Bildungsauftrag

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Öffentlich-Rechtliche Sender haben einen Bildungsauftrag und erheben deshalb Gebühren. Das ist eine deutliche Auftragslage mit Leistungs-Gegenleistungsprinzip. Wenn ein solcher Sender einen Film produziert, kann man erwarten, dass der Sender seiner Auftragslage nachkommt und entsprechend verantwortungsvoll umgeht. Eben das ist beim aktuellen Fall (Die Pilgerin vom ZDF) eben nicht passiert, weshalb Kritik mehr als nur angebracht ist.
Sehe ich anders! Wo steht, das die ÖR-Sender einen Bildungsauftrag haben? Meines Wissens haben sie nur einen Informationsauftrag und genau dafür wird die Abzockgebühr erhoben. Oder willst du mir jetzt weismachen, dass das Komödiantenstadel, die Fußball-WM, Olympia, der ZDF-Fernsehgarten, ... einen Bildungsauftrag haben? Die Frage ist jetzt, wer seinem Auftrag nicht nachgekommen ist. Ein Regiseur, der einen Fantasyfilm, meinetwegen nach historischen Vorlagen, gedreht hat und sich etwas zu weit aus dem fenster gelehnt hat, indem er den Film als historisch korrekt hingestellt hat. Oder das ZDF, das hier 2 Programmabende gefüllt hat.
Ein Darsteller auf einem Markt hat seine Vereinbarung nur mit dem Veranstalter. Ein Darsteller in einem Museum hat seine Vereinbarung mit dem Museum, das wiederum hat eine Bildungsverpflichtung (durch den meist öffentlichen Geldgeber) und muss dementsprechend sorgfältiger agieren, was ja für gewöhnlich auch stattfindet. Eine Verpflichtung der Darsteller gegenüber Besuchern besteht nicht, es gibt ja auch keine Vereinbarungen dazu und einen stillschweigend erteilten Bildungsauftrag wird man nur schwer konstruieren können.
Also steht es jedem Darsteller zu, einen Touri zu verarschen, nur weil vertraglich nichts geregelt ist, dass kein Igluzelt aufgebaut werden darf? Vielleicht hätte ich meine Eingangsfrage anders formulieren sollen. Ohne voreingenommen auf verschiedene Diskussionen einzugehen einfach mal fragen "ob persönlich jemand das Gefühl hat, den Touri auf Märkten entsprechend zu informieren". Somit hätte ich evtl. den Begriff Bildungsauftrag umgangen, aber inhaltlich wärs dieselbe Frage gewesen.
 
Also unser Staatsfernsehen (ORF) hat einen Bildungsauftrag. Dem wird auch dadurch nachgekommen, dass Dokumentationen produziert, Kabarett (nein, das ist kein Comedy, das ist Kleinkunst mit künstlerischem und intellektuellem Anspruch) oder auch Spielfilme (mit)produziert werden. In den letzten 30 Jahren wurden fast 500 Filme im Kinoformat durch den ORF ermöglicht, so wurden auch Bühnenstücke wie "Muttertag" oder "Indien" einem breiten Publikum zugänglich. Dass auch Dinge wie der Dödelstadl enstehen müssen... na ja. Ohne Licht kein Schatten. Blauäugig wäre ich davon ausgegangen, dass auch das deutsche Staatsfernsehen ähnliche Verpflichtungen hat und nicht unbeaufsichtigt mit Zwangsgebühren Trallalla-Programm machen darf.
Also steht es jedem Darsteller zu, einen Touri zu verarschen, nur weil vertraglich nichts geregelt ist, dass kein Igluzelt aufgebaut werden darf?
Ja. Leider. Das sehe ich auch kritisch, besonders nachdem ich diesen Sommer Ausblick auf einen halb-nackert-mit-kurzen-Jeans-am-Gasgriller-Ritter im Nachbarlager hatte, der es sich auf der Rückbank seines Transporters gemütlich machte, die er im offenen Zelt stehen hatte. Ist aber so. Die Vereinbarungen werden zwischen Lagergruppe und Veranstalter getroffen, die Auswahl der Gruppen trifft auch der Veranstalter. Das kann Dir und mir gefallen oder eben auch nicht gefallen, es ist aber trotzdem so. Bisher hat uns nur ein einziger Veranstalter dazu angehalten, auf historische Korrektheit zu achten. Bei allen anderen Veranstaltungen war das ein Anliegen, das von uns selbst ausgegangen ist. Auch die Initiative Besucher zu informieren, Gegenstände angreifbar und Handwerk verständlich zu machen, ist meist die unsere gewesen. Wobei ich aber auch nicht ausschliessen mag, dass man sich zur Gruppenauswahl einfach unsere Internetseiten angesehen hat und der Ansicht war, dass man uns diesbezüglich nicht mehr motivieren muss. Wobei ich dann aber gerne mal die Seiten von der Gasgrillertruppe gesehen hätte.
 
