Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil! Naja, nicht ganz... ^^ Habe nun recherchiert und das Hospi-Handbuch mal außen vor gelassen. Am Ende habe ich mich im Kreis gedreht. Die Variante 2 zu skizzieren hebe ich mir für später auf, aber wahrscheinlich ist das unnötig. Recherchiert man online nach Garnache (auf die Fachbücher wo einer vom anderen abschreibt habe ich verzichtet), so finden sich folgende repräsentative Einträge. Weitere, vor allem auf den Webpräsenzen von Mittelaltervereinen, berufen sich zumeist auf diese. Robin Netherton, Gale R. Owen-Crocker: Medieval Clothing and Textiles, Band 11 schreiben: “…Bei genauerer Betrachtung dieser Stile war die Garnache ein neuer internationaler Stil des 13. Jahrhunderts. Carmen Benise Madrazo charakterisiert das Kleidungsstück, das häufig in den iberischen Königreichen zu sehen ist, als „suelto, amplio“ – lose, ungebunden, üppig – mit besonderen kurzen Ärmeln als Unterscheidungsmerkmal. (30) Enlart sagt, die Garnache (Provencal: Guanag) sei eher ein Mantel mit Seitenschlitzen, mit oder ohne Ärmel, ähnlich einem Messgewand. (31) Um diese Kleidungsstücke in militärischer Garderobe zu veranschaulichen, erklärten die altfranzösischen Statuten der Hospitaliter auf der nahe gelegenen Mittelmeerinsel Malta, dass die ritterbrüder eine Garnache im Schrank haben konnten (zusammen mit drei Hemden, drei Bruchen, einer Cotte, ein jupel, einer Haube und zwei Mänteln) und dass sie das Pelzfutter von der Garnache im Sommer nicht entfernen sollten. Dies wurde später geändert, und sie durften zwei Garnachen haben, eine mit Pelz und eine ohne. (32)“ (30) Carmen Bernis Madrazo,
Indumentaria Medieval Espanola (Madrid: Instituto Diego Velasquez, 1956) 23. Cf. John Esten Keller and Annette Grand Cash: Daily Life Depicted in the Cantigas de Santa Maria (Lexington, University of Kentucky Press, 1998) 17, where the authors describe it as “a heavier and warmer outer garment” a cloak with “full three-quarter bell sleeves, hood and slits at the sides” shown in Cantiga 41. (31) Enlart,
Manuel d’archeologie, 48. Cf. Sella,
Glossario, s.v. “garnaca, guarnacca”, which offers the later date of 1390 for the appearance of the word at the Roman curia. (32) Godefroy,
Dictionnaire de l’ancienne langue francaise, (Paris : F. Vieweg, 1880-95) s.v. „garnache“ Ein Internetlexikon charakterisiert wie folgt: Garnache: Early Middle Ages, long cloak with capelike sleeves
www.flashcardmachine.com/history-of-westerndress1.html Ärmel wie ein cape interpretiere ich, wie schon vorher beschrieben, mit: offen, lose fallend, an das Armloch angesetzt. Daraus ergeben sich zwei Grundmodelle: Das Kleidungsstück, das Richard Löwenherz auf den Miniaturen trägt. Es ist das welches später gemeinhin als Gardecorps bezeichnet wird. Dies ist auch das welches Comthurey Alpinum in ihrem Handbuch als Garnache interpretiert. Da die Miniaturen auf 1196 datiert sind, der Begriff Gardecorps noch nicht existiert, kann man davon ausgehen dass diese die offensichtlichste Variante einer Garnache ist. Besonderes Kennzeichen sind die langen, vorne geschlitzten Ärmel, um die Arme der Bewegungsfreiheit wegen herauszustrecken. Ich gehe davon aus, dass dieses Kleidungsstück schon etliche Jahre vor 1196 existent war. Eine eigene bildliche Darstellung erübrigt sich, diese hat Comthurey Alpinum schon hervorragend umgesetzt und die Miniaturen mit Richard sind bekannt. Das andere Modell ist vom Grundschnitt eine Surcot mit Kapuze. Als Ärmel sind Stoffstücke angesetzt, welche entweder offen über den Arm fallen oder – ziemlich weit geschnitten – geschlossen bis zum Ellbogen reichen, wie auf dem Fecamp Psalter beim Weinanbau zu sehen (Siehe auch Quellenangabe Handbuch). Evtl. waren die Ärmel auch länger. Die Länge dieser Garnache wird variiert haben: Knielang, bis zu den Waden oder nur bis Mitte Oberschenkel. Fakt ist, auch dieser Überwurf war an den Seiten geschlossen. Ich habe keine Abbildungen ohne Kapuze gefunden, und bei der Funktion Wetterschutz macht keine Kapuze keinen Sinn. Es ist möglich, dass es Öffnungen zum Herausstrecken der Arme auch in der Achsel gegeben hat, einige Abbildungen legen das nahe, wie bei der bible moralisee, auch wenn diese nach 1225 ist. Die nächste Knacknuß ist die Fütterung der Garnache mit Pelz. Plausibel ist auf alle Fälle dass Garnachen komplett mit Pelz gefüttert sein konnten. Eine weitere Möglichkeit sehe ich darin, dass nur die Öffnungen: die Schlitze in den Ärmeln, die Ärmelsäume sowie der Rand der Kapuze ein Pelzverbrämung hatten (mehr innen als außen – als „Wärmeschleuse“) Bei Abbildungen die Pelz zeigen, kann man auf das eine wie auf das andere schließen. Falls die Quellen stimmen, dass Garnachen bei den Orden auf Kammer lagen (Sattelkammer ist etwas abwegig - könnte die Kleiderkammer gemeint sein) und bei Bedarf ausgegeben wurden, macht eine Komplettpelzfütterung wieder Sinn. Ich denke da weniger an eine Verwendung als Reisekleid (dafür gab es andere Kleidung), sondern
als Wachmantel hinter dicken Burgzinnen in kalten Nächten. (Solche Fellmäntel, namentlich aus Schaf- und Lammfell findet man auf Fotos von den Fronten des Ersten Weltkrieges und real noch aus Beständen der NVA. Natürlich waren diese außen nicht mit Wollstoff verkleidet, sondern nur aus dem Fell – Haare nach innen – gefertigt und wurden über der normalen Uniform getragen. Auch diese lagen auf Kammer und wurden bei Bedarf ausgegeben, waren also nicht im Ausstattungssoll des Einzelnen. Weit hergeholt, aber dennoch eine Parallele in der Funktion!) Zusammenfassend lässt sich feststellen: Eine Garnache ist ein Überwurf mit Kapuze gegen schlechte Witterung. Sie ähnelt mit ihrem weiten Schnitt einer Surcot. Die angesetzten Ärmel sind entweder geschlossen, mit Schlitzen in den Oberärmeln oder unter den Achseln oder ohne Schlitze bzw. Öffnungen. Oder die Ärmel sind unten offene, an das Armloch angesetzte Stoffstücke. Länge der Ärmel und der gesamten Garnache variieren. Garnachen waren mit Pelz gefüttert oder nur an den Öffnungen verbrämt oder keines von beiden. Die o.a. erste Variante einer Garnache kam später als sog. Gardecorps allgemein in Mode.
Bible moralisee, Wikimedia commons