23 Hat man geraucht im Mittelalter und wenn ja, wie? Generell: Nein. Tabak war vor Kolumbus in Europa nicht bekannt. Der Fund von Nikotin in Ägyptischen Mumien geht der aktuellen Forschung nach auf Pflanzen zurück die zwar ebenfalls Nikotin enthalten, aber eben kein echter Tabak sind. Außerdem wurden diese Pflanzen (unter anderem eine Kirsche) wahrscheinlich gegessen und nicht geraucht. 24 Wurden im Mittelalter Drogen konsumiert? Vorwort: Medikamenten- und Alkoholmissbrauch hat nichts auf einer Veranstaltung zu suchen. Zunächst ist die Frage ein modernes missverständniss der Begrifflichkeit: Drogen sind bioaktive Substanzen, die den Stoffwechsel beeinflussen. Medikamente aller Art sind damit ihrer Definition nach Drogen, welshalb es klar sein muss, dass es solche im Mittelalter gegeben hat und diese Medikamente ihrer Bestimmung nach konsumiert wurden. Viele davon haben aber nicht den Sinn eines Drogenrausches zum Ziel gehabt, sondern eine Linderung von körperlichen und seelischen Leiden. Beispiele seien hier Baldrian als Schlaf- und Beruhigungsmittel oder Johanniskraut gegen Depressionen und Schwermut. Ein anderes Beispiel ist der Schlafmohn, der seit der Jungsteinzeit eine belegte Nutzpflanze ist, und damit ist Opium als Medikament und Rauschdroge eines der ältesten belegten Pharmazeutika. Obwohl auf Kreta ein der Antike zugeordneter Gegenstand gefunden wurde, der als Opiumpfeife interpretiert wurde, war im Mittelalter die Nutzung als Rauschmittel eine Seltenheit: Die frühen Christen verboten den Schlafmohn bereits im 4.Jhd nach Christus für kultische Zwecke. Die Probleme der Dosierung und der Sucht machten es lange zu einer medizinischen Notlösung. Das aus Opium gewonnene und einfacher zu dosierende Laudanum wurde erst um 1500 herum von Paracelsus erfunden und fand zwar schnell Verbreitung, war aber von Anfang an ein Medikament, das erst in der Moderne in großem Stil missbraucht wurde. Bleibt noch ein Schlusswort: Drogenexzesse waren wohl eine Seltenheit, aber nicht auszuschließen. Die Schilderungen aus Hexenprozessen lassen allerdings den Schluss zu, dass psychoaktive Substanzen in Einzelfällen konsumiert worden sind.