Thomas W.
Moderator
In der Geschichte des Schwertes sind über die Jahrhunderte verschiedene Formen gekommen und gegangen. Das Aussehen und die Form von Schwertern war schon immer eine evolutionäre Angelegenheit, zum einen beeinflusst durch die zunehmende Wirksamkeit von Rüstungen, aber zum anderen auch durch persönliche Vorlieben und natürlich die Mode. Einige Formen hielten sich -vermutlich weil sie effektiv und vielseitig genug waren- regional sehr lange. Ein solches Exemplar ist beispielsweise dieses lange Schwert, dass als "Schiavonesca" (auch Spada schiavonesca, ital. für "slawisches Schwert") bezeichnet wird. Die Schiavonesca war ab dem späten 14. Jhd. das Schwert der albanischen, griechischen und dalmatinischen Söldner, die auch als "Stradioti" bezeichnet wurden und später von der Republik Venedig während der Kriege mit dem Osmanischen Reich angeheuert waren und dort ihren Dienst verrichteten. Die Schiavonesca kann zudem als direkter Vorfahre des im späten 15./ frühen 16. Jhd. auftauchenden Standardschwertes der "Stradioti/Dalmatiner" (die zudem die Leibgarde der Dogen gestellt haben sollen) angesehen werden, nämlich der Schiavona (dazu gibt es bald noch einen separaten Beitrag von mir ). Typisch für diesen eher "exotisch" wirkenden Schwerttyp ist der im späten 15. Jhd. schon eher antike (aber dennoch immer wieder auftauchende) Klingentyp Oakshott XIIIa. Diese langen und wuchtigen, eher breiten und sich im Verlauf kaum verjüngenden, für den Hieb optimierten Klingen kamen bereits im 13. Jhd. in Mode und waren über die Jahrhundertwende bis in die Mitte des 14. Jhd. hinein einer der häufigsten Klingentypen der frühen Langschwerter. Die "s-förmige" Parierstange (Oakeshott Stil 12) ist zeitgemäss und passt gut in das auslaufende 15. &16. Jhd. Genau so verhält es sich mit dem Knauf (Oakeshott Typ Z) der "quadratisch flach mit halbkugeligen Verdickungen in der Mitte" ebenfalls zeitgenössisch (aber eher selten zu sehen) daher kommt. Vereinzelt findet man Exemplare dieses Blankwaffentypes in Museen vor. Im Palazzo Ducale Armory in Venedig sind jedoch gleich rund 100 dieser Stücke zu finden! Würde man die Schwerter, die leicht veränderte Gefässe (also schon erste Bügel etc.) aufweisen auch noch mitzählen, wären es noch deutlich mehr. Diese Nachbildung von Del Tin orientiert sich (auch mit den Abmessungen) an den im Palazzo Ducale ausgestellten Originalen. Die Gesamtlänge beträgt 123cm. Davon entfallen 102.5cm auf die Klinge. Das Gewicht liegt bei (nicht ausgeschliffener Klinge) 1800g. (Bildquelle: ich & pinterest) (Bildquelle: ich)