Freyjasdottir
Well-known member
Ich muss jetzt einfach ein bißchen jammern, ich bin so frustriert. Ich habe mich durch meine eigene Unwissenheit komplett in eine Sackgasse manövriert. Als anschauliches Beispiel, wie man es nicht machen sollte, hier eine kleine Wegbeschreibung: Mein Ziel ist es, mit einer plausiblen Vita Göttinnengeschichten auf Märkten erzählen zu können. Das geht naturgemäß nur im Frühmittelalter und unchristianisiert. Da es sich u.a. um germanische Sagen handelt, dachte ich zuerst an eine Nordfrau (daher mein Forumsname). Belehrt durchs Forum fand ich dann aber recht schnell an der Idee Gefallen, eine hier bei mir vor Ort in Ettlingen oder Durlach Geborene darzustellen. Also hab ich mich mit den Alemannen beschäftigt, die sind ja schließlich Elbgermanen und könnten die Geschichten gut tradiert haben. Als Frau und Juristin las ich recht früh ein Buch über "Frau und Besitz: zum Handlungsspielraum von Frauen in Alemannien (700 - 940)" von Doris Hellmuth. Das gefiel mir gut (Witwen dürfen Besitz haben und selbst verwalten) und aufgrund der Christianisierungsgeschichte kam ich zur Auffassung, dass 730 eine gute Zeit für mich sein sollte. Prima Werk, leider hab ich entweder überlesen oder es stand nicht drin, welchen geografischen Raum sie beschreibt. Erst sehr viel später fand ich dann bei Christlein, die Alemannen, eine Karte, die auswies, dass hier vor Ort schon gar keine Alemannen mehr waren um 730. Schon schade, aber ja kein Grund aufzugeben. Na gut, dachte ich mir, dann eben die Franken, schau ich halt mal, was die hier so getrieben haben um 700... Toll, die Stadtgeschichte Ettlingen weist ab etwa 650 bis ins 8. Jhd merowingische Besiedlung aus. Also mal sehen, was sich da so findet:Ursula Koch, Fränkische Gräberfelder in Bargen und Berghausen, ein super Buch mit toller ausführlicher Beschreibung. Berghausen liegt gleich ums Eck von hier. Jippie. Bei näherer Betrachtung: Leider gibt es im 8. Jhd fast keine Funde mehr (das scheint ein durchgängiges Problem zu sein, Grabräuber haben hier alles außer der Kreuze mitgenommen, was ja nun für eine gründliche Christianisierung spricht, wenn sogar schon die Räuber sich vor der Hölle fürchten) - und noch viel schlimmer, es gab in Ettlingen schon Anfang des 8. Jahrhunderts ein Kloster, das die Verwaltung übernahm. Ganz ungünstig für mich kleines Heidenkind und ich verspüre wenig Neigung, aus der größeren Ansiedlung in den umgebenden Busch zu ziehen. Jetzt steh ich hier im Jahre 730 und wundere mich, was ich hier eigentlich will. 80 Jahre früher könnte ich mich wohl prima mit allem möglichen heidnischen Tand hier in Ettlingen begraben lassen, ganz ohne christliche Oberaufsicht. Die Fundlage ist deutlich besser, ich hätte Belege für alle möglichen Ausstattungsgegenstände, wüsste was ich anziehen kann und wie meine Schmuckstücke aussehen. Da ich immer nur aufs 8. Jahrhundert geglotzt habe, muss ich aber jetzt von vorn anfangen, wer hier so regiert hat und wie die Rechtslage war und ob das zu meiner Geschichte ansonsten passt. :heul Und diesen Riesenumweg nur deshalb, weil ich so ein Dickkopf bin und mich aufgrund der ersten richtigen Quelle gleich zeitlich festgelegt habe, statt noch im ergebnisoffenen Suchmodus zu bleiben. Hrmgrfmffffff! :kopfhau Eine Runde Mitgefühl bitte. Schlaumausereien verkrafte ich in meinem gegenwärtigen Zustand eher nicht, das kann ich selbst schon ganz gut... :kopfwand