Reisealtar

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Graf Wolf

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Hallo Zusammen ! Ich bin auf der Suche nach Bildern, Darstellung ,Links usw zum Thema Reisealtar. Leider konnte ich bisher nur Darstellungen ab 1400 aufwärts im Netz finden . Ich suche aber speziell um 1100. Kann mir da jemand weiterhelfen , gabs diese Altäre schon zu dieser Zeit ?? Danke schon mal im voraus !!
 
Im Ausstellungskatalog der Ausstellung "Otto IV." sind zwei sog. "Tragaltäre" abgebildet die auf ca. 1200 datiert werden, einer mit einer Bergkristall- der andere mit einer Achatplatte. Beide haben einen reich verzierten Silberrahmen. Der Zweck dieser Tragaltäre ist der, auf Reisen eine geweihte Altarplatte (mit den essentiell dazugehörigen, darunter eingelassenen Reliquien) zur Verfügung zu haben.
 
Ja, Daniel, genau der - und eben noch ein ähnlicher mit Bergkristallplatte, was laut Artikel dazu wohl das gebräuchlichere Material gewesen sein soll.
 
@Katharina: Habe ich mir schon gedacht. Die beiden anderen Exemplare hatte ich mal "live" in einer Ausstellung gesehen, als ich mal wieder zu Besuch bei meiner Familie war. Da mußte ich dann spontan dran denken, als die Frage aufkam. ^^ Bergkristall war tatsächlich ein beliebtes Material der Zeit. Siehe hier auch die Kataloge zur " Ornamenta ecclesiae" oder man lese nach in der "Schedula diversarum artium" des Theophilus Presbyter, also vermutlich eben dieser Rogerus von Helmarshausen, von dem oben die Rede war.
 
In London im Victoria and Albert Museum gibt es ein paar aufklappbare "Andachtsbildchen" aus geschnitztem Elfenbein und bemaltem Holz, die man in die Tasche packen und auf dem Tisch aufstellen kann, wie kleine Bücher. Ich hab mich noch nicht eingehend damit beschäftigt, aber vielleicht gibts da in Deutschland vergleichbare Funde.
 
In London im Victoria and Albert Museum gibt es ein paar aufklappbare "Andachtsbildchen" aus geschnitztem Elfenbein und bemaltem Holz, die man in die Tasche packen und auf dem Tisch aufstellen kann, wie kleine Bücher. Ich hab mich noch nicht eingehend damit beschäftigt, aber vielleicht gibts da in Deutschland vergleichbare Funde.
Gibt es tatsächlich. Die Frage ist nur, wie weit man diese Diptychone oder gar Triptychone als eigenständigen Altar, oder tatsächlich nur als "Altarbild" bezeichnen kann. In der orthodoxen Liturgie ist dies im Sinne von Ikonen und Ikonostase etwas einfacher zu definieren. Bei "Kunst und Krempel" wurde vor einigen Jahren z.B. ein Triptychon aus der Umgebung von Siena, datiert 1370/80, unter dem Begriff "Klappaltärchen" vorgestellt. Neben der Malerei auf den Flügeln und der zentralen Kreuzigungsszene ist aber hier der Sinn eher als Reliquarium zu sehen, da der Zentralteil 14 Kammern mit bezeichneten Reliquien enthält. Auch wenn es nicht die gesuchte Zeit ist, ist es trotzdem ein schönes Stück. Elfenbeinstafeln sind ebenfalls nicht unüblich. Ich denke mal im Katalog " Ornamenta ecclesiae " wird man dazu sicherlich auch frühe Belege finden. Ich werde da mal bei Gelegenheit nachschauen.
 
Daher kommen diese wirklich schicken Teile wohl für den gesuchten Zeitraum eher nicht Frage.
So ist es. Leider, denn diese Objekte sind wirklich sehr schön. Aber wie schon zuvor gesagt: Es scheint sich hier eher um Gebettafeln, ähnlich der Retabel, zu handeln, während die Tragealtäre dem Gesuchten wohl eher näherkommen. [font='Arial, Helvetica, sans-serif']Interessant ist allerdings das Aufkommen dieser bemalten Holz-Klapp-"altärchen"genau in der Zeit der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandlungen des 12. und 13. Jahrhunderts[/font], u.a. in Verbindung mit den in diesem Zeitraum boomenden Ordensgründungen. Hier wäre noch ein Ansatz für weitere Forschungen. ;) Ein frühes Elfenbein-Diptychon stammt übrigens von der Aachener Hofschule Karls d. G. und ist um 810 gefertigt worden,( Sammlung Ludwig ). Zu den Tragealtären habe ich noch den Mauritius- Tragaltar, um 1160, sowie den Gregorius-Tragaltar, um 1140 im Angebot. Beide befinden sich in Siegburg, in der Schatzkammer von St. Servatius.( ist ja von Bonn nur ein Katzensprung... :D ). http://www.google.de/url?sa=t&rct=j...AcIest6tVQYRetvJ9yhXjcA&bvm=bv.41018144,d.bGE Aber auch hier leider nur 12.Jhd.
 