Du musst vielleicht bei den Gasgrillern auch bedenken, dass sie das sicher nicht auf ihrer Website zeigen, sondern vermutlich gestellte Fotos, wo sie "brauchbar" aussahen. Ich denke, jedem hier ist bewusst, dass Websitefotos nicht unbedingt den realen Bedingungen entsprechen. :eek:ff2 Einen echten Bildungsauftrag hat in Deutschland leider nichtmal mehr eine Schule, geschweigedenn das Fernsehn - egal, ob durch Zwangsabgaben (die versteckte Steuern sind) finanziert oder nicht. Was die Kids heute über MA lernen sind Klischees über Ritter in strahlenden Rüstungen über 2 oder 3 Halbjahre verteilt, gespickt mit dem einen oder anderen Krieg und großen Namen, damit es wenigstens pseudo-wissenschaftlich klingt. Aber das sind nur meine Gedanken zu GEZ und Lehrplänen. :back
 
[font='Arial, Helvetica, sans-serif']Aus „Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien (Rundfunkstaatsvertrag -RStV) in der Fassung des zwölften Staatsvertrags zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge (12. RÄStV)“ "§ 11 Auftrag Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist, durch die Herstellung und Verbreitung ihrer Angebote als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken und dadurch die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben in ihren Angeboten einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Sie sollen hierdurch die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern fördern. Ihre Angebote haben der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung zu dienen. Sie haben Beiträge insbesondere zur Kultur anzubieten. Auch Unterhaltung soll einem öffentlich-rechtlichen Angebotsprofil entsprechen. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen." Quelle: www.telemedicus.info (Anmerkung: Das müsste bzgl. des Paragraphen „Auftrag“ die neueste Fassung des RÄStV sein. Die unterstrichenen Passagen wurden von mir unterstrichen, um die hier dem Thema am Nächsten stehenden Themenbereiche hervorzuheben.) Tsjaaaa…..und eigentlich habe ich ja auch immer gedacht, dass die ÖR Sender einen Bildungsauftrag haben !!! Und dann kam Guido Knopp….. Bei der Pilgerin verstehe ich die Aufregung nicht, denn das ist eindeutig „Unterhaltung“ und aus Mediensicht auch nix Anderes als HDR oder Tatort oder Frau Holle. Also nix Bildungsauftrag. Aber Guido Knopp hat die zwei Bereiche „Bildung und Information“ UND den der „Unterhaltung“ zu sehr vermischt. Er gestaltete die Dokumentationen schon fast reißerisch und schmückte sie mit vagen Angaben aus. Wenn das also eine staatliche, gesetzlich geregelte, milliardenschwere Institution nicht hinbekommt Bildung und Unterhaltung zu trennen (und jetzt komme ich auf das ursprüngliche Thema zurück), wie soll das dann eine locker zusammengewürfelte Mittelalterszene hinbekommen, hier Bildungsauftrag (museumtauglich) und „Unterhaltung“ (Gromis und Marktwolpertinger) klar voneinander zu trennen. Nie und nochmals nie wird man das geregelt bekommen und deshalb wäre jede Anstrengung und Überlegung in diese Richtung müßig. Ich habe einen Anspruch an mich selbst und nur dem werde ich in erster Linie gerecht. Erst danach suche ich nach Gleichgesinnten und freue mich, wenn ich im Museumsdorf oder anspruchsvollen VAen auf Freunde treffe, die genau so denken und handeln. Erst dann freue ich mich, wenn mich ein befreundeter Doktor der mittelalterlichen Geschichte einlädt an der Wissenschaftl. Fakultät der Uni vor seinen Studenten eine Waffenschau der mittelalterlichen Waffen des HoMi durchzuführen oder ein befreundeter Museumsdirektor anruft und um Unterstützung bei einer bekannten HoMi-Ausstellung bittet. Das Thema Bildungsauftrag sollte man auf MA-Märkten nicht unbedingt erwarten aber man darf es dort anbieten, jedoch zeigt AndiP ja auf, dass dazu teilweise viel Geduld und Stärke gehört. Eine Museumsveranstaltung hingegen ist eigentlich ein Bildungsauftrag. Grüße Siegfried[/font]
 
