Helme im Früh/Hoch/Spätmittelalter mit oder ohne Kinnriemen?

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Folgendes: Die von Charlie vertriebenen Brillenhelme verstehen sich als Bastelhelm, damit meine ich, dass sie für VK noch nicht ausreichend sind und noch einige Sachen ergänzt werden müssen. Die Holmis haben wie auch in den Videos zu sehen Stichschutzgitter (dafür eignen sich z.B. die Gitter aus Paukhelmen) sowie einen Gesichts- und Nackenschutz (diese sind jedoch unter der Brünne versteckt). Von der Materialstärke her ist der Helm auf jeden Fall geeignet, wenn ich mich recht erinnere 2,5 mm und an den aufgenieteten "Verzierungen" sogar bis zu 4mm.
 
Eben darum ging es mir. Natürlich habe ich nen Stichschutz in die Augenlöcher gebaut sowie auch den Nacken und das Gesicht unter der Brünne nachgerüstet. Das ist nunmal der Kompromiss zwischen A und Sicherheit. Ich habe mich auch eher an dem "Ein richtiger VK´ler trägt sowas nicht" aufgehängt. Was ja bedeuten würde, dass ich entweder keinen VK machen würde, oder schlichtweg Lüge. Und solche Aussagen ärgern mich. ich lasse mich ja gerne Belehren wenn ich was nicht weis und ich bin auch um Tipps generell Dankbar. Doch solch generelle Aussagen, beruhend auf Unwissenheit kann ich ungefähr so gut haben wie Fusspilz und Schlimmeres.
 
Slavomir: Das musst du mir nun aber mal etwas näher erklären. Was spricht beim VK gegen den Helm?
Dass dieser Helm nicht gegen die Schläge ins Gesicht, horizontale Schläge auf den Kopf und die Schläge auf den Hals schützt. Alles wichtige Momente im Vollkontakt. Hab gerade nachgelesen, du hast den Helm nachgerüstet, also reden wir nicht über Gjermundbu, sondern über irgendwas ganz anderes.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hab gerade nachgelesen, du hast den Helm nachgerüstet, also reden wir nicht über Gjermundbu, sondern über irgendwas ganz anderes.
Nun gut, ich nehme das jetzt einfach mal so hin und denke mir meinen Teil, ist vielleicht die geschicktere Alternative bevor wir das hier bis in alle Ewigkeit in die Länge ziehen.
 
Nun gut, ich nehme das jetzt einfach mal so hin und denke mir meinen Teil,
...... :thumbup: ..kannst du mir vieleicht per PN ein paar Bilder von deinem "Gepimpten" Helm schicken?? Würde mich Interessieren da ich in erwägung ziehe mir auch mal sowas zu bauen! :danke
 
Auch wenn es mehr Abbildungen gibt, auf denen keine Riemen sichtbar sind, war meiner Meinung nach beides möglich. Der Riemen ist ein "feines Detail" und wurde vermutlich nicht immer mitgezeichnet. Es gibt Abbildungen auf denen Beriemungen an Helmen zu sehen sind:
  • Kreuzfahrerbibel, Frankreich, 1250-60, z.B. Folio 20lf
  • Mainzer Evalngeliar, Mitte 13tes Jhd., z.B. Folio 18v
  • Große Heidelberger Liederhandschrift, Wien/Paris, Nachtragsmaler, ca. 1340, Folio 66 u.a.
  • MS. G. 24, Frankreich, ca. 1350, Folio 37va
  • MS. G. 75, Frankreich, ca. 1350, Folio 118ra ua.
Für meinen Begriff macht ein Kinnriemen (auch bei gut sitzenden Helmen) Sinn. Bekommt man einen Schlag davor/drauf, oder es gibt (warum auch immer) eine starke ruckartige Bewegung, kann durch die hohe Energie der Helm (trotz ansich "bombenfestem" Sitz) stark verrutschen oder sogar verloren gehen. Natürlich kann man ihn wieder "gerade rutschen", bzw. wieder aufheben, müsste in dieser Zeit allerdings die Kampfhandlung für eine Zeit unterbechen. Zu den erhaltenen Funden sollte man auch bedenken, dass der Riemen nicht unbedingt direkt am Helm befestigt gewesen sein muss. Auch am Polster wäre eine Befestigung denkbar. Ausserdem muss der Riemen (direkt am Helm befestigt) nicht zwangsläufig "angenietet" gewesen sein. Er hält mit der richtigen Befestigungsmethode in einer kleinen Öffnung auch ohne Niet sehr gut.
 
