Typisch Markt-MA II: Das "Burgfräulein"

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Perchta

Guest
Typisch Markt-Mittelalter II: Das LC-Burgfräulein Anmerkung: "L.C." steht hier für die Initialen eines bekannten Groß-Anbieters von Mittelalter-Artikeln, die man in so ziemlich jedem Internet-Shop angeboten sieht. Dies ist der Versuch, ein paar beliebte Einsteiger-Rollen, über die im Forum schon mehrmals diskutiert wurde, kurz zusammenzufassen. Auch wenn bei Mittelaltermärkten normalerweise die Devise gilt "Erlaubt ist, was gefällt", schadet es doch nichts, über die historischen Hintergründe (oder das völlige Fehlen eines solchen) wenigstens ungefähr Bescheid zu wissen. Zumal auch viele Marktbesucher und Markt-Gruppen Wert auf historische Korrektheit legen möchten. Vielleicht ergibt sich für den einen oder anderen ja eine neue Anregung. Anmerkung: Da ich selber nur oberflächliches Wissen zum Mittelalter und keines zum Lagerleben mitbringe, bin ich für alle Ergänzungen und Korrekturen dankbar. Gerade, was häufige Fehler und verbreitete Klischees angeht. Hier geht es um Mittelalterkleidung für Damen aus den diversen Internet-Shops. Meistens tragen diese Modelle so schöne Namen wie "Krimhild", "Maid Marian" oder "Guinnevra". Da sich die diversen Gewänder nur schwer in einem Begriff zusammenfassen lassen, habe ich die Rolle in Ermangelung einer besseren Alternative mal "Burgfräulein" getauft. In erster Linie soll dieser Post eine Antwort geben auf die häufig gestellte Frage: "Ich hab mir da im Internet dieses Mittelalter-Kleid gekauft (Bild anbei). Welche Zeit ist denn das jetzt genau?" Die Antwort darauf wird notgedrungen immer gleich lauten: Keine. Oder vier oder fünf gleichzeitig. Es gibt keinen gängigen Internet-Shop, der tatsächlich Mittelalter-Kleidung einer spezifischen Epoche nach korrekten Schnitten von der Stange anbieten würde. (Einmal ganz abgesehen davon, daß die verwendeten Materialien meistens Baumwolle oder Synthetik und damit ohnehin falsch sind.) Nachdem ich selber so ein Kleid besitze, weiß ich ausnahmsweise mal, wovon ich rede. ;) Zur generellen Entwicklung der Mode durchs Mittelalter gibt es ja genug Bücher, einen ersten kurzen Überblick findet man auch bei Wikipedia. Grundsätzlich kann man aber davon ausgehen, daß jeder Gesamtüberblick die riesige Vielfalt sehr vereinfacht darstellen muß. Vereinfachung ist natürlich in gewisser Weise immer auch Verfälschung. Gerade bei einem so heiklen Thema wie der Kleidung, an der sich teilweise für ein geschultes Auge die Zeit, die genaue Region und der persönliche wie gesellschaftliche Stand einer Person ablesen ließen, muß das besonders gelten. Insofern erklärt sich vielleicht von selbst, warum man "echte" mittelalterliche Kleidung nicht von der Stange kaufen kann. Ein paar ganz grundsätzliche Dinge für die, die ihre Internet-"Gewandung" vielleicht wenigstens ein bißchen mehr in Richtung "echtes" Mittelalter aufpeppen möchten: * Man trug nicht einfach nur ein Kleid. Kleidung im Mittelalter bestand praktisch immer aus mehreren Schichten übereinander, zumindest aber aus einem leinenen "Unterhemd" und einem (üblicherweise aus Schurwolle gefertigten) Überkleid. * Man findet bei Kleidern aus Internet-Shops die bizarrsten Formen von Schnürungen, die die oft recht unförmig geschnittenen Gewänder in Form bringen sollen: auf dem Rücken, unter den Armen, vorne, hinten, links und rechts gleichzeitig... Mal abgesehen davon, daß die meisten dieser Schnürungen kein konkretes Vorbild haben (außer "Herr der Ringe" vielleicht) - sie sind auch verdammt unpraktisch beim Anziehen! * Kleider mit angenähter Kapuze sind hundertprozentig pure Fantasy. * Frauen im Mittelalter trugen Kleider. Die Kombination Rock und Bluse ist also abzulehnen, auch wenn Marktbesucher sie für den Anfang gern wählen, weil man sich da aus dem eigenen Kleiderschrank problemlos was nett "Ambientiges" zusammenschustern kann. Letztlich helfen aber auch noch so schöne Trachtenblusen, Ledermieder und Unterröcke dabei nicht weiter - zum Mittelalter passen sie nicht. * Kopfbedeckung ist Pflicht. - Ja, ich weiß. Gefällt mir auch nicht. Aber korrekt wäre nun mal, daß die Haare außer Sicht gehören. Das ist fürs Frühmittelalter vielleicht noch nicht ganz so streng zu nehmen (obwohl es auch da prinzipiell gilt!), aber ab Hochmittelalter gibt's da eigentlich keine Ausnahmen mehr. Zumindest sollte man wissen, daß man, wenn man als Frau im Mittelalterkleid mit offenem Haar rumläuft, bewußt etwas falsch macht. * Und ein praktischer Hinweis: Meterlange Schleppen sehen toll aus - auf Fotos. Sich damit unters dicht gedrängte Publikum mischen oder damit nach kurzem Regenschauer würdevoll über den aus Dreck, Kies und Schlamm bestehenden Boden eines MA-Marktes schreiten sollte aber bloß, wer wahnsinnig gerne flickt und wäscht. Weiterführende Links: * Die Einstiegshilfe "Das erste Gewand" bei Tempus vivit bietet auch ein paar allgemeine Zeichnungen, die die grundsätzliche Entwicklung der Mode skizzieren * Viele lustige Zeichnungen auch bei Conventus Tandaradey, aus denen man sich sicher Anregungen holen kann. Links zu Threads, in denen ähnliche Fragen im Forum diskutiert wurden (nicht vollständig): * Shop für historisch korrekte Kleider? * Eine Frage der Zeit * Was könnt ihr mir dazu sagen * Frage zu meinem Kleid
 
