Tunika/Cotta in der ersten Hälfte 13. Jahrhundert aus Wolle oder Leinen?

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Pit der Schreiber

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Hallo Leute, ich habe ja vor mir die Gewandung eines Händlers aus Münster um 1200-1250 zusammenzustellen - soweit möglich selbstangefertigt. Nun habe ich mich anhand von Literatur aber auch "vor Ort" - z.B. im hiesigen Stadtmuseum - informiert und nach den Infos,die ich habe,wurde damals durchaus das Unterhemd (wörtlich zu verstehen) recht häufig aus Leinen gefertigt und die Tunika/Cotta aus Wolle. Was sagt ihr dazu und was mich interessiert: Hat jemand von euch Erfahrungen was den Tragekomfort dieser Kombi betrifft? Liebe Grüsse, Euer Pit
 
Antwort zu Frage 1: Ist die richtige Kombi Antwort zu Frage 2: Ja, trage ich seit Jahren. Warm im Winter, angenehm zu tragen im Sommer. ;)
 
Unten Leinen, drüber Wolle. Leinen kannst Du kochen, daher ist das als Unterwäsche die erste Wahl. Aber schon vor dem Nähen einmal kochen, damit es später nicht mehr einläuft. Wolle kann man Färben, daher ist das die erste Wahl für die Obergewandung. Zum Tragekomfort sei angemerkt, dass es Wolle in unterschiedlichen Dicken gibt. Mit 500 g/qm würde ich im Sommer nicht rumlaufen. :whistling: Geh mal über die Suchfunktion, das Thema hatten wir schon in diversen Threads.
 
Leibwäsche (also Bruche und Hemd) aus Leinen und darüber eine Cotte aus Wollstoff sind die für diese Zeit und diesen Stand wahrscheinlichste Kombination, ja. Dazu noch Beinlinge aus Wolle, und alles ist gut. :) Ich denke, die meisten von uns haben beim Tragen solcher Gewandung festgestellt, dass der Tragekomfort den von moderner Funktionskleidung bei weitem übertrifft.
 
Ich finds irgendwie immer übertrieben, das die oberbekleidung immer aus wolle gewesen sein soll. Da geht man im sommer echt kaputt^^ Also wenns so 30-35 grad hat natürlich. Ich kann mir z.b. vorstellen, das in südlicheren Ländern bei warmen temperaturen kein wollstoff getragen wurde, aber es ging ja um Münster, ok. Und natürlich kommt es auf die qualität des wollstoffs an (**** o. dünn) Wenn man jetzt für den sommer dünne Wolle nehmen würde, habe ich die erfahrung gemacht, das diese sehr schnell verschleißt, geschweige denn, dass man an solche überhaupt rankommt (ich wüsste grade keinen shop o.ä.) aber das ist nur meine persönliche Meinung^^
 
wenn ich das immer lese... "ich kann mir nicht vorstellen, zumindest bei 30,40 grad.." Aber jeder hat das Recht auf eine Meinung und auch darauf, die Erfahrung anderer als Quatsch abzutun Auch wenn sich viele das nicht vorstellen können, die römische Toga war aus Wolle, die arabischen Beduinen tragen Wolle, die Tuareg tragen Wolle und hier im Forum gibts sehr viele Erfahrungsberichte dazu. Manchmal hilft Vorstellung wenig, aber Glaube. Und dünne Wolle ist Sommer wie Winter nicht der Stoff der ersten Wahl. So 2mm **** sollte der Wollstoff schon mindestens sein Wer natürlich Baumwolle als Unterzeug trägt, hat schon verloren. Ansonsten ists bei den Temperaturen schon warm, aber lange nicht so warm wie ohne Kleidung.
 
Ganz dünnen Wollstoff gibts z.B. beim Färbehof (www.färbehof.de ). Pflänzlich gefärbt, daher auch die entsprechenden Preise. Aber der leichte Stoff braucht den Vergleich mit der Dicke eines modernen T-Shirt-Stoffs nicht zu scheuen. Ist allerdings, wie gesagt, sehr fein, daher eher was für den Adel.
 
Und mehr was für "Indoor", das dünne Zeug. Es nimmt im Zweifel zu wenig Wasser auf und isoliert nicht genug. Dadurch kann die Wärme "durchschlagen".
 
Auch wenn sich viele das nicht vorstellen können,...die arabischen Beduinen tragen Wolle, die Tuareg tragen Wolle und hier im Forum gibts sehr viele Erfahrungsberichte dazu. Und dünne Wolle ist Sommer wie Winter nicht der Stoff der ersten Wahl. So 2mm **** sollte der Wollstoff schon mindestens sein
Ich habe in Tunesien bei Aussentemperaturen um die 40 Grad Celsius tunesische Scouts mit Pfadfinderkluft aus Wolle gesehen,zeitgleich trugen wir unsere deutsche Kluft aus Baumwolle--wer schwitzte wohl mehr? nur soviel:Es waren nicht die Tunesier.
 
Erfahrungsbericht von Anfang August 2013: Museumsfest Meppen, 35 Grad im Schatten, ich hab mich in Leinen und Wolle (und natürlich weißem Leinen auf dem Kopf) deutlich wohler gefühlt als die Besucher in den dünnen Baumwollshirts und -shorts und ohne Kopfbedeckung. Obwohl ich gefühlte 2000 Mal die Frage "Ist Ihnen nicht furchtbar heiß in den Sachen?" mit "Nein!" beantwortet habe... Klar, bei solcher Hitze schwitzt jeder, aber in Gewandung hatte ich z.B. noch nie einen Sonnenbrand (außer auf der Nase) oder einen Hitzschlag. Zeit- und ortsgleich aber andere Personen in moderner Bekleidung durchaus schon mal.... Schönes Wollkammgarn gibts übrigens auch bei naturtuche.de - zu einem durchaus vernünftigen Preis.
 
ich tu das net als quatsch ab, wilfried, ich sehs halt nur anders^^ und kenne genug die mir da recht geben würden.
 
