Wachstafel im frühen 13. Jahrhundert am oberen Ende abgerundet oder glatt?

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Pit der Schreiber

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Hallo, ich möchte mir für meine Darstellung (Kaufmann,Münster oder Westmünsterland,1170/80 - 1210/30) eine Wachstafel als "Notizbuch" anfertigen. Habt ihr Quellen an der Hand ob die Tafeln damals an der Oberseite abgerundet waren? Bisher kenne ich Bilder mit der abgerundeten Variante nur aus der Zeit um/ab 1300. Gruss, euer Pit
 
Hier ein Beispiel aus der Liber Scivitas von Hildegard von Bingen, Ende 12. Jh. Abgerundet.
410px-Hildegard_von_Bingen.jpg
Hier eines von Ca 610 n.Chr, Ägypten:
wax_tablet_egypt_600.jpg
Hier eins aus Trier, Registrum Gregorii 985-1000 Manuscript (Ms. 171a) Stadtbibliothek, Trier, viereckig mit Bratpfennangriff.
registr2.jpg
Eine kurze Internetrecherche bringt meistens schon recht viel hervor.
 
Hier noch eine Beschreibung aus dem 12. Jh. Denselben Hype kennen wir wenn jeweils ein neues Apple-Tablet auf den Markt kommt ;-) Baldricus Burgulianus: Carmen 12, ludendo de tabulis suis, vs. 1-12 und 23-44, vor 1107 "Jeder hat grössere Schreibtafeln als diese oder kleinere, aber solche von gleich guter Form hat keiner. An Gestalt sind sie klein, aber von grosser Form durch die Zuwendung, welche ihnen der Kunsthandwerker mit kluger Sorgfalt zuteil weren liess. Der bewies eine äusserst geschickte Hand, als er so kurzen Blättern diese schöne Form gab. Derart passen acht kleine Holztäfelchen zusammen, dass jeder erwartet, es handle sich um ein einziges gespaltenes Holzstück. Diese unsere Tafeln würden kaum einen halben Fuss messen, wenn das Holz, [aus dem sie verfertigt sind,] doppelt so lang wäre. O neue Massstäbe, neues Objekt, neue Art von Schreibtafeln! Schaut, in der Hand habe ich Baby-Schreibtafeln. In der Breite fasst ein Blatt kaum acht Verse, in der Länge knapp einen Hexameter. Doch ihr seid im ganzen acht Täfelchen, das ergibt zweimal zwei und zehn Seiten - kein Wachs ist nämlich auf den Aussenseiten vorn und hinten, so ergeben acht [Täfelchen] vierzehn [Seiten]. So fassen sie zweimal ein halbes Dutzend Verse und dazu hundert, Gut soll es dem Tafelmacher gehen, der euch gemacht hat, ihr guten Schreibtafeln, und auch euch selber auf lange Zeit gut. Grün soll eure Farbe sein, welche den Augen wohltut, Ungebrochen die Riemen, welche euch zusammenhalten, Den Griffel sollt ihr haben, welchen in Angers unser Lambert mit eigener Hand gemacht hat, Und eine Hülle, welche die geschickte Arachne gewoben hat, und welche alle Schäden von aussen fernhält. Der euch mir geschickt hat - nämlich der Abt von Sées -, er hat liebevoll sozusagen dem weinenden Kind einen Vogel geschickt. Aber mein freudiger Umgang mit euch soll ewig dauern, nie möge ich von euch getrennt werden. Mit euch will ich leben, und so lebt auch ihr mit mir, bis uns schliesslich das gleiche Grab deckt. Amen."
 
Noch ein Bildchen. Aus dem "Breviarium ad usum monasterii Arremarensis" (Montiéramey, dioc. de Troyes), von 1175-1200. Abgerundet.
proxy
 

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