Beutelbuch

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J

Jo66

Guest
Habe hier mal zwei Bilder von einem, von mir angefertigten Beutelbuch eingestellt. Das Buch ist nach einem mittelalterlischen Vorbild angefertig. Der Buchblock aus Büttenpapier wurde von mir per Handheftung auf Hanf geheftet. Auf dem Rücken kann man die Bünde erkennen. Auf dem Deckel - der aus gutem Buchenholz ist, erkennt man kleine runde Abdrücke, die von den Holzkeilen stammen mit denen die Bünde und damit der Buchblock mit dem Deckel verbunden wurde. Eingebunden ist das Buch in Ziegenleder und mit eigenen angefertigten Messingbeschlägen versehen. Auch die Schließe habe ich aus Messing gearbeitet.Befestigt sind die Metalteile mit Messingstiften, die ich im Nietverfahren angebracht habe. Alle Materialien - auch der verwendete Klebstoff entsprechen den Materialien des 15. Jahrhunderts. Nur das Leder ist nicht nach der Methode dieser Zeit gegerbt, aber das sieht kein Laie.
 
Respekt wirklich toll gemacht. :thumbsup: :thumbsup: Nur Interessehalber. Ich habe bisher noch nie von solch einem Buch etwas gelesen, oder gesehen. Mich würde da mal ein Bildnis oder eine Quelle aus der Zeit interessieren, welches solch ein Buch beschreibt, bzw. abgebildet ist.
 
Dir kann geholfen werden: Beutelbuch (auch Buch im Beutel, Buchbeutel, Gürtelbuch bezeichnet eine ab dem 14. Jahrhundert sehr gebräuchliche Form von eingebundenen Büchern mit meist religiösem Inhalt (Gebet- oder Liederbücher und Almanache). Die Beutelform kommt dadurch zustande, dass über den Ledereinband ein zweiter Bezug gelegt wird, der über den Unterschnitt hinausragt. So kann das Buch daran wie ein Beutel getragen und auch am Gürtel befestigt werden. Die Bücher bestanden aus handbeschriebenen Pergamentseiten, unsere sind aus einem handgeschöpften Papier gefertigt und handvernäht. Die Buchschließen (unsere sind aus Messing, Kupfer oder Bronze)verhindern, dass sich das Buch von alleine öffnen kann. Im 16. Jahrhundert endete die Gebrauchsform von Beutelbüchern. Eine geringe Anzahl (23 Stück) von Original-Beutelbüchern sind noch heute in den Handschriftenabteilungen verschiedener europäischer Bibliotheken erhalten. So findet sich beispielsweise ein gut erhaltenes Exemplar (1454-1484) in Kremsmünster in Österreich. Ein weiteres, das Gebetbuch der Margarethe von Münsterberg, Fürstin von Anhalt, aus der Zeit um 1500, in der Anhaltischen Landesbücherei Dessau. Quelle: http://www.bockscher-handwerksladen.com/kategorie.aspx?kat=76006 Bilder : http://de.academic.ru/pictures/dewiki/77/Mann-mit-beutelbuch.jpg http://farm4.static.flickr.com/3416/3273253797_f5d6d1fc46.jpg?v=0
 
Jo. Danke für die Mitteilung. Wieder was gelehrnt. :thumbup:
 
Tolle Sache, das! Und interessant zudem. Du meintest, auch Kaufleute hätten solche Bücher für ihre Arbeit genutzt und getragen - also quasi als Notiz- oder Auftragsbuch? Gibt es davon auch noch Originale oder Funde?
 
Es gibt nur noch 23 (diese Zahl entnehme ich meiner Fachlitertaur) Beutelbücher. Der Rest ist verloren gegangen oder aber, was durchaus üblich war zerschnitten worden. Früher wurden die Bücher liegend auf Pulten gelagert. Daher auch immer wieder die Metallbeschläge, die verhinderten, dass das Leder oder Pergament mit dem Pult in Berührung kam und daurch kaputt ging. Als man dann mehr und mehr Bücher ansammelte kam man auf die "tolle" Idee Bücher in Regale zu stellen. Und da störte der lange Lederlappen der Beutelbücher und so ging man hin und Schnitt die Lappen ab und schon konnte das Buch im Regal stehen. So gesehen gibts noch mehr Beutelbücher aber leider nicht mehr erhalten in der ursprünglichen Form erhalten.
 
Wow - echt klasse - machst du die auch auf Bestellung? :rolleyes: :thumbsup: Bin schon lange auf der Suche nach einer guten Replik :nein
 
Ich habe es bisher noch nicht auf Bestellung gemacht. Ich interessiere mich halt, bedingt durch meinen Beruf für verschiedene Einbandstile und versuche so nah wie möglich am Original Repliken herzustellen. Für dieses Beutelbuch hatte ich nur eine mittelalterlische Darstellung aus einem Altar. Aber wenn Interesse besteht und ich nicht gleich morgen liefern soll, kann ich auch gerne ein weiteres anfertigen. Habe auch Repliken von den ersten Pergamenteinbänden und schweren Holzeinbänden mit Ketten ( Kettenbuch) Früher wurden auch Bücher geklaut und um das zu verhindern wurden sie mit einer Kette am Pult festgemacht. http://de.academic.ru/pictures/dewiki/75/Kettenbuch_2.JPG Aber das nur am Rande, denn so ein Buch will man nicht mit sich rumtragen und ich habe auch auf keiner Veranstaltung bisher eine historische Bibliothek oder Scriptorium entdecken können, wo man so etwas darstellen könnte. Vielleicht sollte ich mal mir die Arbeit machen und versuchen ein Scriptorium aufzubauen. Sind Mönche anwesend? :groehl
 
Hallo Jo66, eine wirklich schöne Replik. Echt eine tolle Arbeit. Ich hätte evtl. auch Interesse an einem solchen Buch. Melde dich doch einfach per PN bei mir wegen Größe und Preis. Liebe Grüße Clemens von Treist
 
Bei so viel Interesse könnte man doch echt in die Versuchung kommen, ein Workshop durchzuführen. ;) Nun und wer benötigt so ein Buch. Na Händler und Lagerteilnehmer um die Notizen darin zu vermerken. ;)
 
Sehen echt nicht schlecht aus. Aber keine A Mittelalterbücher. [font='Arial,Helvetica']Fadengeheftet auf Heftband, falsche Bünde[/font] Das heisst, dass auf Material geheftet wurde, welches erst im 19. Jahrhundert aufkam und um den Eindruck des Echten zu erwecken hat man falsche Bünde draufgepappt. Verstehe das nicht ganz warum die dann nicht direkt auf Hanfbünde geheftet haben. Aber was solls jedem das Seine. Bei mir wird direkt auf Hanf (wenn ich nach dem Rauchen noch was übrig habe :ups ) geheftet und somit ersparen sich billige Kopien der Bünde.
 

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