Milan, ich auch ;-) Stehen im Baumwollfähnchen mit nix drunter vor uns, sehen uns nicht kaum schwitzen, laufen ab selber fast weg (Wetclothes sehen nicht immer geil aus) und glaubens nicht.....
 
Schwitzen ist zu einem sehr großen Teil eine Frage der Gewöhnung und der Akklimatisierung. Bei überdurchschnittlichen Temperaturen/Anstrengungen schwitzt man. Wenn man klimatisierte Büroarbeit gewohnt ist, wird man schwitzen sobald man an einem 35° heißen Tag rumrennt und Sachen schleppt. Deshalb sage ich: Gerade wenn man leicht schwitzt, dann ist es doch eh schon egal: Dann kann man auch historisch passend schwitzen. Vielleicht stellt man dann ja fest, dass ein angemessen dünnes Wolltuch (ohne Synthetik drin) mit Leinen drunter sogar ganz angenehm ist. Diese Erfahrung haben so viele Leute in der Mittelalterszene gemacht, dass man sich der Idee ruhig öffnen kann, vielleicht auch so erleben, wenn man nicht den ganzen Tag durch den Gedanken "Oh Gott, ich trage Wolle im Sommer ich werde sterbeeeen!!!" abgelenkt ist. Die Leinen-Wolle-Kombi ist historisch durch alle Epochen europaweit belegt (ja es gibt auch Belege für die Verwendung anderer Kombis, aber das entfernt die Belege für Wolle+Leinen nicht). Vielleicht ist sie nicht für Tage mit Spitzentemperaturen ideal geeignet, aber die gibt es nunmal selten (zwei Augustmärkte bilden keinen Jahreskreis ab) und an solchen Tagen kann man ja auch einfach mal den (vorhandenen!) Wollkittel ausziehen und/oder faul im Schatten sitzen. Mein Rat an Pit: Zwei/drei Leibhemden aus Leinen machen, einen dünnen Wollkittel, einen dickeren Wollkittel, dazu Leinen-Bruche und Wollbeinlinge und du bist für Wetter ohne Niederschlag zwischen 40° und 5° gerüstet. Machen, dabeihaben und ausprobieren heißt ja nicht, dass man alles gleichzeitig auch immer tragen muss.
 
:ups Der arme Pit ist jetzt von unseren "pro Wolle! Nieder mit allen uneinsichtigen Baumwollträgern"-Beiträgen total erschlagen...
 
:ups Der arme Pit ist jetzt von unseren "pro Wolle! Nieder mit allen uneinsichtigen Baumwollträgern"-Beiträgen total erschlagen...
Wieso,ich denke wir sind uns einig,dass Baumwolle nicht nur sehr wenig "A" ist sondern auch nicht gerade die optimalen Tragekomforteigenschaften hat. Persönlich trage ich auch im "zivilen" Leben zunehmend weniger Baumwolle- auch,weil die Sachen oft noch "x % Syntethik" enthalten und man darin oft mehr schwitzt als in reinen Woll-oder Leinensachen.
 
Also mal zu meinen Erfahrungen: Ich besitze zwei Wollkleider, ein hellgraues aus naturgrauer Wolle in einfacher Köperbindung und ein dunkelbraunes in naturbrauner Wolle in einfacher Köperbindung. Ersteres hat mir noch niemals Probleme gemacht, auch bei 35 Grad nicht. Zweiteres war bei der gleichen Temperatur nur mit einem nassen Tuch im Nacken durchzuhalten, allerdings waren die Testbedingungen auch sitzen/stehn vor dem Feuer ca 8 h lang und Arbeiten und die dunkle Farbe und die Struktur der naturbraunen Wolle (die ist viel krauser) machen echt eine Menge aus. Es gibt also verschiedene Qualitäten von Wolle und man muss auch die richtige erwischen. Aber bei 30 Grad und weniger ist das zweitere perfekt. Und hochgeschlossen/möglichst vermummt ist sowieso Pflicht bei geringster Sonneneinstrahlung, ich kann mir sonst die Haut eine Woche später in Fetzen runterpulen. Aber grundsätzlich würde ich jedem der mir sagt "aber mimimi das is so heiß im Sommer" sagen, er soll nicht so rumjammern. Ja es is heiß, aber das is es mir in moderner Klamotte auch. Und wenn man wie das historische Vorbild halt nur 2 Garnituren zur Verfügung hat muss man halt überlegen, ob sie wirklich auf die 4 Tage im Sommer abgestimmt sein sollten, wo es wirklich so heiß is, oder doch lieber auf die 361 weiteren Tage des Jahres, wo es nicht so heiß ist und man im Gegenteil die Wärmeleistung sogar gut brauchen kann. Dass wir ausschließlich während der Sommermonate lagern und milde gesagt Weicheier sind, ist kein Argument, mit dem man eine historische Darstellung aufbaut. Und was sollen die Tuareg sagen? :)
 
BTW: immer reden alle von 35 Grad, die Monatsmittel in Österreich und Deutschland gehen im Juli und August nicht mal über die 20er Marke. Ich denke, die 35 Grad Tage im Jahr kann man an einer Hand abzählen.
 

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