Fifill
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Am Rande einer Diskussion hat sich ein kleiner Off-Topic-Diskurs hinsichtlich der Zuggewichte von Kriegsbögen entwickelt. Ich mach da mal gerade nen eigenen Faden für auf. Was bisher geschah...
Ich finde es auch immer faszinierend, dass Frauen sich häufig als Bogenschützen sehen, wenn sie schon etwas kriegerisches darstellen möchten. Jemand, der einen Kriegsbogen zum vollen Auszug bringt und setzen wir mal eine Art von nötigen Training voraus, wird neben Muskelzuwachs auch Veränderungen in der knöchernen Struktur im gesamten Schulterbereich aufweisen - ebenso ein Schild, der vor dem Körper bewegt werden muss, wird orthopädische Anomalie und Dysbalancen aufweisen, die im Zusammenhang mit der Benutzung stehen. Also sind Waffenfunde in Frauengräbern erst aussagekräftig, wenn der Knochenbau auch Hinweise darauf liefert, dass diese von der bestatteten Person auch tatsächlich benutzt wurden sein könnten... Leider ist mir nicht bekannt, ob solche Untersuchungen bei Frühmittelalterlichen Gräbern gemacht wurden, die mehr aussagen als die Häufigkeit bestimmter Verletzungsmuster im Zusammenhang mit Schlachten. Aber es wäre zumindest ein Ansatz, nach medizinischen Quellen zu forschen, die sich mit typischen Veränderungen derAnatomie von Bestatteten befasst...
Für die Kriegsbögen mit Zugewichten jenseits der 100# trifft das ohne Zweifel zu (und vermutlich in Abstufungen auch schon darunter). Es gab aber nachweislich auch Bögen mit deutlich geringerem Zuggewicht, die ebenfalls im Krieg eingesetzt wurden. (Habe in dieser Hinsicht sehr detailiert für den Raum der britischen Inseln (insbesondere Wales und England) recherchiert. Entsprechende Recherche für Wikingerbögen steht noch aus. Und natürlich arbeite ich weiter daran, mein persönliches Zuggewicht beim Bogenschießen zu steigern, um ganz praktisch die Erfahrung zu machen, was es bedeutet 50#, 70#, 90# zu ziehen. )
Dass geringere Zuggewichte bei Feldzügen mitgeführt wurden, kann aber auch bedeuten, dass diese Bögen zur Nahrungsbeschaffung genutzt wurden - wenn man mit einem Kriegsbogen ein Kaninchen erlegen würde, würde der Pfeil mit hoher Wahrscheinlichkeit im Waldboden unwiederbringlich verschwinden, nachdem er das Ziel durchschlagen hat - man sich also auf dem Marsch schon teilweise selbst entwaffnen würde.Man könnte annehmen, dass jeder halt das mitgenommen hat, was grad im Haus und Hof verfügbar war - aber das alleinige Vorhandensein trifft leider keine Aussage über die tatsächliche Einsatzbestimmung. Zumal es Beschusstests mit der Berechnung der übertragen Energie durch den Pfeil an der Wirksamkeit gegen feindliche Truppen dann auch Zweifel zulassen... Tod Cuttler hat bei YouTube einige interessante Videos zu dieser Thematik und arbeitet Grade an weiteren... Aber ich bin mal gespannt wie ein Flitzebogen, welche Quellen du da noch ausgräbst...
Meine Hauptquellen zur Thematik "Kriegsbögen" bzw. "Bogeneinsatz im Krieg" sind: "Archery in Medieval England: Who Were the Bowmen of Crecy?" von Richard Wadge "Arrowstorm: The World Of The Archer In The Hundred Years War" von Richard Wadge "The Longbow" von Mike Loades ""English Longbowman 1330–1515" von Clive Bartlett, Osprey Warrior Serie 11Aaaaaarrrgggh! Der Editor hat mir gerade mal wieder meine Antwort zerschossen! X/ Daher nur die Kurzfassung (sorry): Es gibt Belege aus Schrift- und Bildquellen für den Einsatz von Bögen geringeren Zuggewichts im Krieg (siehe insbes. Wadge) Mike Loads beleuchtet außerdem den Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Rüstungen und - als Reaktion darauf - dem steigenden Zuggewicht der Kriegsbögen. In Anlehnung daran: Bei nur leicht gerüsteten Truppen (was auf die Wikinger glaube ich überwiegend zutrifft) konnten auch Bögen geringen Zuggewichts (Pi mal Daumen 50#...70#) schon verheerende Wirkung zeigen. Und warum sollte man sich dann den Kraftakt antun und 100# und mehr ziehen?Dass geringere Zuggewichte bei Feldzügen mitgeführt wurden, kann aber auch bedeuten, dass diese Bögen zur Nahrungsbeschaffung genutzt wurdenhttps://m.youtube.com/user/todsstuff1Uiiiiii! Wieder eine hochinteressante Videosammlung! Danke für den Tipp! :thumbsup: Ich werde natürlich weiter recherchieren und beizeiten hier im Forum berichten... PS: Hab jetzt das Bild eines vom Kriegsbogen "pulverisierten" Hasen im Kopf... :groehlTod Cuttler hat bei YouTube einige interessante Videos zu dieser Thematikund arbeitet Grade an weiteren... Aber ich bin mal gespannt wie ein Flitzebogen, welche Quellen du da noch ausgräbst...
Mike Loads ist aber Host einer Unterhaltungssendung - mit dem Schwerpunkt Unterhaltung und nicht Wissensvermittlung. Historychannel ist da wirklich mit Vorsicht zu genießen - schau dir mal mehr davon an und du verstehst, was ich meine...
Aber dabei bitte nicht außer Betracht lassen, dass die Ära der Wikinger vor dem 100 jährigen vorbei war.In Anlehnung daran: Bei nur leicht gerüsteten Truppen (was auf die Wikinger glaube ich überwiegend zutrifft) konnten auch Bögen geringen Zuggewichts (Pi mal Daumen 50#...70#) schon verheerende Wirkung zeigen. Und warum sollte man sich dann den Kraftakt antun und 100# und mehr ziehen?