mhhh...und ich dachte immer, die unverheirateten Frauen könnten ihre Haare offen tragen bis sie verheiratet sind..... kommt nicht der Spruch: " jemanden unter die Haube bringen" aus dem Mittelalter? naja...die Haare aus sichtweite bringen verwirrt mich jetzt auch ein wenig....es gab doch den Schapel....und der hat m.E. auch nicht alles verdeckt, oder täusch ich mich in meinen Annahmen? Bin ja auch nicht sooo firm in Sachen Authenzität ;)
 
13. Jhdrt. Adel Jungfrauen können ihr Haar offen unterm Schapel tragen Verheiratete Frauen tragen ihr Haar in Zöpfen oder Dutt unter Gebende und/oder Schleier/Schapel oder mit einem Wimpel verhüllt über den wiederum ein Schleier mit oder ohne Schapel getragen werden konnte. Kanonissen und Nonnen tragen Wimpel mit Schleier (es ist wahrscheinlich von den Quellen her zu schließen, daß bei der Kanonisse noch irgendwelche Lockerungen von den Frauen selber vorgenommen wurden, aber obiges war der Idealfall). Zur Messe tragen alle Frauen egal ob Jungfrau (eig. unverheiratet) oder nicht ihre Haare bedeckt. 12. Jahdrt. sind die Bildnisse von Frauen um einiges strenger in ihrer Verhüllung. Aber da kenn ich mich nicht besonders gut aus - nicht meine Zeit *g* Kopfbedeckung lockert sich zum Spätmittelalter hin auf und wird spielerischer. Wie so einige weitere Dinge in Kleidung und Tracht :D Edit: äh diese bunten Jungfernkränze mit Minischleier hinten dran gabs nie. Habe sowas ähnliches im orientalischen Bereich gesehn, aber das betraf spätere Jahrhunderte... und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die Kopfbedeckung nicht auch unter Fantasy fällt.
 
