Wie viele Gewandungen besaß eine einfache Person im Homi

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Lex

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Hallu^^ eine frage die mich schon etwas länger beschäftigt ist: Wie viele Gewandungen besaß eine Person im laufe seines Lebens im Homi? (Wie schnell war der verschleiß eines Gewandes?) Bzw. Wie viele Gewandungen besaß die Person gleichzeitig? Mein Hauptaugenmerk liegt hierbei auch auf das "Stillkleid" (wurde zwar in einem anderen Theard bereits behandelt, aber nicht bezogen auf diesem Augenmerk): Hatte eine Frau im Homi ein Stillkleid und ein normales Alltagskleid gleichzeitig? Meine überlegung hierfür sind, dass ein Gewand einfach so geschneidert wurde, dass es für jede Situation gewappnet war, sprich für Schwangerschaft, Stillen und Arbeiten. Meine Freundin hat noch einen interessanten Aspekt mit eingeworfen: Wenn mal ein Gewand gewaschen wurde, sei es das Hemd (Unterhemd) oder die Wollkotte(wobei die Wollkotte eher gelüftet wurde) musste die zu waschende Person ja praktisch nur in der Wollkotte/Leinenhemd herumgelaufen sein, was ich mir persönlich vor allem bei der Wollkotte bei arbeitenden Tätigkeiten seeehr unangenehm vorstelle. Oder Besaß die Person(Frau) für solche "Anlässe" ein altes Unterhemd? In unserer heutigen Wegwerfgesellschaft haben wir ja für alle möglichen Anlässe bestimmte Klamotten. Aber damals waren Stoffe und Garne ein wertvolles Handelsgut. Daher würd ich gerne mal eure Meinung dazu hören. ;) Frohe Weihnachten ^^
 
Schwierige Frage und eine wohl dürftige Quellenlage. Ich kenne ja noch die Zeit, in der es ein Sonntagsgewand gab. War es wohl früher auch so ? :rolleyes:
 
Reine Spekulation, da ich dafür keine Belege zur Hand habe: Hier kann man natürlich nicht verallgemeinern, je höher der Stand um so voller die Kleidertruhe ... aber ich denke, der einfache Bauer oder Handwerker wird schon, wenn man nicht gerade der allerärmste Tagelöhner war, mindestens einen zweiten Satz Kleidungsstücke gehabt haben. Und dann vielleicht noch eine Kotte für die Kirche am Sonntag und für Feiertage. Schon alleine, um wirklich was zum anziehen zu haben, wenn die Sachen mal in der Wäsche waren. Also zumindest Unterbekleidung und Kotte, Beinlinge und so ...
 
Die Frage habe ich mir lustigerweise neulich auch gestellt... Anstoß war einer aus meiner Gruppe der sich für seine Darstellung eines "mittleren Standes"(eigentlich kämpfen wir alle mit Schwertern, also sind alle schonmal mindestens Ritter) in braunes Walkloden kleidet. Da habe ich mir noch gedacht, das ist weniger eine ritterliche Freizeitkleidung(Seine Arbeitskleidung wäre ja die Rüstung) sondern viel mehr eine bäuerliche Arbeitskleidung. Dann ist mir aber wieder aufgefallen dass auch einfache Bauern und Bettler auf Miniaturen farbig gekleidet sind und auch die vermutlich nicht all zu reiche frühmittelalterliche Moorleiche über die ich neulich eine Doku gesehen habe Kleidung aus knallrotem Fischgratköper hatte. Aber ob der Bauer wirklich in der feinen, hautengen Indigokotte auf dem Feld stand? Ich bin dann zu folgendem, nicht auf den Hochadel und reiche Bürger anwendbaren Schluss gekommen: Mit heute braucht mans eigentlich kaum vergleichen, Kleidung ist billig und jeder hat vermutlich 50 T-Shirts, 4 Anzüge, 3 Laborkittel oder was auch immer, ..., daheim. Aber wir sehen schonmal, für verschiedene Gelegenheiten haben wir heute auch verschiedene Kleidung. Um 1800 rum(Trachtenzeit) habe ich mir neulich erklären lassen, besaß der normale Bauer 3 verschiedene Trachten. Die "Arbeitstracht" aus gröberen Materialien die zuhause hergestellt wurden und vermutlich jeder mehrere gleiche Teile zum Wechseln hatte, die "Sonntagstracht" die eigentlich eine Militäruniform für den Kriegsfall war und nicht nur Sonntags, sondern auch beim Kneipengang und beim Einkaufen getragen wurde und aus Tuchloden bestand. Dann gab es noch die "Festtagstracht", eine feinere Version der Arbeitstracht, teurere Materialien, schöner verziert, usw. Mit dem Kleiderschrank der Trachtenzeit könnte auch die mittelalterliche Kleidertruhe vergleichbar gewesen sein. Mehrere Satz Unterwäsche, eine Arbeitskleidung aus einfachen bräunlichen Materialien(nur gefärbt um nicht schnell schmutzig auszusehen), eine Freizeitkleidung aus ordentlichem farbigem Wollstoff und eine Festtagskleidung die mehr oder weniger beliebige Ausmaße annehmen kann, vielleicht spart ja die ganze Verwandschaft dass die Tochter in einem Seidenkleid heiraten kann und bestickt das Abends am Kamin selbst. Je nachdem was für ein Ereignis man reenacten möchte steht dann natürlich ein anderer Satz Kleider im Vordergrund. Aber alles natürlich nur eine Theorie, eine volle Kleidertruhe eines beim Nacktbaden Erschlagenen hat man bisher nicht gefunden.
 
