Bestattung

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Kreuzfahrer01

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Hallo zusammen! Hat jemand von euch eventuell Kenntnis darüber, wie im Mittelalter auf dem Friedhof Erde ausgehoben wurde, wenn im Winter die Erde hart gefroren war? Wurde mit Feuer gearbeitet, oder ausschließlich mit Muskelkraft und Schaufel? Vielen Dank für eure Tipps! Habt ein schönes Wochenende! Liebe Grüße Klaus
 
Nabend, es folgen eigene Vermutungen und Überlegungen. Belege habe ich keine zur Hand. Ich bitte daher, wie üblich, mir zu widersprechen, wenn ich Blödsinn rede. Generell wurde Erdreich m.W. zunächst mit einer Hacke gelöst und dann mit Schaufeln entfernt. Schaufeln oder Spaten aus Metall gab es m.W. nicht. Außerdem gilt ja auch immer die Frage, wann und wo. Die klimatischen Bedingungen waren ja durchaus andere als heute. Inwiefern Böden dann gefroren waren ist also die Frage. Wobei es da sicher Erkenntnisse gibt. Um gefrorenen Boden aufzutauen bräuchte man m.E. auch Unmengen an Brennstoff. Auf der anderen Seite besteht ja wieder die Frage, wie tief Böden gefroren waren. Also lange Rede, kurzer Blödsinn: Ich vermute mal, dass gehackt und gegraben wurde. Dauert bei gefrorenem Boden halt sehr viel länger... Bei extremen Temperaturen könnte ich mir vorstellen, dass Leichen zunächst, "zwischengelagert" wurden. ZB. in flachen Gräbern, mit Steinen abgedeckt, in Krypten o.ä. und ordentlich bestattet wurden, wenn die Bodenverhältnisse es zuließen. Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, freue mich aber auf qualifizierte Beiträge.
 
Zum Friedhof weiß ich nichts, aber zum Spaten habe ich einen Einwurf. Schaufeln aus Metall hatten schon die Römer. Im Clemens Sels Museum in Neuss liegt so eine. Als Hobbygärtner musste ich unbedingt einen Holzspaten haben, weil ich unbedingt wissen wollte wie es sich damit arbeitet. Meine Erkenntnis da draus : Grabwerkzeug und Schuh müssen zusammen passen. Mit wendegenähten Schuhen bricht Dir der Fuß in der Mitte durch, wenn Du das X-te Mal auf die Kante des Metallspatens drückst. Es tut sauweh. Der Holzspaten hat eine breite Kante und man kann wunderbar mit wendegenähten Schuhen arbeiten. Die Römer hatten andere Schuhe, zum Teil doppelte Sohlen und genagelt,damit müsste es möglich sein mit einem Metallspaten zu arbeiten. Braucht man für einen kompletten Spaten wirklich so viel mehr Metall wie für einen Spatenschuh ? Ich weiß nicht ob Materialknappheit da im Vordergrund stand, wie es immer heißt. So wirklich mag ich das nicht glauben. Zumal der Spatenschuh schlechter sauber gehalten werden kann als ein Spatenblatt und dem Zerfall damit stärker ausgesetzt ist. Wie gut man in den Boden eindringt, ist sicherlich auch stark von der Beschaffenheit der Erde abhängig. Es gibt Böden da braucht es immer eine Hacke und in andere kann man gut eindringen. Lehm, Sand und Humusanteil aber auch Steine im Boden machen da Riesenunterschiede. Ein Vorteil hat Dauerfrost, wenn der Boden eingefrohren ist, halten sich auch die Toten frisch. Wäre es möglich das man einfach gewartet hat bis der Boden wieder offen war ?
 
Ein Vorteil hat Dauerfrost, wenn der Boden eingefrohren ist, halten sich auch die Toten frisch. Wäre es möglich das man einfach gewartet hat bis der Boden wieder offen war ?
Aus einer Erzählung eines Alpenbauern Ende der 70er Jahre (Ötztaler Alpen) weiß ich noch, dass sie die Toten in ihren Särgen auf dem Dachboden (ungedämmt!) aufbewahrt haben, bis der Boden im Frühling aufgetaut war. Für den Zweck bewahrte man eigens einen oder zwei Särge auf dem Dachboden auf - je nach Erwartung, weil nicht nur der Boden gefroren war, sondern auch der Weg für einen Transport aufgrund der Schneemassen nicht genutzt werden konnte. Eine Anekdote, die der Bauer damals erzählte, besagte, dass die Bäuerin die guten (unbelegten) "Holztruhen" wohl auch nutze, darin ihr Trockenobst zu lagern. Was dann wohl eines Tages dazu führte, dass versehentlich das Trockenobst beerdigt wurde und der Opa auf dem Dachboden blieb. =O Das fiel dann erst auf, als die Temperaturen stiegen. :/ Ich fand die Geschichte damals ungeheuer beeindruckend. Aber ein Fünkchen Wahrheit wird wohl drin gesteckt haben. Auf einem kleinen privaten Friedhof, auf dem ich vor vielen Jahren schon mal mitgeholfen habe, wurden Grabflächen im Herbst mit Laub dick abgedeckt, so dass der Boden nicht so stark durchfror. Das hat ganz gut funktioniert. Durchaus denkbar, dass man so einfache Mittel auch damals genutzt hat. Ist aber nur eine Vermutung.
 
Moin! Ich hatte mal einen Bericht gelesen, dass in Berlin bei extremen Winterwetter die Grabstellen mit glühender Holzkohle bedeckt wurden und die Glut abgedeckt wurde, bis die oberen 20cm aufgetaut waren. Auch recht einfach...
 
Ich wäre auch für ein Abwarten als wahrscheinlichste Methode - es war zum Teil nicht unüblich Leichen die zB auf Reisen gestorben waren in bleigefassten Särgen auch über längere Strecken zu transportieren um sie "zu Hause" zu bestatten - warum dann nicht auch, entsprechenden sozialen Status vorausgesetzt um sich so einen Sarg leisten zu können, statt räumlicher zeitliche Distanz so überbrücken? Hier ist eine Doku zu einer entsprechenden Bestattung aus England, hier war der Bestattete offensichtlich auf einem Kreuzzug verstorben: https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/der-ritter-von-st-bees-102.html Von der Doku mag man halten was man will, aber der verhältnismäßig gute Erhaltungszustand des Toten spricht mE dafür, dass es technisch möglich war, gerade bei niedrigeren Temperaturen auch mal eine Zeit zu überbrücken bis Erdbestattungen wieder möglich waren. Ohne zwingende Umstände scheint dies aber nicht üblich gewesen zu sein, da die Dame die neben dem Ritter bestattet wurde offensichtlich ohne Sarg bzw in einem längst vergangenen Exemplar bestattet war.
 

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