Vielleicht noch einmal eine Anmerkung zum romanischen Tragaltar:
"Nicht immer stand dem Geistlichen im Mittelalter zur Meßfeier ein " altare fixum" zur Verfügung. Vornehmlich rege Reisetätigkeit brachte die Notwendigkeit eines transportablen Tragaltars mit sich. Ausgestattet mit einer konsekrierten Steinplatte, groß genug, um wenigstens Kelch und Hostie Platz zu bieten, sowie einem Reliquienrepositorium, besitzt das Portatil die liturgisch geforderten Eigenschaften.Ursprünglich als flache Tafel gearbeitet ( Tafeltragaltar ), setzt sich daneben zwischen dem 11. und 13. Jhd. der Kastentragaltar durch."
Zitiert aus : Stefan Schock: "Kölner romanische Tragaltäre" in "Ornamenta ecclesiae", Katalogband 2, S 403 Ich denke, damit wird es genau das sein, was Graf Wolf sucht.
 
Ein weiteres interessantes Exemplar, welches ebenfalls im Rheinland gefertigt wurde ( verm.Köln um 1160/80) und deutliche Ähnlichkeit mit dem Gregorius- und dem Mauritiusaltar aufweist befindet im Kölner Schnütgen Museum als Leihgabe der Pfarrgemeinde St. Maria im Kapitol (Köln). In den Maßen: H.13-B.30-L.32 cm besteht dieser Altar aus einem Eichenholzkern und aufgelegten Grubenschmelzplatten. Die zentrale Altarplatte besteht aus einm grünlichen, gemaserten Stein ( vermutlich Serpentin). Interessant ist hierbei aber die lateinische Umschrift, welche explicit auf Altar, Altartuch, Patene und Kelch als Symbole für die Kreuzigung und das leere Christusgrab hinweist. ( siehe Abb. in : Ornamenta ecclesiae, Bd. II , Ss. 337/338, weitere Exemplare aus dem gleichen Zeitraum auf den Ss. 403 ff.) Wenn nicht eine anderslautende Rückmeldung kommen sollte, dann gehe ich mal davon aus, daß es sich hierbei tatsächlich um die gesuchte Art Altar handelt und damit scheint die Frage wohl zunächst beantwortet zu sein. Wenn nicht, dann würde ich mal weiter recherchieren. ;) Mein Dank übrigens an Katharina, Fusselhirnchen und Rotschopf für ihre guten Hinweise und Beispiele. :knuddel
 
Erst mal ein ganz dickes WOOOW an Alle. Danke für die tollen Links . Bei meiner Frage hab ich eher an "Klappaltäre" gedacht ( z.B. Schluderns Burgkapelle), aber ich seh schon , ich muss mich für nen Nachbau "umorientieren". :allah
 
Bei meiner Frage hab ich eher an "Klappaltäre" gedacht
Hatte ich mir gedacht. :D Ich war mir allerdings zunächst auch nicht sicher, ob es sie nicht doch in dieser Zeit gegeben hat. Zumal es, wie oben schon geschrieben, eben bereits sehr frühe Diptychone und Triptychone gab. Aber die Literatur belegt tatsächlich nur die Tragealtäre als "echte" Altäre. Alles andere ist also nur als "Gebettafel" zu sehen. Was nicht bedeutet, daß diese Tafeln nicht in Verbindung mit einem "echten" Altar verwendet wurden, also in der Art eines "Altarbildes" . Die häufig im Mittelteil dargestellte Kreuzigungsszene würde diese These durchaus unterstützen, da man den Altar symbolisch als Berg Golgatha ansah. Deshalb führen in Kirchen oft 3 Stufen zum Altar, auf denen das sog. Stufengebet gesprochen wurde ( "Introibo ad altare Dei, ad Deum, qui laetificat juventutem meam...gefolgt von Psalm 42 , 1-5, wie es das Messbuch der römisch-katholischen Kirche im "Ordo Missae" vorgibt.) Die andere Bedeutung eines Altares ist, neben "Berg", das Symbol für das Christusgrab. Auch hier wird der Symbolcharakter dadurch bekräftigt, daß in den Altären Reliquien eingebracht worden sind ( hievon zeugt noch der alte Begriff "Reliquiengrab") Aber, wie schon gesagt: Ich forsche da gerne mal weiter ! ;)
 

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