Bekleidung und bestimmt noch ganz viele Fragen dazu

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Hallo Uta, schön dass du nach da bist :) Wir haben hier schon öfter gesehn, dass sich Anfänger nach auch nur geringer Kritik sofort wieder aus dem Staub gemacht haben. Dass du das hier aushältst, ist ein gutes Zeichen, dass du in dem Hobby richtig bist, denn das ist eine der wichtigsten Eigenschaften von Mittelaltermenschen. Die Kritik und die Fragen hageln von allen Seiten, das hört auch bei richtig guten A-Päpsten nicht auf :) Es klingt bei dir ein bisschen so, als müsstest du dich erst zurecht finden in der Szene. Viele entdecken erst nach langer Zeit, dass sie doch etwas mehr in die Richtung des großen A gehen wollen. Was wir hier halt immer versuchen, ist Anfänger dvor zu bewaren, viele teure Sachen anzuschaffen und dann nach ein paar Monaten zu merken, dass ihre Ansprüche eigentlich schon viel weiter sind und sie das GroMi-Sein eigentlich nicht mehr toll finden. Das ist fast allen von uns so passiert, manchen kostspieliger, manchen günstiger, aber wir wissen, wovon wir reden. Aber zurück zu deiner Darstellung: Wenn du möchtest, dass es glaubhaft aussieht, würde ich mich voll auf eine Zeit konzentrieren. Enganliegendere Kleider kannst du in anderen Jahrhunderten zur Genüge haben und da gibt es auch sehr viel schmeichelndere Schnitte für Rubensdamen wie uns;-). Die Uta (13. Jhdt) zu machen, würde sich zwar sehr anbieten, weil zumindest die Näharbeiten nicht so aufwändig sind (und was man alles mit 1 m langen haaren machen kann... *neid*), aber die Schnitte sind halt noch sehr "Sackartig" (sorry Mara ;-)) Du musst das Kleid aber jetzt auch nicht 3 mal so weit machen wie du selbst, es reicht, wenn es etwas lockerer sitzt um die Taille, das kannst du durch die seitlichen Geren steuern (den Schnitt hat Firiel ja schon gepostet). Das richtige Material wäre feine Wolle oder noch viel besser Seide in kräftigen Farben. Falls du dich doch entscheiden würdest, lieber GroMi zu machen, sei halt so ehrlich und sag das auch, wenn man dich später fragt, dann wird keiner was dagegen haben.
 
Zur Vervollständigung. Uta, mein Schrieb ging weniger gegen dich, als gegen die Personen die dich zu dem "die Gerüchte stimmen also doch". Animiert haben mögen. Irgendwer muss dir ja den Flo ins Ohr gesetzt haben, dass es gaaaaaanz, gaaaaaanz, bööööööse Leute in der Szene gibt. ;) Gegen Anfänger habe ich nix. Ich mag Anfänger. Ich war selbst mal einer ... ;)
 
