Verwendung von Kammgarn

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Michael

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Hallo zusammen, da ich mich mit der Stoff- oder Tuchherstellung nicht gut auskenne und ich Google schon einige Tage erfolglos bemüht habe, wende ich mich mit meiner Frage an euch: Seit wann wird Kammgarn zur Herstellung von Stoffen benutzt und aus welchem Eck der Welt gibt es die ersten Belege? Mit Kammgarn meine ich nicht das Ausrichten der Wolle durch Kämmen oder Streichen, sondern explizit das Auskämmen von langen Fasern, die dann zum Weben benutzt wurden, wobei die kurzen Fasern dann Ausschuss waren und nicht genutzt wurden. Und zum Zweiten: Sind für Kammgarn andere Webstühle als für Streichgarn nötig oder konnten beide Garne auf den gleichen Webstühlen verarbeitet werden? Vielen Dank im Voraus!
 
Hallöle Michael, ich gebe zu, das was Du da beschreibst, höre ich zum ersten mal. Einzelne Fäden zum Weben benutzen? Die sind doch eigentlich viel zu instabil. Und bei den meisten Rohstoffen auch viel zu kurz. Die einzigen richtig langen Fasern die nicht synthetisch hergestellt sind, sind meines Wissen Seidenfasern, wenn die Kokons vorsichtig von Hand abgerollt wurden (wird fast nicht gemacht, zu teuer, zu aufwändig...). Ansonsten wird die Wolle (z. B. ) gekämmt, dabei die Fäden ausgerichtet und gleichzeitig die Verschmutzten, und/oder zu kurzen Fasern aussortiert. Der so gewonnene Kammzug wird dann versponnen, diese Fäden kann man dann verweben. Allerdings kann ich Dir da keine genauen Daten liefern, seit wann es so gemacht wird. Der Zeitpunkt wird wohl ungefähr mit dem Zeitpunkt zusammen fallen, als zum ersten mal jemand Fasern versponnen hat. Da ich selbst mit der Handspindel zugange bin, stand ich selbst auch schon vor solchen Herausforderungen (Kurze Fasern, verknäulte Fasern, Schmutz zwischen den Fasern......) leider kann ich Dir nicht mehr bieten..... viele Grüße Raimunda
 
sondern explizit das Auskämmen von langen Fasern, die dann zum Weben benutzt wurden
Der so gewonnene Kammzug wird dann versponnen, diese Fäden kann man dann verweben.
Genau so. Ohne gesponnenes Garn kein Gewebe.
Seit wann wird Kammgarn zur Herstellung von Stoffen benutzt und aus welchem Eck der Welt gibt es die ersten Belege?
Seit die Menschen die Wolle von Schafen für so etwas benutzt haben. Also vor sehr langer Zeit und fast überall auf der Welt. Da Belege suchen ist müßig. Zu den Webstühlen mögen sich andere hier äußern, m.E. macht das keinen Unterschied.
 
