Veranstaltungen (Warder zähle ich hier schon nicht mehr dazu) bieten wir mit unserer Kleingruppe weiterhin recht erfolgreich einen "Ambientesanitätsdienst" an. Soweit zum Hintergrund. Wir haben dieses Jahr das erste Mal auf Arche Warder aufgebaut, können diese spezielle Situation also nur bedingt aufgrund Berichten unserer Freunde und Bekannten vergleichen. Allerdings haben wir schon einige Erfahrungen mit chaotischen Veranstaltern in "Norditalien" gemacht, so dass wir uns ein Urteil anmaßen möchten. Wir haben Mittwoch relativ spät und ganz in Ruhe auf der oberen Koppel (im Trockenen!! :-D) aufgebaut, das größte Chaos der Initialphase dürfte bis dahin wohl schon gelaufen gewesen sein. In der Tat waren oben am Trockenrasen noch etliche Flächen frei, während es auf der unteren Koppel relativ eng gestellt war. Logisch, dass man sich dann ins Gehege kommt, wenn man zeitgleich aufzubauen gedenkt. Der angeführte Punkt mit den zugebauten Rettungswegen ist absolut relativ! Zuerstmal war IIRC an nur einer Stelle eine Durchfahrtbreite von mindestens 2,50 nicht gegeben, und das war auf der unteren Koppel hinten in der Ecke zwischen SSK und den Pilgern. Alle anderen Bereiche wären im Zweifel befahrbar gewesen, oder das eben aufgrund der baulichen Situation im Allgemeinen nicht. Das ist dann aber so und ließe sich höchstens durch extreme Auflagen oder im Zweifel einer Untersagungsverfügung seitens der Genehmigungsbehörde im Vorfeld regeln, wovon seit einer ganz bestimmten Megaveranstaltung (die aber mit einem Mittelaltermarkt mal so gar nicht vergleichbar ist) auch gerne Gebrauch gemacht wird. Hiervon können Veranstalter seitdem ein Lied singen. Über Einsatzplanung für Großveranstaltungen und Sicherheitskonzepte können wir aber gerne in einem separaten Thread ausführlich diskutieren. Allerdings ist es einer Rettungswagenbesatzung durchaus einmal zuzumuten, nicht direkt bis ans Zelt zu fahren. Im Falle eines Brandes jenseits von Entstehungsbränden wäre wohl auf drei Wiesen ein Totalverlust wahrscheinlich aller Zelte mit nicht unerheblicher Opferzahl unvermeidbar gewesen. Will man so etwas im Vorfeld durch Planung verhindern, müsste man um jedes Lager, ja um jedes Zelt, jede Feuerstelle, etc. einen Sicherheitsabstand von >4 Metern einhalten. Das Gejammer über die großen Lücken möchte ich dann aber nicht hören... ;-) Allerdings durfte ich in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag ein Risikoverhalten von Teilnehmern beobachten, welches mir die Nackenhaare aufstellte! Es wurde in einer Art und Weise mit Feuer gespielt, wo ich nur darauf gewartet habe, dass das erste Zelt in Flammen aufgeht. Tatsächlich hätte da mindestens einmal, wo eine Feuerkette in Richtung Schmiede abgeflogen ist, nicht viel gefehlt. Der Sicherheitsabstand bei den Poi- und Flammenschwertsequenzen zu den nächsten Zelten war absolut unzureichend. Darüber wird sich aber nicht mokiert, kann man es ja den Veranstaltern nicht in die Schuhe schieben... Die Toilettensituation war in der Tat "etwas" unzureichend. Bald schon machte auf den oberen Wiesen das geflügelte Wort vom "langen Gang" die Runde. Natürlich ist das nicht schön, und nicht nur die Herren der Schöpfung, so kann ich sagen, haben zumindest Nachts die Büsche gedüngt - ganz so, wie es im Mittelalter wohl üblich war. Aber auch hier kennen wir noch extremere Situationen (ich sag hier mal nur Greifenstein), so dass wir uns hierüber nicht beschweren wollten. Als Verbesserung angeregt haben wir in unserem Feedback allerdings auch, dass für die oberen Wiesen eine Reihe Dixies angebracht sind. Ich gebe aber zu bedenken, dass diese dann auch am besten dann täglich geleert werden müssten, will man nicht den Gestank nach spätestens Tag 2 ertragen müssen. Die Vorhandenen sanitären Anlagen waren allerdings immer in einem sehr sauberen bis gut akzeptablen