@Rotschopf: So schnell werdet Ihr mich nicht los. *lach* :nein Na, so schnell wandele ich meinen Geschmack eigentlich nicht. Was mir heute gefällt, gefällt mir i.d.R. auch noch in ein paar Jahren, es sei denn es ist total unpraktisch. Aber wie heißt es doch: Wer schön sein will, muß leiden. ^^ Und ich werde also erst einmal mit dem GroMi anfangen, die weiten Ärmel lasse ich dann ggf. weg. Was mich wundert ist die Tatsache, daß diese weiten Ärmel vor 1250 "in" waren und dann wieder deutlich später. Zumindest habe ich das bei der Houppelande gesehen und diese fällt doch in eine deutlich spätere Zeit oder irre ich mich da? Dein Kleid von dem Link gefällt mir gut. Nachdem ich den Blog gefunden habe, muß ich sagen, daß der Schnitt mich doch etwas an die Schnitte aus den 50er Jahren erinnert hat, die ebenfalls mit diesen sog. Prinzessnähten (auch Wiener Naht genannt: http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Naht ) arbeiten. Insofern könnte ich da wohl durchaus so einen Schnitt nehmen und anpassen. Anpassen muß man eigentlich immer (habe in meinem bisherigen schon einige Jahrzehnte andauernden Nähleben nur einmal einen Schnitt gehabt bei dem ich zugeschnitten, geheftet, anprobiert und gleich genäht habe ohne irgendwelche Änderungen - ist sonst leider nicht so). Und ansonsten übernehme ich meistens den Schnitt sowieso nicht 100%. Oder ich mixe die Schnitte, also den Ärmel von dem, das Oberteil von dem, etc. Ich hätte hier noch einen ebenfalls roten Stoff mit Seidenoptik. Aber ich befürchte, dazu der ebenfalls rote Umhang, das könnte doch ein wenig zu rot werden. :S Könnte sich auch beißen, obwohl ich fast denke, daß man sich damals da vielleicht nicht so die Gedanken drüber gemacht hat. Weiß da jemand was dazu?
Falls du dich doch entscheiden würdest, lieber GroMi zu machen, sei halt so ehrlich und sag das auch, wenn man dich später fragt, dann wird keiner was dagegen haben.
Ich sehe das jetzt nicht als Bildungsauftrag, sondern wollte halt meinen Spaß daran haben auch ein bißchen ins Bild zu passen. Vielleicht ist es auch nur die Lust in eine andere Rolle zu schlüpfen. Ich denke die meisten Besucher so einer Veranstaltung wollen einfach das Flair genießen und eine Art Zeitreise machen (wie jemand in dem anderen Thread geschrieben hatte) und nicht eine Bildungsreise ins Mittelalter unternehmen. Ich werde daher auch nicht - sollte mich überhaupt jemand fragen - so tun als sei das alles historisch korrekt. Also keine Angst. @Ritter Erasco: ich habe mir den anderen Thread durchgelesen (hat ziemlich gedauert) und ich muß sagen: da kochen ja die Emotionen richtig hoch. War wohl wirklich gut, daß Du den Teil ausgegliedert hast. ^^ Ich denke ich werde dort dann auch meinen Senf dazu geben, eben aus Sicht eines Anfängers oder eines Außenstehenden, wie auch immer man das sehen möchte. Muß nachher gleich nochmal gucken, ob da schon was Neues ist. @Morgan: Vielen Dank. Ich mußte so schmunzeln als Mara das mit den kurzen Haaren schrieb, sie konnte ja nicht wissen, daß ich keine moderne Kurzhaarfrisur, sondern die Frisur meiner Namensvetterin trage. Deswegen konnte ich mir den Kommentar auch nicht verkneifen. :D Viele Grüße von Uta
 
So, das war das und nun frage ich mal ein paar ganz konkrete Fragen, in der Hoffnung, daß mir jemand diese beantworten kann. 1. In welchem Zeitraum trug man einen Tasselmantel? 2. In welchem Zeitraum trug man eine Pillbox? 3. In welchem Zeitraum trug man figurbetonte Kleider? 4. Während welcher Zeiträume trug man Trompetenärmel? Und unabhängig von den obigen Fragen: paßt auf dem nachfolgenden Foto die Kleidung zueinander? http://images3.cinema.de/imedia/923...ma+InCuf+WGyZGONpFG54BcGDKzs2m9EcdXUIwQ==.jpg Vielen Dank im voraus. Gruß Uta
 
