Heidensohn
Well-known member
- Registriert
- 11. Okt. 2010
- Beiträge
- 732
- Reaktionspunkte
- 337
Weil hier an anderer Stelle unter anderem angemerkt wurde, dass heutige Satanisten sich auf einen mittelalterlichen Ursprung berufen, würde ich in diesem Thread gerne ein wenig über Teufel und Dämonen sammeln und diskutieren, solange das Thema noch warm ist. Vorstellungen, Mittel gegen und eventuell sogar Anbetung von dämonischen Mächten im lateinischen Europa haben sich natürlich auch im Mittelalter gewandelt und über Volksglaube etwas auszusagen ist immer schwierig, aber: Der Glaube an die Existenz und ständigen Einfluss von teuflischen Kräften auf das eigene Leben war (wen wundert's, da hat "der Versucher" ja auch reichlich Angriffsfläche ) eine gut dokumentierte Überzeugung in hochmittelalterlichen Klöstern. Ich würde sogar sagen, dass gerade diese mönchische Teufelsangst den genrellen animistisch angehauchten Aberglauben im Volk zu dem allumfassenden Teufelsglauben gemacht hat, der der theoretische Grundstein für die Hexenverfolgungen des 16. und 17. Jahrhunderts war. Als Einstieg gebe ich einfach mal was aus dem Decretum Burchardi des Burchard von Worms um 1010 (Migne, Patrologia Latina 140, Seite 537 ff.) zum besten:
[font='Arial, Helvetica, sans-serif']Liber decimus[/font]
[font='Arial, Helvetica, sans-serif']Cap. 45: De natura daemonum.[/font]
[font='Arial, Helvetica, sans-serif']Sciendum vero est hanc daemonum esse naturam, ut aerei corporis sensu terrenorum corporum sensum facile praecedant, celeritate etiam, propter aerei corporis superiorem mobilitatem, non solum cursus quorumlibet hominum, vel ferarum, verum etiam volatus avium incomparabiliter vincant. Quibus duabus rebus quantum ad aereum corpus attinet praediti, hoc est, acrimonia sensus et celeritate motus;[/font]
[font='Arial, Helvetica, sans-serif']Das Wesen der Dämonen muss man aber kennen, nämlich dass sie mit den Sinnen ihres ätherischen Körpers die Sinne der irdischen Körper, auch an Schnelligkeit, leicht übertreffen; durch die überlegene Beweglichkeit ihres ätherischen Körpers, besiegen sie im Wettlauf nicht nur jeden beliebigen Menschen, oder wildesTier, sondern auch denfliegenden Vogel haushoch. Was den ätherischen Körper betrifft, so ist er mit zwei Dingen ausgestattet, diese sind, scharfe Sinne und hohe Beweglichkeit;[/font]
[font='Arial, Helvetica, sans-serif'][…][/font]
[font='Arial, Helvetica, sans-serif']Per has efficacias quas aerei corporis natura sortita est, non solum futura praedicunt daemones, verum etiam mira multa faciunt. Quae quoniam homines dicere ac facere non possunt, eos dignos quidam quibus serviant, et quibus honores divinos deferant, arbitrantur, instigante maxime vitio curiositatis propter amorem felicitatis falsae, atque terrenae, et excellentiae temporalis.[/font]
[font='Arial, Helvetica, sans-serif']Durch diese Wirksamkeit, welche die Natur ihrem ätherischen Körper gegeben hat, sagen die Dämonen nicht nur zukünftiges voraus, sondern vollbringen auch viel Erstaunliches. Nachdem die Menschen das nicht sagen (zukünftiges vorhersagen) und dies nicht tun (erstaunliches vollbringen) können, dienen sie einem von diesen (Dämonen) angemessen und die, welche die göttlichen Ehren denunzieren beobachten sie (die Dämonen), und treiben ihre Neugier wegen ihrer falschen Liebe des Glücks, des Irdischen und einer temporären herausragenden Stellung zu größtem Schaden an.[/font]