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Torben
Guest
Glasperle, Spinnwirtel, Schwertperle... ? Nun ja, eine sehr interessante Frage! Diese Frage betrifft Perlen ab 2cm Größe. Diese Perlen werden von Archäeologen geschlechtspezifisch eingeorndet (anhand der weiteren Beigaben, was man sonst halt so im Grab findet, eben Schwerter, Fibeln oder andere Sachen) und dann als halt als Wirtel oder Schwertperlen bezeichnet. Da ich nun seit über 10 Jahren solche Perlen gemacht habe, haben diverse Darsteller/reenactoren/Freunde-des-Frühen-MA vieles unabhängig von der (meist sehr mysteriösen Fundlage) diverse Verwendungsmöglichkeiten aussprobiert. (Man kann sie im übrigen auch als Gegengewicht an einer Foto-Tasche nutzen....) Aber was gab es? Wie waren die Fundlagen? Nun ein „KIassiker“ ist die zu fränkischer Zeit auftretende Perle (bevorzuge ich als Begriff) aus grünem Glas mit weißen Fadenauflagen. Die können einfach grade gewickelt oder auch verzogen sein (Bilder folgen, aber mit fast gebrohenem Finger ist mir das derzeit unmöglich) Diese Perlen sind 2 bis 3 cm hoch und haben an der dicksten Stelle beim Loch mindestens einen cm Durchmesser. Eine dieser der fränkischen Perlen wurde auch in Haithabu gefunden, also ein Altstück mit sehr sehr langer Laufzeit. Schmaler sind diese Perlen zu römischer Zeit. ... ich gucke grad in meine Bib. Und stelle fest das ich wohl was davon machen sollte... auch hier sid die Fundumstände nicht einwandfrei dokumentiert, erschwerend kommt hinzu das es sich „bevorzugt“ um Brandgräber handelt. ... für die römische Kaiserzeit sind also mehrere Verwendungen vorstellbar. Auch auf der Insel Gotland wurden auch Perlen dieser Größe gefunden, aber es waren nur Streufunde, also kann man nicht eine Schlußfolgerung treffen, wie die Perlen verwendet worden sind. Tja, bleibt ja noch die Merowingerzeit. Schnell zur Hand habe ich von A. Thiedmann „Die merowingerzeitlichen Grabfunder in der Wetterau“. Klar gibt es andere Bücher & Funde, aber hier wird sehr expliziert auf diese Perlen und deren Verwendung zur Zeit der Merowinger eingegangen. Es gab 5 Funde (davon eine Perle aus Bergkristall) und alle lagen auf Höhe des so genannten Gürtelgehänges. Daher: wieder keine Schwertperlen, diese Gehänge gab es ja nur in den Frauengräbern. Die Funde die bleiben sind verschiedener Art und wurden allesamt als „Opferfund“ geborgen, wie z.B. die Nydam-Funde. Fazit: im deutschen Raum gibt es eher die (unbhängig der Zeit) typischen Frauenbeigaben, im skandinavischen Raum ist eher von einer Verwendung dieser großen Perlen von Männer aus zu gehen, da grade diese Perlen im Zusammenhang von „Opfergaben“ männlicher Art (Schwerter, Speere, Schilden...) gefunden worden sind. Vielleicht war es regional & zeitlich sehr unterschiedlich was man mit sehr großen Perlen gemacht hat. Tatsache ist, das sie als Spinnwirtel auf jeden Fall funktionieren, gut aus sehen und auch in Frauengräbern auftraten. Eine solche Verwendung ist vorstellbar- denn ein Holzstab auf Höhe des Gürtelgehänges ist auf jeden Fall ebenso vergangen wie ein andere organische Materialien. Ich für mich möchte kein Urteil fällen wie die übergroßen Perlen verwendet wurden sind. Waren es nun Schwert- oder Wirtelperle? Oder waren es einfach Handschmeichler? ..... Grüße Torben PS: auch Männer können Perlen gebrauchen, die "klassische Schwertperle" wär ja auch um einen Fund in England zu ergänzen (Lit. muss ich raus suchen). der "Gute Kerl" hatte in direktem Zusammenhang mit seinem Schwert 20 (!) Perlen verschiedener Art....