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Original von Katharina zu Weyhgang Edit: äh diese bunten Jungfernkränze mit Minischleier hinten dran gabs nie. Habe sowas ähnliches im orientalischen Bereich gesehn, aber das betraf spätere Jahrhunderte... und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die Kopfbedeckung nicht auch unter Fantasy fällt.
Wurstringe, die Dinger heissen im Volksmund Wurstringe :D
 
@ comicnerd: Grundsätzlich hast du mit deinem Einwand natürlich recht (die Details hat Katharina ja dankenswerterweise dazu geliefert - soviel wüßte ich noch nicht mal ansatzweise). Ich hatte mir auch überlegt, diese Ausnahme zu erwähnen. Aber nachdem es hier ums "GroMi" geht (und ich entsprechend auch nur ganz grobe Aussagen mache), habe ich mich dagegen entschieden. Denn unverheiratete Frauen wären m.E. eher eine Ausnahme. Wenn man mal davon ausgeht, daß der Großteil der Besucherinnen auf einem MA-Markt in den späten Teenager-Jahren oder frühen Zwanzigern ist, dann wären sie im Mittelalter wohl durch die Bank schon verheiratet gewesen ;) (Oder im Kloster. Vielleicht auch das...) Von so absoluten Anachronismen wie mir alter Jungfer (Ende Dreißig) mal ganz abgesehen... :D (Übrigens mag ich deine Signatur! ^^ )
 
Na, dann bin ich ja nicht der einzige MA-Anachronismus (wie ist die weibliche Form davon 8|?). Ich hatte mich deswegen dann auch dazu entschieden, meine Haare unter ein Kopftuch zu stecken. (Hätte mir vor 20 Jahren einer gesagt, dass ich mal freiwillig ein Kopftuch tragen oder gar Handarbeiten ausführen würde, hätte ich mich kaputtgelacht :D) Aber ich denke auch, dass unverheiratet jenseits der 20 im MA wohl recht unwahrscheinlich war...
 
;) Von Anachronismus gibt's nur eine männliche Form. (Liegt wahrscheinlich daran, daß wir Frauen grundsätzlich mit der uns eigenen Eleganz und Geschmeidigkeit auch durch die unpassendsten Zeiten gleiten... :p ) Und immerhin tust du ja schon was, Detta. Ich bin bisher über gute Vorsätze nicht hinausgekommen. Mein erster und einziger Nähversuch ist gerade mal wieder - nach Begutachtung des ersten Ergebnisses - in hohem Bogen in die Ecke geflogen (und da liegt er gut). Und für die Haare hatte ich mir für den letzten MA-Markt zwar sogar jede Menge Tücher besorgt (fernab von "A", aber immerhin, der Wille wäre da gewesen :rolleyes: ). Und dann kamen mir die lieben Kollegen dazwischen, die auch mitgingen. Argument 1: "Du siehst sch... aus mit Schleier." Was sich schwer widerlegen läßt. Und Argument 2 bestand darin, daß mir eine andere Kollegin die Haare mühsam geflochten und aufgesteckt hat und ihr Werk danach nicht unter irgendwelchen Tüchern versteckt sehen wollte. Naja. Wenigstens hatte ich eine Ausrede... :rolleyes:
 
Jeder fängt mal an ;) Das hier waren meine "Sünden" *g*
schnappschuss.jpg
Ich sitze auf dem Boden. Das ist mein allererstes Kleid gewesen - ich habs immer noch und schätze die Arbeit, die meine Freundin damals reingesteckt hat immer noch :)
 
LOL @ Katharina. Das Bild beweist bloß, daß sogar dein allererstes Outfit (in ganzer "Sündigkeit" ;) ) noch immer weit "mittelalterlicher" ist als alles, was ich besitze oder die meisten Internet-Shops im Angebot haben. :D
 
oha....naja, dann stell ich halt ne seeeehhhhrrr alte Jungfer dar...gg nee, bei mir ist das ja auch alles eher Theaterklamotte denn Gewandung....muß also nicht unbedingt hunderpro authentisch sein. Hat mich nur mal interessiert mit den offenen Haaren bzw. Kopfbedeckungen..... ;)
 
Original von Perchta Ich habe nur beim Durchlesen etlicher, auch älterer Threads teilweise echt erschrocken gemerkt, daß doch erstaunlich viele Leute erstaunlich viel von diesem Marktgeschehen ernst nehmen und den Fasching für "echt" halten.
Mach mal auf so `nem Markt eine Umfrage, du wirst feststellen, dass die meisten das für "richtiges Mittelalter" halten. Und zwar nicht nur die Besucher...
 
