adopt a revolution ...den syrischen Frühling unterstützen

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Nun nähmen wir mal an , irgendwelche Fundamentalistische, von den USA und Rußland mit schweren Waffen ausgerüsteten Christen würden Braunschweig angreifen und einnehmen wollen, um alle Ungläubigen und Ausländer zu bekehren oder umzubringen. Gut, hätte ich erstemal die Arschkarte, da die Panzer etc so nicht zu knacken wären und die paar Waffen, die hier noch so rumliegen ohne nennenswerte Munitionsvorräte wären. Vom passiven Widerstand mal abgesehen wäre die Lebenserwartung dieser Burschen wahrscheinlich recht kurz und würden die mir die Hütte zerstören, das ich in die Wälder müßte, noch kürzer. Wie Andi geschrieben hat ... Und sollte eben Panzerreiters Haus bedroht sein, was gescheites besorgen und die Angreifer vertreiben. Aber wenn schon schwere Waffen in Schußweite aufgefahren sind und die nicht eingreifen oder eingreifen lassen, weiß ich nicht, ob ich irgendjemand da un terstützen soll, und sei es moralisch. Finanziell geht sowie so nicht .
 
Was den arabischen Frühling insgesamt angeht, so ist er ein historisches Phänomen.
Da stimme ich auf jeden Fall zu. Aber das ist per se ein vollkommen wertneutrales Urteil. Denn nur, weil etwas ein historisches Phänomen ist, ist es noch lange nicht gut.
Und was bis jetzt schon errreicht wurde ist großartig.
Eben diese Großaritgkeit suche ich noch. Die hat sich mir bisher leider noch nicht erschlossen. Ich habe mehr oder weniger nur beobachtet, dass die einen Extremisten die anderen Extremisten periodisch abzulösen scheinen. Mich erinnert das historische Phänomen weniger an einen Frühling, als vielmehr an den 30-jährigen Krieg, in dem verschiedene Glaubensrichtungen von kühlen Kriegsprofitlern und Machtpolitikern instrumentalisiert wurden.
also lasst mir bitte meine Ideologie ein kleines Stück weit.
Nichts läge mir ferner, als jemandem seine Ideologie nicht zu lassen. Ich habe ja schließlich auch eine. Jeder darf seine Ideologie haben, solange seine Ideologie nicht darauf hinausläuft, andere Leute zu unterdrücken oder zu schädigen. Deshalb ja auch mein Hinweis, wir sollten erstmal hier bei uns ein bisschen aufmerksamer sein, denn von genau solchen Ideologien wird derzeit unsere Politik bestimmt. Da kommt unseren Mächtigen so etwas wie in Syrien gerade recht, um dem dummen deutschen Michel das Gefühl zu geben, bei uns wäre alles rosa und nur woanders läuft's nicht rund.
In meinen Augen eine unterstützenswerte Initiative.
Dito. Ja, unterstützenswert. Aber noch unterstützendwerter fände ich Leute, die hier in Deutschland die Misstände aufzeigen. Das Frage ist aber, bei aller Unterstützenswertheit: Was soll das am Ende bringen? Der IS jedenfalls wird sich davon nicht beeindrucken lassen und geläutert werden die dadurch schon gleich gar nicht. Viele andere Gruppierungen - wir reden hier fast auschließlich über den IS - ebensowenig. Das ist ähnlich wie bei der Israel-Palästinenser-Geschichte. Für jedes Gräuelbild der einen Seite kontert die andere mit ihrem eigenen. Frieden hat das in 70 Jahren nicht gebracht, ganz im Gegenteil. Und eben das ist auch die versteckte Gefahr dabei. Der Hass auf beiden Seiten wird sich nur immer weiter verstärken. Ein Bild von einem toten Kind reicht aus, um eine ganze Armee in Misskredit zu bringen. Selbst wenn 99% der Armee ordentlich kämpfen. Das ist ja gerade der Trick der Terroristen, aber auch