ohjee entschuldigt die Formatierung. kann man das noch ändern? in der vorschau sah`s noch anders aus. naja ist ja auch schon spät :bye02
 
Und jetzt kommt einer, der viel Energie in seine Darstellung reinsteckt und kritisiert genau die, die Anfängerfehler gemacht haben. NEIN, ich möchte hier keinen an den Pranger stellen und auch keinen verurteilen, der in Zivil auf Märkte geht, obwohl er evtl. Wissen und eine entsprechende Gewandung hätte. Aber wäre er/sie nicht das klitzekleine Teilchen, das hier zeigen könnte, dass es besser geht?
Schon versucht, Fazit: einmal und nie wieder. So was nennt man auch "Perlen vor die Säue werfen". Wobei ich mir mit Sicherheit nicht anmaße, als BESUCHER auf LAGERGRUPPEN zuzugehen und denen erst mal einen Vortrag zu halten. Das wäre arrogant und seeehr unhöflich. Ein paar kamen von selbst auf mich zu und kamen ins Gespräch (weil halt anscheinend doch etwas aufgefallen ist; das waren übrigens die tollsten Gespräche), der Rest will auch gar nichts hören, da würde man so oder so nicht durchdringen. Es hängt einfach sehr davon ab, in welcher sozialen Rolle man sich gerade befindet. Ist man als "Lehrender" angestellt (das trifft in meinen Augen auch irgendwo für Lagergruppen zu, immerhin kommen genug Besucher mit Fragen auf die vermeintlichen "Experten" zu in dem guten Glauben, ihre Fragen wahrheitsgemäß beantwortet zu bekommen), dann ist die Aufgabe klar. Ist man als unscheinbarer Besucher da, ist man erst mal nicht in der Position, andere zu belehren, außer die soziale Rolle ändert sich innerhalb eines Gesprächs vom "Laien" zum "Experten" und der nun zum "Laien" gewordene Lagernde erkennt das geänderte Rollenverhalten. Ansonsten ergibt sich ein Intrarollenkonflikt, der m.E. genau diese ständigen "GroMi vs. A-Päpste"-Diskussionen auslöst. Die witzigerweise in Foren deutlich ausgeprägter sind als im RL. :D
 