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Original von Perchta Ich habe nur beim Durchlesen etlicher, auch älterer Threads teilweise echt erschrocken gemerkt, daß doch erstaunlich viele Leute erstaunlich viel von diesem Marktgeschehen ernst nehmen und den Fasching für "echt" halten. Drum dachte ich mir, ein kleines "Warnschild" hier könnte vielleicht hilfreich sein.>
Gute Idee, weil die Besucher von selbst kaum unterscheiden können, was ist "Echt" und was "Fasching". Und Dank Werbung (So war das mal im Mittelalter) glauben die Besucher das auch. :( Gruß Jøran
 
@ comicnerd: Wir können ja 'nen Club aufmachen - Jungfern-Bund "Die grauen Panther" oder so ^^ . OT, @ Beate & Jøran : Genau das hatte ich mir eigentlich, bevor ich hier (und auch in anderen Foren) mitzulesen begonnen habe, nicht vorstellen können. Ich habe mich vor ein paar Jahren von einer Bekannten zum ersten Mal nach Kaltenberg mitschleifen lassen und bin seitdem immer wieder mal auf einem Markt gewesen, auch "gewandet" (= im Internet-Shop ausgerüstet). Mit dabei waren ganz verschiedene Leute ganz verschiedenen Alters und mit ganz verschiedenem Hintergrund, und alle hatten, unabhängig voneinander, eine sehr realistische Einschätzung der Veranstaltung: Fasching halt. Das ist nicht abwertend gemeint und nicht böse, denn darum geht man ja hin. Zum Verkleiden, zum Spielen. Aber allen war bewußt, daß das, was sie auf diesen Märkten gesehen haben, nicht "echt" ist und auch gar nicht sein will. Versteht mich nicht falsch, ich habe weder besonders viel Ahnung von Geschichte an sich, noch würde ich mir zutrauen, "A" von Nicht-"A" zu unterscheiden. Aber wenn in Kaltenberg der "Schwarze Ritter" zu allgemeinen begeisterten Buhrufen seine Ehrenrunden dreht oder "Templer" zum Gaudium der Zuschauer rothaarige "Hexen" mit der Exekution durch Ertränken im Badezuber bedrohen, dann brauche ich auch nicht viel Ahnung von Geschichte zu haben, um zu wissen, woran ich bin. Dito bei Gauklern mit Trillerpfeifen im Mund, schwarzumhüllten Gothics, Musikern in Fantasy-Bademänteln und Lederschurzen oder den diversen unvermeidlichen Xenas und Legolassen, die halt so über den Markt stolzieren. Ich mag die Märkte wirklich. Sie sind, trotz allem Kommerz und zu vielen Besoffenen, immer noch eine echte Gaudi. Aber die Vorstellung, daß jemand das tatsächlich für Ernst halten könnte, war mir fremd. Und ich glaube eigentlich immer noch, daß die meisten Leute - gerade die Darsteller - auf Dauer ein näher am "echten" Mittelalter angesiedeltes Marktgeschehen vorziehen würden. Das wird sicher nie auch nur annähernd "A"-Kriterien genügen. Aber wenn man sich wenigstens bewußt macht, wo die "vereinfachte Geschichte" endet und der totale Schmarrn anfängt, das wäre doch zumindest mal ein Startpunkt ;) .
 
Hallo, hier mein Senf :D : Wir gehen mittlerweile auf die Mittelaltermärkte "ungewandet". Unsere Klamotten kommen zu anderen Gelegenheiten aus dem Schrank ;) . Ich finde Märkte auch schön: Man kann `ne leckere Bratwurst essen (oder einen "Keltenfladen :p ), manchmal ist ein guter Händler zwischendrin und gut gebaute Legolasse schaue ich mir auch gerne an :rolleyes: ! Für die Kinder ist das sowieso lustig und sie wissen bereits die Unterschiede, die es zu anderen Veranstaltungen gibt. Naja, und wenn ich doch Lust habe, ziehe ich mir mein "Sündenkleid" an und fühle mich wie eine Prinzessin auf der Erbse :D . Nur: Kopfbedeckung ist Pflicht, da ich ganz unauthentisch kurze Haare habe und das geht noch nicht mal auf`nem "Xena-Markt".... Liebe Grüße und macht, was Euch Spaß macht...nur wißt, was Ihr macht ;), Franziska
 
