Färben von Leinen

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Lehensherr

Guest
Hallo, ich hab da mal ne FRAGE wie muss ich Leinen färben? Muss ich da was besonderes beachten? Ich würde gerne mit Krapp färben
 
Leider muss ich dich entäuschen, Leinen kannst du mit Pflanzenfarben kaum färben. Wenn es die Farbe überhaupt annimmt, blutet es recht schnell wieder aus und es gibt einen schmutzigen, verwaschenen Farbton. Färben geht da nur mit Chemie und selbst damit verwäscht sich die Farbe recht schnell. Das ist an sich ja auch nicht schlimm, da Leinen eh nur für Leibhemden verwendet würde. Alles was man drüber trug war aus Wolle und Pflanzenfarben eigenen sich wunderbar für Wolle und Wollstoffe.
 
Leinen kann man wunderbar mit Waid färben. Durch das verküpen bleibt das blau auch im Leinen. Ich selbst hab es noch nicht ausprobiert aber im laufe des Sommers wirds gemacht. Ansonsten könnte man noch versuchen mit Gerbsäure/tanninhaltigen Pflanzenteilen wie Eichenrinde oder Walnussschalen zu färben. Es wird aber nicht so dunkel wie bei Wolle.
 
Leinen geht mit Indigo prima zu färben. Die Küpenfärbung ist auch haltbar. Krapp wird schmutzig rosa und wäscht sich schnell wieder raus. Mit Tannin gebeizt oder gerbsäurehaltigen Pflanzen funktioniert es bei Leinen leider auch nicht. Da hilft nur Chemie, oder das belassen der Naturfarbe.
 
Letztlich wäre doch die eigentliche Frage: Hat man zur Zeit deiner Darstellung Leinen gefärbt? Außer eine Blaufärbung kommt da nicht wirklich viel in Frage. Purpur vielleicht noch.
 
was ist denn verküpen??
 
Die Färberküpe ist bei Leinen und Baumwolle (pflanzliche Fasern) das Gleiche wie die Färbeflotte bei Wolle und Seide (tierische Fasern). Waid, Indigo und Purpur sind zum Beispiel Küpenfarbstoffe. Verküpen bedeutet einfach das Färben an sich, also das Erhitzen der Fasern in der Küpe. Der schlußendliche Farbton entsteht dann erst durch Oxidation an der Luft, zumindest bei Blau, bei Purpur weiß ich das gar nicht so genau. Daher kommt im Übrigen auch "Blau machen" für einen freien Tag, wenn die Stoffe an der Luft hängen, kann man nämlich nicht viel anderes machen - man "machte blau" :D .
 
vielen Dank! Flotte war mir ein Begriff
 
Jein. Im Gegensatz zu Flottenfarbstoffen sind Küpenfarbstoffe nicht wasserlöslich. Sie müssen erst durch chemische Umwandlungsprozesse in eine wasserlösliche Form überführt werden. Das Wort Verküpen bezeichnet diesen Umwandlungsprozess. Dies kann mittels Chemikalien oder Mikroorganismen passieren. Der nun wasserlöslich Farbstoff verbindet sich dann mit der Faser und schlägt durch den Luftsauerstoff wieder in eine wasserunlösliche Form um. Der Farbstoff „rostet“ gewissermaßen fest.
 
Eine Färbung mit Walnusschalen in Leinen (und Baumwolle) ist sehr wohl möglich, wird aber im Gegensatz zu Schurwolle bestenfalls ein dunkleres Beige. Ich hatte seinerzeit eine Kaltfärbung mit einem Baumwollstoff und einem Stück altem Leinen durchgeführt und im Vergleich zum Ursprungsstoff ist die Färbung auch heute noch (immerhin 4 Jahre alt!) zu sehen. Und das, obwohl der Stoff des öfteren in der Waschmaschine war! :rolleyes: Grüße Kadlin
 
Die Erfahrungen mit Walnussschalen und Leinen kann ich bestätigen, wobei wir sogar ein dunkles braun hinbekommen haben. Mit Eichenrinde ebenfalls einen recht kräftigen braun und Lila - Ton.
 
Die Erfahrungen mit Walnussschalen und Leinen kann ich bestätigen, wobei wir sogar ein dunkles braun hinbekommen haben. Mit Eichenrinde ebenfalls einen recht kräftigen braun und Lila - Ton.
liegt das an dem hohen Anteil an Tannin in Walnuß und Eichenrinde?
 
Tannin ist über Großhandel und Apotheke in Pulverform zu beziehen. Anzuwenden wie Alaunbeize. Hatte hier mehrere Testversuche, alle nicht gelungen. Wobei ich beige bei Walnuß nicht als gelungen bezeichne.
 
Dank Renatus (bei seinem "Wadenwickeltanz" war der Link zu dieser wirklich gut gemachten Seite!!!) hier ein paar eindrucksvolle Beispiele, dass Leinen sehr wohl (und sehr schön!) mit Pflanzenfarben zu färben ist ... :whistling: http://gentes-danubii.at/neu/handwerk/faerb.html Schön, wenn man manchmal Dinge findet, die man an sich garnicht gesucht hat ... Und noch mal zur Färbung; ALLES, was hinterher nicht mehr die Ursprungsfarbe hat und nicht fleckig ist, werte ich als erfolgreiche Färbung. Und dieses Testen und Versuchen ist es doch, was das Hobby ausmacht, oder :D Kadlin
 
Die Färbung mit Walnuss ist eigentlich total widersinnig: Erst das Leinen bleichen, dann beige/braun Färben. Das macht für mich ungefähr so viel Sinn wie Brennholzleim. Außer Küpenfärbung ist mir keine mittelalterliche Leinenfärbung bekannt. Da mag man mich gerne verbessern. Um eine halbwegs haltbare (waschecht, lichtecht, abriebecht) Färbung zu erhalten, sind ggf. Unmengen an Farbstoff und etliche Züge erforderlich. Auch da stellt sich für mich die Sinnfrage. Zudem war Oberbekleidung aus Leinen während des Hochmittelalter in höheren gesellschaftlichen Schichten als zu bäuerlich verpönt. (Vielleicht ja auch gerade weil man es nicht so schön Färben kann.)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
"ALLES, was hinterher nicht mehr die Ursprungsfarbe hat und nicht fleckig ist, werte ich als erfolgreiche Färbung" Dann kann ich mich auch in nen Kuhfladen setzten..
 
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"ALLES, was hinterher nicht mehr die Ursprungsfarbe hat und nicht fleckig ist, werte ich als erfolgreiche Färbung" Dann kann ich mich auch in nen Kuhfladen setzten..
Das möcht ich sehn ;) gruß
 
Ich mach dann ein Bild von... Müßt nur noch warten, bis die Rindviecher wieder auf der Weide stehen. Bin schon mächtig gespannt, wie blöd die Kuh dann guckt, wenn Ragnar den warmen Fladen beginnt auszubrüten
 

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