Hi Uta, also genau genommen sieht mein Schnitt so aus: http://wh1350.at/kleidung/historische-schnitte-anpassen-14-jhdt-cotte/, das ist nicht das selbe wie in modernen Schnitten, da die Nähte erst sehr viel weiter seitlich liegen. Das kam erst viel später, dass man auf die Brustrundung genau eingegangen ist. 1. In welchem Zeitraum trug man einen Tasselmantel? Ich würde jetzt mal sagen wollen, sicher zwischen 1200 und 1400 (kennt sich wer davor aus? aber sicher auch später noch, das war ein recht universelles Kleidungsstück und noch dazu ein repräsentatives. 3. In welchem Zeitraum trug man figurbetonte Kleider? Einmal im 12. Jhdt, beim Bliaut, da brachte man das Kleid mit einer Seitenschnürung auf Form. Danach war wieder Sacklook im 13. Jhdt, im 14. Jhdt kehrte man dann zur Körperbetonung durch Schnittanpassung zurück. So eng, dass man in der zweiten Hälfte Knöpfe einbauen musste, um sie überhaupt noch auszuziehn. 4. Während welcher Zeiträume trug man Trompetenärmel? im 12. Jhdt hatte das Bliaut solche, später im 15. Jhdt wieder die Houppelande, dann teils auch gezaddelt etc. Allerdings sag ich das jetzt mal sehr grob und pauschal, denn die Modeerscheinungen waren nicht überall gleich. Und an diesem Foto is derart viel falsch, da kann man echt nur sagen, ab in die Tonne. (Ist das aus dieser unsäglichen siegfried verfilmung?)
 
Da ich gerade für unsere "Reisegruppe" für den Sommer an einem Kitguide für 1214 arbeite, habe ich in den letzten Wochen einige Sachen zu ähnlichen Themen recherchiert. Ich habe mich hierzu auf möglichst deutsche Quellen zum Ende des 12. Jh. bis zum ersten Viertel des 13. Jh. bezogen, musste aber aufgrund der doch recht dünnen Bildquellen auch andere europäische Quellen zu Rate ziehen. 1. In welchem Zeitraum trug man einen Tasselmantel? Oft findet man diese Art von Mänteln als Repräsentationsmäntel des Hochadels (Krönungsmantel Roger II. (Anfang 12. Jh.), Sternmantel Heinrich II (1020), Mantel der Hl. Kunigunde (1. Viertel 11. Jh.). Sie wurden auch im 13. Jh. noch getragen (Uta von Naumburg, Naumburger Meister um 1230). Auch einige Bilder in der Manesse lassen eine ähnliche Mantelform erahnen (ab 1300). 2. In welchem Zeitraum trug man eine Pillbox? Zu Pillbox-Hüten findet man relativ wenig Belege. Vor der Uta von Naumburg (um 1230) ist mir in keiner der Publikationen etwas Ähnliches unter gekommen. 3. In welchem Zeitraum trug man figurbetonte Kleider? Wie Rotschopf schon schrieb auch schon im 12. Jh., insbesondere die Figuren am Königsportal von Chartes fallen mir dazu ein. An der Kathedrale von Angers in Frankreich findet man eine Figur, auf der die seitliche Schnürung relativ gut zu erkennen ist. Leider sind mit diesen Schnürungen auch die bei Dir nicht so beliebten Querfalten verbunden. Ab dem beginnenden 13. Jh. wurde die Mode eher sackartig, wobei es auch hier einige schöne Bilder von eng anliegenden Kleidern gibt, die allerdings keine schnürungen aufweisen. scheinen schlanke Frauen in schmalen Kleidern zu sein. (Tanz der Salomé im Lateinischen Psalter als England, 1. Viertel 13. Jh.) 4. Während welcher Zeiträume trug man Trompetenärmel? Aus meinen Recherchen (die natürlich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben) heraus würde ich sagen: ab ca. 1150 - 1220) In der zweiten Hälfte des 12. Jh. gerade bei den geschnürten Bliauts sehr beliebt, meist mit nahezu unendlich langen Ärmeln, die am Ende sogar Konten aufweisen (Chartes-Figuren um 1170) bis zu Abbildungen aus dem Lateinischen Psalter aus England (1. Viertel 12. Jh), wo Bilder von langen, weiten und geknoteten Ärmeln zeitliche mit engeren Ärmeln zu sehen sind. Für den deutschen Raum kenne ich leider keine wirklichen Belege. Selbst im Brandenburger Evangelistar (Beginn 13. Jh.) sind nicht sooooo weite Ärmel erkennbar. Ich müsste nochmal in das Evangeliar Heinrich II. schauen (um 1170), da könnte was drin sein. Bei dem Filmfoto kann ich mich Potschopf nur anschließen. Typisches Kostümbildchen aus den 50/60er Jahren Sandalenfilmchen. Nett anzushene, aber mehr auch nicht.
 