Hallo Perchta (und auch die, die es lesen/wissen wollen ...) was ich nach fast 10 Jahren (unglaublich, ich habe mal nachgerechnet, wann mich der Virus befallen hat und festgestellt, dass mein Hobby mit mir alt geworden ist ^^ ) Mittelaltermärkten und Darstellung für mich feststellen kann ist folgendes; Märkte sind nicht (oder nur in sehr bescheidenem Maße!) für "gute" Darsteller da! Wer sich bemüht, ein Handwerk der damaligen Zeit vorzu- führen oder etwas zur Produktion diverser Dinge im Mittelalter beitragen kann, lockert das gängige Bild (Fressbuden, Ritter auf Westernsätteln, "Huren" in gelben Gewändern", Priesterschwämme, Gothics usw.) etwas auf und hebt den Anspruch. Aber (und jetzt bitte nicht schlagen!) es ist auch nicht Sinn und Zweck eines Marktes, das Leben damals zu zeigen! Keiner will Aussätzige sehen und unterernährte Kinder. Keiner will wissen, wie lebensfeindlich die Zeit damals war! Ein Markt will/soll unterhalten. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Der Touri erwartet den ein oder anderen markigen Spruch von denen, die "verkleidet" herumlaufen. Wir lagern selbst auf Märkten. Warum? Weil das eine "Auszeit" vom normalen Leben ist. Ich färbe und werkele zwar auch zuhause, aber auf einem Markt ist zwangsläufig Tagesfreizeit da und ich tu es auf jeden Fall. Daheim wartet so ein Färbeexperiment schon mal ein Vierteljahr auf die Durchführung ... :whistling: Ich sehe mich wegen meines Lagern nicht als schlechten Darsteller. Ich bemühe mich redlich, Dinge zu machen (und zu zeigen, wenn Inter- esse gezeigt wird ...) die es damals schon gab. Es mag Darsteller geben, die Ihre Darstellung ausschließlich intern und auf Ihrer ganz persönlichen "Insel der Grückseeligkeit" leben, aber da mir das Markttreiben und das Miteinander mit anderen gefällt sehe ich für mich keinen Widerspruch in Markt und Darstellung. Dass es ein Spagat ist, weiß ich, aber auch ein gewollter. Denn ich bin nicht bereit, ohne Wenn und Aber alles zu machen, was das Frühmittelalter "zu bieten" hatte. Kopftuch, Handwerk und Küchenfrondienste finde ich vertretbar, aber bei Kindern und Gebrechen hört mein MA-Ánspruch auf. Aber da selbst der unwissendste MA-Besucher eine Brille und Gummi- stiefel erkennt, wenn er sie sieht, gehe ich mal nicht davon aus, dass der Schaden den ich anrichte nicht allzu groß ist ... ^^ Was mein ganz persönlicher "Traum" ist, wäre in einem richtigen Lang- haus zu wohnen, zu kochen und zu leben. Auch gern für ein paar Tage. Dann aber bewusst ohne all den neuzeitlichen Zierrat. Aber bis dahin braucht es noch ein paar Jahre. Warum? Weil meine Ausrüstung noch nicht so ist, dass ich mich komplett ver- pflegen und authentisch kleiden könnte, weil ich meinem Kinde keine Einbußen zumuten möchte und weil ich es ganz für mich "richtig" machen möchte ... Also ganz, wie es z.B. im Schwarzwaldhaus war ... bloß ohne Kameras :D und mit dem richtigen Backroundwissen im Hinterkopf "wie die Dinge funktionieren". Aber das hat mit Märkten überhaupt nix zu tun ... :rolleyes: Kadlin
 
