Buntes Glas für den Hausgebrauch

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Anabell

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Weiss jemand ob man in der Zeit von 1225 -1275 buntes Glas (ausser grün, blau und gelb) für Becher o ä. herstellen konnte? - ich finde dazu keine passenden Quellen. Aus Recherchen weiss ich das man in Venedig (später Murano) auf jeden Fall Trinkgeschirr und Co. hergestellt hatte, jedoch bekomme ich immer nur Informationen das man wohl fähig war, das bekannte grünliche Glas (Waldglas), das bläuliche oder transparente (bzw. gelbliche) Glas herzustellen. Da es den Glasmacher auch auf Tod hinaus verboten war die Stadt zuverlassen, konnte das Wissen auch nie wirklich nach aussen dringen. Andererseits war auch in dieser Zeit die Glasmalerei in ihrer Blütezeit die ebenfalls mit bunten Glas arbeitet. Aber auch hier scheinen die Farben noch nicht vollständig zu sein. Aber dazu bekomme ich keine detailierten Quellen, nur wage Andeutungen... Desweiteren stellt sich mir die Frage - sollte es der Fall das in der Glasmalerei mehrere Farben für gefärbtes Glas existiert haben - warum wurden diese Möglichkeit dann nicht anschliessend im privaten Haushalt verwendet? Lag es daran das die Glasmalerei zu diesem Zetraum scheinbar noch ein Monopol der Kirche war? Oder waren die Farben giftig? Und nun verliere ich langsam den Überblick und weiss ich echt nicht mehr wo ich noch nach Antworten suchen sollte. Hatte jemand zuverlässigere Quellen als sie mr vorliegen?
 
Lies mal das hier Da giebts ein Buch dazu das bestimmt sehr intresant ist. Kann man auch über Fernleihe bekommen.
 
also 1. GLAS WAR REGIONAL VERSCHIEDEN, solange du also keine Region sagst, kann man dir wenig helfen 2. WAR MURANO-GLAS ÜBERALL IN EUROPA EXISTENT - es gibt massig Belege für Glasbläser aus Venedig quer durch Europa; die mussten zwar damit rechnen umgebracht zu werden ^^ aber das hinderte nicht alle am Wegziehen; so z.b. fürs Spämi gibts für Wien / Ost-Ö einige Quellen für offensichtlich venezianische Glasbläser, die dorthin ausgewandert waren und das Glas herstellten 3. HANDEL WAR GANG UND GEBE - so haben z.b. viele kirchliche Leute die Gläser aus ihrer Heimat mitgenommen, auch aus dem heutigen tschechien/Ungarn kamen viele Gläser wie Funde belegen, ebenso wie aus Murano-importierte oder nach venezianischer Art in D,Ö, CH hergestellte Gläser in die deutschsprachigen Ländern (z.b. waren da die Glashütten rund um Wien für diese venezianische Art recht berühmt im Spämi bzw. angehender Renaissance) Glas war bis zum ausgehenden Mittelalter/Renaissance ein Luxusgut, erst danach fing es an sich im gutbürgerlichen Haushalt durchzusetzen. die Meinung es gäbe NUR Waldglas in D ist somit null und nichtig. Für Ö ist z.b. auch entfärbtes Glas mit blauer Dekoration, bzw. lila Tönung, gelblicher Tönung etc. nachweisbar (zu versch. Jahrhunderten evtl., hab das nimma genau im Kopf grad), aber es gab sehr wohl verschieden bunt gefärbtes Glas. Hing auch oft mit dem Wissen des Glasmachers (Technik, Brand,...) zusammen, mit dem Rohmaterial (eine Verunreinigung konnte schnell auch mal die Farbe entsprechend verändern), bzw. die jeweiligen Zusätze. hoffe dir damit etwas weitergeholfen zu haben. Warum Glasmalerei nicht im 0815-Haushalt verwendet wurde? Es war kein Billigprodukt, besonders Murano-Glas bzw. für Glasfenster mit all dem Aufwand rundherum! 1. Glas ist ein KUNSThandwerk - das konnte nicht jeder so einfach erlernen, und es gab oftmals regional nur sehr wenige Glashütten die sowohl Alltagsglas wie Trinkgefässe, Flaschen, etc. herstellten, und ebenso das Material für Glasfenster. 2. Es war eine kostspielige Prozedur, da manche Rohstoffe von weither importiert werden musste 3. Glasfenster, wie man sie aus Kirchen kennt, war auch aufwendig und entsprechend teuer; und so gibt es Hinweise dass z.b. viele Glasfenster aus unterschiedlichsten Ecken von selben "Firmen" (um es mal überspitzt zu bezeichnen) offensichtlich erstellt wurden, da wenn man die Größen & Positionen vergleicht, diese oft 1:1 übereinstimmen, und evtl. nur ein Symbol oder eine Hand verändert wurde, aber die Grundform ident ist - genaue Bsp. müsst ich bei Interesse nochmal in meiner Literatur nachschauen)
 
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Richtig was Firiel schreibt. Vielleicht für den einen oder anderen Interessant. Hier ein Paar berichte von dem Glasprojekt "Herstellung von Römischen Glas" bei dem ich 2007 und 2008 mitgewirkt habe,damals noch mit meiner Gruppe Glesum Sippe. Alleine die herstellung ist schon eine Wissenschaft für sich.Die Archis haben sich auf jeden Fall total darüber gefreut,weil Bronze gießen kann ja jeder. http://www.huscarl.at/wissenschaft16.php http://www.huscarl.at/wissenschaft18.php http://www.huscarl.at/wissenschaft20.php http://www.huscarl.at/wissenschaft23.php http://www.huscarl.at/wissenschaft35.php Tja,das waren noch Zeiten.Sollte vielleicht mal wieder etwas in dieser richtung machen.
 
