Bettdecke im Früh / Hoch / Spätmittelalter? Wie deckte man sich zu (und wie macht ihr das heute in der Darstellung)?

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Thomas W.

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Hallo zusammen. :bye01 Wie der lange Titel schon erklärt, stelle ich mir die Frage, was im "Mittelalter" (+-500-1500) so als Bettdecke verwendet wurde? Mich interessieren hier zum einen (falls vorhanden) Belege und zum anderen, wie ihr diese in der Darstellung umsetzt, bzw. dieses Thema behandelt. Für mich sind also auch "Kompromisslösungen", die ihr vielleicht verwendet, von Interesse. Ich bin gespannt und freue mich auf eure Antworten. :bye01
 
Wenn man gezielt sucht, finden sich viele Bettdecken auf Abbildungen. Funde von Bettdecken kenne ich keine. (was aber nicht heißen muss) Einige Abbildungen deute ich als Pelzdecken (ab 1150 bis Ende Homi) Zackenmuster die nach Kürschner Arbeiten aussehen. Allerdings immer bei hochgestellten Personen. In den Kölner Zunftbriefen taucht die Zunft der Bettdecken Macher auf, wie diese aussehen ist mir allerdings nicht bekannt. Ebenso wenig, ob dort gewebt, genäht, gesteppt, oder gefüllt wurde. Kompromisslösung : für uns, habe ich (einfache Handwerkerdarstellung) dicken Wollstoff doppelt gelegt und mit Schafwolle gefüllt. Dann in großen Abständen gesteppt, damit die Wolle nicht durch die Decke wandert und klumpt. Das ist und angenehmer als ein moderner Schlafsack, da es nicht wirklich belegbar ist, kommt tagsüber eine handgewebte Decke darüber.
 
im deutschen Orden zb hat man sich mit dem Mantel zugedeckt. Is ja auch wolle und warm. Ich hab schöne gewebte Decken und die sind super warm. Drunter ein paar Schaffelle und ein Strohsack... super
 
Kommt drauf an, wer, wie, wann, bei welcher Gelegenheit. Im Sommer sicher anders als im Winter, reich sicher anders als arm, Soldat sicher anders als Zivilist, In Norwegen sicher anders als in Byzanz ... Für mich: Zivil (Sommer, Lagersaison): Ein paar Wolldecken, je nach Kältegrad noch ein paar Felle dazu. Unter die Wolldecken ein dünnes Laken (oder, halb-A, eine schöne, geschmeidige Kamelhaardecke), weil die Wolle sonst kratzt. In warmen Nächten auch mal gar nix - absolut gar nix. Aber nicht, dass jetzt diverse Damen nächtens in mein Zelt spicken kommen, gelle... (Oder gar diverse Herren :schock1 ) Militärisch: Nun, es hat schon seinen Sinn, dass die ursprünglichen fränkischen Mäntel (Sagum) goß und doppelt gelegt waren. Man kann so ein (Riesen)Ding entweder als kleine Zeltplane nehmen (Tarp / Lean-to, evtl Lanze als Firststange oder ähnliche Konstrukte) oder sich darin wie in einen Schlafsack einwickeln. Je nachdem, was man dann darin an Kleidung noch anlässt, wird das entsprechend warm. Im Sommer braucht man die Kleidung darin nicht, dann kann man sie gut zusammenrollen und als Kissen verwenden.
 
Ich verwende meinen Wikischlafssck. 2 Fleece - Decken, aussen rum genäht grobes Bauerleinen in rot- Weiss Streifen. Forentreffen - Teilnehmer sollten ihn kennen, hab ich regelmäßig dabei.
 
Ich verwende immer meinen Rechteckmantel als Decke. Wenn es etwas frischer ist, noch eine oder zwei Woll-Armeedecken dazu. Das ist super kuschelig warm.
Und wenn es regnet ? Verzichtet man dann auf den Mantel oder auf die Decke ? Die Frage ist ernster gemeint als es klingt, ich habe da schon öfter überlegt, das es Sinn macht einen Rechteckmantel auch zum schlafen zu nutzen, gerade auch bei längeren Wegen mit Übernachtung, aber was tun bei nassem Reisewetter ?
 