Zustand. Wenn das mal im Falle der Duschen nicht so war (Sand/Erde/Wassergemisch), so schiebe ich es mal auf die schiere Masse der Duschwilligen. Hier bleibt mir wieder nur an die Eigenverantwortung der Teilnehmer zu apellieren! Es ist ja wohl wirklich jedem zuzumuten, die sanitären Anlagen in einem Zustand zu hinterlassen, wie man sie selbst vorfinden möchte, oder nicht? Wenn ich mir das so in Erinnerung rufe, müssen Mittelalterbegeisterte anscheinend Zuhause oft in einem Schweinestall leben. Die Reinigungskraft hat in jedem Fall einen Bombenjob geleistet, der nicht hoch genug zu loben ist! Hier über die Zeiten der Sperrung zwecks Reinigung zu meckern, ist in jedem Fall nicht zielführend. Für uns war es absoluter Luxus, dass überhaupt Duschen vorhanden waren! Beileibe nicht jeder Veranstalter ist in der Lage oder Willens, dies zu leisten. Wenn ich jetzt noch die Mengen an Wasser berechne, die da durchgehauen wurden, so frage ich mich tatsächlich, wieso da seitens der Veranstalter nicht anstelle eines freiwilligen Obolus am Ende der Veranstaltung ein verpflichtender "Pinkelgroschen" (wie bei Hiller AFAIK schon längst üblich) erhoben wurde. Holz ist ein leidiges Thema. Auch wir haben eigentlich gesagt, dass wir nicht fahren, wenn kein Holz gestellt wird. Dieses Mal stellte sich die Problematik für uns eher nicht, da wir a) noch genug Feuerholz Zuhause hatten, und b) dieses Zuhause lauschige 30 Km entfernt ist und wir nur zu zweit gefahren sind. So konnten wir dieses Mal ausreichend eigenes Holz mitnehmen. Nächsten Monat nach Dillenburg sieht das schon ganz anders aus. Ich verstehe also diejenigen gut, die sagen, dass sie das nicht auch noch mitschleppen können. Allerdings ist Holz mittlerweile tatsächlich zu einem teuren Gut geworden! Gutes, vielleicht noch abgelagtertes Feuerholz hat seinen Preis, so dass mancher Veranstalter dazu übergegangen ist, entweder gar kein Holz zu stellen, die Menge zu verknappen oder nur Abbruch- und Abfallholz zu stellen. (Und das mindestens seit dem wir dabei sind!) Im Sinne von quid pro quo eine Lösung zu finden, ist eine Aufgabe, die ich nicht haben möchte! Wenn der VA jetzt plötzlich Geld für Infrastruktur (Wasser, Holz, sanitäre Anlagen) von den Lagern haben möchte, steht er plötzlich in einer Reihe mit Gisbert und viele (gute) Lager kommen erst gar nicht mehr. Stellt er dies alles kostenlos zur Verfügung, geht dies natürlich mit einer deutlichen Summe in den Sollbereich der Bilanz ein, zumal dann seitens der Lager oftmals nicht sonderlich ressourcenschonend damit umgegangen wird. Machen wir uns bitte nichts vor - jeder Veranstalter eines Mittelaltermarktes hat irgendein wirtschaftliches Geschäftsinteresse. Niemand veranstaltet einen Markt(!!), ohne da irgendeinen finanziellen Nutzen herausziehen zu wollen. Und die Arche (mit der ich übrigens weder verwandt noch verschwägert bin, und die sicher nichts zu verschenken hat) mit G.H. und seiner Gelddruckmaschine zu vergleichen zu wollen, erscheint mir doch sehr abwegig! Zum Thema Ramschhändler und Polytierchen/Sahara- und Alexzeltlager möchte ich eigentlich gar nichts mehr sagen. Auch mir ist aufgefallen, dass das Darstellungsniveau vom letzten Jahr, wo wir noch nur Tagesgäste waren, auf dieses Jahr erkennbar gesunken ist. Das gefällt uns gewiss auch nicht. Hier sollte tatsächlich mehr Augenmerk darauf gelegt werden, dass das Niveau zumindest nicht noch weiter sinkt. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass Warder ganz sicherlich kein "A"-Markt ist. Und an "Kommerzmärkten" haben wir schon deutlich schlimmeres erlebt. Aber natürlich gilt es, hier den Verfall aufzuhalten! Hier jetzt den Sauf-/Polyesterlagern zu weichen, wird dieser Aufgabe sicher nicht gerecht. Just my 2 (äh... 200 Cent). Flotten Tag noch und für mich nach der Nachtschicht jetzt gute "Nacht". Man liest sich...