Original von Kadlin Hallo Perchta (und auch die, die es lesen/wissen wollen ...) Ein Markt will/soll unterhalten. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Der Touri erwartet den ein oder anderen markigen Spruch von denen, die "verkleidet" herumlaufen.
Hallo Kadlin und alle die es wissen wollen ;), um nicht wieder eine Diskussion vom Zaune zu brechen, sag ich es mal vorsichtig: Die Märkte schmücken sich aber mit dem Titel "Mittelalter". Und da finde ich es ein wenig schade dass du dem Touri unterstellst er möchte markige Sprüche, dem ist nicht so, es gibt auch Interessierte, konnte ich dieses Jahr bei unserer ersten Teilnahme (bin jetzt noch glücklich :)) an ner Burgbelebung erleben. Die Touri´s/Besucher wollten keine markigen Sprüche oder ähnliches. Nein, wir haben uns sehr nett und angeregt mit den Besuchern unterhalten und ihre Fragen so gut es ging beantwortet. Na gut, wirst jetzt sagen, dass es kein MA-Markt war, aber gerade wenn eine VA sich so nennt und dann sieht man da nur Esoterik und ähnliches Zubehör finde ich es halt schade. Ich will einfach bloß sagen dass der Besucher einer VA, egal wie sie heisst einfach dass erwarten sollte was drauf steht. @Perchta Ich finde deine "Typisch MA-Markt-Reihe" einfach putzig ;)
 
Hallo Steffen, ich gebs ja zu, meine Antwort war eine Falle ... :whistling: Ich hatte mit Widerspruch gerechnet. Genau wie es Darsteller gibt, die nicht mit Ashford-Farben färben, gibt es auch Besucher, die sich wirklich interessieren. Aber eine Burgbelebung ist noch ein bisserl was anderes als ein Markt. Und wenn du wie ich den gestrigen Tag (ungewandet) im Backround- bereich eines Zubers verbracht hättest, dann würdest du verstehen, dass der Touri Vulgaris (im Gegensatz zum Besucher ... :whistling: ) sehr wohl markiges und GroMi möchte. Und nein, ich war sehr wohl angezogen, ich war nur in Zivil da ... ;) Auf dem gleichen Markt habe ich mich auch nett mit einer Brettchen- weberin unterhalten und wurde sachkundig und nett unterhalten. Es geht BEIDES, aber Markt ist auch Zubern, ist auch Rittertunier, ist auch Pestumzug und Gaukelei ... Kadlin, die sehr wohl weiß, das ein Zuber eine seeeeehhhrrr zünftige Zone eines Marktes ist .... und die die Sprüche nach einer Stunde nicht mehr hören konnte und auf den Markt geflüchtet ist ... ^^
 
Liebe Kadlin, lieber Steffen, nur, um das klarzustellen: wenn ich eine Sache nicht wollte, dann, daß jemand das Gefühl hat, sich hier für irgendetwas rechtfertigen zu müssen, was er oder sie macht oder nicht macht, vorhat oder bleibenlassen will. Darum steht das Ganze ja auch bewußt hier im "Nicht-A"-Bereich. Ob nun "ernsthafter" Darsteller für Museums-VAs oder "nur" Markt-Gruppe oder irgendwas dazwischen, es gibt genügend Besucher (wie mich), die sich darüber freuen, daß ihr euer Hobby macht und Andere daran teilhaben laßt. Wie weit ihr eure persönlichen Ansprüche dabei steckt, ist euch ganz und gar selbst überlassen. :) Ich hab oben geschrieben "Erlaubt ist, was gefällt" auf solchen Gaudi-Märkten, und dazu stehe ich. Etikettenschwindel bzgl. "Mittelalter" hin oder her. Daß das Bild vom Mittelalter bei vielen Leuten inzwischen sehr von Fantasy durchsetzt ist, daran läßt sich sowieso nichts mehr ändern, und daran haben Hollywood-Filme und das "Edutainment" in Wort und Bild wahrscheinlich auch mehr Anteil als die armen MA-Märkte. Mir ging's mit diesen "putzigen" (ich geb dir gleich putzig, du! putz die Platte und zisch ab nach oben, in den "A"-Bereich! :p ;) ) Beiträgen bloß darum, ein paar ganz grobe Mißverständnisse zu vermeiden. Man sollte halt auch als "Touri vulgaris" wenigstens ungefähr einschätzen können, wo die Trennlinie ist zwischen Geschichte und Fantasy - das heißt ja nicht, daß ich nicht trotzdem beides genießen kann. Es kommen eben doch immer wieder Leute hier neu ins Forum, die vielleicht auf einem MA-Markt ein ganz allgemeines Interesse gefaßt haben und auch "für einen Tag mal Mittelalter spielen" wollen. Für solche Leute (zu denen ich mich auch selber zähle) ist das Ganze gedacht. Liebe Grüße Petra
 

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