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Welfin
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"jemandem das Wasser (nicht) reichen können" jmd. in Tüchtigkeit und Erfolg (nicht) gleich sein Bekanntlich wurde im Mittelalter nicht mit Besteck gegessen, sondern mit den bloßen Fingern. Um hierbei den untersten Anforderungen der Hygiene zu entsprechen, wurde vor und nach dem Essen eine Schale Wasser gereicht, um den Gästen das Waschen der Finger zu ermöglichen. Freilich wurde dies nur in vornehmen Häusern so gehalten. Und in vielen Erzählungen über ebendiese Essen bei vornehmer Herrschaft, etwa bei Hofe, wird das so genannte "wazzer nemen" erwähnt. Derjenige, der das Wasser den Gästen reichen "darf", ist ein Untergebener des Hausherrn. Wenn man also nicht einmal wert genug ist, das Wasser reichen zu dürfen, dann ist man so weit vom Standard der Gäste entfernt, daß "man diesen nicht das Wasser reichen kann." Diese übertragene Bedeutung wurde vor allem auch durch das Zitat in Goethes "Faust" bekannt: "Aber ist eine im ganzen Land, / Die meiner trauten Gretel gleicht, / Die meiner Schwester das Wasser reicht?" "das Wort / der Bissen bleibt jmd. im Halse stecken" 1. verstummen vor Schreck 2. vor Schreck nicht mehr weiteressen Im altgermanischen Recht gab es ein Gottesurteil, das darin bestand, daß dem Verurteilten ein trockener Bissen in den Mund gelegt wurde, den er schlucken mußte. Blieb der Bissen im Hals stecken, dann war der Angeklagte schuldig. Gottesurteile dieser Art sind bis ins 14. Jh. hinein belegt. "von Tuten und Blasen keine Ahnung haben" nicht das Geringste von etwas verstehen Tuten und Blasen waren die Hauptaufgaben des Nachtwächters, eine der untersten Berufsgruppen im Mittelalter. Wer nicht einmal für diese Aufgaben befähigt war, mußte besonders dumm sein. Die Redensart ist seit dem 16. Jh. belegt, aber wohl wesentlich älter. "vor jemand den Hut ziehen"große Achtung vor jemand haben Das Abnehmen des Hutes ist seit dem 13. Jh. als Grußgebärde gelegt. Damals war es eine Rangfrage, wer vor wem den Hut zog. Heutzutage ist es eine reine Grußformalität, die nicht mehr auf die Rangunterschiede verweist "etwas an die große Glocke hängen"eine vertrauliche Information öffentlich verbreiten, eine Sache aufbauschen Die Glocke rief im Mittelalter zu Gerichtsversammlungen. Dort wurden private Fehden dann öffentlich ausgetragen und gelegentlich auch aufgebauscht. Wer die große Glocke läutet, wusste um diese Konsequenz und nahm sie in Kauf. Quelle: http://home.arcor.de/glanlaender/buergerhaus/redewendungen.htm Kennt Ihr noch mehr solcher Redewendungen oder Sprichwörter die ihren Ursprung im MA haben?