Weiss einer von euch was ich da geerbt habe?

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Hummelchen

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Ich habe ein kleines Trinkgefäss geerbt. ich denke es ist aus Zinn, hat eine nette, dekorative Verzierung. Der Onkel von dem ich das geerbt habe hat Antiquitäten gesammelt. Auf oder in dem Krügchen, hab ich keinerlei Prägestempel gefunden. Das Krüglein ist ca 10cm gross und unten ca 8,5cm breit. 1. Weiss einer welcher Zeit dies zu zu ordnen ist? 2. Weiss einer was so was wert ist (und ob überhaupt) 3. Wo kann man so was verkaufen? Vielen Dank schon mal für Eure Mithilfe und jetzt die Bilder:
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Simmt, Lena, danke, da hatte ich irgendwie vergessen...
 
Hi Hummelchen; :bye01 es handelt sich um einen kleinen Gewürzbierhumpen, der, wenn er echt ist , aus dem süddeutschen/östereichischen Raum und der Zeit Mitte bis Ende des 17.Jhd. stammt. Mit der Echtheit ist es bei Zinnobjekten leider so eine Sache, da in der Zeit des Historismus alle Welt plötzlich Objekte der Gotik, Renaissance oder des Barock haben wollte und daher für den hohen Bedarf auf dem Markt reichlich kopiert wurde. Diese Kopien waren meisterhaft gefertigt und zum Teil sogar mit alten Meister-Stempeln gemarkt (wie es z.B. ein Wuppertaler-Zinngießer noch bis in die 70ger Jahre gemacht hat), daß heutzutage fast nur noch echte Zinn-Experten, z.Tl. sogar nur mit Material-Analysen, die Echtheit feststellen können. Anhand eines Fotos ist es sogar komplett unmöglich, man kann allenfalls den Stil bestimmen. Was etwas merkwürdig an Deinem Stück scheint, ist einmal die Größe, da dieser Humpen nur halb so groß wie die sonst üblichen Stücke ist und die fehlende Marke. Das würde schon eher zu einem neuzeitlichen Stück passen, da bereits im 17.Jhd. ein ausgeprägtes Zunftbewußtsein der Zinngießer vorhanden war, und in vielen Regionen die Meistermarke und oft auch eine Stadt- und Qualitätsmarke zwingend vorgeschrieben waren. Da seriöse Zinngießer der Neuzeit zwar ein Stück der Vergangenheit nachproduzieren wollten, aber nicht fälschen, haben sie bewußt auf eine den Käufer täschende Markung verzichtet. Weiterhin erscheinen die Cherubenfüsse recht plump und dick. Dies ist für einen Zingießer des 17.Jhd. unüblich, einmal aus Material-Ersparnis, zum anderen aus ästhetischen Gründen. Alle mir bekannten Stücke sind so gearbeitet, daß nur die Flügelspitzen und das Kopfoberteil den Krug tragen, während es auf dem Foto so aussieht als wäre es fast in einem Stück gegossen. Gerade das Feine und Filigrane machte jedoch den Ruf eines Zinngießers aus und war ein wichtiges Qualitätskriterium. Verdächtig ist auch die "überladene" Dekoration, so nach dem Motto "mehr bringt mehr". Wir finden hier plastische "Baluster" neben Gravuren und das passt einfach nicht zur Zeit. Also entweder das Eine, oder das Andere, aber nicht beides zusammen. Ähnliches findet man übrigens bei Raerener Renaissance- Keramik. Diese wurde Ende des 19.Jhd. von der Fa. Fleischmann bzw durch den Töpfer H.Schiffer mit Original-Matrizen hergestellt, aber am Gefäßboden signiert. Im Handel tauchen heutzutage leider immer wieder Stücke auf, bei denen am Gefäßboden merkwürdige Fehlstellen oder Verkrustungen auffallen. Hier wurden die Signaturen mit krimineller Energie entfernt oder unkenntlich gemacht, um das Stück älter ersceinen zu lassen und nur noch einige stilistische Besonderheiten lassen es als Produkt der Neuzeit erkennen. Ich würde Dir also empfehlen Dich an ein seriöses Auktionshaus zu wenden um diesen Krug einmal schätzen zu lassen. Wenn es sich nämlich um ein echtes Stück handelt, dann ist Euer Sommerurlaub in "trockenen Tüchern" :thumbsup: Auch wenn es sich als nicht echt herausstellen sollte ist es trotzdem ein schönes Stück, daß man entweder behält, oder trotzdem bei E-bay problemlos verkaufen kann. Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen ohne Dich zu frustrieren :whistling: Anno von Köln P.S.: laß uns spätestens morgen noch mal telefonieren, dann weiß ich velleicht noch ein bisserl mehr...
 
Vielen DANK schon mal, das hilft doch ein Stückchen weiter,.... ich mach gerade alles was nicht niet und nagelfest ist zu Geld, somit versuche ich es eben auch mit solchen Erbstückchen.
 
Anno von Köln hat den Humpen bereits äußerst ausgibig erläutert. Es gibt dazu nur noch folgendes ergänzendes zu äußern. Erkennungsmerkmale für "alte Teile" ist unter anderem der Leinenabdruck an der Innwand des Humpen. "Früher" wurden die Henkel angegossen. Damit das flüssige Zinn beim Angießen nicht durch die Wandung dringt und ein Loch entsteht, wird mit Hilfe eines Leinenstücks mit Ton versetzt an die Innenwand gedrückt. Durch den Angießvorgang wird das Zinn angeschmolzen und der Leinenabdruck entseht dabei. Sollte es solchen Abdruck nicht geben ist es ein späteres Teil und damit kein Original aus der Zeit. Nachdem jetzt keine Markungen zu sehen sind, wie Du selbst schreibst, kann es sich dennoch um ein "altes" Teil handeln, da man zwecks erhalt solcher Teile nachgüsse gemacht hat, auch ohne Marken zu punzen. Oder man machte deswegen Nachgüsse um die technische Lösung dafür zu erlangen, dann wiederum auch ohne Marken. Den Wert des Teils kann auch ein Auktionator bestimmen, wenn er das Teil in Händen hält. Ich mache jetzt keine Wertangabe da ich ebenfalls das Teil nicht in Händen halte. Es wäre unseriös. Von der regionalen Einordnung kann man auch Siebenbürgen Kronstadt dafür heranziehen. Da gibt es ein ähnliches Teil aus dem Jahr 1650. Österreich, wie Anno schon schreibt, ist auch möglich. Das Teil aber bitte nicht über e-bay verklopfen, da man dort keinen sinnvollen Preis erhält. Dann lieber in einem Auktionshaus Deines Vertrauens. Anhand der Bilder sollte man den Leinenabdruck erkennen können. Auf dem linken Bild sind zwei Leinenabdrücke zu erkennen (naja sollten erkennbar sein) Der erste Abdruck am Mundrand der Kanne, die wurde allerdings schon mal restauriert und deswegen der Leinenabdruck sehr flach, wobei man den eigentlichen Anguß erkennen kann. Der untere Abdruck hingegen ist gut zu erkennen. Ich hoffe Dir weiter geholfen zu haben. Gruß Cantrifusor
 

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  • Kanne Leinenabdruck 1 k.jpg
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Vielen Dank für die ausführlichste Hilfe! Ich glaube, solch einen Abdruck erkennen zu können, ... ich werde mit dem guten Stück zu einem Auktionshaus fahren.
 

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