Ich glaube, es ist einigen von uns schon mehr als einmal passiert, dass man auf einem Markt (und ich betone "Markt") sich den Spruch (vorzugsweise von Vätern vor ihren Kindern) anhören musste: "Das war ja damals gar nicht so,wie die das hier zeigen. Letztens in dem Film haben die das ganz anders gemacht..." Mir persönlich schwillt dann manchmal der nicht vorhandene Kamm und ich muss ganz ehrlich sagen: das ist der Moment, wo ich anfange, mir über Bildungsaufträge im Öffentlich Rechtlichen Gedanken zu machen. Immerhin finanziere ich dieses "wahre Mittelalter" mit meinen GEZ-Gebühren mit. Und jahrelange Recherchearbeit wird in Null-komma-Nix als ad Absurdum dargestellt. Glücklicherweise bin ich zu höflich, um die tollen Papas vor ihren Kindern zu belehren. Auf musealen Veranstaltungen ist mir das noch nie passiert, aber hier ist auch ein ganz anderes Publikum zu finden. Interessiert, lassen sich viel erklären, fragen nach. Wir wissen auch nicht alles, aber auf musealen Veranstaltungen ist es besonders schön, dass hier mehrere Darsteller mit einem guten Fachwissen zusammen etwas auf die Beine stellen. Da kann man gern mal an einen Kollegen verweisen. Aber um auf die Kernfrage zurück zu kommen: Im TV kann man manches als Unterhaltung durchgehen lassen. Dann sollte man es aber auch ehrlich so deklarieren. Und nicht werbetechnisch als "das Mittelalter - wie es wirklich war" vermarkten. Dokus haben da bei mir ein anderes Gewicht, diese laufen klar unter Bildungsauftrag. Aber auch hier gibt es gut und schlecht recherchierte. Mittelaltermärkte sind für mich Fun, Spaßfakor und häufig auch Kostümcampen. Ich werde keinen belehren, der es nicht möchte, wenn aber jemand gezielt nachfragt und Interesse zeigt, dann ist er herzlich eingeladen. Ansonsten laufen diese VA´s bei mir unter "nettes WE mit Freunden". Museale VA haben klar und deutlich einen Bildungsauftrag. Was mich mal interessieren würde lieber Courgan - wo siehst Du denn Deinen Auftrag?
 
Ich denke, jedem hier ist bewusst, dass Websitefotos nicht unbedingt den realen Bedingungen entsprechen.
Das sehe ich bei unsere Gruppe etwas anders und die Bilder entstehen unter realen Bedingungen. Wenn ein Besucher oder Teilnehmer von Veranstaltungen offensichtlich Mist erzählt, sollte ich versuchen es richtig zu stellen und so kann ich mein Wissen weitergeben. Ich habe bewußt "versuchen" gewählt, weil es immer wieder einige gbit die sich nicht belehren lassen. ;)
 
Courgan, gehen wir mal von den Lagergruppen und en Handwerkern weg. Laßen wir die Ambiente Darstellung mal außen vor. Du meckerst über die bescheidene Darstellung auf Märkten und/oder andere Veranstaltungen. Gleichzeitig weigerst Du Dich zu erzählen oder zu zeigen, daß Du als einzelner Darsteller der derartige Veranstaltungen heimsucht, es anders machst und kein bloßer Bilder Nachsteller bist. Mit Deinem Startthread gehört das sehrwohl dazu, und solange Du hier nur herummeckerst Courgan, kann man Dein ganzes Gemeckere getrost vergessen. Sei doch einfach mal so mutig und zeige uns, wie derjenige, der hier nach Bildungsauftrag fragt und gegen die Ambientedarstellung ist, selber damit umgeht. Es grüßt herzlich aus Berlin Uli
 