unserer eigenen Behörden und unserer eigenen Medien. Es reicht eine spektakuläre Geschichte und eine ganze Gruppe, eine ganze Minderheit, eine ganze Nation oder ein ganzes Volk wird kriminalisiert. Ob das woanders die bösen "Palästinenser" oder die bösen "Israelis" oder hierzulande "die Raser" oder "die Pädophilen" sind. Immer ist die komplette Gruppierung schuld an den Verfehlungen einzelner. Solche Fotos auf Seiten der "Guten" sind genau das, was der IS provozieren will. Sie selbst haben dabei nichts zu verlieren, von ihnen erwartet man es nicht anders. Sie haben keine Sympatien zu verlieren, ihre Gegner aber sehr wohl. Der IS muss nur verhindern, zu verlieren. Die anderen sind dagegen zum Siegen verdammt. Und dabei helfen solche Fotos dem IS auf Dauer mehr als seinen Gegnern.
Im übrigen ist das gar nicht so difus, da detailliert nachprüfbar.
Das halte ich leider für naiv. Für Geheimdienste mag das vielleicht nachprüfbar sein, aber für Dich und mich eben nicht. Ein Bild ist ein Bild. Von wann und wo es ist, ist aber nicht zu erkennen. Selbst im Dokuzentrum in Oradour werden Bilder der Opfer von Katyn als deutsche Kriegsverbrechen verkauft. Das letzte mal aufgetreten ist das, als Bilder von abgeschossenen Flugzeugen in der Ukraine duch alle Medien geisterten, die zwar ein abstürzendes Flugzeug zeigten, aber weder 2014 noch in der Ukraine. Aber selbt die Medien fielen darauf rein und veröffentlichten diese Bilder. Wenn irgendein Fotograf irgendwelche Bilder aus dem Kriegsgebiet veröffentlicht, kann das alles Mögliche sein. Bilder sind kraftvoll, aber nicht zwingend authentisch. Es besteht die Gefahr, dass man damit nicht die Wahrheit unterstützt, was man gerne möchte, sondern nur die dezentrale Propaganda beider Seiten. Ich bin mir einfach bei all dem viel zu unsicher, ob ich wirklich die Richtigen unterstütze. Bis jetzt wurde man von den Entwicklungen im nahen Osten fast immer nur enttäuscht. Und allzu viele Friedensbringer haben sich später auch nur als eiskalte Gewinnler, Machtmenschen, Fundamentalisten oder Eskalatoren herausgestellt. In allen Ländern dort, nebenbei erwähnt, ohne Ausnahme. Widerstand wird fast immer nicht zentral gesteuert, das werfe ich den Leuten dort auch nicht vor. Er muss dezentral sein, sonst ist er, speziell in seinen Anfangsphasen, aufklärbar und damit angreifbar. Solange die staatliche Oppression funktioniert, werden die Rädelsführer ganz schnell verhaftet und entsorgt. Es ist also natürlich, dass in einem Bürgerkrieg viele unabgestimmte Gruppen entstehen, die den Widerstand tragen. Ein paar davon sind selbst ein Problem, das ist ebenfalls zwangsläufig. Käme es in Deutschland zum Bürgerkrieg, wäre mindestens eine Fraktion sicherlich faschistisch. Sieht man ja jetzt schon, wenn Neonazis gegen Salafisten auf die Straße gehen. Für oder gegen wen soll ich da nun bitte sein? Soll ich nun die Salafisten gegen die Neonazis unterstützen? Oder umgekehrt? Aber normalerweise sind ein paar Gruppierungen auch pragmatisch und vernünftig. Diese gilt es, so früh wie möglich zu erkennen (das ist wohl das eigentliche Problem) und zu unterstützen. Allein: Mann nenne mir in der ganzen Nahostsuppe bitte die unterstützendwerte Gruppierung.
Einige von euch scheinen zu denken, islamische Staaten könnten nur Diktaturen vorbringen. Das ist widerlegt worden.
Für die Gegend, von der wir hier reden(!): Ja schon. Aber ist das, was sie nun hervorgebracht haben, besser?
 