Danke für eure Antworten! Ich befürchte, ich habe mich falsch ausgedrückt: Kommt davon, wenn man von einem Thema keine Ahnung hat :/ Die Kammgarnherstellung ist in mehreren Büchern des 18. und 19. Jahrhunderts beschrieben. Aus dem 20. und 21. Jahrhundert konnte ich dazu leider nichts detailliertes finden. Intuitiv denke ich nicht, dass folgend beschriebenes Verfahren (ich hab's wegen der schlechten Lesbarkeit mal abgetippt => aber ohne Gewähr) schon immer angewandt wurde. Das unten beschriebene 'Halbkammgarn' dürfte etwas neueres sein und interessiert erstmal nicht. Sorry für den langen Text... (Quelle: Färber-, Drucker- und Weberzeitung; vol. 17; Leipzig 1852; Seite 221): 'In der Verspinnung der Schafwolle zu Garn machen sich drei von einander scharf unterschiedliche Methoden bemerkbar, deren jede wieder ein Garn mit besonderen Eigenschaften erzeugt. Diese drei Methoden sind: die Streichgarnspinnerei, die Halbkammgarnspinnerei, von den Engländern mit Carded spinning bezeichnet und die Kammgarnspinnerei. Man erhält beziehentlich bei diesen Methoden Streichgarn, (Woolen, laino cardee), Halbkammgarn (carded, cardee-peignee), Kammgarn (worsted, laine peignee). Das Prinzip in der Spinnerei erster Art ist, die Wolle, wie sie, lange und kurze untermischt, vom Schafe kommt, und nur nach der Feinheit des Haars sortiert, anzuwenden, dieselbe dann auf einem Wolf und großer Krämpelmaschine zu lockern und zu kardätschen, so daß sie zu gleichförmigen Vließ oder zu offenem bandartigen Vorgespinnt wird, woraus man endlich das Streichgarn spinnt zum Gebrauch für solche Zeuge, welche gewalkt und geschoren werden oder sich durch eine wollige Oberfläche auszeichnen sollen. Man sucht nämlich dem Streichgarn die natürliche Eigenschaft der Wolle, sich leicht zu verfilzen, in ihrer ganzen Stärke zu erhalten. Beim Halbkammgarn wird die Wolle zunächst wie bei reinen Streichgarn behandelt, dann aber, anstatt in Form von lockerem Vließ oder schmalen Vorgespinnst = Bändern gebracht zu werden, in mehrere Zoll breite Bänder verwandelt. Diese läßt man alsdann durch heiße Walzen gehen, welche eine gradlegende entfilzende Wirkung auf die Wollfasern ausüben. Beim fernern Feinspinnen wird darauf hingewirkt, die Fasern möglichst auszudehnen und dem Garn Glätte zu verleihen, wodurch es sich dem Aussehen nach wirklichem Kammgarn nähert, ohne aber den Grad der Glätte, Gleichheit und Feinheit des Fadens zu erhalten, der letzteres auszeichnet, was daher rührt, daß die kurze Wolle, die Knötchen und Knispeln, nämlich der sogenannte "Kämmling", nicht zuvor von der langen Wolle, dem "Zuge" getrennt wird. Für dieses Halbkammgarn verwendet man in der Regel von Natur glänzende und lange Wolle von nicht bedeutender Feinheit, die gemeiniglich weniger mit Wolle von kurzem Stapel untermischt ist. Zum eigentlichen Kammgarn benutzt man nun auch die eben beschriebene Wolle für ordinäre und starke Sorten. Die betreffende Spinnerei wird hauptsächlich in England betrieben, wo man seit langer Zeit darauf eingerichtet ist, und die geeignete lange, zwar harte aber glänzende Wolle besitzt. Das erzeugte Garn nennt man Hard worsted. Ein weiches Kammgarn (Soft worsted) spinnt man aus deutscher und australischer Wolle mit langem Stapel. Es ist ein glattes, weiches Gespinnst, welches unter anderen für seine Thibets und Schals verwendet wird, während das glatte glänzende, reine und gemischte Kammgarnzeuge in Benutzung genommen wird. Will man wirkliches Kammgarn spinnen, so muß die dazu bestimmte Wolle erst von den Kämmlingen befreit werden, so daß man nur Wollfasern von fast gleicher Länge, nicht unter 1 1/2 Zoll, als reinen "Zug" zum Verspinnen erhält. Diese Abtrennung des reinen Zugs von den Kämmlingen wird durch ein Verfahren bewirkt, welches man "Kämmen" nennt, und es besteht dem Prinzip nach darin, daß man die Wolle in heißgemachte stählerne Kämme schlägt, sie in denselben mit anderen heiß gemachten Kämmen durchkämmt, wobei die kurze und knispliche Wolle hinter den Kammzähnen sitzen bleibt. Die vornherausstehenden langen Wollfasern, der sogenannte "Wollbart" wird von den Fingern des Kämmers herausgezogen, wodurch ein Band von einer gewissen Länge entsteht, das man den "Zug" nennt. Diese Züge werden nun auf den "Strecken" miteinander verbunden und verzogen, bis sich das dünnere Vorgespinnst bildet, aus dem endlich das feine Garn gesponnen wird.' Hatte man tatsächlich schon im Frühmittelalter oder der Römerzeit die Wolle über heiße metallene Kämme geschlagen (wie oben beschrieben) um den Kämmling aus der Wolle zu bekommen? Ich glaub das irgendwie nicht...
 