Was die Kids heute über MA lernen sind Klischees über Ritter in strahlenden Rüstungen über 2 oder 3 Halbjahre verteilt, gespickt mit dem einen oder anderen Krieg und großen Namen, damit es wenigstens pseudo-wissenschaftlich klingt. Aber das sind nur meine Gedanken zu GEZ und Lehrplänen.
Ich bin mit den Lehrplänen auch nicht glücklich und mit der Umsetzung an den Schulen ebenfalls nicht. Ich möchte das nicht vertiefen, denn es wäre 1. zu lang und 2. wahrscheinlich, wie Du ja schon klargemacht hast, off topic. Aber ich möchte kurz klarstellen, dass, bei allem zweifelhaftem Zeug, das man n der Schule in Geschichte lehrt, Klischees über "Ritter in strahlenden Rüstungen" nicht dazugehören. Klischees ja, jede Menge, weil derzeit politisch korrekt, aber eben nicht über strahlende Rüstungen. Das wäre gleichwohl womöglich sogar besser, weil die x-te Gesellschaftspyramide beim Durchschnittsschüler eh nicht hängenbleibt und ihn im Gegensatz dazu die Rüstungen wenigstens noch motivieren würden, sich selber mit Geschichte zu befassen... :back Mal eine ganz naive Frage: Mit Bildungsauftrag muss man lehren, ok, klingt einleuchtend. Wer diesen Auftrag nun konkret erteilt (hat) und wer ihn qualitativ überwacht, bleibt zwar bis jetzt im Dunkel der gesellschaftlichen Komplexität verborgen, aber die Grundannahme an sich ist plausibel. Aber bedeutet das, dass man ohne Bildungsauftrag nicht lehren darf? Oder dass man, wenn man einen Bildungsauftrag hat, nur noch und in allem was man tut, lehren muss? Courgan ist in seiner Neuformulierung den Begriff "Bildungsauftrag" rausgenommen. Damit hat sich die Frage aber entgegen seiner Annahme
Ohne voreingenommen auf verschiedene Diskussionen einzugehen einfach mal fragen "ob persönlich jemand das Gefühl hat, den Touri auf Märkten entsprechend zu informieren". Somit hätte ich evtl. den Begriff Bildungsauftrag umgangen, aber inhaltlich wärs dieselbe Frage gewesen.
eindeutig verändert. Es geht nun nicht mehr darum, ob man auf Märkten den Besucher ordentlich informieren ("bilden") muss/soll, sondern ob die einzelnen Darsteller das tun. Ganz andere Baustelle, weil die moralische bzw gesellschaftliche Verpflichtung weggefallen ist. Aus obligatorisch wurde optional. Eine Grundsatzdiskussion dazu ist damit mehr oder weniger obsolet, es hat nun eher den Charakter einer Umfrage. Ob man soll oder nicht, ob es eine wie auch immer geartete VErpflichtung dazu gibt, ob es verwerflich ist, es nicht zu tun, das ist nun alles nebensächlich, die Frage ist jetzt, wer das tut oder nicht und vielleicht noch warum. Das kann ich nur individuell beantworten, da ich nicht Herr über die Motivation, die Bedürfnisse und die Meinung anderer bin: Ich für meinen Teil tue das im Rahmen meiner Kenntnisse, deren Grenzen offen zu benennen ich mich auch gegenüber Besuchern und Laien nicht scheue. Ich tue das, weil es mir einen gewissen Spaß macht oder zumindest nicht unangenehm ist. Sind womöglich irgendwelche Lehrergene (wobei ich, entgegen dem etwas inzestuösen Standard, der dem Lehramtsberuf innezuwohnen scheint, nicht aus einer Lehrerfamilie komme). Aber, und das ist eine interessante Beobachtung, dadurch dass ich didaktisch reduziere, den Besucher da abhole, wo er steht und das Ganze der besseren Verdaulichkeit etwas anekdotenhaft und humorig rüberzubringen pflege, wird meine Bildungstätigkeit, wenn wir sie mal so nennen wollen, von zwar fachlichen Experten aber gleichzeitig didaktisch/pädagogischen Laien mitunter als nicht korrekt bzw fachlich hochwertig genug bewertet. Der Unterschied zu anderen Vermittlern ist häufig der, dass ein Besucher bei mir von dem wenigen, was präsentiert wird, viel mitnimmt, bei anderen Vermittlern dagegen von dem vielen, was präsentiert wird, nichts mitnimmt. Die Grundsätze didaktischer Arbeit habe ich an anderem Orte in diesem Forum schon mal dargelegt, das möchte ich an dieser Stelle nicht wiederholen. Man kann aber, denke ich, erkennen, dass ein Problem in der etwas schwammigen, um nicht zu sagen nicht erkennbaren, Formulierung der Qualität der Information respektive der Bildung liegt. Courgan, könntest Du eventuell die Kriterien, die für Dich in dem Wörtchen
den Touri auf Märkten entsprechend zu informieren
liegen, näher beschreiben?
 