Ich verwende immer meinen Rechteckmantel als Decke. Wenn es etwas frischer ist, noch eine oder zwei Woll-Armeedecken dazu. Das ist super kuschelig warm.
Und wenn es regnet ? Verzichtet man dann auf den Mantel oder auf die Decke ?Die Frage ist ernster gemeint als es klingt, ich habe da schon öfter überlegt, das es Sinn macht einen Rechteckmantel auch zum schlafen zu nutzen, gerade auch bei längeren Wegen mit Übernachtung, aber was tun bei nassem Reisewetter ?
Wenn es regnet, habe ich das Zeltdach über mir. Und wenn der Regen da durch kommt, wird die äußere Decke etwas nass. Zur Not -wenn ich nur mit Mantel bedeckt bin und merke, dass es regnet - werf ich noch eine drüber. Historisch gesehen denke ich, dass man sich einen witterungsgeschützten Unterschlupf gesucht hätte. Dann ist der Regen auch kein Problem.
 
Ich glaube, Silvia meint, dass der Umhang ja nach einem Regentag schon ziemlich nass ist und es nicht so angenehm sein dürfte, sich dann damit zuzudecken.
 
Dahingehend habe ich noch keine Erfahrungen gesammelt.
 
Für welchen Bereich suchst Du denn? Im Haus oder unterwegs? Im Haus hatte man wohl Decken ... Leinen außen und ja nach Geldbeutel Daunen oder Wolle innen. So deute ich die Abbildungen. Oder eben eine gewebte Decke oder ein Leinentuch vielleicht. Unterwegs wird man sich wohl tatsächlich nur mit dem Mantel zugedeckt haben oder vielleicht mit einer Zusatzwolldecke. Wer sich ein Zelt mit Möbeln drin leisten konnte, der wird dann sicher auch so eine Decke wie er sie im Hause nutzt dabei haben. Wir nutzen im gewebte Wolldecken oder den Rechteckmantel. Wenns kalt ist auch mal eine Steppdecke mit Leinenbezug außen drum. Und wenn es ganz kalt ist den Schlafsack :zunge
 
Als untendrunter haben wir Schaffelle. Wir haben uns welche in der Größe des Bettes nähen lassen..... ich weiß - dekadent. Aber kuschelig. ;) Zum Zudecken Wolldecken und darunter ein normales Betttuch weil die Wolle halt kratzt. Wir schlafen oft "blank" - und frieren nicht. Wenns richtig frisch wird kommt oben drüber eine (ebenfalls dekadente) Fuchsdecke.... die war halt schon lange da und ist schön warm. Bei kaltem Wetter schlafen wir im Untergewand. Reicht. Felle im Bett hats bestimmt gegeben - Belege dafür? ?( Achja - als Kopfkissen haben wir ein ganz normales modernes Kopfkissen das wir in unsere Umhänge einrollen. Brauchen etwas höheren Liegekomfort wegen HWS. Im realen Mittelalter wurden zumindest unterwegs Mäntel/Umhänge zum Zudecken genutzt und für den Kopf zusammengerollte Kleidung oder eine Tasche. Zuhause: man kann wie schon gesagt viele Decken und Kopfkissen auf Bildern sehen. Gesine
 
@Silvia Der Einwand ist völlig korrekt. Man kann den Mantel entweder als Schlafsack nehmen oder als Decke oder als Zeltbahn. Aber nicht alles gleichzeitig. Und auch wenn der gewalkte Wollstoff eine gewisse Zeit lang regenhemmend ist, auch das hat irgendwann sein Ende, speziell wenn man Druck ausübt. Soll heißen: Wenn ich damit zuerst durch den Regen gewandert / geritten bin, dann taugt das Teil höchstens noch als Tarp, aber keinesfalls mehr als Decke oder "Schlafsack". Aber auch beim Reisen selbst bin ich über kurz oder lang nass bis auf die Knochen, weshalb ich bei Regen tunlichst auf das Reisen verzichten und mich stattdessen irgendwo unterstellen würde. (Auch heute, im Zeitalter von GoreTex und Funktionskleidung sind die Leute, die unbedingt bei Regen wandern wollen, doch deutlich in der Minderheit.) Die waren ja schließlich net blöd, damals... Für Dein Szenario machen wir uns zuerst mal Gedanken über die Reisesituation: Was habe ich außer dem, was ich am Körper trage, sonst noch dabei? Sprich: Habe ich Decken bzw Zeltplanen zusätzlich im Gepäck? Für den Zivilisten und seine Motivation bzw seine Ressourcen für eine Reise kann ich natürlich nichts allgemeingültiges aussagen, aber bei "Berufsreisenden" gehe ich davon aus, dass die schon einen Wagen hatten. Entweder einen, in dem man nächtens schlafen konnte, dann erübrigt sich die Frage nach Decken (im Wagen) oder Witterungsschutz (der Wagen selbst). Oder einen, in dem man zwar nicht schlief, aber in dem man Ausrüstung transportierte. Dann ist Transportraum für Decken und einen Witterungschutz ("Zelt" o.ä.) da. Konkrete Quellen zu reisenden Zivilisten im FMA sind mir aber leider nicht bekannt. Für das Militär sieht es etwas anders aus: Im wohlbekannten Brief an Abt Fulrad (806 AD) (Quelle: digitale Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek; Verlinkungen der URL sind eigentlich jederzeit ohne gesonderte Quellenangabe erlaubt, da man dadurch ja automatisch zur Quelle geleitet wird, nur inhaltliche Zitate müssten gekennzeichnet werden) befiehlt Karl der Große diesem, seine Truppen hätten ausgestattet zu sein mit "Waffen sonstigem Kriegsgerät, Lebensmitteln und Kleidung". Der Proviant müsse für 3 Monate reichen, Waffen und Kleidung für ein halbes Jahr. (sic!) Das klingt nach ordentlich Logistik mit einem ordentlichen Tross. Ich gehe mal davon aus, dass, wenn schon an Wechselklamotten für ein halbes Jahr gedacht wurde, auch die Übernachtung nicht vernachlässigt wurde. Bei Kleidung für einen solchen Zeitraum dürfte auch noch eine Decke dabei gewesen sein und/oder Planen, die im Tross trocken mitgeführt wurden, um bei Bedarf einen Witterungsschutz aufzubauen. (Der aufmerksame Leser erkennt, dass ich mich bemühe, um den in der Szene oft so polarisierenden Begriff "Zelt" tunlichst herumzumanövrieren ;) )
 