Meine Fresse, so viele Rechtschreibfehler mache ich sonst nie. Sorry, bin grad krank und habe Fieber. Eins vorweg, Oswald. Ich diskutiere gerne mit Dir da drüber, ohne Dich selber und Deine Meinung dadurch abwerten zu wollen. Wir sehen die Dinge bloß etwas unterschiedlich. Nenne es Pessimismus, wenn Du willst. Aber Du weißt ja, was ein Pessimist ist: Ein Optimist mit Erfahrung... Ich achte auf jeden Fall Deine hehren Absichten und Deinen offenbar solidarischen und friedfertigen Grundcharakter. Hätten den alle Menschen, hätten wir keine solchen Probleme wie jetzt in Syrien. Du bist mir um Längen lieber als viele, viele andere Menschen in diesem Land, auch wenn wir in dieser Sache nicht einer Meinung sind. Leider gibt es halt nun mal Leute, die nicht nach diesen Regeln spielen wollen. Nachdem ich mich ja aber nun mit meinen Ansichten zu der ganzen Sache wahrscheinlich eh schon unbeliebt gemacht habe, kann ich auch noch einen draufsetzen. Ich habe mir die Seite, wie im Eingangspost erbeten,
Bitte nehmt euch die Zeit und lest, was "adopt a revolution" zu bieten hat.
ja mehrmals intensiv durchgelesen, um mir selbst anzusehen, was sie zu bieten haben. Und ich muss sagen: Nix. Eine Menge wohlklingender, aber weitgehend inhaltsleerer Phrasen. Zu allem Überfluss auch noch mit diesem unsäglichen Gendering überfrachtet. Mag ich eh nicht, weil es im Weltbild solcher Leute immer eine Menge PatInnen, UnterzeichnerInnen und AktivistInnen gibt, aber seltsamerweise nie Fundamentalistlnnen, KriegstreiberInnen und religiöse EiferInnen. Die Guten werden gegendert, die Bösen sind immer nur männlich. Kotzt mich an und schon allein deshalb würde ich die nicht unterstützen. Sollen sie sich von militanten FeministInnen unterstützen lassen. Sie helfen durch:
humanitäre Hilfe, Aufmerksamkeit und solidarisches Miteinander.
finanziell, durch Beratung und Öffentlichkeitsarbeit sowie mit moralischem Beistand.
In den befreiten Gebieten treten sie gegen Unterdrückung und für Gleichberechtigung ein.
sie erheben
die Forderung, in Syrien genauer hinzuschauen und die aufkeimende Zivilgesellschaft nicht aus den Augen zu verlieren.
Das sind alles ganz toll klingende Sätze, aber wenn man sie irgendwo ansticht, fallen sie in sich zusammen und geben nur heiße Luft frei, wie frisches Batura. "Solidarisches Miteinander", "moralischer Beistand" usw. Sorry, solche Phrasen erinnern mich an kiffende 68er Blumenkinder. Es mag ja sein, dass die tatsächlich irgendwie von Herzen für das Gute in der Welt sind, auch wenn ich ab einer gewissen Phrasendichte da sehr skeptisch bin. Es gibt eine Sorte von Betroffenheitsterroristen, die andere Menschen über ein induziertes schlechtes Gewissen erpressen, sie zu unterstützen. Machen auch Leute in der FuZo, die einem ungefragt Horrorbilder, ob das nun misshandelte süße Tierchen oder Folteropfer sind, unter die Nase halten und dann Spenden für irgendwelche unglaublich guten Aktionen wollen. Aber selbst wenn die Leute von a.a.r. es ernst meinen, ich traue denen nichts zu. Schulen - das ist so ziemlich das einzige konkrete, was auf der Seite zu lesen ist - wurden auch in Afghanistan gebaut, nur um von den Islamisten wieder abgefackelt zu werden, solange sie nicht von den ja so bösen und überflüssigen westlichen Soldaten bewacht wurden. Deshalb wollen die ihre Schulen ja auch nur in den
befreiten Gebieten
bauen, wie auch alle anderen Aktivitäten auch, aber wer die befreien soll, wenn doch militärische Lösungen und Waffengewalt so schlecht sind, diese Antwort bleiben sie schuldig. Meine Meinung, Entschuldigung für die offenen Worte: Das sind reine Phrasendrescher. Und das ist noch meine optimistische Vermutung.
 
