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Torben
Guest
Ursprünglich wollte ich nur eine Übersicht der verschiedenen Trageweisen von Glasperlen auf Gotland erstellen... „Die Wikingerzeit Gotlands BD IV 1 & 2“ von L. Thunmark-Nylen bietet jedoch viel mehr als nur diese Informationen.... Ich habe daher meine tabellarische Übersicht auf Gräber mit Perlen(!), Trachtnadeln und/oder Fibeln sowie weiterem Trachtzubehör, dessen Fundlage und Anzahl auf die ungestörten, nicht beraubten und vor allem archäologisch oder osteologisch als Frauenbestattungen bestimmten Gräber begrenzt. (Alles klar?) Die Tabelle steht zum download hier bereit download, ab dem 27.12. versende ich sie aber sonst gerne per mail. Das ganze ist auch wie immer leicht bebildert zu sehen, hier Weitere Beigaben oder auch deren Wert und Symbolik habe ich außer acht gelassen. Obwohl dies bei einigen ungewöhnlichen Gräbern noch einen Anreiz bietet.... Ebenso habe ich den Bestattungen keine Datierung zugewiesen, denn die Fibeln und Glasperlen hatten Laufzeiten über mehrere Generationen – und das Ergebnis spricht auch ohne Datierung für sich. Denn: Das Skandinavische Festland ist Anders ! 29 Gräber beinhalten Trachtzubehör, aber keine Glasperlen 15 Gräber beinhalten Trachtzubehör, außer TKF, die Glasperlen wurden als Halsketten getragen 45 Gräber beinhalten TKF, weiteres Trachtzubehör und die Glasperlen wurden als Halsketten getragen 5 Gräber lassen eine Trageweise wie auf Bornholm vermuten: als Stränge 2 Grab weisen Stränge auf 1 Grab weißt 16 Glasperlen als Armband auf 4 Gräber sind nicht zu beurteilen, dazu später mehr. Einwandfrei zu erkennen: die bevorzugte Trageform ist die Halskette. Andere Trageweisen kommen nur sehr selten vor. Dazu existiert im Gegensatz zum Rest von Skandinavien kein Grab, das Glasperlen ohne Trachtzubehör aufzeigt. Vielleicht hätte die Berücksichtigung von gestörten Gräbern gerade hier zu einem anderen Ergebnis geführt. Ich möchte daher keine Schlüsse daraus ziehen, sondern dies nach holen. Oder war dies nur wieder eine Bestattungssitte, vom Reichtum der Bestatteten bzw. Bestattenden abhängig... Die Männergräber mit weiblichem Trachtzubehör lasse ich derzeit unbeachtet. Wie kann man eine Deutung als Halskette vornehmen Archäologisch gelten verschiedene Beschreibungen für eine Halskette: - Perlen im Hals und Brustbereich - Perlen im oberen Bereich der Brust - An der Kopfseite - Unter dem Kinn - Im Halsbereich - Über die Brustregion verstreut... Hierbei werden die mittig auf der Brust oder am Kinn getragene einzelne Fibeln nicht berücksichtigt, außer die Lage deutet auf eine Befestigung an dieser hin. Dies wäre dann höchstwahrscheinlich, wenn die Perlen in Strangform von einer Fibel getragen worden sind. Die vermutlichen Stränge im Vergleich zu Halsketten Stränge sind eine typische Trageweise von Bornholm, sie erscheint aber auch in Tuna, Uppland. In diesem Fall werden die Perlen an einer beliebigen Fibel senkrecht herabhängend getragen. Einwandfrei ist dies, wenn es heißt: in senkrechten Linien von der Fibel herab. Wenn oberhalb der Perlen, z.B. auf den Halswirbeln eine Fibel lag und „Perlen im oberen Brustbereich“ lagen, kann alleine hieran nicht sicher beurteilt werden, ob es ein Strang oder eine Halskette war. Die Sonderfälle Othem, Slite Grab VII:1916 Eine TN an jeder Schulter, zwei TKF beiderseits der Brust