Danke für die schnellen Antworten. Waren viele Interessante Dinge dabei... Und Firiel danke für die sehr ausführliche Antwort - das hat endlich viel Licht ins Dunkel gebracht :) Da ich diese Info nicht unbedingt für einen "Darstellungsbereich" haben wollte, hatte ich meine Fragestellung bewusster etwas allgemein gehalten und sie lediglich auf den Zeitraum eingegrenzt. Aber gemeint war das komplette Heilig römische Reich (und das bekanntlich nicht allzu klein) zwischen 1225 - 1275. Wenn ich mich aber irgendwann mal in die regionalen Unterschiede reinarbeiten will, wo könnte ich später da am besten vernünftiges Lesematerial finden? Das gleiche wäre auch interessant für den Brennprozess und die dazugehörigen Technik und was macht dazu sonst noch benötigen würde - kurz: was waren die Unterschiede gegenüber heute. Bekanntlich ist es ja so, umso mehr Hintergrundwissen man von einer Sache hat, desto besser lassen sich die anschliessenden Prozesse erklären. Und ich bin ja ganz ehrlich, momentan finde ich es zu anstrengend mich durch dutzende Quellen zu quälen und wäre daher echt erfreut wenn mir jemand einen Schups in die richtige Richtung verpassen könnte. :zunge Ein kleiner Schups reicht vollkommen, ich lege noch Wert auf die "Spurensuche" ;)
 
Hallo Anabell, hier vielleicht noch ein Nachtrag, da Firiel ja schon bereits sehr viel zu diesem Thema geschrieben hat: Also erst einmal war die höchste Kunst nicht farbiges Glas herzustellen, sondern klares und durchsichtiges Glas. Die Römer konnten das, das Wissen ist aber in den Wirren der Völkerwanderung "verloren gegangen". Die Grundbestandteile für Glas wie z.B. Sand ( Kieselsäure) kamen aber nur selten in reinster Form vor. Daher ist z.B. je nach Eisengehalt des Sandes die Glasmasse gefärbt. Zum Entfärben der Glasmasse benötigte man sog. Glasmacherseifen wie z.B. Arsenik oder Braunstein. Das Wissen der Glasmacherei war durch Überlieferungen antiker Quellen im 13.Jhd. durchaus bekannt (z.B. bei Theophilus Presbiter), wurde aber seltsamerweise est im 16,Jhd. allgemein in den Hütten eingeführt.Seit dem 17.Jhd. wurde von den Böhmern ein Kalk-/Kreidegemisch verwendet um die Durchsichtigkeit von Kristall zu erreichen (Balbinus, 1679). (Kristall war übrigens der Klassiker ("Brille" kommt von Beryllium !)) Zur Glasschmelze benötigte man aber auch "Altglas" und im 13.Jhd. schloß Venedig mit Antiochia eine Handelsvertrag über den Import von Glasbruch. In der Tat war Glas im MA ein Luxusgut und es wurde jetzt v.a.nicht wie in der Antike für den allgemeine Gebrauch gearbeitet, sondern für die Kirche. Hier aber fast nur Flachglas für Fenster, aber kaum Hohlglas Das lag daran das Glasgefässe, wie auch Kelche aus Holz und Blei, laut einer Homilie von Papst Leo IV (847-855) für sakrale Zwecke nicht verwendet werden durften. Venedig (Murano) war auf jedem Fall bereits im 13.Jhd eine Glashochburg und die Monopolstellung wurde 1291 verbrieft. Die Wahrung des Monopols stand übrigens tatsächlich unter Todesstrafe. 1383 heißt es : ut ars tam nobilis semper stet et permanent in loco muriani- damit die so vornehme Kunst auf immer in Murano erhalten bleibt. Auch im Osten waren farbige Gläser im Gebrauch, aber meist waren die Die Farben aufgelegte Emaillefarben. An die antiken Farben wie z.B. bei den röm. Millefiorigläsern kam aber im MA keiner ran. Buntes Glas war also in unserer Region alles andere als bunt sondern monochrom und gewiß kein Gegenstand des täglichen Lebens. Ich habe im Laufe der Zeit viele mittelalterliche Originale in der Hand gehabt oder gesehehen, aber mir ist adhoc kein Stück bekannt das Deine Frage endgülig beantwortet. Quellen: Glas, Mittelalter bis Biedermeier des Kestner Museums Hannover; Schönes altes Glas von C.Isings; Glas, Kunstgewerbemuseum Köln Ich hoffe ich konnte dienlich sein Anno von Köln
 
danke für die tolle Erweiterung! :) Werd mir die Quellen wohl auch mal zusammensuchen, klingt umfassend & ausführlich!
 

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