Tafuren

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Mattehes

Guest
Seit einiger Zeit unternehme ich den nur bedingt erfolgreichen Versuch Informationen über die Tafuren zu erhalten. Außer einigen rudimentären Hinweisen in diversen literarischen Werken, die sich mit dem ersten Kreuzzug (1096 - 1099) auseinandersetzen, konnten keinerlei umfangreichere Beschreibungen detektiert werden. Zumal nicht geklärt ist, ob es sich um eine Sekte oder eine ethnische Gruppe handelt. Hinsichtlich deutschsprachiger Suchergebnisse hält sich auch "GOOGLE" äußerst bedeckt. :huh: Vielleicht verfügt der ein oder andere über eine ergiebige deutschsprachige Quelle !? Ad deum Mattehes
 
Meine "Provocatio" scheint offensichtlich ein wenig diffizil ?! :huh: Ad deum Mattehes
 
Hab hier nochwas gefunden: http://books.google.de/books?id=Svh...Q&ved=0CEwQ6AEwBA#v=onepage&q=tafuren&f=false Und wenn man mal bei wikipedia in anderen Ländern reinschaut, dann kann man auch den Übersetzer bemühen: http://translate.google.de/translat...&sa=X&ei=iJrxT7tcppDiBKDSsPgN&ved=0CFAQ7gEwAA In dem Zusamenhang bin ich immer wieder über den Namen Raoul de Caen (Chronist des 1. Kreuzzuges) gestolpert. Vielleicht recherchierst Du mal in die Richtung weiter. Soweit ich bis jetzt in die Materie eingestiegen bin, werden die Tarfuren wohl im Chanson d´Antiochia als Kreuzfahrer und grausame Kannibalen, die das Fleisch von Muslimen aßen beschrieben. In dem Zusammenhang auch der Name der Stadt Maarat. Wenn man sich mal da durchliest, worum es bei dem "Kannibalismus" ging, gehe ich aus heutiger Sicht mal davon aus, dass es aich zu Kreuzzugszeiten eine Propagandamaschine gab, die den Feind in schlechtes Licht rücken sollte. Möglicherweise fallen die Teile des Kreuzfahrerheeres, die eher abgerissen aussahen und nicht den schillernden Look eines Gottfried von Bouillon hatten, in diese Rubrik. Wieviel davon nun wahr ist, wissen vermutlich nur die, die damals dabei waren. Und die werden es uns nicht mehr sagen können.
 
Vielen Dank für deine Hinweise Mara. Das Problem aller deutschsprachig verfügbaren Quellen ist deren Widersprüchlichkeit. Übereinstimmung scheint lediglich in der gesellschaftlich abwertenden Zuordnung dieser "Gemeinschaft" zu herrschen. Eine Verifizierung scheint somit nur unter Einbeziehung französischsprachiger Texte möglich (tja und dazu reicht mein fragmentarisches Schulfranzösisch bedauerlicherweise nicht aus). Ad deum Mattehes
 
Mein Schulfranzösisch hatte schon im letzten Urlaub hemmungslos versagt. :D Ich habe gestern einfach mal den Begriff "Tafur" bei google eingegeben und bei fremdsprachigen Seiten auf "diese Seite übersetzen" geklickt. Man muss natürlich die 1:1 Übersetzung erst mal in eine vernünftige Grammatik transferieren, aber im Großen und Ganzen geht´s. Auch wenn Du direkt mal bei google-Books schaust, da kommen auch mehrere Seiten, die dann zumindest Ideen aufzeigen, in welche Richtung Du weiter recherchieren kannst. Die meisten Sachen, die Du auf Deutsch im Internet findest, gehen in eine ziemlich rassistische aktuelle Richtung. Da wäre ich doch sehr vorsichtig mit der Interpretation. Nicht dass Du Dir zu viele davon anschaust und dann auf dem Index des Verfassungsschutzes landest.... :whistling:
 
Der VERFASSUNGSSCHUTZ, welch wunderbare Thematik. Eine Institution ad absurdum. Die Bundesrepublik besitzt zwar keine Verfassung, nichtsdestotrotz verfügen wir über ein gleichnamiges "Schutzorgan" (inkl. Verfassungsgericht) - bizarr, äußerst bizarr aber das ist eine andere Thematik und gehört nicht hierher.......... Wohlan, dann werde ich meine Recherchen fortsetzen. Werte Mara, mein Dank gilt deiner Unterstützung. Ad deum Mattehes
 
