Zum Thema der Nottaufe noch eine Anmerkung: Gemäß der Sakramentlehre der Katholischen Kirche steht nur dem Getauften das Himmelreich offen. Ein Problem, daß es nicht nur im MA gab, war allerdings die Totgeburt. Hier stand man , rein theologisch vor dem Dilemma, daß es sich zwar um ein reines, also sündenfreies Kind handelte,aber die Taufe als Aufnahmeritus in die Gemeinschaft der Gläubigen war nicht vollzogen. Diese Kinder wurden, so der Kompromiß, zwar auf einem Friedhof beerdigt, aber alle im Bereich der Kirchenbau-Wände, wie zahlreiche archäologische Befunde bestätigen. Aber warum war das so ? Warum finden sich bei Ausgrabungen so viele Neugeborenen-Skelette im Bereich der Kirchenwände ? Nun, man hat lange nach einer Lösung dieser Frage gesucht, aber die Antwort ist nach mittelalterlichem Verständnis simpel. Wenn die Kinder an der Kirchenwand bestattet waren, dann tropfte bei Regen immer Wasser aus der Traufe des Kirchendaches auf die Gräber. Damit hat man also quasi die einmalige Wassertaufe mit geweihtem Wasser durch immerwährendes Regenwasser ( kommt ja auch aus dem Himmel und von Gott ) ersetzt und den Totgeborenen doch noch den Status eines getauften Kindes ermöglicht. Dadurch das die Kirche ja ein geweihtes Gebäude war, mußte nach mittelalterlichem Verständnis auch das Wasser der Traufen und Wasserspeier in gewissem Sinne eine Weihe erfahren und unterschied sich so von "normalem" Regenwasser. Diese Kinder nennt man in der Archäologie übrigens Trauf-Kinder ( von Regen-Traufe).