Ich beantworte Deine Fragen im Hinblick auf die Zeit nach der Schlacht von Hastings. Eine Antwort kann meiner Meinung nach, wie in vielen Dingen, die das Leben einem gibt, nicht einheitlich dargebracht werden. Das überstülpen des eigenen Systems auf eingenommene Länder war und ist bei jeder Übernahme aufgrund verschiedenster Faktoren anders. (Wie war der Eroberer drauf, mehr ein Diplomat oder ein Despot? Wie sehr haben sich die Eroberten gewährt?…) Erst einmal ein kleiner Exkurs, um alles weitere in der Geschichte verstehen zu können: (Nicht unbedingt wichtig für Deine Frage, aber mir fließt's grad so aus die Finger.) Für William war die Übernahme Englands keine Eroberung. Er sah die Krone Englands als sein Recht an, da diese ihm sein Verwandter, Edward der Bekenner, angeboten hatte (was allerdings weder von William selbst belegt noch von irgendjemand anderen –insbesondere Harold Godwinson –Harald II. von England- widerlegt werden konnte). Warum? Edward hat einen Teil seiner Jugend unter dem Schutz der Verwandtschaft im Exil in der Normandie verbracht und wollte dem amtierenden Herzog für diesen Schutz eben mit seiner Krone danken, da er auch keinen Erben hatte, die er sie hätte vererben können. Den angelsächsischen Adligen war diese Entscheidung ihres Königs verständlicherweise ein Dorn im Auge und das nicht nur, weil eben Harold selber den Thron wollte, sondern auch, weil die Angelsachsen einfach keine Fremden auf ihrem Land haben wollten. Als sich Harold dann auch noch „gegen“ den Willen seines Königs krönen ließ, da wurde William richtig sauer. Man darf auch nicht vergessen, dass der Herzog der Normandie gerne das wohlhabende Land, das er mit scharfem Auge von seiner Küste ja bereits sehen konnte, sein Eigen nennen wollte. Er mobilisierte also alles was ihm möglich war und schwups ging’s rüber. William war Herzog eines Landes, das feudal geführt war –Lehnswesen-. Er begann nach seiner Krönung 1066 in der Westminster Abbey sehr schnell damit auch England in diesem System der Feudalherrschaft zu organisieren. Was dem angelsächsischen Adel ebenfalls missfiel. William sah anfangs darüber hinweg, dass ihn keiner wollte und alle Entscheidungen, die er traf, mit Missgunst begleitet wurden und gab dem ortsansässigen Adel die Möglichkeit, ihm ihren Lehnseid zu leisten und somit Länder und Titel zu behalten. Einige legten tatsächlich ihre Hände in die seinen. Es gab aber genug, die sich gegen ihn auflehnten und Revolten organisierten. Jetzt reichte es unserem William und er ließ diese Revolten gnadenlos niedergeschlagen (Brandschatzung von Dörfern, Feldern, Versklavung etc). Was sich über Jahre hinzog. Der auflehnende Burgherr wurde mit Frau, Kindern, Gesinde und allen verfügbaren Mäusen vor das Burgtor gesetzt. Die freigewordenen Länder und Titel, gab William an seine normannischen und angelsächsischen Gefolgsleute. Man kann aber sagen, dass es mehr Normannen waren, die ehemals angelsächsisches Gebiet beherrschten als Angelsachsen, die ihres behielten. Was tat nun unser angelsächsische Burgherr, der sein Aufbegehren nicht mit seinem Leben bezahlt hatte, der alles verloren hatte, der sich nicht einem der Eroberer oder einem der Verräter unterwerfen wollte und aus irgendwelchen Gründen mit seiner ganzen Sippschaft (und den Mäusen) nicht in die Sklaverei verkauft wurde? Er versuchte zu erst einmal zu überleben, betteln und stehlen, erste Anzeichen des Raubrittertums. In diesen Jahren ist auch die erste der so vielen Wurzeln der Robin Hood Legende zu finden.