das einzige ist halt, wenn man zu boden fällt, fliegen die helme halt ab, wenn der kopf bzw der oberkörper den boden berührt. eben weil sie nicht wie beckenhauben und co geschlossen sind. aber wenn ich hinfalle, will ich keinen kinnriemen , der an deinem kinn/hals rum zerrt. kommt nicht so gut. deswegen lass ich den kinnriemen weg und wenn man dann hinfällt, fliegt der helm eben weg und alles ist gut. aufstehn, helm aufsetzten , und weiter.
Ich sah auf Fotos einer Veranstaltung (Bachrittertage 2016) auf der Bachritterbrug Kanzach einige Darsteller (13. Jhd.) die keine Riemen am Topfhelm hatten. Laut der Bilder ging es "kämpferisch" (infanteristisch) ordentlich zur Sache. Das lässt vermuten, dass es auch ohne Riemen funktioniert. Wie sind diesbezüglich eure "Erfahrungswerte"? Mich Interessieren besonders die Erfahrungen der berittenen Kämpfer, aber auch die der zu Fuss kämpfenden (egal welche Epoche).
 
Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen und ich weiss das es hier eigentlich um Wiki-Helme geht, trotzdem möchte ich mal auf ein Video von Matt Easton über die Hundsgugel verweisen, in dem er auch ausfürlich erklärt warum es bei bestimmten (!) Helmen einfach keinen Kinnriemen braucht. [media]https://www.youtube.com/watch?v=9SRfBGhBsO8[/media] (quelle: YouTube)
Wie sind diesbezüglich eure "Erfahrungswerte"? Mich Interessieren besonders die Erfahrungen der berittenen Kämpfer
Nun, ich reite im rahmen meiner 1320er Darstellung oft mit einer Hirnhaube (solo), und bin froh das sie einen Kinnriemen hat (was sich auch belegen lässt, zb Kreuzfahrerbibel), meine liegt allerdings fälschlicher weise nicht sehr eng am Kopf an, sonst müsste ich die nämlich ständig ersetzen. Wie es bei einer masgefärtigten Rekonstruktion aussehen würde kann ich dir also nicht sagen, aber ich würde vorsichtshalber bei Helmen die nicht so weit runter gehen wie zb Topfhelme oder eben Hundsgugeln einen Kinnriemen tragen.
 
[...] möchte ich mal auf ein Video von Matt Easton über die Hundsgugel verweisen, in dem er auch ausfürlich erklärt warum es bei bestimmten (!) Helmen einfach keinen Kinnriemen braucht.
Es hat (wenn ich es richtg verstanden habe) etwas mit dem Schwerpunkt zu tun. Im Fall von den Beckenhauben macht es wirklich Sinn. Eindrücklich ist für mich auch, dass er "dem Spiel" das der Helm auf dem Kopf hat, eine bedeutende Rolle zukommen lässt. Etwas "wackeln" macht also durchaus Sinn, da es die Energie eines Lanzen/Schwert- oder Streitkolbentreffes deutlich absorbiert!
 
Auch wenn es mehr Abbildungen gibt, auf denen keine Riemen sichtbar sind, war meiner Meinung nach beides möglich. Der Riemen ist ein "feines Detail" und wurde vermutlich nicht immer mitgezeichnet. Es gibt Abbildungen auf denen Beriemungen an Helmen zu sehen sind: Kreuzfahrerbibel, Frankreich, 1250-60, z.B. Folio 20l Mainzer Evalngeliar, Mitte 13tes Jhd., z.B. Folio 18v Große Heidelberger Liederhandschrift, Wien/Paris, Nachtragsmaler, ca. 1340, Folio 66 u.a. MS. G. 24, Frankreich, ca. 1350, Folio 37va MS. G. 75, Frankreich, ca. 1350, Folio 118ra ua.
Hier noch ein paar Siegel aus dem 13. Jhd., die Kinnriemen zeigen. Kinnriemen 1.jpg Kinnriemen 2.jpg Kinnriemen 3.jpg Kinnriemen 4.jpg(Quelle: Pavel Alekseychik/Facebook)
 

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