Hallo liebe Uta, deine Sorgen und Nöte kenn ich. Habe damals den Fehler gemacht einfach irgendwas zu kaufen weils cool aussah und es kamen ganz fürchterliche Kombinationen bzw etwas fürchterlich unpraktisches dabei heraus (aber sehr schönes :D http://www.ritterladen.de/Gewandung...eider/Kleid-und-Umhang-Beltane-Walpurgis.html - das Kleid ;) ) Und auch ein Filzwollmantel ist schön, besonders ein bodenlanger mit Kaputze... wenn es regnet, zwischen 5-15°C sind und Du nicht aufs Klo musst ;) Schau mal, habe hier ein Link der dir vielleicht hilft http://www.gewandung.de/gewandung_vorwort.shtml, ich fand ihn äußerst hilfreich, allerdings habe ich mich nach meinen zwei Reinfällen erstmal auf eine Zeit beschränkt und eine Gegend und mach das ganze jetzt Stück für Stück... Also wenn Du Interesse am Erfahrungsaustausch unter Newbies hast, hier is einer ;) LG Lissi
 
Zitat Mara: An der Kathedrale von Angers in Frankreich findet man eine Figur, auf der die seitliche Schnürung relativ gut zu erkennen ist. Leider sind mit diesen Schnürungen auch die bei Dir nicht so beliebten Querfalten verbunden. Meinst Du die hier gezeigte Figur? http://www.die-maskera.de/mittelalter-kostuem-selber-machen-bliaut-zuschneiden Da ist zwar eine Erklärung dabei wie man das Kleid zuschneidet und näht, ich muß aber sagen, daß ich anhand der Steinfigur nicht erkennen kann, daß es sich dort um einen in Falten gelegten, angesetzten Rock handelt. Für mich entstehen die kleinen Falten an der Hüfte dadurch, daß das Kleid nach unten hin sehr weit wird und dann zwangsläufig in kleinen Fältchen an den Hüften herab fällt. Oder seht Ihr das anders? Die Querfalten entstehen ja in erster Linie, weil das Oberteil viel länger geschnitten ist als der Oberkörper der Trägerin lang ist. Wenn man das Oberteil nun nicht überlang schneidet, könnte man dann die seitliche Schnürung nicht übernehmen? Ich habe noch einen einfarbigen Stoff, der ungefähr so aussieht wie der auf dem Bild hier: http://www.mittelalterzeit.de/Shop2/popup_image.php?pID=93&osCsid=2139d31b30f9c0ab0d6e2bfa85fde6b9 Der Schnitt von dem Kleid aus dem Link oben mit den Nähten und den vorderen Seitenteilen ist m.E. dem von Rotschopf sehr ähnlich. @Rotschopf: ich meinte genau den Schnitt den Du verlinkt hast. So unähnlich ist der den modernen Schnitten gar nicht. Je länger ich mich mit den Schnitten der damaligen Zeit befasse, umso mehr stelle ich fest, wie doch in der Mode der Neuzeit die Stilelemente des Mittelalters mit eingeflossen sind und sei es nur die Duschhaube, die dem Schnitt eines Baretts entspricht. ^^ Die kleinen Querfalten sind auch in den 50er Jahren ein beliebtes Stilelement, z.B. bei Abendkleidern, gewesen. Finde leider gerade kein Bild davon. @Lissi: Danke für den Link, werde es mir nochmal genauer ansehen. Gruß Uta P.S.: Ja, das Bild ist aus der Siegfried-Verfilmung. :D Gefallen tut es mir trotzdem.
 