Mit den guten Menschen irgendwelcher Frühlingsbewegungen müssen wir nicht so weit laufen,- also Ihr z.T. schon, bei mir sinds nur ~5 km. Die damals "wir sind das Volk" gerufen haben, so als erste, sind heute schon wieder hinten runtergefallen. "Hauptsache wir haben Arbeit" .... Nu streiken se ... endlich. Gut in Arabien ist das ganze Chose derber ..
 
Wenn es die eine richtige Lösung gäbe, würden wir hier wohl nicht diskutieren. Und es stimmt auch, dass solche Probleme soviel Vorlauf haben, der uns vorenthalten wird und erst wenn es dann eskaliert wird man zur Spendendose gerufen, oder eben zur Waffe. Das ist deprimierend und ernüchternd, aber gleichzeitig motivierend, aus den Fehlern zu lernen und sich dafür zu engagieren, dass in Zukunft anders agiert wird. Wir werden hier auf keinen grünen Zweig kommen. Zumal ich mir selbst nicht gänzlich sicher bin, was meine Postition anbelangt. Ich denke zum einen ist militärisches Intervenieren keine Option, weil Gewalt immer zu Gegengewalt führt. Auf der anderen Seite ist die Situation das Resultat von politischer Misswirtschaft und eben kriegerischem EIngreifen von Außen. Also wo den Teufelskreis durchbrechen? Ich bin aber froh, dass hier so lebhaft diskutiert wird! Gute Besserung, Panzerreiter. viele Grüße, Oswald
 
Gute Besserung, Panzerreiter.
Mille Grazie und ein großes Kompliment anbei für Deine besonnene Haltung. Ich hatte eigentlich mit einer heftigen Reaktion gerechnet, die ich nach meinem sehr hart formulierten letzten Beitrag auch sicherlich verdient gehabt hätte. Ich denke, wir sitzen bei aller lebhafter Diskussion auf sehr vielen gemeinsamen grünen Zweigen. Die Gemeinsamkeiten werden gerne übersehen, wenn man über Details nicht einer Meinung ist. Militärisches Intervenieren sehe ich grundsätzlich auch nicht als den Königsweg an, aber unter Umständen ist er vielleicht die einzig verbleibende realistische Option. Und dieses - die letzte Option - soll es bitte prinzipiell auch bleiben. Der IS etwa aber ist mit Worten, Symbolen und gesetzten Zeichen wohl schlicht nicht zu überzeugen. Jetzt darüber zu diskutieren, was man im Vorfeld hätte besser machen können, ist für die Zukunft wichtig, aber für die Gegenwart schlicht zu spät. Da gehen wir durchaus in einigen Punkten konform, zumindest im Grundsatz. Und die Zweifel, ob man sich für den Richtigen entscheidet, sei es mit der Spendendose oder mit der Waffe, die haben wir auch beide. Ich bin mir mit meiner Haltung eben auch nicht sicher. Ich bin nur skeptisch genug, nicht der Überzeugung anheimzufallen, wenn eine Alternative schlecht sei, sei eine gerade vorgeschlagenen Alternative automatisch gut. Es heißt immer, für einen Streit oder einen Krieg brauche es zwei. Das wird vom vielen Sagen aber nicht richtiger. Für einen Frieden, für eine Verständigung, für einen Kompromiss braucht es zwei, aber nicht für einen Streit oder gar einen Krieg. Da reicht einer völlig aus. Was den Teufelskreis im nahen Osten betrifft, so habe ich da schon meine Meinung dazu, aber die ist so pessimistisch, dass ich hier nicht ungefragt andere damit belasten möchte.
 

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