Wartung von metallenen Denkmälern im Mittelalter

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NikolausVonRumore

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Hallo, es wird ja immer viel über die, für ihre Zeit imposanten metallenen und steinernen Denkmäler usw. berichtet; so z.B. der bronzene Löwe von Braunschweig. Doch wie das eben so ist, - steter Tropfen hölt den Stein -, irgendwann kapitulieren die Materialien ja vor den Prozessen, wenn man sie nicht ausreichend pflegt (z.B. "Grünspan"). Wie hat man denn eigentlich solche, den Umwelteinflüssen frei ausgesetzten, Denkmälern, wie z.B. den Braunschweiger Löwen, im Mittelalter geschützt, damit er auch weiterhin ein imposantes Denkmal bleibt? Das Know-How dazu muss ja im Metall-Handwerk gewesen sein, aber die Methode würde mich interessieren. Gibt es über Restaurationen Berichte oder Vermerke? mfg, Nik
 
Hi Nikolaus, es ist mir aus dem kurzen Halt heraus nichts bekannt, was schon für eine Restaurierung der Denkmale im Mittelalter Zeugnis ablegt. Es ist jedoch möglich, dass in den Rezeptbüchern und Anleitungen entsprechende Rezepturen überliefert sind, welche dann zumindest einen Bedarf an solchen Maßnahmen nahelegen würde. Grundsätzlich möchte ich zu bedenken geben, dass viele Verwitterungsprozesse freistehender Denkmale (gleich ob Stein oder Bronze) immer auf bestimmte Stoffe in der Umgebungsluft zurückzuführen sind. Vor allem für Bronze sind dies Kohlendioxid, Schwefeldioxid und Chloride. So sind Bronzeplastiken in städtischem Umfeld deutlich mehr von Grünspan betroffen, als Plastiken im ländlichen Umfeld, zum Beispiel auf einem Dorffriedhof. Da jedoch die Konzentrationen vor allem von Schwefeldioxid und Chloriden in Abhängigkeit mit der Industrialisierung ab 1850 zu sehen sind, wäre es erst einmal grundsätzlich die Frage, inwieweit freistehende Denkmale im Mittelalter bzw. früher Neuzeit von entsprechenden Phänomenen betroffen waren. Möglich ist, dass dadurch die Intervalle, in denen eine Restaurierung als erforderlich erachtet wurde, viel viel langfristiger angesetzt waren, als wir heute in unserem Sauberkeitswahn wahrhaben wollen. Steinerne Denkmale dürften einen oder mehrere Anstriche in unterschiedlichen Zeitabständen als Opferschicht mit Gestaltungsanspruch erhalten haben, die von Anstreichern, Malern oder auch Faßmalern ausgeführt worden. Erst seit dem Ende 19. Jahrhunderts kann man von einer Rekonstruktion der Farbigkeiten, seit Mitte des 20. Jahrhunderts von Restaurierung und Konservierung im heutigen Sinne ausgehen (sehr grob verallgemeinert). Es ist mir auch nicht bekannt, ob bereits zu dieser Thematik Untersuchungen an den unterschiedlichen Forschungseinrichtungen laufen oder auch schon stattgefunden haben. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn Du konkret am Beispiel des Braunschweiger Löwen Dich mit den Denkmalbehörden in Braunschweig in Verbindung setzt. Liebe Grüße, Sikla PS: Ich kann den Klugscheißer nicht vermeiden: Restauration ist eine Kneipe - worums hier geht, ist Restaurierung...
 
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Hallo Sikla, ich gehe vollkommen dacore mit Dir, wenn Du sagst, dass die entsprechenden Denkmäler in den letzten beiden Jahrhunderten zunehmend mehr zersetzenden Stoffen bzw. deren Prozessen ausgesetzt waren, als dies noch im Mittellalter der Fall war. Trotzdem liegt ja, zugegeben laienhaft durchdacht, der Verdacht nahe, dass ein Herrscher oder Würdenträger seine Statussymbole auch entsprechend hat pflegen lassen und möglichst schillernd zeigen wollte, denn sie repräsentieren ja ihn bzw. Städte oder Gesellschaften. Ich danke Dir jedenfalls für den Tipp und werde mich mit der Braunschweiger Denkmalbehörde in Verbindung setzen. Freundliche Grüße, Nik PS: Danke für die Berichtigung bezüglich des Unterschiedes zwischen "Restauration" und "Restaurierung" ;) mea culpa
 
Da stimme ich Sikla vollkommen zu: Zerfallsprozesse sind vorwiegend seit dem Zeitalter der Industrialisierung zu beobachten. Eine "normale" Oxydationsschicht ist allerdings wie im Falle der Malachit- oder Edelpatina auf freistehenden Bronzeojekten auch ein Schutz vor weiterem Zerfall. Lediglich die hellgrüne Chloridpatina begrenzt sehr stark die Lebensdauer eines Objektes. Mir ist aus Suicht der Quellenlage jedenfalls kein konservierendes Verfahren der mittelalterlichen Handwerker bekannt, wenn mann mal von Farb- oder Lacküberzug absieht. Man könnte sonst aber mal das Werk " [font='Arial, Helvetica, sans-serif']Diversarum artium schedula sive de diversis artibus libri I I I[/font]" des Theophilus Presbyter zu Rate ziehen. http://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost12/Theophilus/the_da00.html
 
Trotzdem liegt ja, zugegeben laienhaft durchdacht, der Verdacht nahe, dass ein Herrscher oder Würdenträger seine Statussymbole auch entsprechend hat pflegen lassen und möglichst schillernd zeigen wollte, denn sie repräsentieren ja ihn bzw. Städte oder Gesellschaften.
Hi Nik, die Frage wäre, wie aufwendig diese Pflege gehalten war - Eimer Wasser, Seife, Tuch und Bürste schaffen bei einer Bronzeplastik ohne grüner Patina schon viel schönes Aussehen. Das können auch die Bediensteten allgemein, es muss nicht jemand Spezailisierter aus einem Metallhandwerk sein. Liebe Grüße, Sikla
 
Hallo sikla und aixlibris, vielen Dank für eure Antworten. Der von aixlibris verlinkte Artikel ist sehr interessant zu lesen. Freundliche Grüße, Nik
 
Hi Nikolaus, Danke für dein Lob :thumbsup: und ich hoffe damit konnte Dir geholfen werden. Interessant ist übrigens auch mal den anderen Links auf dieser Webseite nachzugehen, da auch dort viele Beiträge zur Metallkorrosion bzw. auch zur Restaurierung zu finden sind.
 

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