HoMi ist lang ... Eine Annahme menerseits, welchen Stand hatte der /die Gute? Frei oder unfrei? Und bei "unfrei" zum Haushalt gehörig oder nicht?? Und wie "reich" war der Haushalt? Um nie "im freien zu stehen" braucht man 3 Hemden, 2 Hosen/paar Beinlinge/2 Mäntel/2 Arbeitskittel (Cotten), 2 P'aar Schuhe?? 2Paar Fußlappen... Ein total Unfreier eben alles einfach, denn der kriegt den "Ersatz" aus der "Kleiderkammer". Es gibt ja Listen der verschiedenen Ordensritter, da steht auch drin, was ein einfacher Bruder so an pers. Kleidung hatte. Weniger dürfte auch ein einfacher Mensch nicht besessen haben, außer er war wirklich total arm
 
Ich kann da nur Quellen aus dem geistlichen Bereich bringen, würde aber davon ausgehen, dass sie betont wenig/einfache Kleidung anführen und das deswegen als eine Art "übliches Minimum" ansehen. um 800 hat Benedikt von Aniane eine normierende Zusammenstellung aller ihm bekannter Ordensregeln gemacht. Bonnerue, Pierre (Ed.): Benedicti Anianensis Concordia Regularum (Corpus Christianorum Continuatio Mediaevalis CLXVIII A). Turnhout 1999. Auch zu finden in PL 103. Darin heißt es zur Benedikt-Regel (genauer 62,2):
Sufficit enim monacho duas tunicas et duas cucullas habere propter noctes et propter lavare ipsas res, iam quod supra fuerit superfluum est, amputari debet.
[font='Times New Roman, serif']Für einen Mönch genügen zwei Tuniken und zwei Kukullen; so kann er zur Nacht und zum Waschen die Kleider wechseln. Was darüber hinausgeht, ist überflüssig und muss entfernt werden.[/font] In den Gewohnheiten einer nicht näher identifizierbaren Chorherren-Gemeinschaft (fälschlicher Weise gerne den Prämonstratensern zugeschrieben), steht ziemlich viel, was wohl in gewisser Weise als wohlsituierter Durschnitt angesehen werden kann. Colker, Martin L. (Ed.): Constitutiones quae vocantur Ordinis Praemonstratensis e codice Collegii Sanctae Trinitatis Dublinensis 10810 (Corpus Christianorum Continuatio Mediaevalis 216). Turnhout 2008.
452. Dantur apud nos annuatim omnibus claustrensibus, tam minoribus quam maioribus, infra festum Pentecosten et festum sancti Iohannis unicuique due camisie et due bracce et duo superpellicia. Et debent reddere pannos veteres, si voluerit camararius, quibus induantur pauperes vivi et mortui ospitalis.
452. Es werden bei uns jährlich allen Klosterbewohnern ausgegeben, sowohl den kleineren als auch den größeren, zwischen dem Feiertag Pfingsten und dem Feiertag des Heiligen Johannes zwei Leinenhemden und zwei Bruchen und zwei Superpellicen. Und sie müssen die alten Fetzen zurückgeben, wenn der Kämmerer das will, mit denen die Armen des Hospitals leben oder tot gekleidet werden.​
453. Dantur similiter eis ante vigiliam vel in vigiliam festivitatis Omnium Sanctorum omnibus annis sotulares et trebugi et unicuique quatuor calceoli lanei albi vel nigri. Et debent reddere veteres camararaio, qui in prefatis usibus expendantur. Dantur iterum eis pellicie et cape eodem tempore sed non omni anno quia pellicias et capas debent accipere ad duos annos si tamen cape inveniantur que possint honeste durare spacio duorum annorum.