Ich glaub das irgendwie nicht...
Warum denn nicht? Die waren doch nicht doof damals... :D Im Ernst, wir reden von einer antiken Hochkultur. "Before the introduction of automatic machinery, there was little difficulty in attaining a straight fibre, as long wool was always used, and the sliver was made up by hand, using combs." Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Worsted "The water frame is a spinning frame that is powered by a water-wheel. Water frames in general have existed since ancient Egypt times." Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Water_frame
 
Das 'water frame', welches anscheinend schon von den 'alten' Ägyptern genutzt wurde dient zum spinnen und nicht zur Wollvorbereitung (vor dem Spinnen). Anscheinend gibt es einen Unterschied zwischen 'Kämmen' (auskämmen der Wolle bei Raumtemperatur mit einem Handkamm???, was es anscheinend schon immer gab) und 'Kämmen' (der oben beschriebene Prozess). Man kann zu diesen letzteren Kämmen schon ein paar Datierungen im Netz finden, aber irgendwie nichts Handfestes: 'First known use of worsted: 13th century' Quelle: https://www.merriam-webster.com/dictionary/worsted 'Dieses Wollekämmen stammt vermutlich aus dem13. Jahrhundert und wird den Flamen zugeschrieben.' Quelle: http://www.handspinnen.de/kaemmen/kammgarn.html Es deutet auf das 13. Jahrundert hin... Aber klare Belege gibt es anscheinend nicht :(
 
dient zum spinnen und nicht zur Wollvorbereitung
Richtig. Ich wollte damit nur folgendes unterstreichen:
Im Ernst, wir reden von einer antiken Hochkultur.
Es ist nun mal Trend in diesem Hobby, unseren Altvorderen manches nicht zuzutrauen. Mein Spezialgebiet ist Baumwolle, nicht Wolle. Macht aber keinen Unterschied, denn die mittelalterliche Textilindustrie war schon vor 1200 weit entwickelt und hochtechnisiert. Aber genaue Belege zu finden wird schwierig je weiter man in der Zeit zurückgeht. @Michael, darf ich fragen warum Du da so akribisch recherchierst?
 
Wolle lässt sich auf verschiedene Arten vorbereiten und verarbeiten. Sich jetzt auf moderne Kammgarne zu stützen und sie mit den historischen Textilien vergleichen zu wollen ist zu eng und zu modern gefasst. Ich habe mir das jetzt nicht alles durch gelesen. Moderne Garne sind modern verarbeitet, die Webgeräte der Industrie sind High-Tech Maschinen und ich bin mir sicher all das was wir heute kaufen fühlt sich anders an als sich die historischen Gewebe zu ihrer Glanzzeit waren. Bis zum hohen Mittelalter wurden die Kettgarne von Hand mit der Spindel gesponnen, Schussgarne teilweise mit dem Wollrad, das nicht mit dem Spinnrad mit Fußantrieb zu verwechseln ist. Das Wollrad produziert ehr minderwertiges leicht gedrehtes Garn das den menchanischen Belastungen die Kettgarn am Handwebstuhl ausgesetzt ist, nicht aushält. Die Garne wunden in unterschiedliche Richtungen gesponnen, was dem Garn ein Teil der Kratzigkeit nahm, weil die unterschiedliche Spinnrichtung wenn die Fadsern alle in eine Richtung zeigen, einfach glatter ist. Es ist nachgewiesen, das man Wolle nicht nur geschoren sondern auch gerauft hat. Beim raufen (quasi auskämmen/pfücken wenn er natürliche Fellwechsel erfolgt) verbleiben die mehrjährigen Grannenhaare am Tier, die Wolle hat somit eine höhere Qualität. Zinken von Wollkämmen finden sich schon früh im Fundgut. Eigentlich ist es auch ein normaler Vorgang die Wolle zu kämmen, obwohl es auch ohne geht, aber will man hochwertige Garne herstellen ist eine gewisse Vorbeitung nötig. Die erhaltenen Fragmente scheinen dies zu bestätigen. Die Fundstücke sagen oft aus, das man Wolle nicht einfach auf Vorrat verarbeitet hat, also mal drauf los spinnen und wenn der Korb voll ist, mal gucken was es werden soll, sondern vielmehr hat man schon bei der Ernte gewusst was enstehen soll und gezielt auf das Endergebnis hin gearbeitet. Dabei ist es möglich div Funktionsgewebe herzustellen. Beispielsweise glatte robuste Stoffe, oder gerauhte Stoffe die Wasserabweisend sind oder glatte schmeichenlnde Stoffe mit weichem Fall. Auch die Schafrasse und die Beschaffenheit des Einzelhaar spielt eine Rolle. Die Festigkeit des Einzelfadens, ob er stark oder schwach gedreht ist. Es gab Gewebe deren Muster alleine durch die Drehung und das abwechseln solcher Garne enstand, Durch den Licheinfall werden solche Muster dann sichtbar. Bei der nachbehandlung der Stoffe gibt dann weitere Möglichkeiten, dem Stoff eine Funktionalität zu verleihen,zB walken, aufrauhen oder scheren. Die Frage auf "gab es Kammgarne" ist zu klein gedacht. Die meisten Stoffe sind tatsächlich aus Einzelfäden/Singlegarne gewebt. Wie oben erwähnt waren es einfach andere Garne als heute zum Einsatz kommen, sie waren glatt und reißfest. In meinem Textildisplay habe ich Fühlproben von handgesponnen und handgewebten Stoffen.
 