Für welchen Bereich suchst Du denn? Im Haus oder unterwegs?
Auch wenn "Lagern" absolut nicht mein Hobbyschwerpunkt ist, stelle mir aktuell ein halbwegs vernünftiges "kleines Lagerset" für Burgbelebungen und Lagerbesuche (bei denen auch übernachtet werden kann) auf Märkten oder internen Lagern zusammen. Das stand bei mir bereits länger auf dem Zettel und nun wird es Stück für Stück umgesetzt... Es darf nicht viel Platz in Anspruch nehmen, da ich oft weit entfernte Treffen und Belebungen mit einem "Familienkurzurlaub" verbinde und diese dann (mit dem anfallenden zusätzlichen Gepäck) eben auch oft mit im Auto sitzt... zuviel Hobbymaterial darf ich also nicht im Auto haben... das ist eigentlich das wichtigste... eine gewisse "Geschichtsnähe" ist mir mittlerweile allerdings auch wichtig, desshalb will ich es nicht (mehr) bei einer reinen Luftmatratze + Schlafsack belassen. Sieht ja auch (gerade bei Belebungen) irgendwie "doof" aus... :whistling: Eine Mischung aus Lammfell(en) und einem Mantel als Decke hatte ich auch schon im Kopf... Ich bin jedenfalls bereits "inspiriert" und lese gespannt weiter. :thumbup: :bye01
 
Dann bietet sich ja gerade eine Decke an, die kann man vielfältig nutzen. Tagsüber zusammengelegt auf der Bank als Polster, oder im Gras zum drauf sitzen, und nachts zum zudecken.
 
Jau und in einer schlichten Bindung (2/2er Köper zB) und Farbe (Natur, ZB grau), passt sie auch durch alle Zeiten und Stände. Gibt es noch diese Schweizer Armeedecken ? Die sollen gut sein.
 
ja- gibts noch. Ich hab jetzt bei Manufactum welche im Angebot gesehen. Die sind aber teuer..... Gesine
 
Ich nutze derzeit durchgehend durch alle epochen meinen mit Rosshar gefüllten Frümi Rechteckmantel, durch den Fellwechsel hatte ich im frühjahr die idee das Haar zu weiter zu verwenden, und hab es in einen großen Mantel zwischen zwei Wollstoffe einsteppen lassen. In den letzten 20 Jahren ist mir noch nichts kuschligeres unter gekommen :)
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auf den meisten Abbildungen, zumindest aus der Zeit die mich am meisten interessiert, sieht man etwas was ich als gefütterte Wolldecke interpretier. Ich habe bis jetzt nur eine ungefütterte, welche lang genug ist das ich die oben umschlagen kann, was man auch oft auf Abbildungen, vorallem auch aus dem 15.jh, sieht, sie soll aber ähnlich wie Silvias noch gefüttert und abgesteppt werden. Da gibt es imho auch Textquellen die von "Gambesonierten", also abgesteppten Decken reden, ich kann mal schauen ob ich sie wieder finde. Hier ein paar meiner Quellen für "meine" Zeit: https://www.pinterest.de/singadiesner/betten-1250-1350/ (quelle: Pinterest)
 

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