Ich habe gestern mal in der reichhaltigen Bibliothek bei meinem Liebsten gekramt. Da er das von mir empfohlene Buch "Die Kreuzzüge" von Payne dort auch stehen hat, konnte ich gleich mal reinschauen. Zu den Tafuren steht dort eine ganze Menge (knapp 3 Seiten). Zusammengefasst: Die Tafuren waren arme Leute meist ungelernte Arbeiter und Bauern, die sog. "Aasgeier der Schlachtfelder". Ihr König war vermutlich ein ehemaliger normannischer Ritter, der das Armutsgelübde abgelegt hatte. Sie kämpften in Lumpen, barfuß, manchmal sogar nackt. Sie besaßen keine Schwerter und Lanzen, eher Messer, Knüppel oder spitze Stöcke. Da sie keine spezielle Schulung hatten, erhielten sie ihre Ausbildung auf den Schlachtfeldern. Sie wurden nie bezahlt, erwarteten aber auch keine andere Belohnung als den Segen Christi. Wurde ein Tafur mit Geld von seinem König erwischt, wurde dieser aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und dem Hauptheer anempfohlen. Guibert von Nogent (ein zeitgenössischer Chronist) sagte über sie, dass sie "...ein ungeordneter Haufen in Waffen wären, gesetzlos und furchterregend in ihrer Kühnheit und ihrem Stolz." Bei der Belagerung von Antiochia, während einer Hungersnot, sagt man ihnen Kanibalismus nach. Sie wurden aber in Berichten - die die Kreuzfahrerfürsten nach Rom und an die Könige der christlichen Welt sandten - nie erwähnt. (Zumindest nicht lt. Payne) Im Chanson d`Antioche, der wohl einzigen und ausführlichsten Quelle zu den Tafuren, wird inzidiert beschrieben, wie sie die toten Sarazenen ihrem Speiseplan hinzufügten. Belege gibt es in diesem Lied wohl von der Belagerung von Antiochia und Jerusalem, aber anscheinend gab es dieses Phänomen nur auf dem ersten Kreuzzug. Eine weitere Quelle, die ich gestern fand, las ich bei Amin Maalouf "Der Heilige Krieg der Barbaren - die Kreuzzüge aus Sicht der Araber" (S. 54-55) Dort wird eher auf Maarat (Maara) eingegangen, wo im Winter 1098 eine Hungersnot ausbrach, so dass sich die Krieger (Franken) gezwungen sahen, sich von den toten Feinden (Sarazenen) zu ernähren. Die soll wohl lt. dieser Quelle auch ein Jahr später in einem offiziellen Brief an den Papst bestätigt worden sein. Hier wird explizit von "fanatischen Banden der Franken - die Tarfür genannt werden" gesprochen. Eine weitere Quelle wird hier genannt: Der Geschichtsschreiber Albert d`Aix, der selbst an der Schlacht von Maara teilnahm, berichtet von Kanibalismus und dem Verzehr von Hunden. Spannend ist, dass die Tafuren bei Steven Runcimen, der für mich bisher eine Koryphäe auf dem Gebiet der Kreuzzüge war, nicht ein einziges Mal erwähnt werden. Den Payne hätte ich im Moment im Büro, wenn Du Interesse hast, scanne ich Dir die 3-4 Seiten gern ein und schicke sie Dir per Mail. Für eine PN ist der Anhang dann ein wenig zu groß. Bräuchte dann nur Deine Mailadresse per PN.