Moderne Garne sind modern verarbeitet
:wacko: wenn man vor dem ersten Kaffe antwortet ... moderne Garne sind anders aufbereitet, als die mittelalterlichen Garne (und früher). Die heutigen Garne sind oft aufgeplüscht, das heißt der Faden ist lockerer als es die Handgesponnenen sind, das Gewicht ist niedriger, man könnte sagen der heutige Faden ist oft mit Luft gestreckt und mit Chemie imprägniert. (was der Grund ist warum dann manche Fasern sich nur schwer mit Pflanzen färben lassen, obwohl es rreine Wolle ist) In der Weberei gibt es keine eindeutigen Deklarationen für die Haptik der Garne, überhaupt gibt es meist für ein und die selbe Sache mehre Begriffe. (weshalb das Gesetz zur textilen Kennzeichung so streng ist) Unter Kammgarn versteht man ein extra ordentlich vorbereitetes Garn, modern vergleichbar mit dem teuren T-Shirts aus gekämmter Baumwolle und den billigen Shirts die dann Knübbelchen im Faden haben. Sicherlich gab es zu allen Zeiten hochwertige Stoffe und eher weniger Tolle, aber das würde ich historisch gesehen nicht als Kammgarn bezeichnen. Und was heißt das für Eure Stoffauswahl ? Ihr bekommt keine Stoffe von der Stange die so sind wie im Mittelalter. Schaut das die Bindung passt, seht das die Schnitte stimmen damit es ein stimmiges Bild ergibt.
 
Die modernen Bezeichnungen sind Kammgarn und Streichgarn. In der (modernen) Handspinnerei werden die beiden Garne durch unterschiedliche Vorbereitung und unterschiedliche Spinnweisen hergestellt, was evtl. Rückschlüsse auf frühere Verfahren zulässt. Das Kammgarn wird, wie der Name schon sagt gekämmt, dabei werden alle Fasern parallel gelegt und dann anschließend im kurzen Auszug gesponnen, dh. die Fasern werden sehr kontrolliert und im kurzen Abstand aus dem vorbereiteten Vlies gezogen, das ergibt ein glattes Garn. Wollkämme (siehe Link weiter unten) sind schon sehr lange im Fundgut verschiedener Perioden beschrieben, zB liegen aus dem Frühmittelalter viele Webkämme vor. Eine Besonderheit dabei ist das Trennen gemischtwolliger Vliese, die aus bis zu 30 cm langem Deckhaar und der kurzen Unterwolle bestanden, die nordischen Kurzschwanzschafe haben heute noch durchweg zweilagiges Vlies. Dabei wurde händisch das lange Deckhaar von der Unterwolle getrennt, separat gekämmt und für ein sehr haltbares Garn versponnen, dass vor allem als Kettgarn am Gewichtswebstuhl verwendet wurde. Die kurzfasrige Unterwolle wurde dann zu dem weniger belastungsfähigen Schussgarn verarbeitet. Karden (nicht die Disteln) findet man meines Wissen nach erst auf Abbildungen des (Spät)mittelalters, Das sind Bretter mit sehr vielen kleinen Häkchen besetzt, die auch zum Kämmen/Kardieren der Wolle dienen. Dabei liegen entgegen den Wollkämmen nicht alle Fasern parallel, sondern die kurzen Fasern legen sich auch schon mal quer. Bei modernen Handspinnerinnen wird das Garn im langen Auszug gesponnen, das ergibt ein weiches fluffiges Garn mit wenig Drehung, das jetzt auch nicht nur zum Weben sondern auch zum Stricken geeignet ist. Dabei gibt es bei den Textilfunden der Vergangenheit kein einheitliches Bild was wofür verwendet wurde. Standardisiert im Sinne von Gleichförmigkeit, die immer wieder reproduzierbar war, wurde Garn erst mit der Einführung von Spinn- und Webmaschinen, die halt immer nur einen bestimmten Typ herstellen oder verarbeiten konnten. Wollkämmer Quelle: wikiwand Marled
 