an der Oberarmmitte, zwei Perlen zwischen TN und TKF auf der linken Schulter. Ich kann nur vermuten, das die Perlen verschleppt worden sind, sei es nur bei der Bestattung aufgrund einer pendelnden Kette. Ansonsten ist diese Lage nicht logisch. Visby, Land Süd, Kopparsvik Grab 238, TKF mitten auf der Brust, beiderseits dieser TKF, eine Perle 10 cm unter der linken Nadel Ich habe keine Ahnung. Einzelne Perle als Halskette getragen? Die spezialgelagerten Sonderfälle Gammelgarn, Gatarve, Grab 2, GF C 9178 Ungeklärt bleibt dies bereits von Lena Thunymark-Nylen erwähnte Grab. Der Plan hier zu ist auf S. 436 WKZ GT ersichtlich. Hiernach lagen 36 Perlen in einem gleichmäßigen einreihigen Bogen zwischen den breiten Enden der Tiefkopffibeln. Der nach oben gewandte Bogen der Perlenschur soll andeuten, das man die Leiche mit dem Kopf voran ins Grab senkte, wobei die Perlen zum Kopf fielen Nach den bisherigen Erkenntnissen widerstrebt mir hier für Gotland die einzige Kette zwischen zwei TKF befestigte Kette mit Glasperlen anzuerkennen. Die 36 Perlen hätten auch nach oben rutschen können, wenn sie als Halskette getragen worden sind. Des weiteren hätte auch die Bronzekette verrutschen müssen, die von dem einem Ende der TKF den Arm ein einer Linie hinab verläuft. Für die Positionierung der Funde habe ich keine Erklärung. Grab 81 aus Havor, Hablingbo (SHM 7785:81) In dem ungestörten Grab fanden sich drei bronzene Ringfibeln mit 3,2cm, 3,5cm und 3,9cm Durchmesser. „Die mit einer Kette verbunden Ringfibeln lagen beiderseits des Halses, die dritte Ringfibel zwischen ihnen, etwas unter dem Kinn. Die Kette (45cm) lag schräg über der linken Brustseite, die Perlen bei der Kette.“ (S. 297) Das bronzene Ketten auf dem skandinavischen Festland Ovalfibeln mit einander verbunden haben kommt vor. In dem Grab scheint weiter zu einer Verlagerung zu einem unbestimmten Zeitpunkt gekommen zu sein. Sonst wären die Kette und Perlen nicht verrutscht. Aber auch hier raus kann nicht abgeleitet werden, ob die Perlen eine tiefe Halskette gebildet haben oder ob sie auch zwischen den Fibeln befestigt gewesen sind. Auch eine tief getragene Perlenhalskette wird dem Gesetzt der Schwerkraft folgen und sich nach links verlagern, genau wie die bronzene Kette. Auch wenn Ringfibeln in den Körpergräbern auf dem Gräberfeld von Havor nicht ungewöhnlich sind – die Kombination von zwei Ringfibeln mit einer Kette ist einmalig. Vielleicht war es eine Notbestattung einer „Zugereisten“, vielleicht gab es hier Glasperlen als Verbindung zwischen den Fibeln, viel vielleicht... Da die Ausgrabung 1884-1887 bereits durchgeführt wurden und die ersten Dokumentationen, die ersten Dokumentationen bereits 70 Jahre früher (s. WKZ GT IV:1, S. 291) ist dies eines der Gräber, dem bzw. dessen Dokumentation ich nicht viel Vertrauen schenken mag. Fazit: Nur sehr selten wurden auf Gotland zur Wikingerzeit Glasperlen anders als als Halskette getragen. Kleidungsbesätze wie z.B. im niedersächsischem Liebenau sind nicht zu finden, nur einmal werden sie als Armband getragen. Die Verbindung von 2 Fibeln mit einer Schnur mehr oder weniger gefüllt mit Glasperlen scheint auch hier nicht üblich gewesen zu sein, auch wenn 2 von gesamt 72 Bestattungen den Anschein erwecken mögen. Im Verhältnis ist das verschwindend wenig. so, das passiert mal wieder, wenn ich versuche mich kurz zu fassen...