Du musst vielleicht bei den Gasgrillern auch bedenken, dass sie das sicher nicht auf ihrer Website zeigen, sondern vermutlich gestellte Fotos, wo sie "brauchbar" aussahen. Ich denke, jedem hier ist bewusst, dass Websitefotos nicht unbedingt den realen Bedingungen entsprechen.
Eben! Aber da die Leute ja net doof sind, hoffe ich, daß man DAS Foto hier: Zelt (Quelle: Galerie Mittelalterforum - eigenes Bild) als Witz erkannt wird. Oder??? ;( :D So viel zum Thema ...
 
Aber bedeutet das, dass ......man, wenn man einen Bildungsauftrag hat, nur noch und in allem was man tut, lehren muss?
Jawoll!! Ich bringe den Azubis auch einen besseren Musikgeschmack bei... weil in meinem Büro-CD-PLayer nur gutes Zeuch läuft :thumbsup:
Aber da die Leute ja net doof sind, hoffe ich, daß man DAS Foto hier: Zelt (Quelle: Galerie Mittelalterforum - eigenes Bild) als Witz erkannt wird.
Jawoll!! Die abartige Holzhütte im Hintergrund versaut das ganze schöne Bild... so was gabs damals nicht. :zunge
 
Was mich mal interessieren würde lieber Courgan - wo siehst Du denn Deinen Auftrag?
Die Frage ist doch, ob ich mich berufen fühle einen Bildungsauftrag zu haben, bzw. ob sich all jene, die hier schön fleißig alles kritisieren den Auftrag annehmen es irgendwo besser zu machen. Vielleicht informieren viele von uns auch unbewusst mehr, als sie es überhaupt wissen.
Courgan, gehen wir mal von den Lagergruppen und en Handwerkern weg. Laßen wir die Ambiente Darstellung mal außen vor. Du meckerst über die bescheidene Darstellung auf Märkten und/oder andere Veranstaltungen. Gleichzeitig weigerst Du Dich zu erzählen oder zu zeigen, daß Du als einzelner Darsteller der derartige Veranstaltungen heimsucht, es anders machst und kein bloßer Bilder Nachsteller bist. Mit Deinem Startthread gehört das sehrwohl dazu, und solange Du hier nur herummeckerst Courgan, kann man Dein ganzes Gemeckere getrost vergessen. Sei doch einfach mal so mutig und zeige uns, wie derjenige, der hier nach Bildungsauftrag fragt und gegen die Ambientedarstellung ist, selber damit umgeht. Es grüßt herzlich aus Berlin Uli
Dann vergiss mein Gemeckere getrost. Ich habe ganz ehrlich gesagt keine Lust hier viel von unserer Darstellung zu schreiben, da ich, so wie Jorunn es schreibt, es als Perlen (wenn auch Plastikperlen aus Massenproduktion in Fernost wären) vor die Säue sehe. Außerdem geht es nicht um meine Darstellung, sondern um den Informationsfluss von uns allen auf Märkten.
 
Ich denke, dass das in eurem Falle klar erkennbar ist, Lisabeth. Und ich betone nochmal das Wort "unbedingt", lieber Hermann. Heisst ja nicht, dass es bei niemandem so ist, dass die Fotos aus der Situation heraus entstehen, im Gegenteil. Die meisten, die Museumsfotos haben (wo ich die Burg dazu zähle), zeigen auch das, was sie aufweisen können. Aber Gasgriller werden sicher nicht ihre Plastikgeschirre, ihr modernes Feldbett und eben den Gasgrill auf ihrer Website voller Stolz zeigen "Seht her, wir haben den ultra-modernen Gasgrill von XYZ, 4 Flammen stereo und eine kleine Grillplatte ist auch mit dabei. Natürlich tarnen wir das mit nem Jutesack oder einem Baumwolltuch, damit es der dumme Touri nicht sieht und wir keine blöden Fragen beantworten müssen."
 
