Schlauchschleier im 12. Jahrhundert?

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Naja, ich für meinen Teil hab ja, wenn ich ehrlich bin, noch nicht mal für das 11. Jahrhundert einen überzeugenden Beleg zu Gesicht bekommen. Ich weiß, er ist im Kitguide des FFC quasi als historische Tatsache vermerkt, aber die einzige Quelle dafür, die dort angegeben ist, finde ich nicht unbedingt stichhaltig (das mir bekannte Bild vom Essener Svanhild-Evangeliar, lässt auf Grund seiner Qualität viele Interpretationen zu). Und alle anderen Darstellungen sehen für mich eher nicht nach Schlauchschleier aus. Aber ich lass mich gerne durch entsprechende Quellen vom Gegenteil überzeugen. ;)
 
Hallo Agnes, leider kann ich dir auch nicht zur Frauenkleidung weiterhelfen, aber ich weiß, dass die Blog-Authorin, die du selbst verlinkst sich sehr gut mit dem 11. und auch dem 12. Jahrhundert auskennt. Vielleicht schreibst du sie einfach mal an. Lieben Gruß Ollie
 
Meinem Wissen nach gab´s den Schlauchschleier nicht mehr im 12. Jh., da man da wieder anfing, Haare unter dem Schleier zu zeigen. Du könntest mal Eilika anmailen, die ist mit Indra (die Blogschreiberin von oben) gemeinsam in der IG Wolf und sie kennen sich beide hervorragend mit der Mode im 12. Jh. aus. @ Hraban: Den Schleier von Aelfgyva auf dem Teppich von Bayeux könne man durchaus als Schlauchschleier deuten: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/11/Aelggyva_Edwige.JPG Und auch dieser Schleier hier: http://1.bp.blogspot.com/_uiHyUN2x2hc/Sa11KeZwlnI/AAAAAAAAAf4/N9fhrFX0Sm8/s1600/hires38241.jpg ist kein einfach um den Kopf gelegtes Tuch, sondern muss irgendwo wie ein Schlauch zusammengenäht sein. Es handelt sich bei der Grabplatte um Beatrix I. (1037 - 1061), eine Tochter von Heinrich III.
 
Hallo Agnes, "Schlauchschleier" ist vielleicht nicht so ein treffender Begriff für die Kopfbedeckung die du sucht. Im 12. Jh. (wie auch schon ab dem 9. Jahrhundert z.B. in Deutschland) gab es den "Wimpel" (im engl. wimple, franz. guimple). Er kann die Form eines "Schlauchschleiers" haben oder eines Tuchs, dass nur den Hals bedeckt oder Hals und Kopf einhüllt, je nach vorherschender Mode oder dem Stand. Selbst heute noch gibt es den Wimpel - in der Nonnentracht - auf ihm befestigt die Nonne ihren Weihel (Schleier). Ich hoffe, dir können meine Tipps bei der Recherche weiterhelfen. Es gibt einige Abbildungen aus Handschriften des 12. Jahrhunderts, wo diese Wimpel abgebildet sind. Zum Beispiel: Herzog August Bibliothek Evangeliar Heinrichs des Löwen http://idw-online.de/pages/de/image?id=116283&display_lang=de_DE
 
also wo ihr da Schlauchschleier seht... das sind definitiv Wimpelvarianten d.h. sehr langer rechteckiger Schleier, der dann je nach Lust und Laune rumgewickelt werden kann...wüsst keinen Schlauchschleierbeleg für irgendeine Zeit, ausser aus histor. Filmen, und damals war ich schon sehr irritiert von der Konstruktion. Anregungen zur Wicklung: http://www.tempora-nostra.de/Detail_wimpel2,sid8,kontext48.shtml
 
@Firiel
also wo ihr da Schlauchschleier seht... das sind definitiv Wimpelvarianten d.h. sehr langer rechteckiger Schleier, der dann je nach Lust und Laune rumgewickelt werden kann...
Genaugenommen kann man auch nicht belegen, dass alle diese Wimpel(varianten)
sehr langer rechteckiger Schleier
sind. Leider gibt es soweit ich weiß kein erhaltenes Exemplar.
 
@Mara: Es gibt Darstellungen aus dem 11. Jh. wo man ebenfalls Haare unter dem Schleier sehen kann. Abgesehen davon widerlegst du dich selbst, wenn du einerseits behauptest, es gäbe im 12. keinen Schlauchschleier mehr, andererseits aber auf die Grabplatte von Beatrix als Beleg für selbigen verweist, die offenbar erst um 1129 gefertigt wurde. Abgesehen davon kann ich in keiner dieser Abbildungen den vermeintlichen Schlauchschleier wiedererkennen. Ich sehe das eher wie Jehanne und Firiel.
 
Es gibt einen in Niedersachsen gefertigten Silberleuchter aus dem späten 12. Jahrhundert, auf dem auch das Stifterpaar verewigt ist. Die Figuren sind vollplastisch gearbeitet, können also von allen Seiten betrachtet werden. Die Dame trägte als Kopfbedeckung so etwas, wie einen Rechteckmantel in klein, d. h. ein rechteckiges Tuch, das auf die Hälfte gefaltet und dann so zusammen genäht wurde, dass gerade das Gesicht in die Öffnung passt. Ob man das nun Schlauchschleier oder wie auch immer bezeichnet, jedenfalls ist es kein Wimpel und auch sonst nichts gewickeltes. Die genaue Bezeichnung des Leuchters ist mir entfallen, aber ein Bild findet sich im Propyläen Kunstführer, Mittelalter I.
 
Abgesehen davon widerlegst du dich selbst, wenn du einerseits behauptest, es gäbe im 12. keinen Schlauchschleier mehr, andererseits aber auf die Grabplatte von Beatrix als Beleg für selbigen verweist, die offenbar erst um 1129 gefertigt wurde.
@ Hraban: ich behaupte nicht, ich schrieb nur - "meinem Wissen nach". Das dies nicht unfehlbar ist, gebe ich gerne zu, daher der Verweis auf Eilika, die sich in der Mode des 12. Jh. deutlich besser auskennt, als ich. Danke für den Hinweis, dass die Grabplatte erst 1129 entstanden ist. Das wusste ich bisher z. Bsp. noch nicht.
 

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