Ein spannendes Thema - irgendwie habe auch ich den "szeneüblichen Imperativ" mehr oder weniger hingenommen (siehe auch Avatar-Bild), auch wenn mir Aussagen mit "alle" oder "immer" eigentlich automatisch sauer aufstossen. Gemeint ist hier sicherlich die "einfache" Bundhabe aus Leinen, nicht die gepolsterte Haube, die vom gerüsteten Kämpfer unter der Kopf-Rüstung getragen wird. Diese ist praktisch zwingend nötig, unter einer Kettenhaube auf Abbildungen etc. aber häufig nicht erkennbar. Im Ausstellungskatalog zum "Naumburger Meister" mit sehr vielen Abbildungen von Stiftern, Handwerkern, biblischen Personen und was sonst eben so als Statuen und Wandschmuck in diversen Kathedralen (u. a. Metz, Reims, Chartres, Amiens, Trier, Naumburg) im fraglichen Zeitraum verewigt wurde, habe ich trotz starker französischer Einflüsse (Reims als grosses Vorbild) zum allergrößten Teil Männer mit offenem, häufig langem Haar gefunden, nur bestenfalls jeder Dritte trägt eine Kopfbedeckung (von Gugel und einfacher Filzkappe über Reife und Bänder bis zur bischöflichen Mitra), Bundhauben sind mir dabei nur wenige aufgefallen - und grad bei den diversen Steinmetzen, die sich ja reichlich selbst verewigt haben, hätte nach meinem Verständnis eine Bundhaube als Staub-Schutz einigen Sinn. Nur in ganz wenigen Fällen konnte ich halbwegs eindeutig eine Bundhaube erkennen, z. B. bei einem der Knechte aus der Handwaschung des Pilatus im Westlettner des Naumburger Doms oder bei einer Figur in der Kreuzigungsdarstellung im Westlettner der Kathedrale von Bourges. Bei den besonders prominenten Stifterfiguren des Naumburger Doms trägt immerhin zumindest Ekkehard (wie im Eröffnung-Post angeführt) eine rot gefärbte Bundhaube mit gelben Bändern unter einer grünen Mütze. Hier also: Bundhaube = selten, wenn auch sicherlich die Frage gestellt werden muss, wie repräsentativ für das Alltagsleben diese Abbildungen sind. Es scheint also wirklich so zu sein, dass eben nicht jeder Mann im 13. Jhdt. praktisch immer eine Bundhaube getragen hat. Zumindest für die "ritterliche Oberschicht" nach meinem Verständniss auch nicht allzu überraschend, gilt doch langes, lockiges Haar regelmäßig als Zeichen von Kraft und Jugend. Das Thema bedarf sicherlich einer tiefergehenden Analyse mit genauer Betrachtung zeitlicher und räumlicher Eigenarten, aber es entsteht schon der Eindruck, dass sich hier aus einzelnen Quellen durch hinreichend häufige Wiederholung ein "allgemeingültiger Mythos" gebildet haben könnte, der einer genauen Überprüfung nicht standhält.