Wie kam es zu dem imensen Wissensverlust zu Beginn des MA?

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Q

Quorthon

Guest
Ahoy, mir warf sich heute morgen, als ich über die Verwendung von Alaun als "A"-Beizmittel im FrühMi gelesen habe, folgende Frage auf: Woher rührt dieser imense Verlust an Wissen, dass in der Antike vorhanden war (wenn man überlegt, es gab eine Dampfmaschine, die zwar keiner beachtet hat, aber es gab sie), aber im MA nicht mehr bekannt war? Oder irre ich mich da und dieser Verlust hat gar nicht stattgefunden? Sondern die Kirche hat das ganze einfach hinter Schloss und Riegel gehalten? Sommerlichen Gruß vom Quorthon
 
Ich nehme an, da sich die Ordnung des Römichen Reiches aufgelöst hat und die Menschen anderes zu tun hatten, als sich um Dampfmachienen zu kümmern! Außerdem denke ich spielen viele Sachen eine Rolle.
 
Mit dem Untergang des Römischen Reiches hat das meiner Meinung nach nichts zu tun. Juden, Moslems und auch Christen unterhielten noch im 8.und 9. Jahrh. große Bibliotheken und und tauschten auch regelmäßig Gelehrte aus, die die Fachbücher aller möglichen Wissensgebiete in die unterschiedlichsten Sprachen übersetzten und durch Gespräche dieses Wissen auch vergrößerten. Kleinere und größere Herrscher mit dem Faible "ICH will die ganze Welt beherrschen" säten unfrieden. "Bist Du nicht mit mir, so bist Du gegen mich" und "was nicht von mir ist, ist schlecht. . . " Die Christl. Kirche begann mit Ihren Kreuzügen - Andere Religionen taten ähnliches. Wer letztlich mit dieser Wissensvernichtung begann, wird man heute wohl nicht mehr herausfinden können oder wollen. Ein gutes Filmdoku ist : "Spanien unter dem Halbmond" - ein wunderbarer Bericht, wie das Wissen verloren ging.
 
Wissensverluste oder besser gesagt Wissensvernichtung hat es schon immer gegeben. Nur steht sie bei uns nicht so sehr im Vordergrund, weil wir nicht nachempfinden können was da verlorengegangen ist. z.B. Die größte Bibliothek der Antike stand in Alexandria und wurde von den Römern angezündet. (Regierungszeit von Kleopatra ). Ich sehe das ganze nicht nur auf das Mittelalter beschränkt, sondern betrachte die Geschichte als ganzes. Und so erkennt man, das immer wieder zwei oder mehrere Kulturen aufeinander treffen. Die eine Seite gebildet und kultiviert, die andere Seite kriegerisch und strategisch erprobt. Wer da den kürzeren zog braucht man wohl nicht weiter erörtern. - Und mit jeder größeren Auseinandersetzung ging auch "Wissen" verloren. So sind viele Hochkulturen mit Ihrem Wissen untergegangen. Atlantis - Das alte Ägypten - Römische Reich - Inkas - etc.
 
Ich denke das die gezielte Vernichtung von Wissen ein Mittel der höheren Stände war damit das Volk sich nicht gegen die hohen Herrschaften auflehnen konnte. Denn das "dumme" Volk konnte leichter beeinflusst werden als das Gebildete! Gruß Mephisto
 
Da machst du es dir zu einfach. Um jemanden zu hindern sich zu bilden, setzt erstmal voraus, dass der überhaupt will. Dass er Bildung überhaupt für nötig erachtet! Was interessiert den Bauern aber Bildung? Selbst im Adel konnten doch nur wenige lesen und schreiben.
 
Hallo, ich denke auch das der Wissenverlust mit der Völkerwanderung zu tun hatte. Nicht nur die römische Armee wurde zurückgedrängt, dar ganzr Beamtenapperat, die Infrastruktur brach zusammen. Sicherlich ist die Zivilbevölkerung zum grossen Teil am Ort geblieben, abgeschnitten vom Reich. Es ist zu beobachten,d as in der Spätantike römische Grabsteine nur noch mit Zeichen verziert wurden, die wie Buchstaben aussahen aber keinen wirklichen Sinn ergaben Viele Grüße der Waldhamster
 