Courgan, könntest Du eventuell die Kriterien, die für Dich in dem Wörtchen
den Touri auf Märkten entsprechend zu informieren
liegen, näher beschreiben?
Das geht dochschon mit dem Standartwitz los. Wenn ein Touri fragt, ob das Feuer echt ist, dann klärt man ihn halt entsprechend darüber auf. Wenn ich auf einem Markt meinem Handwerk nachgehe, dann kommen immer wieder Leute und schauen sich das an. Sicher kommen da auch manchmal Fragen, wo ich mir denke, welche Schule mein Gegenüber wohl besucht hat, aber im großen und ganzen finde ich da immer interessierte Zuhörer. Und jetzt kommt doch schon die entsprechende Information. Teile meines Werkzeugs sehen zwar stylisch aus, werden sogar in Haithabu im Freilichtmuseum verwendet (soviel zu staatlich geförderten Einrichtungen mit Bildungsauftrag), ist aber so in keiner Wikingersiedlung belegt. Also informiere ich darüber und erzähle bei Interesse, was ich zu dem Thema weiß und verweise ggf. auf Quellen, wo man mehr darüber erfahren kann. Es spielt hier im Thread übrigens keine Rolle, was ich mache und ich werde auch nicht weiter darauf eingehen, da ich mir zwar Informationen an entsprechenden Quellen geholt habe, es aber nicht auszuschließen ist, dass es nicht doch etwas ähnliches gab. ;)
 
Teile meines Werkzeugs sehen zwar stylisch aus, werden sogar in Haithabu im Freilichtmuseum verwendet (soviel zu staatlich geförderten Einrichtungen mit Bildungsauftrag), ist aber so in keiner Wikingersiedlung belegt. Also informiere ich darüber und erzähle bei Interesse, was ich zu dem Thema weiß und verweise ggf. auf Quellen, wo man mehr darüber erfahren kann.
Das ist für mich der völlig korrekte Weg, denn ich mit meinem Spielestand ganz ähnlich folge. Machen´s alle mindestens so, wäre die Szene ähnlich angesehen wie die der Napoleoniker.... die haben zwar auch oft viel ambientiges Zeuch im Biwak, aber insgesamt sieht das alles viel stimmiger aus. Und die "Darsteller" haben meist wirklich Ahnung von dem, was sie tun.
 
Die Frage ist doch, ob ich mich berufen fühle einen Bildungsauftrag zu haben, bzw. ob sich all jene, die hier schön fleißig alles kritisieren den Auftrag annehmen es irgendwo besser zu machen.
Müssen wir uns denn auf jedem Markt berufen fühlen? Behaupten wir, dass wir das "wahre Mittelalter" zeigen? Wenn ja, dann kann der erste Stein geworfen werden.
Ich habe ganz ehrlich gesagt keine Lust hier viel von unserer Darstellung zu schreiben, da ich, so wie Jorunn es schreibt, es als Perlen (wenn auch Plastikperlen aus Massenproduktion in Fernost wären) vor die Säue sehe.
Natürlich ist es leicht, hinter einem Vorhang zu stehen, und die Akteure auf der Bühne zu kritisieren.
Außerdem geht es nicht um meine Darstellung, sondern um den Informationsfluss von uns allen auf Märkten.
Ich persönlich habe mich von dem guten Gedanken schon längst verabschiedet, das ein Mittelaltermarkt Bildungsaufträge hat. Klar freue ich mich über jeden, der interessiert nachfragt, würde mich aber nie erdreisten zu behaupten, dass es genau so war, wie wir es machen. Ich bin kein Archäologe und kein Geschichtsprofessor. Es ist mein Hobby. Mein Wissen gebe ich gerne weiter, muss aber nicht missionieren. Und dass meine Wolle keine 800 Jahre alt ist, meine Nähnadeln (außer auf musealen VA´s) aus Stahl sind und auch meine Schuhe gelegentlich aus Sicherheitsgründen eine Gummisohle drunter haben, macht mich ja nun nicht zu einem schlechteren Menschen. Ich denke mal, unser Wissen geht in einigen Bereichen sicherlich über das normale Schulwissen hinaus. Aber Schulwissen gepaart mit "Pilgerin" und "Wanderhure"-TV - das ist das, was ich in einem vorherigen Post meinte. Und öffentlich lästern wir über solche TV-Machwerke, dievon uns mitfinanziert werden, auch nur, wenn der Besucher vom Markt verschwunden ist, also abends am Lagerfeuer. Da ist man unter sich. Und ich dachte eigentlich, hier ist man das auch. Wenn jemand eine andere Meinung hat, dann kann er diese natürlich gerne äußern. Dazu möge er aber bitte mehr ins Licht treten, im Dunkeln sehe ich so schlecht.... :whistling:
 