@Uta: ich häng dir mal ein Urlaubsfoto an, fotografiert im südfranzösischen Arles: Arles-St.Trophime-Dame mit Tasselmantel 12. Jhdt (keine Ahnung, warum es in der Galerie liegend angezeigt wird ...) (Quelle: eigen) aus dem Kloster St. Trophime (http://www.patrimoine.ville-arles.fr/arles/ville.cfm?action=edifice&id=11), genau gesagt, der romanische Teil des Kreuzgangs dort. Das Kleid, das man hier sieht, ist auch ganz interessant mit dem gefälteten Kragenteil ... Vielleicht hast du ja Lust, aus den vorhandenen Stoffen "Prototypen" zu nähen? Die Kleider des 12. Jhdts sehen sehen zwar relativ schlicht aus, haben aber schon manche schneiderischen Tücken.
 
Ja, die Lösung mit der Rundpasse am Halsausschnitt ist interessant und so ganz anders als die bisherigen Kleider. Leider viel Stoffweite drin die dann unheimlich aufträgt mit Gürtel. Bei Größe 40 vielleicht noch ganz hübsch anzusehen, sieht das in großen Größen dann sicherlich ein wenig nach Litfaßsäule aus. :S Man könnte höchstens den Gürtel weglassen, aber ich glaube ich würde mir dann vorkommen als ob ich ein Nachthemd tragen würde. ;) Ich habe derzeit auch keinen Gürtel der so schön lang ist. Längste Gürtellänge die man so zu kaufen bekommt ist ja 130 cm. Da müßte man schon aus 2 Gürteln einen machen. Das wäre die nächste Herausforderung. Habe hier zwei schöne Ledergürtel aus hellbraunem dickem Leder zu liegen (ohne Ziernähte oder irgendwas). Vielleicht fällt mir da auch noch was ein. Ach *seufz* es gibt sooo viele Möglichkeiten. Danke für Eure Tips. Gruß Uta
 
wenn ich das richtig mit bekommen habe waren die Gürtel zu der Zeit aus Stoff oder sogar noch aus Brettchenbändern. Somit lässt er sich auch leichter in längeren Grössen herstellen...
 
Zitat Mara: An der Kathedrale von Angers in Frankreich findet man eine Figur, auf der die seitliche Schnürung relativ gut zu erkennen ist. Leider sind mit diesen Schnürungen auch die bei Dir nicht so beliebten Querfalten verbunden. Meinst Du die hier gezeigte Figur? http://www.die-maskera.de/mittelalter-ko…aut-zuschneiden
Hab mal ein Foto der dame von der Seite gefunden und das Ganze versucht umzusetzen: Bliaut angelehnt an Chartres (2. Hälfte 12. Jh.) Wenn Du bei dem Thread von vorne anfängst, bekomst Du ganz viele Ideen, die wir schon einmal zum Thema Bliaut 12. Jh. zusammen getragen haben. Und zum Thema Gürtel schau mal bitte hier nach: Schnittmuster Gürtel Manchmal hilft die Suchfunktion...
 
Hallo Mara, Dein Bliaut gefällt mir sehr gut. Du machst überhaupt sehr schöne Sachen. Und man kann auch schön die Schnürung erkennen. Den Gürtel-Thread hatte ich vor einiger Zeit schon gelesen, aber irgendwie nicht mehr dran gedacht. Ein Stoffgürtel ist natürlich die Idee. Durch die langen Schnüre und die Art wie er um die Taille gewickelt wird, hat er ja auch irgendwie eine streckende Wirkung. Den Tasselmantel gab es ja damals offenbar auch schon. Mit dem werde ich wohl demnächst anfangen, dann kann ich bzgl. des Kleides noch variieren. Ich habe schon gesehen, daß Du bei Deinem Mantel die Tasselscheiben der Uta von Naumburg verwendet hast. Dabei stellt sich mir die Frage, wie man diese Tasselscheiben befestigt hat. Wenn man sie wie einen Knopf verwendet, würde man ja riesige Knopflöcher benötigen. Wenn man ein kleines Knopfloch macht um nur den hinteren Teil durchzustecken an dem man das Band befestigt, dann könnte man ja den Verschluß gar nicht öffnen. Gibt es da einen Trick oder hat man den Mantel tatsächlich nicht geöffnet und einfach übergestülpt? Von der vorderen Schnürung beim Kleid bin ich nun ab. Ich würde aber gern an der vorderen farblichen Teilung festhalten, die Schnürung dann aber seitlich machen, ähnlich wie bei Deinem Kleid. Hast Du die grüne Kordel für die Schnürung in Wellen mit der Hand an die Kante angenäht? So sieht es für mich jedenfalls aus. Hast Du dann an die Kante noch irgendwie eine Verstärkung gemacht? Ich hätte Angst, daß der Stoff sonst ausreißt und das wäre ja schade. Wie Du siehst: Fragen über Fragen. Gute Nacht (morgen werde ich mir mal den anderen Thread komplett durchlesen). Liebe Grüße von Uta, die jetzt ganz schnell in die Heia muß... :danke
 