Also, ich könnte mir vorstellen, daß Wissensverlust mit jeder Speziealisierung beginnt. Sobald Techniken z.B. nur noch von wenigen Personen ausgeführt werden, beschäftigt sich das Gros dann nicht mehr damit, und schon rückt es immer weiter nach hinten und ist irgendwann ganz verloren. Dieses Wissen wird dann ja auch nur wenigen weitergegeben... Anfänglich ging dieser Vorgang wohl noch langsam vonstatten, da man ja in riesigen Gemeinschaften gelebt und gearbeitet hat, da konnten ja alle noch zuschauen. Aber, je mehr wir uns vereinzeln und zurückziehen, bekommt man ja vom Treiben der anderen nichts mehr mit. Naja, und dann trugen wohl zunehmender Konkurrenzkampf, Völkerwanderungen, Seuchen, Kriege, Kirche noch das ihrige dazu bei, daß immer mehr Wissen verloren ging. Ich habe auch das Gefühl, daß der Wissensverlust immer schneller voranschreitet, da ja jeweils immer nur das Moderne (ganz besonders heutzutage) gut ist, und alte Techniken einfach "BÄH" sind. Nicht umsonst werden wir ja auch sehr belächelt mit unserem Hobby..., aber auch z.B. in der Medizin hat die Behandlung mit Pflanzen immer noch einen "spökenkiekerigen" Stellenwert. Und (und das finde ich sehr interessant) wächst gerade heutzutage in unserer hochtechnischen Gesellschaft die Sehnsucht nach den alten Techniken und Lebensformen - wir merken wohl, daß uns da ganz viel verloren gegangen ist im Laufe unserer Entwicklung - daß uns irgendwie was fehlt.....
 
Ich glaube eigentlich gar nicht, daß eine zunehmende Spezialisierung schon den Anfang von "Wissensverlust" bedeutet. Eher im Gegenteil. Ich denke eher, daß zunehmende Spezialisierung neue Entdeckungen überhaupt erst ermöglicht. Wenn Heron von Alexandria sich nicht auf die Beobachtung von Gestirnen und mechanische Basteleien spezialisiert hätte, sondern nebenbei noch seine Schafe scheren, seine Felder bewässern, seine Holzlöffel schnitzen, seine Tonkrüge töpfern, seine Pferde zureiten, seine Kühe melken, sein Feuerholz hacken hätte müssen usw., dann wage ich zu behaupten, er hätte die Dampfmaschine nicht erfunden. (Dafür wußte Heron aber wahrscheinlich relativ wenig übers Löffelschnitzen und Schafe scheren. Vermute ich jetzt mal.) Die Theorie, daß die Kirche eine Verbreitung von Wissen verhindert hätte, halte ich auch für zu kurz gegriffen. Immerhin waren schreibkundige Mönche in Klöstern doch lange Zeit fast die einzigen, die Kenntnisse aus der Antike aktiv bewahrten (nach bestem Wissen und Gewissen zumindest). Das Problem liegt m.E. darin, daß die schriftlichen Traditionen mit der Machtübernahme durch die "barbari" nach dem Ende des römischen Reiches notgedrungen abreißen. Soweit ich weiß (Beate oder wer sich sonst mit der römischen Kaiserzeit auskennt, bitte korrigieren, falls das falsch ist!), war in Rom die Alphabetisierungsrate auch beim einfachen Volk in den Städten ziemlich hoch. Damit hast du dann halt auch eine breite Masse relativ gut qualifizierte Arbeiter. Das fällt für die "germanischen" Reiche komplett weg. Da kann noch so viel Wissen in noch so tollen Büchern stehen, wenn es niemanden mehr gibt, der die Bücher liest, aufbewahrt und weiter abschreibt, hilft es niemandem. Wie war das denn: Um 500 erobern die Franken unter Chlodwig das alte Gallien und werden sogar christlich. Und 300 Jahre später kann der Frankenkönig Karl immer noch nicht lesen und schreiben. Ist eigentlich schon bezeichnend. Außerdem, glaube ich, sind für die Bewahrung von so spezifischem Wissen auch ein paar äußere Voraussetzungen notwendig. Das klingt jetzt vielleicht zynisch (oder marxistisch), aber Gelehrte, die in großen Wandelhallen vor Publikum ihre Weisheiten verkünden oder in Labors an neuen Weisheiten feilen, müssen erst mal finanziert werden. Riesige Bibliotheken müssen erst einmal beschafft, die Gebäude dafür konstruiert und die Schriften katalogisiert werden. Das kostet jede Menge Geld. Man braucht zahlungskräftige Sponsoren, richtig reiche, richtig mächtige Leute, die richtig viel Geld ausgeben wollen. Eine starke Konzentration von viel Kapital an einem Ort. Aber letztlich kann Wissen wohl nur verloren gehen, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Lesen und Schreiben war ganz offensichtlich etwas, das für die "barbari" im täglichen Leben nicht nötig war.
 

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