Wilfried
Well-known member
Hallo, Leute lange habe ich überlegt, wie ich an der Veranstaltung
"Die Curt Mast Jägermeister Stiftung präsentiert
Eine Zeitreise durch die Geschichte des Braunschweiger Landes
Die größte Living History Veranstaltung Deutschland vom 2. bis 5. Juni 2011 auf dem Rittergut Dorstadt im Landkreis Wolfenbüttel steht diesmal unter dem Titel "Zeitenwandel" Geschichtsdarstellung auf höchstem Niveau" Kritik üben kann , ohne die wenigen Darsteller, die ich gesehen habe, zu beleidigen oder ihre Mühen herab zu setzen. Der Veranstalter schreibt auf de Homepage: Geschichtsdarstellung auf höchstem Niveau Hunderte Akteure aus ganz Europa präsentieren auf dem idyllischen Rittergut Dorstadt nahe der Residenzstadt Wolfenbüttel auf einer Fläche von mehr als 20 ha eine Zeitreise von der Steinzeit bis zur jüngsten Geschichte. Mit den Mitteln des Living History (lebendigen historischen Darstellung/Nachstellung) und Reenactment (Wiederaufführung, Nachstellung) will die Veranstaltung Schlaglichter auf die an bedeutenden Ereignissen reiche Geschichte der Region werfen. Eine Zeitreise für große und kleiner Entdecker Wandern Sie auf unseren ZeitWanderwegen von der Urgeschichte über das gar nicht so finstere Mittelalter und die frühe Neuzeit bis in unsere heutige Zeit. Erleben Sie hautnah Geschichte und den ZeitenWandel. Tempus - Zeitenwandel ist eine Veranstaltung und das Veranstaltungshighlight 2011 des Netzwerkes ZeitOrte. Nun, wo liegt Dorstadt geschichtlich gesehen: Nachdem sich nun einige über meine „Verärgerung“ in einem anderen Thread gewundert haben, mal einen kleinen Abriß über die „geschichtliche“ Lage Dorstadts: (ich beschränke mich mal auf einen Radius von 20 km, und reiße nur einige wenige Besonderheiten an, sonst wird der Artikel hier zu lang.) Dorstadt liegt an dem alten Fernhandelsweg „Nordkap-Adria“, der B4, genutzt seit der Steinzeit im Tal der Oker, von dem die Farbe ihren Namen hat, oder umgekehrt, die alte Bernsteinstrasse (Königsstrasse, B1) kreuzte hier vor dem Aufstieg Braunschweigs die Oker. Später wird die Trasse der ältesten Staatsbahn der Welt am Ort vorbeigeführt. Südlich liegt eine alte Wehranlage (Werla, später Kaiserpfalz) , auf der 2010 Trichterbecherkeramik gefunden wurde, sehr viel später wurde Heinrich der Löwe hier auf einem Reichstag entmachtet. Südöstlich vom Ort kann man am Horizont den angeblich heiligen Berg der Sueben des Ariovist sehen ( der gegen Cäsar); den Fallstein. Das Okertal wurde im Frühmittelalter schon von KdG´s Großvater mehrfach verheert, auch sein Vater und er selbst kämpften hier, KdG schlug beim Nachbarort Ohrum eine Schlacht und ließ angeblich am Vaddernloch in Ohrum viele Sachsen aus dem Bardengo (weit nördlich) taufen. Nach den Annalen hat er damals gegen Hessio (hasso) die Schlacht gewonnen. Das ganze an den Grenzen des Astfalago, Derlingo, Harzgo und Swebengo Danach lag Dorstadt im Spannungsfeld Welfen/Kaiser mal auf Reichsgebiet, mal im Hildesheimer Stiftsgebiet, mal im Welfischen . Also immer im Spannungsfeld, auch zwischen Katholisch und evangelisch. Zu zeiten der „Bauernbefreiung“ in den welfischen Ländern gehörte Dorstadt zu den Welfen, so das hier die „Leibeigenen“ persönlich frei wurden, in den benachbarten Dörfern jedoch erst mit Napoleons Code Civil. Deswegen fanden die Bauernkriege hier nicht statt. Zu Beginn der Industrialiesierung wurde die erste staatliche Eisenbahn (Braunschweig -Vienenburg-Harzburg) am Ort vorbeigeführt. Dorstadt gehörte zu Braunschweig, östlich lag Preußen und südlich/westlich KgR Hannover, in Börßum, südöstlicher Nachbarort , entstand der größte Eisenbahnknotenpunkt Deutschlands. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gegend geteilt, die Grenze war keine 20 km entfernt. Östlich war die SBZ, Dorstadt gehörte zur Britischen Besatzungszone, der Kontakt mit den britischen Soldaten in Wolfenbüttel, die Kaserne war 12 km nördlich in Wolfenbüttel, war freundschaftlich, etliche Bürger der Region kamen als britische Soldaten und blieben als Niedersachsen oder kehrten nach ihrer Dienstzeit mit ihren Familien hierher zurück. Gleich nach dem Krieg war aber der Kontakt mit den Einheimischen für Briten verboten "No Fraternisation" Die Geschichte des Gutes selbst kann man auf der Homepage der Gemeinde nachlesen Nach dem Bau der Autobahn versinkt das Dorf jetzt langsam in einen Dornröschenschlaf. Wer jetzt die Ausführungen des Veranstalters mit meinen vergleicht, wird feststellen, das man auf dieser Veranstaltung kaum Amerikaner mit Damenbegleitung in "Trümmerfrauentracht "erwarten könnte, des weiteren sind wohl auf der Zeitinsel "Hochmittelalter"angesichts der Kaiserpfalz keine einfachen Slawen zu erwarten, sieht man sich die Sachsenspiegel an, wird man feststellen, das Bundhaube und kurzes Haar nicht unbedingt einen Bewohner der Region charakterisieren. Da es nun wirklich sehr heiß war, das Gelände sehr groß und nicht nur wir, sondern auch die Darsteller dieser Zeitinseln durch die Hitze sehr geschafft waren, haben wir dann die Veranstaltung nicht weiter besucht. Gleich auf den ersten beiden Zeitinseln so gewaltige Unterschiede zwischen Ankündigung und Darstellung, angekündigt "Schlaglichter auf die Geschichte der Region" gegeben "allgemeine deutsche Geschichte aus dem Geschichtsbuch 7. Klasse" ließ denn doch für die anderen Zeitinseln nichts besseres erwarten. Wie ich jetzt erfahren habe, waren auf dieser Veranstaltung und durch diese Veranstaltung erstmals Friesen in frühmittelalterlicher Kleidung in Dorstadt. Friesen waren nämlich auf Grund ihrer Wirtschaftsweise und ihres Wohnorts wohl die einzigen, die im FrühMi nicht auf der "B1" bzw "B4" gewandert sind. So ziemlich alle anderen sind auf Grund des Handels, auch des Sklavenhandels, da durch gelaufen. Wer meinen Ärger nicht verstehen kann, stelle sich mal vor, er würde 9€ für eine Weinprobe lokaler Weine am Kaiserstuhl zahlen und bekäme nur auserlesene Weine fremder Regionen zum verkosten.