Dabei stellt sich mir die Frage, wie man diese Tasselscheiben befestigt hat.
Die Tasselscheiben haben hinten - ähnlich einer Brosche - eine Nadel als Verschluss. Sinnvollerweise verwendet man ein Tasselband (entweder wie im Fall meines Mantels ein seidener bestickter Stoffstreifen, der mit Leinen hinterfüttert ist, damit er sich nicht verzieht und etwas haltbarer ist. Diesen legt man innen an den Mantel. Dann von außen mit der Nadel durch den Mantel, dann das Tasselband, dann wieder Mantel, dann verschließen. Das Ganze auf beiden Seiten und voila - der Mantel hält. Durch das Tasselband hat man 2 Effekte: 1. Man kann die schöne Kleidung inkl. teurer Fibeln oder anderen Schmucks unter dem Mantel sehen. Wohlbemerkt - Tasselmäntel waren häufig Repräsentationsmäntel und dienten nidht unbedingt dazu, ihre Träger zu wärmen. 2. Man muss die Fibeln nicht jedes Mal öffnen, wenn man den Mantel ablegt. Durch die recht weite Kopföffnung kommt man selbst mit Schleier und Schapel problemlos durch.
Hast Du die grüne Kordel für die Schnürung in Wellen mit der Hand an die Kante angenäht? So sieht es für mich jedenfalls aus. Hast Du dann an die Kante noch irgendwie eine Verstärkung gemacht?
Ja, die Kordel ist von Hand angenäht, wie auch alles andere an dem Kleid. Ich würde empfehlen, den Stiff dahinter mit Leinen oder einem anderen festen Stoff zu verstärken. Mein Kleid hat ein Futter über diesen Bereich bekommen, ca. 5 cm Breit an beiden Seiten der Öffnung. Da reißt nichts aus. Ich persönlich würde von der Zweifarbigkeit absehen, kenne keine Belege. Was man machen kann, ist ein andersfarbiges Unterkleid, dessen engere Ärmel unter den Tütenärmeln rausschauen und die Ausschnitte waren um 1180 auch nicht ohne. Da sah man schon mal das feine Stöffen, das man darunter trug. Diesen zweifarbigen Effekt mit Miederschnürung ist eher ein Fantasyprodukt, das sich aus spätmittelalterlichen und Gauklerelementen zusammen setzt. Die Kleidung setzte sich ja aus Viereecken zusammen, vorne befindet sich normalerweise ein Viereck, dass mindestens Schulterbreite hat. Wenn Du den Tasselmantel an hast, dann kann man sowieso nur einen ca. 20 -30 cm breiten Streifen vom Kleid vorne sehen. Dann lieber eine Stofffarbe, die könnte aber so richtig knallen - Seidenbrokat gibt´s im amerikanischen ebay schon ab 14 €/ yrd bei einer 110 cm Breite. Die Tütenärmel in Kontrasfarbe mit Seide füttern, aus dieser Futterseide dann auch die Borten und den Gürtel. Dann ein seidenes Unterkleid in einer anderen Farbe. Bsp.: Überkleid in rot mit goldgelber Seide gefüttert und Borten + Gürtel aus gelber Seide, Unterkleid mit langen engen Ärmeln aus hellblauer Seide. Wenn dann der Tasselmantel dunkelblau oder grün wird - dann hast Du so ziemlich die knallbunten Farben des mittelalterlichen Adels getroffen. Arbeite mit Borten: Halsauschnitt, Oberarm, an den unteren Rändern der Tütenärmel, Saum - da sind keine Grenzen gesetzt. Wenn sich die Borte dann auch noch als Gürtel wiederfindet, dann macht das die Sache besonders rund.
 
