Der diesjährige Markt im Ribe Vikingecenter dauerte von Montag 30.4. bis Sonntag 6.5. Am 30.4. waren ca. 100 Aktive auf dem Gelände, diese Zahl stieg täglich bis auf ca. 440 (Erwachsene und Kinder) am Samstag und Sonntag, mehr als je zuvor. Das Programm der Woche war unterschiedlich, an den Wochentagen entsprach es eher dem normalen Vorsaisonprogramm, bis auf den 2.5., an dem das 20-jährige Bestehen des Museums gefeiert wurde. Am Wochenende gab es dann noch zusätzlich die Kampfshow und die Isländerpferdevorstellung. Es waren sehr viele Handwerker auf dem Markt, und wo sie die Zeit hatten, neben der Kundenberatung (und dem Verkauf) noch richtig zu werkeln, geschah dies auch. Sowohl in und an den Häusern als auch auf dem Markt waren im Laufe der Woche u.a. die folgenden Handwerke zu sehen: - Specksteinbearbeitung (Töpfe) - Silberschmieden (mehrfach) - Bronzeschmieden (mehrfach) - Posamente herstellen - Kleidungsherstellung (mehrfach) - Brettchenweben (mehrfach) - Sprang (mehrfach) - Nadelbinden (mehrfach) - Knochen- und Geweihbearbeitung (mehrfach) - Glasperlenherstellung traditionelle Art (mehrfach) - Bogenherstellung (mehrfach) - Pfeilherstellung (mehrfach) - Kettenhemd knüpfen - Vikingestrikherstellung - Schmieden (in den Hausschmieden wie auch auf mobilen Schmieden - mehrfach) - Spinnen: Leinen, Wolle (mehrfach) - Färben (mehrfach) - Filzen (mehrfach) - Holzbearbeitung (mehrfach) - Eisenverhüttung (ein mehrtägiges Experiment) - Kochen mit authentischen Zutaten (mehrfach) - Schuhherstellung - Lederbearbeitung - Birkenrindeverarbeitung - Grubenbrand - Barbieren mit der historischen Klinge - und was immer ich hier jetzt vergessen habe. Dies nimmt nicht weg, dass z.B. manche Schmiede vor Ort keine Damastklingen oder Nietentöpfe schmiedeten, sondern sie nur verkauften. Trotzdem ist dies keine Massenware, sondern von ihnen im Winter hergestellt. Das gleiche gilt für Weber, Kistenbauer, Silberschmiede, Töpfer, Schneider, Schuhmacher, Färber, etc. etc. Und ja, auch in Ribe gibt es den einen oder anderen, der neben anderen Produkten auch mal nicht-selbsthergestellte Perlen oder nicht-selbstgefärbte Stoffe verkauft, aber das ist äußerst selten. Übrigens hat die Museumsleitung mehrmals eingegriffen und Waren entfernen lassen, die die Regeln zu sehr verletzten. Viel mehr kann man wohl bei so einem großen und beliebten Markt auch nicht machen, auch wenn ich selber das hier und da schade finde. Aber gut, wieviele Leute haben heute noch Zelte aus reinem Leinen oder Wolle, damit geht es ja schon los... Jedenfalls ist für mich die Handwerksdarstellung das, was mich an Märkten wie Ribe fasziniert, mehr brauche ich nicht, und diese Darstellung war in vollem Umfang vorhanden. Man konnte mit allen Handwerkern lange Gespräche führen, Tips kriegen für die eigenen kleinen Probleme, und sehr gute Kontakte knüpfen. Oder einfach mal die gratis Führung am Samstag oder Sonntag mitmachen. Die Handwerker und Händler auf dem diesjährigen Markt waren übrigens geteilter Meinung, wieviel auf dem Markt los war. Die einen meinten, es wäre deutlich weniger los (sprich: in ihrem Geldbeutel!) als in früheren Jahren, andere hatten das Gegenteil erlebt. Ist aber irgendwie normal, finde ich. ---- Noch ein Wort zur Kritik der Kleidung auf dem Riber Markt: Leider gilt für Ribe das gleiche wie für die meisten historischen Märkte: viele Besucher müssen ihre Zugehörigkeit zur Szene beweisen, in dem sie in meist äußerst unpassender 'historischer' Kleidung solche Märkte besuchen. Das beginnt bei modernen Schuhen unter ansonsten prima Gewandung und dicker Spiegelreflex vor dem Bauch ('ich bin ja eh nur als Besucher da') und geht über Kleidung aus verkehrten Epochen (HoMi) bis hin zu Karnevalskostümen. Das Ribe Vikingecenter will weitgereiste Besucher nicht wieder nach Hause schicken, wenn sie gewandet ankommen, Ihr könnt Euch vorstellen, was das für Szenen geben würde! Das bedeutet aber, dass andere Besucher keinerlei Möglichkeit haben zu beurteilen, wer dort nun Aktiver FrühMi und wer kostümierter GroMi ist, schon garnicht, wenn diese Besucher sich als erstes ihr Besucherarmbändchen wieder abreißen. Darunter leiden, wie auf allen Veranstaltungen, auch die Aktiven, aber eine Ideallösung gibt es halt nicht. Ich finde, es liegt an uns: wir sollten uns selber daran halten, in Zivil andere Veranstaltungen zu besuchen, und auch unsere Freunde dazu aufrufen, bitte nicht in 'Gewandung' auf Märkte, Museumsfeste etc. zu fahren.