Ich habe gestern mal in der reichhaltigen Bibliothek bei meinem Liebsten gekramt. Da er das von mir empfohlene Buch "Die Kreuzzüge" von Payne dort auch stehen hat, konnte ich gleich mal reinschauen. Zu den Tafuren steht dort eine ganze Menge (knapp 3 Seiten). Zusammengefasst: Die Tafuren waren arme Leute meist ungelernte Arbeiter und Bauern, die sog. "Aasgeier der Schlachtfelder". Ihr König war vermutlich ein ehemaliger normannischer Ritter, der das Armutsgelübde abgelegt hatte. Sie kämpften in Lumpen, barfuß, manchmal sogar nackt. Sie besaßen keine Schwerter und Lanzen, eher Messer, Knüppel oder spitze Stöcke. Da sie keine spezielle Schulung hatten, erhielten sie ihre Ausbildung auf den Schlachtfeldern. Sie wurden nie bezahlt, erwarteten aber auch keine andere Belohnung als den Segen Christi. Wurde ein Tafur mit Geld von seinem König erwischt, wurde dieser aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und dem Hauptheer anempfohlen. Guibert von Nogent (ein zeitgenössischer Chronist) sagte über sie, dass sie "...ein ungeordneter Haufen in Waffen wären, gesetzlos und furchterregend in ihrer Kühnheit und ihrem Stolz." Bei der Belagerung von Antiochia, während einer Hungersnot, sagt man ihnen Kanibalismus nach. Sie wurden aber in Berichten - die die Kreuzfahrerfürsten nach Rom und an die Könige der christlichen Welt sandten - nie erwähnt. (Zumindest nicht lt. Payne) Im Chanson d`Antioche, der wohl einzigen und ausführlichsten Quelle zu den Tafuren, wird inzidiert beschrieben, wie sie die toten Sarazenen ihrem Speiseplan hinzufügten. Belege gibt es in diesem Lied wohl von der Belagerung von Antiochia und Jerusalem, aber anscheinend gab es dieses Phänomen nur auf dem ersten Kreuzzug. Eine weitere Quelle, die ich gestern fand, las ich bei Amin Maalouf "Der Heilige Krieg der Barbaren - die Kreuzzüge aus Sicht der Araber" (S. 54-55) Dort wird eher auf Maarat (Maara) eingegangen, wo im Winter 1098 eine Hungersnot ausbrach, so dass sich die Krieger (Franken) gezwungen sahen, sich von den toten Feinden (Sarazenen) zu ernähren. Die soll wohl lt. dieser Quelle auch ein Jahr später in einem offiziellen Brief an den Papst bestätigt worden sein. Hier wird explizit von "fanatischen Banden der Franken - die Tarfür genannt werden" gesprochen. Eine weitere Quelle wird hier genannt: Der Geschichtsschreiber Albert d`Aix, der selbst an der Schlacht von Maara teilnahm, berichtet von Kanibalismus und dem Verzehr von Hunden. Spannend ist, dass die Tafuren bei Steven Runcimen, der für mich bisher eine Koryphäe auf dem Gebiet der Kreuzzüge war, nicht ein einziges Mal erwähnt werden. Den Payne hätte ich im Moment im Büro, wenn Du Interesse hast, scanne ich Dir die 3-4 Seiten gern ein und schicke sie Dir per Mail. Für eine PN ist der Anhang dann ein wenig zu groß. Bräuchte dann nur Deine Mailadresse per PN.
 
Werte Mara, deiner ausführlichen Antwort entnehme ich, daß der Themenkomplex "Tafuren" offensichtlich dein Interesse geweckt hat. Bedauerlicherweise konnte ich mich bisher nicht dazu durchringen Robert Paynes Werk "Die Kreuzzüge" zu erwerben. Diesem offenkundigen Versäumnis Rechnung tragend, habe ich gestern besagtes Werk bei meinem Buchhändler bestellt. Dieser Umstand soll mich jedoch nicht davon abhalten Dir für dein Engagement erneut zu danken. Aufmerksam auf die "Tafuren" wurde ich übrigens während der Lektüre des äußerst empfehlenswerten Romans "Der Kreuzritter" von Stephen J. Rivelle. Ad deum Mattehes
 
Ach weißt Du Mattehes - manchmal packt es mich einfach. Wenn ich etwas lese und kann damit nichts anfangen, dann recherchiere ich gerne weiter. Man will ja nicht dumm sterben. Und wenn ich damit anderen auch noch eine Freude machen kann - warum nicht? :D Und - ich gebe schon zu - es ist manchmal sehr amüsant zu beobachten, dass eine Frau mit Fachwissen über "männliche Themen" am abendlichen Lagerfeuer wohl nicht erwartet wird. :whistling: Nun aber wieder :back
 

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