Wie sieht der Langgürtel um 1200 aus?

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Rüdiger87

Guest
Hallo, da es hier untergegangen ist, nochmal im passenden Unterforum die Frage: Wie sieht ein Langgürtel in Mitteldeutschland um 1200 aus? Beziehungsweise wie könnte er aussehen? Der Langgürtel sollte denke ich bis ca. Knielänge reichen (nach einmaliger Windung um den Körper, dem Schnallen und anschließenden Knoten. Aber was für eine Schnalle? Ringschnalle oder wie aktuelle Gürtel so eine Schließe? Wie breit denn? 20mm liest man oft. Gesehen habe ich auf Märkten und bei Händlern aber eher immer 30-40mm. Und mit oder ohne Endbeschlag (was quasi dann am Bein runterhängt)? Ich vermute ja mit Endbeschlag, da er sonst schon gar nicht richtig "fällt"/"hängt". Aus was für Material wären die Beschläge? Messing oder ist auch Eisen denkbar? Hoffe, es kann einer helfen - :danke mfg, Rüdiger
 
Eine Frage vorab: Was beabsichtigst du generell darzustellen? Denn im Mittelalter galt durchaus die Diviese: Zeig mir deinen Gürtel und ich sage dir wer du bist! Je länger so ein Teil desto wohlhabender i.d.R. der Besitzer. Also langer Gürtel ist schön und gut, Beschläge sind auch was Feines wenn der Rest der Darstellung entsprechend ist.
 
Wie Jessaja schon schrieb: Die Art des Gürtels hängt im 12. Jh. wesentlich vom Einkommen und der Eitelkeit des Besitzers ab. Dazu ist der "typische" Langgürtel gar nicht mal so typisch für das 12. Jh., sondern eher für das 13. Das Gleiche gilt für Gurtbeschläge Aber wenn es denn ein Langgürtel sein soll ... dann war der oft aus Stoff (erkennt man auf Bildern an der Art des Knotens). Weiterhin kommen gerade im militärischen Bereich schnallenlose Ledergürtel vor, die lediglich geknotet werden. Einen guten Eindruck davon vermittelt dieses Bild bei Wikipedia aus dem Hortus Deliciarum. Schnallen sind dagegen eher selten; die wenigen Funde sind eher schlichte "D-Formen", die für eine Gurtbreite von 2 - 2,5 cm sprechen. Dass das Angebot bei Händlern nicht der Fundlage entspricht, ist leider eher die Regel, als die Ausnahme.
 
Ach, ganz vergessen: Adel, militärisch. Getragen über der Brünne... :bye01 Stoffgürtel sehe ich ein. Ist nebenbei optisch sicher auch sehr nett. Bei schnallenlosen Leder stellt sich mir aber folgende Frage: Ein "einfacher Knoten" wie man ihn am Langgürtel kennt hält ja ohne die Schnalle nicht. Man muss also doppelt knoten oder andere, straffe, bzw. sich straffende Knoten nutzen. Verschleisst da das Leder nicht unwahrscheinlich schnell?? lG und Danke erstmal für die hilfreichen Tips...
 
Über den Lederverschleiß kann ich nichts sagen - nur, dass diese Gürtel auf Abbildungen sehr oft von Rittern getragen werden. Die Technik scheint sich also zu bewähren. Außerdem handelt es sich bei diesen Gürteln nicht um einen einfachen Lederstreifen, der nur verknotet wird, sondern das eine Ende ist in zwei Riemen gespalten, während auf der anderen Seite zwei Schlitze ins Leder geschnitten sind, durch die die Riemenenden gezogen werden. Erst danach werden sie zu einem Knoten geschlungen. Die Konstruktion kann man sehr gut bei dem Gürtel erkennen, den der grün gekleidete Mönch auf diesem Bild aus dem Hortus Deliciarum (Abb.: Wikimedia Commons) in der Hand hält.
 
Ah, das macht natürlich Sinn. Erstaunlich was ihr mit eurer Kompetenz auf solchen Bildern erkennen und deuten könnt :thumbsup: Ich denke so werde ich es umsetzen - das verspricht Halt und ist auch so nett anzusehen. Vielen Dank für die Hilfe! mit freundlichen Grüßen, Rüdiger
 
Wir benutzen solche Gürtel auch ganz gern. Gurt nehmen, am Ende 2 Löcher (längliche Schlitze, so dass ein halber Gürtelriemen durchpassen würde) reinmachen. Dann auf der anderen Seite den Gurt längst halbieren. Dann eine Hälfte von hinten durch das obere Loch, eine Hälfte von hinten durch das untere Loch. Dann vorn einfach einen Knoten machen. Das Prinzip hast Du bei einfachen Gürtelriemen ohne Schnalle. Ich habe als Magd auch so einen Gürtel. Mein Lebensgefährte benutzt die Technik auch bei seinem Schwertgurt. Er hat dabei den einen Riemen beim Knoten nicht ganz durchgezogen, so dass ein Schleifeneffekt entsteht. Siehst Du in meiner Galerie. Auf der Seite vom FFC findest Du im Kitguide dazu auch einige Bilder.
 
Zum Thema Gürtelmoden, gebe ich hier ein Buchtipp, "Fibel- und Gürtelmode der Hochgotik von Gösta Ditmar-Traut" Siehe Link
 
Vielen Dank für die Tips! Die Kitguides waren sehr interessant. Obwohl die Stoffvariante auch hübsch ist, werde ich wohl die zuletzt angesprochene Ledervariante wählen. :danke lG,Rüdiger
 
Und mit oder ohne Endbeschlag (was quasi dann am Bein runterhängt)?
Dieses nennt sich Riemenzunge, aber nicht mit der Himantoglossum verwechseln. :D Dieser Hinweis hilft bei der Fragestellung und der Suche bei Internetrecherchen ungemein. ;) Und zur Materialfrage: Bronze, Zinn, Eisen, Silber Quelle: Die hoch- und Spätmittelalterlichen Bundmetallfunde nördlich der Alpen Autor: Stefan Krabath Verlag Marie Leidorf, Rahden,
 
Das hilft tatsächlich. Ich werde hier mal noch ein wenig googlen (hätte ja fast "recherchieren" geschrieben :groehl ). Aber bisher sah ich bei solchen gespaltenen Gürtelenden noch keine Riemenzungen... Vielen Dank für eure hilfreichen Antworten!!
 
Bei gespaltenen Riemen wirst Du das auch nicht sehen. Riemenzunge nur in Kombination mit Gürtelschließe, beides mehr für höhergestellte Personen, da man sich da die Beschläge ja auch leisten konnte. Wer sich keine Gürtelschnalle leisten kann, konnte sich dementsprechend auch keine Riemenzunge (und schon gar nicht zwei davon) leisten. Daher die Variante mit dem gespaltenen Gürtel zum Knoten. Einfach und preiswert.
 
Gespalltenes Gürtel Leder zum Knoten kenne ich meist aus dem Schwertgurt, daher habe ich dir ein paar Bilder als Mail geschickt.
 

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