Also der Mantel wird burgunderrot, da führt nun kein Weg dran vorbei. Ich habe hier den Samtstoff schon zu liegen. Ich beabsichtige ihn blau zu füttern. Bisher habe ich aber nur anthrazitfarbenen Futterstoff da. Mal sehen was ich noch finde. Das Kleid wird nun auch rot, allerdings etwas heller. Die Farben beißen sich aber nicht. Es ist ein seidenähnlicher Stoff mit einem leichten Goldschimmer, was durch unterschiedliche Farben von Schuss- und Kettfaden herrührt. Auf Figur werde ich es durch eine Schnürung an der Seite bringen, ähnlich wie bei Deinem Kleid. Die Idee mit den angenähten Kordeln finde ich klasse. Kontrast werde ich dann wohl mit Borten reinbringen und ggf. dem Gürtel. Bei dem Stoff weiß ich noch nicht, ob diese Tütenärmel gut aussehen, er scheint mir ein wenig steif zu sein, muß mal sehen wie er nach der Wäsche ist. Näht sich so aber deutlich besser. Wenn Tütenärmel nicht klappen sollten, könnte ich das Kleid dann auch ärmellos machen und die Tütenärmel für das Unterkleid machen oder ist das unüblich gewesen? Falls ärmellos möglich ist, hatte man schon Armausschnitte oder war das Überkleid dann an den Armausschnitten auch eher gerade geschnitten und hatte damit die sog. überschnittene Schulter? Für 1250 wäre dann für das Unterkleid wohl eher der enge Ärmel geeignet mit diesen Stoffknöpfen, oder? Gruß Uta, die allen einen schönen Wochenanfang wünscht.
 
Bei dem Stoff weiß ich noch nicht, ob diese Tütenärmel gut aussehen, er scheint mir ein wenig steif zu sein, muß mal sehen wie er nach der Wäsche ist. Näht sich so aber deutlich besser.
Vorsicht!!! Immer erst waschen, dann nähen. Man weiß nie, ob der Stoff noch einläuft und nachher hast Du Dir die ganze Näharbeit umsonst gemacht, weil es nicht mehr passt. Außerdem weiß man dann schon vor dem Verarbeiten, ob das Tragegefühl sich ändert oder ob der Stoff steif bleibt.
Wenn Tütenärmel nicht klappen sollten, könnte ich das Kleid dann auch ärmellos machen und die Tütenärmel für das Unterkleid machen oder ist das unüblich gewesen?
Ärmellose Cotten sind sicherlich ab Mitte des 13. Jh. zu finden. Mir ist so, als ob in der Kreuzfahrerbibel was zu sehen ist. Definitiv dann aber ab 1300, zu finden im Codex Manesse. Generell kenne ich persönlich keine Darstellung mit ärmelloser Cotte über Tütenärmeln. Immer nur über eng anliegenden Ärmeln.
Für 1250 wäre dann für das Unterkleid wohl eher der enge Ärmel geeignet mit diesen Stoffknöpfen, oder?
Ja, wobei ich sicherlich auch noch die Stoffknöpfe weglassen würde. Knöpfe an Frauenärmeln erst deutlich später, Knöpfe waren generell im europäischen Raum in dieser Zeit nicht so verbreitet. Man ließ sich da eher in enge Ärmel einnähen. Aber mit ein wenig Geschick bekommt man auch Ärmel hin, die man ohne Knöpfe eng am Unterarm trägt. Im Zweifelsfall einen dünnen Wollstoff in Köperbindung diagonal zuschneiden, das bringt Elastizität. Diese Technik wird auch bei Beinlingen gern benutzt um sie eng anliegen zu lassen.
 

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