Die Sache mit dem Erklärbär. Wenn man viel liest und freiwillig lernt, was andere nicht wissen, gibt man auch gerne Auskunft. Besuchern etwas von der eigenen Leidenschaft abgeben, macht Spaß. Jetzt kommt das ABER, Besucher die mich angucken/behandeln, als hätte ich nicht alle Latten am Zaun, mag ich nichts erklären. Das passiert auf MA Märkten nun mal öfters als im Museum. Respekt ist keine Einbahnstraße. Es gibt Besucher, die kommen und meinen sie hätten an der Kasse einen Faxengroschen geworfen und dafür machen die in den komischen Klamotten den Affen. Man muss nicht grob werden, aber man kann ja mal ne Pause einlegen. Umgedreht muss man schauen, das man die Besucher nicht tot labert. Ab und zu mal beobachten, ob die Ohren gleich überlaufen und das Publikum nicht nur aus Höflichkeit da noch steht. Denn auch sie tun das ja freiwillig. Womit ich Schwierigkeiten habe ist, wenn den Leuten Mist erzählt wird. Das genannte Pannesamtkleidchen, oder wenn die Ausrüstung munter zusammengewürfelt wird, man erfindet eine Geschichte ala "wir sind reiche Pilger und reisen deshalb mit Holzthron, Bett, Kommode, Teppich und mit großen bunten Zelt" (weil man auf Bequemlichkeit ungern verzichtet in der Freizeit) und dem Besucher dann erzählt, so war das. DAS geht gar nicht. Das ist der Ansatz für all die vielen Streitereien zwischen A-Leuten und GroMis. Wer Ambiente machen will, sollte es auch so verkaufen. Dann ist das nichts Schlimmes. Ein Iglu Zelt oder Gummistiefel finde ich ehrlich. Es ist als Neuzeitlich zu erkennen, oder noch mehr, man sieht, es ist notwendiger Behelf. Meist muss man es gar nicht erklären, und wenn doch reicht meist ein Satz.
 
Was ich aus der bisherigen Diskussion mitgenommen habe? Bildungsauftrag ist mir bis zu einer entsprechenden Anstellung nebensächlich. Ich persönlich postuliere für mich eine Bildungsberufung. Ich beauftrage mich nur selbst zur Bildung, berufe mich also (jederzeit widerruflich) dazu. Ich bin nicht verpflichtet andere zu bilden, sehe mich selbst aber in der Pflicht im Rahmen meines Wissens wahrheitsgemäß zu antworten. Gerne gebe ich mein Wissen auch außerhalb konkreter Fragen bildend weiter, sehe mich dazu aber (nochmal) nicht verpflichtet. Noch nicht mal moralisch. Ich weiß dass die Welt (und das Geschichtsbewusstsein/-bild der meisten Leute) schlecht ist, aber das muss ich nicht ändern. Erst recht nicht im ungeeigneten Rahmen von Mittelaltermärkten. Danke Panzerreiter für diese Einsicht. Deine Posts bringen mich tatsächlich immer wieder weiter. :danke
 

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