Raginhild
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Ausstellung Richard I. „Löwenherz“ in Speyer Gezeigt werden ca. 200 Objekte rund um das Leben Richards aus sieben Ländern (u.a. Abgüsse der königlichen Grabplatten, das Kreuz Heinrichs des Löwen u. ein Exemplar der berühmten „Magna Carta“). DieAusstellung ist ein intensives und kurzweiliges Erlebnis, am besten mit dem wunderbaren Audioguide, der im Eintrittspreis enthalten ist und sogar eine eigeneTonspur für Kinder bietet. Highlights sind u.a. die Abgüsse der Grabplatten, deren Details ohne Farbe optisch m. E. leider nicht gut zuerfassen sind. Die Bemalung der Originale erfolgte historisierend erst nachträglich, also wurde sie bei den Abgüssen weggelassen. Sehenswert sind sie allemal. Spektakulär sind die Manuskripte u. Bucheinbände, die beim Betrachten einen Schauder über den Rückenlaufen lassen. Mir ist im Angesicht der Originale erstmals bewußt geworden, daß einige Blätter tatsächlich so blaß sind und es sich in den Veröffentlichungen eben nicht um schlecht gemachte Fotos handelt… Mein Lieblingsstück war ein Psalter mit seinem Buchdeckel, der quer aus verschiedenen Zeiten Schmuckelemente „recycelt“. Leider kommt das Prachtstück auf Fotos nicht recht zur Geltung, auch wenn der (dicke) Ausstellungskatalog sehr gut ist. (Fotografieren ist übrigens in der Ausstellung leider nicht erlaubt.) Besonderen Charme haben die Präsentationen der Lieder Richards (per Kopfhörer unbedingt anhören!) und des kleinen Saals mit dem „mittelalterlichen Rechenbrett“. – Einfach stilvoll u. schön! Die Standardzeit für einen Besuch (1,5 Stunden) wird der Ausstellung und ihren Exponaten nicht gerecht. Ich habe sechs Stunden gebraucht u. mußte mich trotzdem zur Eile zwingen. Vielleicht war auch der Besuch am Sonntag nicht optimal, denn zahlreiche Führungen produzierten Menschenwellen, die die Vitrinen gelegentlich blockierten. Das kostete Zeit u.Nerven. Die sehr sehenswerte Ausstellungim Historischen Museum der Pfalz in Speyer läuft noch bis 15.04.2018. Das Museum ist Dienstag bis Sonntag zwischen 10 u. 18 Uhr geöffnet. Wer eine evtl. weite Fahrt nicht nur für eine Ausstellung machen möchte: Das Museum bietet mit der Urzeitlichen Sammlung („Sonnenhut“ von Schifferstadt), dem Domschatz und den textilen Funden der Kaisergräber („Des Kaisers letzte Kleider“) weitere Kostbarkeiten, die unbedingt zu empfehlen sind! Zusätzlich gibt es im Museum mit seinem Café im Innenhof unter der Glaskuppel (gutes Essensangebot zu zivilen Preisen) immer wieder Konzerte, Lesungen oder Theateraufführungen. Ein Blick in die Veranstaltungen lohnt sich also, u.a. für ein Mittelalterwochenende für Familien zum Mitmachen, einen literarischen Abend mit Lesung u. Musik von Knut Säckel oder eine musikalische Lesung mit Tanja Kinkel u. Musik des Ensembles Capella Antiqua Bambergensis (ganz wunderbar!). Wer schon einmal in Speyer ist, wird sicher auch den Dom besichtigen und einen Spaziergang durch die Altstadt machen oder das Altpörtel (ein Teil der alten Stadtmauer) besteigen. In der Krypta des Domes sind besonders die Grabplatte von Rudolph v. Habsburg u. die rechts u. links davon gezeigten Steinplatten für die Kleidung dieser Zeit eine Augenweide – viel mehr als die wie ich finde eher würdelos übereinander gestapelten u. dicht an dicht gepackten Sarkophage der Bestatteten. Zum Abrunden einer kompakten Tour empfehle ich noch einen Zwischenstopp in Heidelberg mit Zahnradbahn zum Königsstuhl, Apothekermuseum u. Schloß sowie einer historischen Stadtführung am Abend. Im Herbst bei Sonnenschein u. buntem Laub auf den Bäumen rundum hatte das einen besonderen Zauber. Wer immer noch nicht genug hat, kann im Kloster Lorsch vorbeischauen u. sich das UNESCO-Weltkulturerbe ansehen. Leider hat das Museum wie so viele am Montag geschlossen… aber für mich war das auf dem Rückweg allemal besser als im Stau auf den Autobahnen zu stehen; zudem bot das Dorfcafé ein gutes zweites Frühstück. (Essen ist wichtig *zwinker*)
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