Zum einen haben wir Gerbstoffe, Säuren und Basen im Boden, die je nach Ausprägung Farbstoffe verdunkeln, ausbleichen oder in bestimmten Fällen vollständig zum Farbumschlag bringen können, zum anderen kommt die Alterung der Farben selbst dazu. Je nachdem, ob es sich um Farbstoffe oder Pigmente / Lacke handelt (also stoffliche Eigenschaft oder aufliegende Partikel) kommt neben der Sonneneinstrahlung (die immerhin bei Bodenfunden fehlt, also erstmal keinen Einfluss hat) eben noch die chemische Veränderung ob der reinen Alterung dazu. Farb(stoffe) selbst sind je nach ihrer molekularen Struktur anfällig dafür, unter bestimmten Umständen ihre farbgebenden Elemente zu verlieren (z.B. bei Komplexbildnern wie Hämoglobin als einfaches Beispiel, wenn da das Eisenion abhanden kommt, ist Essig mit Rot). Dann muss man auch die Alterung des Gewebes mit einbeziehen. Je spröder das überkommene Textil, desto eher wird Licht an einer größeren Oberfläche (also faserig = größere Oberfläche als der ursprüngliche, glatte Faden) gebrochen und wirkt damit heller oder anderweitig verfälscht. Lichteinfluss wird bei geborgenen Funden erst zum Problem. Darum würd ich sagen, dass die optische Analyse von Funden, die bereits im 19. Jh. gemacht wurden und seitdem zT konservatorisch problematisch aufbewahrt wurden noch weniger aussagekräftig ist, als diejenige von kürzlich geborgenen Textilien. Ich kann also nur meinen Vorrednern Recht geben: Nein, man kann eher schlecht ohne weitere Analyse die originale Farbgebung textiler Bodenfunde bestimmen.