Vielen Dank für Eure Antworten. Mir ist das Thema jetzt klarer und ich denke alle meine Fragen sind beantwortet. Man könnte also sagen, dass es im Hochmittelalter x-verschiedene Stoffe aus reiner Wolle in Leinwandbindung (nur als Beispiel) gab, die sich optisch und auch vom Tragekomfort sowie vom Wetterschutz deutlich unterschieden: Einflüsse auf das Endprodukt hatten: - raufen oder scheren - kämmen, intensiv kämmen oder gar nicht kämmen - irgendwelche zusätzlichen Zwischenschritte (Wlazen oder sontwas) - die Spinntechnik - die Webtechnik - Nachveredelung (z.b. Walken) Gedanken von mir: - Wahrscheinlich war ein Stoff, der in einem Jahr von einem Tuchmacher hergestellt wurde, anders, wie der des nächsten Jahres, den der selbe Tuchmacher mit den gleichen Techniken und Werkzeugen herstellte. Eine kontinuierliche gleiche Qualität wird es wahrscheinlich nicht gegeben haben? - Wenn nun die Tuchmacher einer Stadt es geschafft hatten, einen besonders 'tollen' Stoff aufgrund einer neuen Technik (z.B. beim Weben oder Spinnen) herzustellen, dann wurde dieses Geheimnis doch sicher auch geheim gehalten. Möglicherweise ist auch deshalb der Stadtname oft irgendwie im Stoffnamen enthalten (z.B. worsted => die Stadt Worstead; oder Chambray => die Stadt Cambrai) Eine Frage hätte ich noch: Wie kann man sich einen 'glatten' Wollstoff vorstellen?
@Michael, darf ich fragen warum Du da so akribisch recherchierst?
Es geht um die Stoffe 'Camelot' und 'Cameline', welche in den Statuten der Hospitaliter erwähnt werden. 'Camelot' war mir schon klar, und 'Cameline' jetzt durch eure Beiträge auch. Vielen Dank!
 
Gedanken von mir: - Wahrscheinlich war ein Stoff, der in einem Jahr von einem Tuchmacher hergestellt wurde, anders, wie der des nächsten Jahres, den der selbe Tuchmacher mit den gleichen Techniken und Werkzeugen herstellte. Eine kontinuierliche gleiche Qualität wird es wahrscheinlich nicht gegeben haben? - Wenn nun die Tuchmacher einer Stadt es geschafft hatten, einen besonders 'tollen' Stoff aufgrund einer neuen Technik (z.B. beim Weben oder Spinnen) herzustellen, dann wurde dieses Geheimnis doch sicher auch geheim gehalten. Möglicherweise ist auch deshalb der Stadtname oft irgendwie im Stoffnamen enthalten (z.B. worsted => die Stadt Worstead; oder Chambray => die Stadt Cambrai) Eine Frage hätte ich noch: Wie kann man sich einen 'glatten' Wollstoff vorstellen?
Hmm obwohl wir von einem Naturprodukt reden, denke ich das es möglich war eine relativ gleich bleibende Qualität herzustellen. Es gab Textilzentren die spezialisierte Textilien herstellten und für ihre Qualität bekannt waren, wie zB friesische Tuche im frühen Mittelalter (deren Beschaffenheit und Aussehen heute unbekannt ist) oder spanische Merino im hohen Mittelalter und anderes. Die Vorbereitung und Nachbearbeitung waren evtl Betriebsgeheimnisse die ein relativ stabiles Endergebnis bieten konnten. Der glatte Wollstoff - gute Frage. Mein handgesponnener, handgewebter Wollstoff ist recht rauh. Das Gewebe das ich hergestellt habe, war relativ klein und als Laie kann ich nicht beim ersten Versuch Gernerationenlange Erfarung/Arbeit reproduzieren. Vermutlich auch noch nicht beim 10ten, da mache ich mir gar nix vor. Ich stelle mir so ein Gewebe in etwa wie den Stoff einer Arbeitshose oder einer Chino Hose vor, glatt und griffig, und fest im Gegensatz zu einem Anzugstoff der ja auch einen gewissen Griff hat aber weicher fällt. Das könnte in etwa die unterschiedliche Haptik vom historischen Wollgewebe zum Wollgewebe unserer einschlägigen Stoffquellen sein.
 

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