Danke für eure Antworten! Ich befürchte, ich habe mich falsch ausgedrückt: Kommt davon, wenn man von einem Thema keine Ahnung hat :/ Die Kammgarnherstellung ist in mehreren Büchern des 18. und 19. Jahrhunderts beschrieben. Aus dem 20. und 21. Jahrhundert konnte ich dazu leider nichts detailliertes finden. Intuitiv denke ich nicht, dass folgend beschriebenes Verfahren (ich hab's wegen der schlechten Lesbarkeit mal abgetippt => aber ohne Gewähr) schon immer angewandt wurde. Das unten beschriebene 'Halbkammgarn' dürfte etwas neueres sein und interessiert erstmal nicht. Sorry für den langen Text... (Quelle: Färber-, Drucker- und Weberzeitung; vol. 17; Leipzig 1852; Seite 221): 'In der Verspinnung der Schafwolle zu Garn machen sich drei von einander scharf unterschiedliche Methoden bemerkbar, deren jede wieder ein Garn mit besonderen Eigenschaften erzeugt. Diese drei Methoden sind: die Streichgarnspinnerei, die Halbkammgarnspinnerei, von den Engländern mit Carded spinning bezeichnet und die Kammgarnspinnerei. Man erhält beziehentlich bei diesen Methoden Streichgarn, (Woolen, laino cardee), Halbkammgarn (carded, cardee-peignee), Kammgarn (worsted, laine peignee). Das Prinzip in der Spinnerei erster Art ist, die Wolle, wie sie, lange und kurze untermischt, vom Schafe kommt, und nur nach der Feinheit des Haars sortiert, anzuwenden, dieselbe dann auf einem Wolf und großer Krämpelmaschine zu lockern und zu kardätschen, so daß sie zu gleichförmigen Vließ oder zu offenem bandartigen Vorgespinnt wird, woraus man endlich das Streichgarn spinnt zum Gebrauch für solche Zeuge, welche gewalkt und geschoren werden oder sich durch eine wollige Oberfläche auszeichnen sollen. Man sucht nämlich dem Streichgarn die natürliche Eigenschaft der Wolle, sich leicht zu verfilzen, in ihrer ganzen Stärke zu erhalten. Beim Halbkammgarn wird die Wolle zunächst wie bei reinen Streichgarn behandelt, dann aber, anstatt in Form von lockerem Vließ oder schmalen Vorgespinnst = Bändern gebracht zu werden, in mehrere Zoll breite Bänder verwandelt. Diese läßt man alsdann durch heiße Walzen gehen, welche eine gradlegende entfilzende Wirkung auf die Wollfasern ausüben. Beim fernern Feinspinnen wird darauf hingewirkt, die Fasern möglichst auszudehnen und dem Garn Glätte zu verleihen, wodurch es sich dem Aussehen nach wirklichem Kammgarn nähert, ohne aber den Grad der Glätte, Gleichheit und Feinheit des Fadens zu erhalten, der letzteres auszeichnet, was daher rührt, daß die kurze Wolle, die Knötchen und Knispeln, nämlich der sogenannte "Kämmling", nicht zuvor von der langen Wolle, dem "Zuge" getrennt wird. Für dieses Halbkammgarn verwendet man in der Regel von Natur glänzende und lange Wolle von nicht bedeutender Feinheit, die gemeiniglich weniger mit Wolle von kurzem Stapel untermischt ist. Zum eigentlichen Kammgarn benutzt man nun auch die eben beschriebene Wolle für ordinäre und starke Sorten. Die betreffende Spinnerei wird hauptsächlich in England betrieben, wo man seit langer Zeit darauf eingerichtet ist, und die geeignete lange, zwar harte aber glänzende Wolle besitzt. Das erzeugte Garn nennt man Hard worsted. Ein weiches Kammgarn (Soft worsted) spinnt man aus deutscher und australischer Wolle mit langem Stapel. Es ist ein glattes, weiches Gespinnst, welches unter anderen für seine Thibets und Schals verwendet wird, während das glatte glänzende, reine und gemischte Kammgarnzeuge in Benutzung genommen wird. Will man wirkliches Kammgarn spinnen, so muß die dazu bestimmte Wolle erst von den Kämmlingen befreit werden, so daß man nur Wollfasern von fast gleicher Länge, nicht unter 1 1/2 Zoll, als reinen "Zug" zum Verspinnen erhält. Diese Abtrennung des reinen Zugs von den Kämmlingen wird durch ein Verfahren bewirkt, welches man "Kämmen" nennt, und es besteht dem Prinzip nach darin, daß man die Wolle in heißgemachte stählerne Kämme schlägt, sie in denselben mit anderen heiß gemachten Kämmen durchkämmt, wobei die kurze und knispliche Wolle hinter den Kammzähnen sitzen bleibt. Die vornherausstehenden langen Wollfasern, der sogenannte "Wollbart" wird von den Fingern des Kämmers herausgezogen, wodurch ein Band von einer gewissen Länge entsteht, das man den "Zug" nennt. Diese Züge werden nun auf den "Strecken" miteinander verbunden und verzogen, bis sich das dünnere Vorgespinnst bildet, aus dem endlich das feine Garn gesponnen wird.' Hatte man tatsächlich schon im Frühmittelalter oder der Römerzeit die Wolle über heiße metallene Kämme geschlagen (wie oben beschrieben) um den Kämmling aus der Wolle zu bekommen? Ich glaub das irgendwie nicht...