453. Es wird ihnen ähnlich vor oder während der Nachtwache des Feiertags Allerheiligen jeden Jahres Schuhe und ??? und ein jeder vier Halbstiefel (kniehohe Beinlinge oder Filzstiefel?) aus weißer oder schwarzer Wolle. Und sie müssen die alten Sachen dem Kämmerer zurückgeben, der sie für den bereits genannten Gebrauch ausgibt. Es sollen ihnen außerdem Fellgewänder und Mäntel zu diesem Termin gegeben werden, aber nicht jedes Jahr, weil sie Fellgewänder und Mäntel nur alle zwei Jahre empfangen dürfen, wenn sie aber Mäntel bekommen, dann sollen diese ehrenhaft den Zeitraum von zwei Jahren halten können.​
Überhaupt ist in Ordensregeln, Statuten und Gewohnheiten oft eine ganze Mehrzahl von Kleidern aufgezählt. Da liegt es nahe, dass diese nur in größter Kälte gleichzeitig getragen wurden und ansonsten als Wechselgarnitur dienten. Und selbst bei asketischen Orden gab es einmal im Jahr neue Kleider. Deshalb gehe ich davon aus, dass auch einfachste Menschen des Hochmittelalters sich mindestens eine komplette zweite Garnitur und mehrere Sätze Wechselwäsche für drunter leisten konnten. Ethnologisch macht es Sinn dazu noch eine Festtagsgarnitur anzunehmen. Und regelmäßiges Austauschen (Jährlich/halbjährlich) ist schon deshalb nahe liegend, weil ja anscheinend einige Textilhandwerker von einer stetigen Stoffnachfrage leben konnten.
 
Ich werde dieser Tage die Quelle nachreichen, aber schonmal so viel: In einem Brief aus der Übergangszeit Homi / SpäMi beklagt sich eine Handwerkersfrau bei einer Verwandten, wie schlecht und arm doch ihre Tochter geheiratet habe: Sie besäße nur ein Unterkleid und eine Cotta. Und wenn sie diese wasche, müsse sie im Unterkleid einhergehen, wenn sie aber das Unterkleid wasche, die Cotta auf die bloße Haut ziehen. Es war also wohl eher üblich, mindestens zwei Satz Kleidung zu haben, wenn man nicht gerade bettelarm war. Aus Verträgen und Zunftordnungen geht auch hervor, dass die jährliche Bezahlung der Knechte und Mägde zum Teil in Kleidung zu erfolgen hatte. Das waren etliche Paar Schuhe, Unterkleid und Tunika bzw. Cotta und Beinlinge jährlich sowie alle paar Jahre ein Mantel. Auch da reiche ich dieser Tage die Quelle nach.
 
Hola die Waldfee...oder so.^^ Ich bin überrascht wie viel Gewandung die Menschen doch damals hatten. Aber klingt relativ sinnvoll. Da hab ich ja noch was zu nähen xD Die eine Frage bleibt allerdings noch offen: Gab es spezielle Schwangerschaftsklamotten? Ich finde durch den damals verwendenten Schnitt, also Gerren etwa in Höhe der Brust anzusetzen ermöglicht ein wachsen des Bauches und somit würde dafür schonmal die Klamotte entfallen aber wie siehts mit dem Stillen aus...?
 

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